Archiv für die 'Pax et bonum' Kategorie



Frohe Weihnachten!

Veröffentlicht am Wednesday, 24. December 2014, 20:28

Die Tasche mit den wichtigsten Utensilien ist gepackt, jeden Tag kann es soweit sein. Ausgezählt für morgen, aber man weiß ja nie.

Nervosität.

Und freudige Unruhe.

Das Zimmer ist auch schon eingerichtet, Sachen gekauft, die Familie freut sich mit und alle sind gespannt.

Gut, üben kann man vieles davor, doch wie wird es dann wirklich sein?

Sicher mit weniger Schlaf.

Sicher mit weniger Freizeit, weniger Party, vielleicht auch weniger Zeit für die Freunde.

Und werden es die Freunde verstehen, wenn man ab dann die Welt anders wahrnimmt, alles anders wird, die einen Sachen unwichtiger und andere Sachen wichtiger werden?

Doch - wie man es von anderen so hört - möchte man es danach nie mehr anders. Ob das auch stimmt?

Es soll eine Liebe sein, die man noch nie verspürt hat.

Erst dann soll man wirklich wissen, was bedingungslose Liebe heißt.

Ist das nicht alles übertrieben?

Ich weiß nicht, wie es Euch geht, aber ich kenne das Davor und das Danach. Ich weiß wie es ist, wenn manche Nahestenden es nicht verstehen, daß man die Welt plötzlich anders wahrnimmt. Wenn alles anders wird. Wenn man eine Ahnung davon bekommt, was zu 100% bedingungslose und unverdiente Liebe sein kann. Doch auch ich möchte es nie mehr anders.
Und ich wünsche mir sehr, wie Franziskus von Assisi es mal vorschlug, daß wir Maria gleich Jesus jeden Tag neu gebären und Er durch uns in die Welt kommt, durch unsere Gedanken, Worte und Werke.
Möge er uns immer in freudiger Unruhe vorfinden und gut vorbereitet, wenn Er kommt.

Frohe Weihnachten!


Nicht gelogen, aber getäuscht.

Veröffentlicht am Sunday, 14. December 2014, 00:18

Nach langer Zeit kommt mal wieder was Medizinisches.

Und gleichzeitig ist es auch ein Lehrstück über die Macht, mit Statistiken die Wahrheit zu verschleiern, die eigene Ohnmacht zu kaschieren und das Enttäuschen von medizinischen Laien verhindern zu wollen, damit man selbst weiterhin als potent dasteht.

Vorgestern abend war ich auf einer sehr interessanten Fortbildungsrunde und Diskussion der Ärztekammer Nordrhein im Ärztehaus hier in Düsseldorf über den Sinn und Unsinn von Krebsscreeningmaßnahmen, also dem Mammographie-Screening, dem Darmkrebsscreening, dem Hautkrebsscreening und dem Prostatakrebsscreening als bekannteste Themenfelder.

Diese Screeningmaßnahmen - und das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen - haben dis heute keinen eindeutigen Beleg liefern können, daß durch das Screening überhaupt deutlich weniger Menschen an den Erkrankungen sterben, auf die man untersucht! Dies gilt insbesondere für die ersten drei, die alle von den Krankenkassen aufgrund der politischen Verpflichtung durch medizinische Laien (Politiker) großzügig bezahlt werden und für die Ärzte ein gutes zusätzliches Einkommen darstellen.

Desweiteren ist klar geworden, daß viel zu wenig auf die Schadensbelanz von Screeningfolgen eingegangen wird (der Referent über das Prostatascreening, urologischer Chefarzt an einer Uniklinik, erwähnte die Gefahr der Impotenz und Inkontinenz durch die OP mit keinem Wort, geschweige denn Zahlen dazu - die man natürlich trotzdem finden kann…)

Als Grundvoraussetzung muss man wissen, daß nicht nur nicht jeder Krebs tödlich ist, sondern daß es auch eine Vielzahl an Krebsen gibt, die überhaupt auch an dem Ort und der Stelle wo sie auftreten, nicht mehr weiter wachsen und keine Probleme verursachen. Leider ist dies im Einzelfall nicht immer gut zu prognostizieren - und das ist das statistische Hauptproblem und der Haupttrumpf des Screenings - aber summasummarum werden viele Menschen behandelt, die gar keine Behandlung benötigt hätten - und somit werden aus Gesunden Patienten. Dazu gibt es natürlich auch die falsch-positiven Befunde (man findet was, wo nichts ist) und die falsch-negativen (man übersieht was), was bei jedem(!) Test welcher Art auch immer vorkommt, menschlich oder automatisch, ist egal, gibt es immer in einem nicht unwichtigen Prozentsatz. Das ist eh doof, aber besonders schlimm ist das Krankmachen von Menschen, die wirkliche Befunde haben, die sie selber aber nie im Lebensverlauf einschränken würden. Diese werden durch das Screening zu behandlungsbedürftigen Patienten gemacht.

Diese Erkenntnis führte während der zum Teil hitzigen Diskussion zu Ausrufen wie “dann können wir ja gleich gar nichts tun” - was den unbändigen Wunsch nach ärztlichem Handeln dokumentiert. Warum ist es für Ärzte einzugestehen: wir wissen es nicht, Tests bringen nach derzeitigem Stand der Dinge nichts? Der Grund ist ganz einfach: nicht die Beratung wird finanziell honoriert, sondern die Untersuchung …

(Ein anderes gutes Beispiel ist der Hörsturz: mittlerweile geben selbst die HNO-Ärzte in ihrer Leitlinie zu, daß es keine(!) Therapie gibt, die eine Wirksamkeit verglichen mit einer Scheintherapie (Placebo) gezeigt hat - dennoch meinen sie, etwas tun ist besser als nichts tun - bloß eben mit gleichem Effekt …)

Auch für Laien ist es traurig zu hören, daß der Arzt auf die Frage: bin ich gesund? höchstens rein spekulativ antworten kann (wenn er es überhaupt bestimmen kann)…

Ich bleibe mal bei einem Beispiel der verschiedenen Screenings: dem Hautkrebsscreening. Erstaunlicherweise hat der Referent - ich war echt enttäuscht, von einem Epidemiologen hätte ich anderes erwartet - mit keinem Wort erwähnt, wieviele Menschen durch das Screening weniger an Hautkrebs sterben. Er fand das Screening nämlich gut.
Nur: seit der Einführung 2008, wieviele sind denn weniger daran gestorben?

Na?

Genau: keiner!

Im Gegenteil, die Rate derer, die daran sterben, ist gestiegen (dazu weiter unten Zahlen und Quellen)!

Ich beschränke mich mal auf den Hautkrebs, der am gefährlichsten, weil tödlich ist, dem sogenannten Melanom.

2007 wurde er (Quelle: http://www.rki.de/Krebs/DE/Content/Krebsarten/Melanom/melanom_node.html, dort aufs Datenblatt klicken) bei rund 7600 Menschen das erste Mal diagnostiziert, im gleichen Jahr starben daran (das sind auch sicher andere als diese 7600, weil die Überlebensrate glücklicherweise meistens länger als ein Jahr nach Diagnosestellung ist) rund 1360, das entspricht einer Anzahl an Neudiagnosen auf 100.000 Einwohner umgerechnet (die sogenannte Inzidenz) von 18,9 (also jährlich 19 Fälle pro 100.000 Einwohner) und einer Sterberate (die spezifische Mortalität) von 3,4 (also “3 einhalb” Tote durch ein Melanom pro 100.000 Einwohner).

Als Vergleich: im gleichen Jahr lag die Mortalität an einem Herzinfarkt hierzulande bei rund 70, also das 20fache …

Warum nehme ich 2007? un, 2008 wurde das Screening eingeführt, die Zahl der Erstdiagnosen sprang stark an (klar, man findet auch vermehrt Frühstadien und solche, die sich nie verschlimmert hätten oder vielleicht wieder verschwunden wären, gibt’s eben auch), und zwar stieg die Inzidenz von 18,9 auf 22,9 im jahr 2008, das sind in Menschen ziemlich genau 1600 Personen mehr pro Jahr, Tendenz steigend.

Haben diese 1600 Personen was davon? Sinkt Ihr Sterberisiko, an einem Melanom zu versterben, schließlich findet man ja vermehrt Frühstadien? Wie erwähnt, leider nein.

Bis zum Jahr 2010, neuere Zahlen habe ich nicht gefunden, ist die Mortalität gestiegen, von 3,4 auf 3,9 (von total 1360 auf 1568). Der bisherige Effekt des Screenings ist also Null. Halt!, werden manche einwenden, nicht Null.

Nein, nicht ganz. Aufgrund der höheren Rate an erkannten Frühstadien steigt natürlich die immer angegebene sogenannte 5-Jahres-Überlebensrate (also die Rate derer, die 5 Jahre nach der Erstdiagnose noch leben). Aber wenn die nicht steigen würde durch ein Screening, wäre es überhaupt kein Screening. Das bedeutet aber erst einmal nichts weiter - vielleicht sterben die nur später bzw. das Screening hat ihnen das Wissen um ihren Tod früher “geschenkt”. Und dann sind noch all die mit dabei als Statistikverschönerung, die eh nie daran gestorben wären, weil das Melanom immer unbedeutend geblieben wäre - allein diese “Patienten”gruppe, die durch ein Screening erst das Boot der “Gesunden” verlassen haben und ins ärztlich gesteuerte Bott der “Patienten” gehievt wurden, hätten die Sterberate (also die Mortalität) senken müssen. Doch nicht einmal das ist bislang der Fall.

Eigentlich ist das alles enttäuschend. Und auch für mich als Arzt echt frustrierend. Aber wenn’s so ist, dann muß man das so hinnehmen, bis man anderes belegen kann. Das ist der Sinn von belegbarer Medizin, der Evidenz basierten Medizin.

Ent-Täuschung kann oft hilfreich sein. Sich Täuschungen hinzugeben war noch nie wirklich gesund.

Dazu noch eine wichtige Sache: wie konnten die Befürworter des Screenings generell denn ihre Position positiv darstellen? Ganz einfach, über die Angabe des Relativen Risikos und die Senkung desselben durch eine Maßnahme (nicht eindeutig belegt eben, aber schlecht belegt ist besser als gut widerlegt für solche Referenten …).

Was ist das Relative Risiko? Also: wenn 5 Leute an einem Krebs sterben und wegen des Screenings nur noch 4, dann ist das eine Risikosenkung, man nennt das Risikoreduktion, von 20%. 5 wären 100%, 4 sind davon nur noch 80%, also 20% weniger.

Und warum “relativ”?

Nun, wenn das normale Auftreten dieses Krebstodes nur 5 von 100.000.000 Menschen betrifft, und nach einem Screening dieser 100.000.000 Menschen nur noch 4, dann ist das auch einen Relative Risikoreduktion (RRR) von 20%. In absoluten Zahlen aber (also bezogen auf die ganzen 100 Millionen, die gescreent werden mußten) ist es eine Reduktion von 0,000001% (oder eine 0 weniger, weiß ich nicht genau :-) ). Diese absoluten Zahlen wurden aber nie genannt - warum wohl?

Selbst bei hypothetischen 50% RRR für den Hautkrebs würde das im Jahr 2010 eine absolute Risikoreduktion von 0,000009% bedeuten. 2010 lag das durchschnittliche Risiko eines Hautkrebstodes für jeden der 81,757 Mill. Menschen in Deutschland bei 0,000019% (das sind 1568 von allen in Deutschland). 50% weniger, also die Hälfte, wäre ganze 0,0000095%.

Ob da ein Screening lohnt?


Ausblick

Veröffentlicht am Tuesday, 02. December 2014, 22:52

Familienbedingt komme ich nur dazu, abends in Ruhe zu beten und bete dann die Vesper, auch manchmal zu Zeiten, an denen eigentlich die Komplet angesagt wäre (aber u.a. das Magnificat ist mir wichtig). Besonders nach stressigen Tagen fiel und fällt es mir dabei schwer, zu einer inneren Sammlung zu kommen. Ich habe schon mehrere Vespern hinter mir, die eher runtergebetet wurden …

Da kam es mir vor einigen Tagen in den Sinn, eine mir lieb gewonnene Christusikone (diesem Bild ähnlich) wieder herauszusuchen und vor diesem Angesicht zu beten. Diese Ikone war mir schon zu Zeiten als Alleinstehender sehr wichtig und mein allabendlicher Sammlungspunkt.

Und was soll ich sagen: der Raum füllt sich mit einer besonderen Gegenwart, die ich aber vielleicht auch nur spüre, weil es diese Ikone ist und keine andere, die so auf mich wirkt. Doch auch dann ist es gut, ist diese Gegenwart für mich real.

Ich habe einmal mehr verstanden, daß Ikonen einen Ausblick in die Ewigkeit anbieten können.


Provokante These

Veröffentlicht am Sunday, 30. November 2014, 22:14

Erst einmal einen schönen Ersten Advent und eine heilige Spannung allen, die das Wiedekrommen Christi, unseres Herrn erbeten und erwarten!

Doch erlaubt sei mir eine These, inspiriert durch etwas, was ich gerade auf Facebook las:

In den (katholischen wie orthodoxen) Ostkirchen wird weniger innerkirchlich gestritten, weil niemand die vorgegebene Liturgie in Frage stellt. Oder anders formuliert: wer sich nicht daran hält, provoziert bewußt Streit!

Abwegig? Zutreffend?


Prüfstand

Veröffentlicht am Thursday, 20. November 2014, 16:36

Ich lese gerade zum zweiten Mal “Evangelii Gaudium”, das Apostolische Schreiben von Papst Franziskus, welches gleichzeitig seine Schwerpunkte für seine Amtszeit klarstellt.

Erst jetzt ist mir klar geworden, daß der Papst - so vermute ich - alles, und damit meine ich alles(!), was es in der Kirche an Traditionen gibt, vor dem Hintergrund prüfen möchte, ob sie der Evangelisierung der Welt, der Verkündigung Jesu Christi als Herr und Erlöser aller Menschen dienen oder diese Mission eher behindern. Natürlich gibt es menschliche Traditionen in der Kirche und solche, die aufgrund der Offenbarung entstanden sind. Daß es da zu unterscheiden gilt, sagt auch er.

Aber dieser Gesichtspunkt der absoluten Priorität der Mission erklärt vielleicht manche seiner Entscheidungen besser. Keine menschliche Tradition in der Kirche, sei sie auch noch so altehrwürdig und schön, ist es seiner Meinung nach Wert, daß ihretwegen manchen Menschen der Zugang zur Erfahrung der Liebe Gottes verwehrt bleibt.


Weihe des OFS an Maria

Veröffentlicht am Thursday, 20. November 2014, 07:07

Eine Weihe an die Jungfrau Maria ist etwas, was nicht nur für die allermeisten, wenn nicht gar alle, außerhalb der Kirche erklärungsbedürftig ist, sondern - so meine Vermutung - auch für die Mehrheit innerhalb.

Ich versuche mal die Kurzversion: Jesus ist der Herr, der Gottmensch Jesus Christus, wahrer Gott und wahrer Mensch. Er ist aber auch durch sein Menschsein - was aber interessanterweise keiner der Apostel in den Briefen erwähnt - also durch Annahme der Natur des Menschen unser Bruder geworden.

Nicht selten hört man ja hierzulande die Gebetsschlußformel “durch Christus, unseren Bruder und Herrn. Amen.”

Wenn ich daran glaube, daß in Jesus Gott ein für allemal unser Bruder geworden ist, dann ist auch seine Mutter Maria ein für allemal unsere Mutter Maria.

Das ist hoffentlich nachvollziehbar.

Und eine Weihe an diese Maria ist nichts anderes als das an sie gerichtete Versprechen, sie sich noch mehr zum Vorbild zu nehmen, sie noch mehr zu lieben wie Jesus seine Mutter geliebt hat.

Daher ist es auch verständlich, daß die frühere Generalministerin des OFS (=wörtlich: oberste Dienerin), Encarnación del Pozo (seit wenigen Tagen nicht mehr im Amt, da die Amtszeit abgelaufen war), kürzlich in Assisi beim Internationalen Generalkapitels (=oberste Versammlung) den gesamten OFS an Maria geweiht hat. Wie Franziskus sollen wir der Jungfrau mit kindlicher Liebe anhängen, eben wie ein Kind seiner Mutter anhängt. Übrigens ein süßer Name, Encarnación del Pozo, “Fleischwerdung aus dem Brunnen”…

Folgendes ist der Weihetext:

Weihe des OFS an die Jungfrau Maria

Heilige Jungfrau Maria,
unter den Frauen in der Welt ist keine dir ähnlich geboren, Tochter und Magd des erhabensten, höchsten Königs, des himmlischen Vaters,
die du durch den Willen des Vaters und das Wirken des Heiligen Geistes Mutter unseres heiligsten Herrn Jesus Christus wurdest; Braut des Josef, Mutter und Königin der Kirche.

Du Jungfrau, zur Kirche geworden,
die du die franziskanische Familie schützst und verteidigst.
Als deine Kinder wollen wir dir unsere Verehrung ausdrücken und von dir lernen, deinem Sohn immer ähnlicher zu werden.
Hier, an diesem besonderen Ort, am Grab unseres seraphischen Vaters, des hl. Franziskus von Assisi, weihen wir dir alle Gemeinschaften des OFS, jedes einzelne Mitglied, unsere Geistlichen Assistenten und die franziskanische Jugend, die gegenwärtigen und die zukünftigen, alle unsere Familien, die Alten und Jungen und bitten dich, dass sie immer lebendigere und ausstrahlendere Zellen in Kirche und der Welt zu werden vermögen.

Mutter und Königin, sieh auf unsere Gemeinschaften. Handle in jeder und in allen Mitgliedern nach deinem Willen. Wache über die Gnade unserer Berufung in den OFS.

In deinen erbarmenden und reinen Händen mögen unsere Gemeinschaften Werkzeuge des Friedens und der Hoffnung in der Welt werden. Mögen unsere Familien und Gemeinschaften Zeugen einer brennenen Liebe warden und fähig, die Liebe zu deinem Sohn und zur Kirche in vielen suchenden und fragenden Menschen zu erneuern.

Selige Jungfrau Maria.
Wir selber weihen uns deinem mütterlichen Herzen mit dem Vertrauen, das unserem seraphischen Vater Franziskus zu eigen war. Denn du bist unsere Mutter, die uns behütet und verteidigt und uns die Gnade und Barmherzigkeit deines Sohnes erhält.
Amen.

Im Namen aller Brüder und Schwestern des OFS in der ganzen Welt in Anwesenheit von Msgr. Domenico Sorrentino, Bischof
von Assisi.

1. November 2014, Hochfest Allerheiligen.
Encarnación del Pozo, Generalministerin des OFS.


Keinen Kredit nehmen!

Veröffentlicht am Wednesday, 19. November 2014, 14:15

Vor über einem Jahr hatte ich mal darauf hingewiesen, wie die Privatbanken 90% des zirkulierenden Geldes einfach erfinden (als Hintergrundartikel hatte ich hierhin verwiesen).

Jetzt konnte ich vor einiger Zeit ein Feature des Deutschlandfunks hören (hier als pdf zu lesen), welches, diese Thematik zur Grundlage nehmend, das ganze in ihrer anthropologischen Konsequenz noch einmal genauer beleuchtet.

Dieses Feature hat mich einerseits wütend gemacht: wütend auf die Banken, die ihren Einflussbereich immer weiter ausdehnen, wütend auf die Politik, die nicht gewillt ist, das einzuschränken, aber auch wütend auf uns Normalos, die sich diesem Mechanismus nicht widersetzen. Aber es machte mich auch nachdenklich: was kann der einzelne tun?

Noch einmal ganz kurz zusammenfassend: 90% des “existierenden Geldes” gibt es gar nicht in echt, also materiell, sondern nur als Zahlen auf dem Konto. Banken geben Kredite raus und erschaffen Geld aus dem Nichts - der Schuldner hat die Verpflichtung etwas “zurückzuzahlen”, obwohl es dieses zurück gar nicht gibt, da es vorher gar nicht da war. Der Schuldner muß Geld zurückzahlen, das es ohne den Kredit nicht gegeben hätte und mit ihm nur als Zahl gibt.

Ganze Staaten und Völker ächzen unter diesem Mechanismus.

Was kann der einzelne tun? Ich denke, nur eines: keinen Kredit aufnehmen. Natürlich bedeutet das ggf. Verzicht (z.B. auf ein Eigenheim). Und ich fordere das keineswegs von allen, weiß nicht einmal, ob ich selbst das nie tun werde - aber es erscheint mir der einzige Weg, dieses System der zunehmenden Macht der Reichen durch Geldschöpfung “ex nihilo” zumindest nicht zu fördern.

Wissen sollte man es allemal. Und das Feature hören, auch wenn es fast eine Stunde lang ist.

(Und sich, zumal heute ihr Festtag ist, die Hl. Elisabeth von Thüringen zum Vorbild nehmen)


Nicht ganz erklärlich

Veröffentlicht am Monday, 17. November 2014, 23:17

Seit zwei Tagen bin ich nun ein mehr oder weniger vollwertiges Mitglied im OFS, dem Ordo Franciscanus Saecularis. Wenn ich auch mein sogenanntes “Versprechen” (gleichzusetzen mit der Ordensprofess, Versprechen ist eben das dt. Wort) erst einmal auf Zeit abgelegt habe, so ist es schon für mich etwas anderes als vorher, wo ich gleichsam wie im Noviziat war.

Es war und ist für mich immer sehr schwierig zu erklären, warum ich so etwas tue. An meinem Lebensstand ändert sich nichts. Die Ordensregel kann man auch ohne Gemeinschaft leben, muss man sogar die meiste Zeit können (weil es eben keine Lebensgemeinschaft ist) oder eben, und das ist zumindest in meinem Fall das wahrscheinlichere, es immer wieder versuchen.

Verglichen mit einem “normalen” Orden, also mit dem was man so kennt mit Kutte & Co., mag die Regel und mögen die Konstitutionen nicht so anspruchsvoll sein - doch für einen berufstätigen Familienvater sind sie das durchaus (Konstitutionen sind veränderbare Konkretisierungen einer Regel, welche selbst je nach Verkündigung durch den Papst mehr oder weniger unveränderlich ist).

Aber warum in einer Gemeinschaft, dazu noch in diesem, wie ich es mal las, “bestgehütetsten Geheimnis der Katholischen Kirche” (denn ist kirchenrechtlich ein richtiger Orden, somit der größte der Welt und doch enorm unbekannt)?

Ein Kernelement, für mich das Element schlechthin (aber da haben viele andere Schwerpunkte) franziskanischer Denkweise ist die Geschwisterlichkeit mit allen Geschöpfen. Und genau deswegen gehörten schon für Franziskus selbst Glaubensgeschwister als Geschenk Gottes dazu. Er suchte sie nicht, sie kamen zu ihm. Franziskus hat es aber seit seiner Bekehrung verstanden, daß seine eigene Gottsuche sein Ziel im Angesicht des anderen findet - er fand Christus in einem Leprakranken, den er daraufhin umarmte. Nicht tief versunken im Gebet, so enorm wichtig das ist, um empfänglich zu sein für Gottes Anruf und Gegenwart - nicht in der Liturgie, so wichtig sie in ihrer Schönheit für die Verherrlichung Gottes für Franziskus immer war, besonders die wahre, unumstößlich reale Gegenwart Jesu in der Gestalt von Brot und Wein - nicht in der Theologie, die für Franziskus nur ein Mittel zum Zweck war und eindeutig hinter dem Gebet die zweite Stelle einnahm - nein, im anderen.

Und das geht eben nicht allein.

Dann habe ich noch eines festgestellt, für das ich zutiefst dankbar bin: es finden sich in meiner lokalen Gemeinschaft des OFS viele, die einiges anders sehen als ich, wenn es um kirchliche Reizthemen geht. Und während das Internet dazu verführt, sich nur um Gleichgesinnte zu scharen, ist so ein reale lokale Gemeinschaft eine besondere Schule des Christseins.

Und es ist auch eine Schule des Lernens, denn manche sind viele Jahrzehnte schon im OFS und haben mit Höhen und Tiefen durchgehalten, bei aller persönlichen Schwäche und Stärke. Das ist besonders in seiner ersten Unscheinbarkeit sehr beeindruckend.


Auf verlorenem Posten?

Veröffentlicht am Friday, 14. November 2014, 00:26

Hierzulande ist ja gerade die Debatte um die rechtliche Positionierung der Suizidbeihilfe im Gange und natürlich gibt es auch katholischerseits zu diesen Fragen dezidierte Positionen.

Doch wie so oft bei gesellschaftlichen Fragen, die im weiteren oder engeren Sinne moralische Themen der Ethik des Lebens berühren, erscheint die Kirche als eine Institution, die verbietet oder verbieten will, die “Nein” sagt. Zumindest ist es das, was ich zu oft zu hören glaube.

Ein “Nein” ruft immer mehr Widerstand hervor als ein “Ja”, auch wenn man mit diesem “Nein” etwas Positives ausdrücken möchte (hier: ein “Ja” zum Wert eines jeden menschlichen Lebens).

Wäre es nicht angebracht, wenn wir dauerhaft als Katholiken versuchen, das Positive unserer Botschaft auch als positiv darzustellen? Das ist übrigens auch meines Erachtens eines der Destillate aus “Evangelii Gaudium” von Papst Franziskus, das ich gerade mal wieder mit Gewinn lese.

Wer immer dagegen ist, wird häufig als Griesgram, als Garant für schlechte Laune dargestellt. Wer positive Meinungen verteidigt dagegen nie. Es macht eben einen Unterschied, ob ich sage “ich bin gegen Abtreibungen” oder “ich bin dafür, daß alle Kinder auch schon vor ihrer Geburt geschützt werden und leben dürfen”.

Mit einem “Nein” sind wir schnell auf verlorenem Posten. Mit einem “Ja” zu jedem Leben vielleicht auch - ehrlicherweise glaube ich das auch, weil kaum jemand so hoch vom Leben denkt wie die Kirche und weil das Evangelium für die Mehrheit hierzulande nicht mehr anziehend ist (oder es vielleicht auch für eine Mehrheit nie war).

Dazu fehlt meines Erachtens noch eines im “kirchlichen Marketing”: das Herausstellen des eigentlichen Grundes, warum die Lehre so ist wie sie ist. Die Kirche lehrt es ja nicht, weil’s irgendwo so steht, weil’s Rom sagt, weil’s immer so war etc., sondern weil sie überzeugt ist, daß es gut für alle Menschen ist.

Von manchen Bischöfen sehe ich schon einen Umschwung hin zu einer positiven Darstellung der Lehre in journalistischen Fragerunden und auf Pressekonferenzen, da wurde schon einiges gelernt. Ich denke jedoch jetzt hier besonders ans Netz, wo sich zahlreiche Katholiken auch die Kirche unterstützen wollend tummeln, wo diese Erkenntnis noch nicht so weit gediehen ist. Wir erreichen aber sicher mehr, wenn wir immer wieder sagen, daß die Frohe Botschaft natürlich positiv und gut für den Menschen ist.

Das führt nicht zwingend zu mehr Überzeugung, insbesondere nicht der Umstand, daß wir an so etwas wie eine “gemeinsame Natur des Menschen” glauben (siehe Bundestagsrede von Papst Benedikt), die ebenso wie alle anderen Naturen (der Pflanzen und Tiere bspw.) zu achten und zu unterstützen ist. Der zeitgenössische Mensch wähnt sich als Herrscher über seine Natur. Nachdem wir kollektiv gelernt haben, daß Herrschaft über die Natur generell zum Scheitern verurteilt ist, ist es derzeit noch ein weiter Weg, bis mehrheitlich klar ist, daß das auch für unsere eigene gilt.

Was wir aber durch diese Marketingstrategien erreichen, ist daß zumindest die Frohe Botschaft nicht mehr als spaßbremsend angesehen wird.


Kann man nach dem eigenen Tod noch gut handeln?

Veröffentlicht am Wednesday, 29. October 2014, 13:21

Der Titel mag etwas seltsam klingen - und es ist keine Geisterfrage. Es geht auch nicht um die katholische Überzeugung, daß Verstorbene für uns beim Herrn Fürbitte einlegen können - was durchaus gut ist.

Nein, es geht um die Frage, ob eine Handlung, die erst nach dem eigenen Tod ausgeführt wird, ein Akt der Nächstenliebe sein kann.

Kann es ein Akt der Nächstenliebe sein, das eigene Hab und Gut an Bedürftige zu verschenken, aber wohlgemerkt erst nach dem eigenen Tod?

Die Kirche sagt - was ich ehrlich gesagt nicht verstehe - daß so etwas ginge, und zwar genau genommen bei der Organspende.

Der Weltkatechismus (Katechismus der Katholischen Kirche, abgekürzt KKK) schreibt in Art. 2296 (nach der editio typica, die steht aber nicht im Netz!):

Die Organverpflanzung entspricht dem sittlichen Gesetz, wenn die physischen und psychischen Gefahren und Risiken, die der Spender eingeht, dem Nutzen, der beim Empfänger zu erwarten ist, entsprechen. Die Organspende nach dem Tod ist eine edle und verdienstvolle Tat, sie soll als Ausdruck großherziger Solidarität gefördert werden. Sie ist sittlich unannehmbar, wenn der Spender oder die für ihn Verantwortlichen nicht ihre ausdrückliche Zustimmung gegeben haben. Zudem ist es sittlich unzulässig, die Invalidität oder den Tod eines Menschen direkt herbeizuführen, selbst wenn dadurch der Tod anderer Menschen hinausgezögert würde.

Im 2. Band des Erwachsenenkatechismus der Kirche in Deutschland heißt es (Kap. 5.4):

Die christlichen Kirchen sehen insgesamt in der Organspende eine Möglichkeit, über den Tod hinaus Nächstenliebe zu praktizieren, […]

Geht so etwas? Nach dem Tod Nächstenliebe praktizieren, nach dem Tod sich noch Verdienste “erwerben”? Es ist ja nicht “über den Tod hinaus”, da es erst nach dem Tod beginnt (so zumindest laut Hirntod-Definition, die ich persönlich aber aus verschiedenen Gründen ablehne).

Und da der Leichnam des Menschen nach dem Tod ja nicht mehr als Mensch als Leib-Seele-Einheit existiert, ist dieser Akt ja auch nicht mehr dem Menschen zuzurechnen, oder?


Auch Islamisten können (vielleicht) ein wenig Recht haben

Veröffentlicht am Saturday, 18. October 2014, 23:49

Oder warum wegen Bill Gates syrische Flüchtlinge in Deutschland geimpft werden sollen.

Diesmal kommt was ganz Medizinisches, was mich aber - als ich das recherchiert hatte - den Atem stocken ließ, so unglaublich ist das.

Also von vorne: was ich schon wußte. Ich wußte, daß in Pakistan kleine Teams der Weltgesundheitsorganisation (WHO), die die junge Bevölkerung gegen die Kinderlähmung (Polio) impfen wollen, aufgrund von Kampagnen von Islamisten nicht nur von der lokalen Bevölkerung vertrieben, sondern im Extremfall sogar getötet werden (auch hier).

Was behaupten die Islamisten: nun sie sagen, daß die Mädchen, die sich impfen lassen, keine Kinder mehr bekommen können. Gleiches behaupten sie auch schon mal von Jungs.

Damit sinkt die Akzeptanz der Impfung auf deutlich unter Null.

“So ein Schwachsinn mal wieder”, dachte ich jahrelang, das Problem gibt es ja nicht erst seit gestern. Denn genau deswegen gibt es noch Polio in Pakistan, und von dort gingen wahrscheinlich “Gotteskrieger” nach Syrien, wo es auch in Flüchtlingslagern zu Ausbrüchen kam. Und in Deutschland sollen daher sicherheitshalber syrische Flüchtlinge einmal gegen Polio geimpft werden.

Kein Problem seit gestern, aber gestern passierte was anderes: ich las dieses hier über den Protest der kenianischen Bischöfe(!) gegen eine Impfkampagne.

Nicht, daß diese sich nicht auch irren können, aber es ist ja schon seltsam, daß nur Mädchen und Frauen im gebärfähigen Alter gegen Tetanus geimpft werden sollen - Tetanus hat ja nichts mit dem Geschlecht zu tun und Männer verletzen sich durch die Arbeit tendenziell noch eher draußen.

Kurz: die Islamisten können sehr gut Recht haben, die Bischöfe dementsprechend auch!

Es ist echt krass: 1987 wird erstmals eine Methode publiziert, wie man mit einer gängigen Impfung (wie bspw. Tetanus oder eben Polio) Mädchen und Frauen sterilisieren kann! Ja, sterilisieren! Man hängt das Protein Beta-HCG, das bekanntermaßen im Schwangerschaftstest nachgewiesen wird und eine Schwangerschaft beweist, an den Impfstoff dran und der Körper entwickelt daraufhin auch gegen genau dieses Protein, was hormonell wirksam ist, Antikörper. Das Vorhandensein und anfängliche Ansteigen von Beta-HCG ist aber lebensnotwendig für das neue ungeborene Kind!

Die Patientin wird also nicht nur gegen Tetanus geimpft, sondern auch gegen gesunde Schwangerschaft!

Und wer hat seit den 90ern diese Methode der “Geburtenkontrolle” unterstützt? Die GAVI Alliance des Bill Gates gibt sich dafür aus, nur normale Impfungen zu unterstützen. Doch über Herrn Gates ist bekannt, daß er und seine Frau auch massive Unterstützer der künstlichen Geburtenkontrolle weltweit sind. Mitglieder dieser Alliance sind u.a. UNICEF, die WHO und die Rockefeller Foundation, letztere finanziert seit längerem die Forschung zur “völkischen” Geburtenkontrolle (bspw. durch genannte Sterilisierung).

Wer’s nicht glaubt: auf diesem Youtube-Video sagt Bill Gates selber, daß man u.a. durch Impfungen die Weltbevölkerung reduzieren könne! Wie soll das funktionieren, wenn nicht so wie beschrieben?

Angewandt wurde diese Art von “Impfung” übrigens schon in Mexiko, Nicaragua und auf den Philippinen. Und aus diesem Link, der das ganze auch noch mal aufdröselt, nur folgendes Zitat:

Die ländliche Bevölkerung in der Dritten Welt weiß von den möglichen mit Impfungen einhergehenden Nebenwirkungen. Ihre Ängste werden von den Massenmedien als „Gerüchte“ und „Mythen“ weggewischt, von denselben Massenmedien, die es auch versäumten über die Existenz der etablierten Forschung an Antifruchtbarkeitsimpfungen zu berichten.

Zuerst war ich sicher, das ganze muß ein Hoax sein, so ein Internet-Fake, eine Verschwörungstheorie - es könne einfach nicht wahr sein (obwohl mir der Mechanismus dieser Impfung vollkommen klar und plausibel erschien, aber es ist so böse). Doch nirgendwo habe ich dafür auch nur einen Anhalt gefunden, ganz im Gegenteil.

Daher dachte ich mir, das ganze muß ich auch noch einmal in die Welt tragen.

Tja, auch Islamisten irren nicht immer. Und wir wundern uns tatsächlich, daß die westliche Welt von ihnen verachtet wird…

Wichtiger Nachtrag: Die WHO hat 1995 dazu Stellung genommen. Ich habe das in einem Kommentar besprochen.


Augustinus und die Bischofssynode

Veröffentlicht am Wednesday, 15. October 2014, 16:06

5. Kapitel: Im Interesse des kirchlichen Friedens und der Einigkeit müssen auch Böse ertragen werden; doch darf die Zucht nicht erschlaffen

Wir für unsere Person aber sind der Meinung, eine gesunde Lehre erfordere es, sich im praktischen Leben und in der persönlichen Ansicht nach beiderlei Schriftzeugnissen zu richten, d.h. einerseits die “Hunde” um des lieben Friedens willen in der Kirche zu ertragen, andererseits aber auch, sobald der Friede in der Kirche einmal gesichert ist, den Hunden nichts Heiliges vorzuwerfen . Wenn wir also sehen müssen, daß wegen der Nachlässigkeit der Vorsteher oder infolge einer entschuldbaren Notlage oder auf Grund heimlichen Einschleichens böse Menschen in der Kirche sind, die wir durch kein Mittel der kirchlichen Zucht zu bessern oder zu zügeln vermögen, so beschleiche unser Herz nicht der unchristliche und verderbliche Wahn, als müßten wir uns von solchen Menschen trennen, um uns nicht selbst mit ihren Sünden zu verunreinigen. Wir dürfen auch nicht den Versuch machen, einzelne Schüler als Reine und Heilige von der alle verbindenden Einheit weg an uns zu ziehen, gerade als hätten wir sie damit von der Gesellschaft der Bösen getrennt. Vielmehr sollen wir uns in solchen Fällen der Gleichnisse der Heiligen Schrift, der göttlichen Weissagungen oder zuverlässiger Beispiele erinnern, wodurch uns ganz deutlich vorausgesagt ist, daß in der Kirche bis ans Ende der Welt und bis zum Tag des Gerichtes mit den Guten immer auch Böse vermischt sein werden, ohne daß sie den Guten schaden, die zwar die nämliche kirchliche Einheit und die nämlichen Sakramente haben [wie die Bösen], mit ihren Werken aber keineswegs einverstanden sind.

Wenn aber die kirchlichen Vorsteher in Zeiten, wo ruhiger Friede in der Kirche herrscht, die Gewalt haben, mit den Mitteln der Zucht gegen ruchlose Übeltäter einzuschreiten, so müssen wir, um nicht in die Gefahr träger Erschlaffung zu geraten, uns durch andere Stacheln der zur strengen Handhabung der Zucht gehörigen Vorschriften antreiben lassen, unter Führung und mit der Hilfe des Herrn unsere Schritte auf seinem Wege so zu lenken, daß wir beiden Schriftforderungen gerecht werden, nämlich weder unter dem Deckmantel der Geduld zu erschlaffen, noch unter dem Vorwand der Sorgfalt zu wüten.

Quelle: Hl. Augustinus, Vom Glauben und von den Werken


Mal wieder verspätet bemerkt

Veröffentlicht am Tuesday, 14. October 2014, 23:42

Vorgestern habe ich festgestellt, daß dieser Blog schon seit dem 03.10. für einen Robusta-Preis nominiert worden ist (das ist, auch wenn ich mich jetzt in die Nesseln setze, so in etwa wie der Fernsehpreis: beim Robusta-Preis feiern sich eben die katholischen Blogger größtenteils selbst - das ist auch okay so).

Zwei Sachen wundern mich da schon.

Erstens, da ich mich gar nicht so zur “Blogozoese” zugehörig fühle, dieser Blog überhaupt Erwähnung findet.

Und vor allem zweitens, daß es nicht wie schon vor Jahren beim ersten Robusta-Preis in der Kategorie “Trägheit”, oder wie das damals hieß, denn mittlerweile gibt es wohl Blogs, die noch seltener aktualisiert werden als meiner.
Nein, in der Kategorie “Spiritualität” findet er sich!

(Den Kategorienamen finde ich ehrlich gesagt doof. “Geistliches Leben” oder so träfe es besser, spirituell ist heutzutage fast alles)

Es freut mich ehrlich, daß es Menschen gibt, denen mein Blog gefällt.
Es freut mich noch mehr, daß es Menschen gibt, denen ich für ihr geistliches Leben irgendwie von Nutzen sein kann (und sei es nur als jemand, für dessen Besserung man nur beten kann).

Doch vor allem hoffe ich, daß alles Bloglesen (und selber-schreiben) immer zu der Begegnung mit dem Einen führt, der das Ziel alles geistlichen Lebens ist.

Diese Begegnung ist franziskanischerseits geprägt durch gelebte Erfahrung und menschliche Begegnung, nicht durch Lesen und darüber debattieren. Insofern ist ein franziskanischer Blog, der für “spirituell” gehalten wird, irgendwie ein Oxymoron. Aber egal, ich mache weiter :-)


R.I.P.

Veröffentlicht am Monday, 06. October 2014, 23:33

Er war der erste, den ich von dieser franziskanischen Ordensgemeinschaft wirklich wahrgenommen habe (wie so viele), noch auf der Suche nach meiner Berufung im Leben konnte ich auch einige Tage bei dieser Gemeinschaft in ihrer Niederlassung in London verbringen.

Jetzt ist er am Abend des Transitus seines geliebten Vaters Franziskus von Assisi verstorben - genau wie er starb er am Vorabend des 04. Oktober, wenn auch 788 Jahre später. Der Herr (und damit meine ich den Einen Herrn) hatte schon immer einen feinen Sinn für die passende Zeit und eine passende Auszeichnung.

Father Benedict Groeschel CFR

Es gibt vielleicht bessere Videos von ihm, aber das habe ich schon 2006 hier gezeigt (mittlerweile ist der Link verschwunden, weil es nicht mehr auf der damaligen Seite steht), es faßt ihn m.E. nach gut zusammen:


Trennschärfe

Veröffentlicht am Tuesday, 30. September 2014, 13:38

In einem Forum habe ich die letzten Tage vermehrt über das Thema der Zulassung wiederverheiratet Geschiedener (wvG) zur Hl. Eucharistie debattiert, u.a. auch mit einem versierten Kanonisten (Theologe, Spezialgebiet Kirchenrecht). Auch wenn ich das vor zwei Beiträgen schon einmal angerissen habe, möchte ich das gern einmal weiter ausbreiten, was ich dazu denke.

Im Gegensatz zu den meisten Bloggern, so ist zumindest mein Eindruck von diesen, wünsche ich mir eine Änderung - Änderungen in der Kirchenlehre hat es immer mal gegeben (man schaue nur mal auf die Beichte). Dabei geht es mir aber keinesfalls um eine Änderung an der Unauflöslichkeit der Ehe. Wie beides zusammengehen kann, ist eigentlich gar nicht so schwierig.

Das setzt aber voraus, daß man gedanklich genau das unterscheidet, was zur Göttlichen Offenbarung gehört und was Resultat einer westkirchlichen Entwicklung ist.

Daß eine Ehe unauflösbar ist, ist Göttliche Offenbarung. Punkt, fertig, aus. Wer das anders sieht, widerspricht diametral der Aussage Jesu. Daran gibt es nichts zu rütteln.

Aber, das große Aber, was eine Ehe “gültig” macht, also was eine Beziehung zur kirchlich anerkannten Ehe macht, ist keine Göttliche Offenbarung, sondern dazu gab es im Laufe der Jahrhunderte Entwicklungsschritte, die weder das Privileg der Unfehlbarkeit für sich beanspruchen können noch sich zielgerichtet nur in eine Richtung entwickeln dürfen.

Stichworte wie Ehekonsens, körperliche Fruchtbarkeit, Ehevollzug etc., all das gehört zu kirchlichen und damit veränderbaren Rechtsnormen. In der Tat, bei unverändertem Kirchenrecht ist eine Zulassung wvG als mögliche Option (nicht als Anspruch!) innerhalb des Kirchenrechts schlicht und ergreifend nicht möglich, das wäre blanke Illusion. Der Ansatz, das Kirchenrecht quasi in seiner Bedeutung herabzustufen und die Barmherzigkeit hochzustufen ist zwar gut gemeint, aber in meinen Augen nur zweite Wahl (auch wenn ich den Eindruck habe, dies ist die Tendenz der Äußerungen mancher Bischöfe - das wird nicht gut enden!).

Dabei gehen meine Gedanken nicht von der nicht mehr gelebten Ehe aus, die, wie es im Kirchenrecht heißt, “Rechtsgunst genießt” und solange als gültig anzusehen ist, bis das Gegenteil festgestellt wird.

Der Ansatz, den ich für folgerichtig halte, ist sich die zweite Beziehung anzusehen, wissend, daß alles Gute nur von dem Einen Gott letztlich stammen kann als Ursprung alles Guten.

Wenn es in einer zweiten Beziehung vieles Gutes gibt: langjährige(!) Treue, Kinder, Vertrauen, gegenseitige Verantwortungsübernahme etc., dann ist es unmöglich - damit steht man fest auf katholischem Boden - daß Gott da Seine Hände nicht positiv im Spiel hat. Er ist der Einzige Ursprung alles Guten.
Dann ist es auch durchaus legitim zu fragen: wenn Gott da schon Seine Hände im Spiel hat, wenn er theologisch gesprochen diese Beziehung begnadet, mit Gnade beschenkt - wie bewertet die Kirche dann diese Beziehung, ohne, wohlgemerkt, ohne die erste Ehe einfach abzuhaken? War denn in der ersten Ehe nicht auch Gutes, vielleicht gab es da auch schon Kinder, war die ohne Gottes Gnade?

Dafür kann und darf es keine allgemeine Regel geben. Dafür kann und darf es keinen formellen Katalog geben, der abzuarbeiten wäre.

Es darf aber auch nicht sein, wenn man Gottes Gnade in der Gegenwart nicht als irrelevant einstuft, daß die Kirche hierzu einfach nichts sagt außer “Ehebruch”, und zwar formal nichts anderes sagt, nicht im pastoralen Einzelfall. Es geht darum, daß die Ehepartner der zweiten Ehe erhobenen Hauptes bleiben können, nicht aus Stolz, sondern aus der Gewissheit heraus, daß die Kirche in ihrer Gänze sie annimmt, nicht nur der Ortspfarrer.

Meines Erachtens nach muss also das Wirken Gottes im Leben des Einzelnen, hier eben im Eheleben, ein Kriterium für die Bewertung der “Gültigkeit” einer Ehe sein. Es gilt also nachzuspüren, ob Gott diese erste Ehe als dauerhaft und sakramental intendiert hat. Das kann man nur rückblickend, weil auch bei diesem Modell die Ehe natürlich “Rechtsgunst genießt”. Das sollte man auch nur nach einer mehrjährigen Bußzeit können, weil sonst Fälle wie bspw. die des Bundespräsidenten a.D. Christian Wulff, der von seiner zweiten Frau nach weniger als zehn Jahren auch schon wieder getrennt lebt, zu häufig entscheiden werden müßten. Hier fehlte es offensichtlich am langjährigen Vorhandensein der oben genannten Kriterien (ganz neutral gemeint und ohne Urteil).
Zehn bis fünfzehn Jahre Bußzeit halte ich daher für angemessen und nicht aus der Hüfte geschossen. Das ist zwar eine lange Zeit, aber es bietet eine Perspektive und allen Beteiligten Sicherheit.

Wessen Aufgabe könnte das oben erwähnte “Nachspüren” sein? Natürlich dessen, der die Vollmacht des Bindens und Lösens bekommen hat, des Bischofs.

Es wäre also eine Erweiterung der jetzigen Kriterien. Es ist heute schon möglich, eine Ehe für “ungültig” erklären zu lassen bzw. zu annullieren, ohne in einer zweiten Beziehung zu sein - dazu gibt es formale Kriterien. Dies müßte gar nicht angepackt werden. Hier geht es um die Frage der Gültigkeit trotz vorhandener formaler Kriterien im Angesicht einer zweiten Beziehung. Die formalen Kriterien machen also eine Ehe nicht per se gültig, sondern das Fehlen eines Kriteriums macht sie ungültig.

Dabei geht es auch um die Wortwahl. Ungültig und gültig, auch von mir verwendet, sind hier rein kirchenrechtlich zu sehen und sollten im Sprachgebrauch nicht mehr vorne stehen. Aus einer Ehe kann ebenso gut eine “eheliche Lebensgemeinschaft” werden, wenn sie kirchlich gesehen keine “Ehe im vollen Sinn” ist bzw. war. Da fällt der Kirche schon kein Zacken aus der Krone.

Es geht jetzt gar nicht darum, irgendwelche Details einer möglichen Regelung bzw. Regelungsmöglichkeit aufzuzeigen. Ich möchte nur aufzeigen, daß man die Praxis nicht nur anders handhaben, sondern auch anders regeln kann, ohne das Kirchenrecht zu minimieren oder die Lehre aufzuweichen. Die Unauflöslichkeit einer Ehe bliebe bestehen.

Nur was die Ehe zur sakramentalen und von Gott begnadeten Ehe macht sind dann eben mehr als formale und stringent objektivierbare Kriterien.


Mein Bischof

Veröffentlicht am Tuesday, 23. September 2014, 12:56

Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki im Juni dieses Jahres:

Nicht wir im reichen Europa haben ein Flüchtlingsproblem, sondern die armen Nachbarländer der Krisenregionen. Diese Wahrheit verkünden wir zu wenig, zu zaghaft, zu leise. Wir exportieren qualitätsvolle, zielgenaue und robuste Waffen in einem großen, noch nicht dagewesenen Umfang. Wir verdienen daran. Die Steuereinnahmen daraus fließen in unseren Straßenbau und in unsere Kindertagesstätten. Das ist unsere Realität! Und wir wundern uns dann, wenn einige Opfer von Gewalt an unsere Türen klopfen?


Kurzer Ausritt

Veröffentlicht am Tuesday, 23. September 2014, 09:55

Meine kurze Stellungnahme zur Debatte um die Zulassung zur Kommunion wiederverheiratet Geschiedener. Die Debattenlage zum jetzigen Zeitpunkt setze ich als bekannt voraus.

Ich kann beide “Seiten” gut verstehen. Einerseits wehrt sich Kardinal Kasper, der ja nun einmal kein Progressist ist, berechtigterweise gegen den Vorwurf, die Lehre über die Ehe aufzuweichen. Andererseits ist es definitiv auch so, daß er den “Status” der ersten Ehe nicht mehr ins Auge nimmt, sie als “gescheitert” abhakt - zumindest kommt es so rüber. Das darf man auch als defizitär ansehen.

Zwei riesen Felder, die Ehevorbereitung (die aber nur prospektiv was ändern könnte) - ich weiß bekanntermaßen zumindest von einer Diözese in Spanien, wo eine 10monatige Vorbereitung Pflicht ist - und das Eheannulierungsverfahren, das sind beides Felder, die beackert werden müssen.
Wenn Gott, der die Liebe ist, in einer zweiten sicher stabilen Beziehung (die Alte Kirche kannte ja zurecht feste Bußzeiten ohne Eucharistiempfang) dauerhafte treue fruchtbringende Liebe schenkt (Kinder!), dann kann die erste Ehe von eben diesem Gott nicht als dauerhaft intendiert gewesen sein - Er würde sich selbst widersprechen. Aber dann kann diese erste Ehe auch als solche deklariert werden durch ein Annulierungsverfahren, das deutlich respektvoller und mit deutlich weniger juridischer Sprache geführt werden muss - alleine schon der Begriff der “Eheannulierung” ist falsch - denn nicht die Ehe wird annuliert, sondern es wird festgestellt, daß sie rückblickend nicht den formalen Kriterien der Kirche genügt, daß sie Gott gar nicht oder nicht auf Dauer und somit nicht sakramental angelegt hat.
Dadurch würde beiden “Parteien” genüge getan: die erste Ehe wird nicht einfach als abgehakt betrachtet und die Menschen haben wieder nach einer Zeit der Buße und der Bewährung - Modell Gießkanne kann es da nicht geben - Zugang zu den Heilungsmitteln der Kirche.


Dankbar für den Papst

Veröffentlicht am Saturday, 20. September 2014, 23:47

Nein, es geht jetzt nicht um irgendeine Entscheidung, um irgendein Kontroversthema.

Überhaupt nicht.

Einfach nur so: es gibt jemanden, der Grenzen ziehen kann, der sagt bis hierhin und nicht weiter. Es ist gut, daß wir ihn haben, ein wirkliches Gottesgeschenk (auch wenn manche Geschenke schon einmal weh tun).

Es sei nicht der wahre Islam, sagt die überwiegende Mehrheit der sunnitischen Muslime zu dem, was der IS so treibt (auch wenn er sich einfach nur die ersten “rechtgeleiteten” Khalifen zum Vorbild nimmt, egal) . Aber es gibt keinen Klerus im sunnitischen Islam, keine Instanz, die qua göttlich eingesetzter Autorität sagen könnte, was Islam sei und was nicht. Also ist es natürlich auch Islam, was der IS so macht, genauso wie das, was die Sufis für richtig halten, oder der “normale” Muslim, oder ein Salafist oder ein säkular geprägter Muslim. Es ist niemand da, der autoritativ Grenzen ziehen kann.

Es sei nicht der wahre Hinduismus, wenn - wie 2008 passiert - von einem entsprechenden Mob zahlreiche Kirchen und Moscheen im indischen Bundestaat Orissa (heißt seit 2011 Odisha) niedergrbannt wurden und Christen und Muslime getötet, vetrieben und misshandelt wurden. Doch auch im Hinduismus gibt es niemanden, der - theologisch gesprochen - dem Einhalt gebieten könnte, es gibt keine letzte Autorität für die Orientierung für innen und von außen.

Es sei nicht der wahre Buddhismus, wenn in Burma/Myanmar Menschen von buddhistischen Mönchen(!) zu Gewalttaten gegen die musl. Minderheit aufgestachelt werden. Doch außer im tibet. Buddhismus mit den verschiedenen Lamas und dem Dalai Lama als höchstem Würdenträger gibt es auch diesmal niemanden, der autoritär eingreifen kann.

Es sei nicht das wahre Judentum, wenn jüdische Jugendliche Einrichtungen aller Religionsgemeinschaften angriffen (wie bspw. das Kloster Tabgha) und Geistliche bespucken. Doch wer kann schon autoritativ sagen, was Konsens im Judentum ist?

Und ja, katholische Bischöfe haben eingegriffen, wenn Gläubige im Zusammenhang mit der Religion Gewalt rechtfertigt hatten. Das war vor Jahrhunderten und noch Jahrzehnten nicht immer so, und besonders bitter ist es, wenn selbst das katholische Oberhaupt zu Rechtfertigung von Gewalt im Namen der Religion greift (was leider auch passiert ist).

Doch schon seit langem gilt eines: reib Dich an ihm, ärgere Dich vielleicht auch über manche Entscheidung - aber sei froh, daß es ihn gibt, diesen Amtsträger mit dem Namen Papst. Es ist gut so. Gut für uns - und gut für die, die mit uns leben. Sie wissen, woran sie sind.

Ich hätte diese Gewissheit auch immer gerne…


Gegen Sprachlosigkeit

Veröffentlicht am Friday, 19. September 2014, 14:43

Gebet für die verfolgte Kirche

Gott, nach dem geheimnisvollen Ratschluss
deiner Liebe lässt Du die Kirche teilhaben
am Leiden deines Sohnes.

Stärke unsere Brüder und Schwestern,
die wegen ihres Glaubens verfolgt werden.
Gib ihnen Kraft und Geduld, damit sie
in ihrer Bedrängnis auf dich vertrauen und
sich als deine Zeugen bewähren.

Gib ihnen die Kraft, in der Nachfolge Christi
das Kreuz zu tragen und auch in der Drangsal
ihren christlichen Glauben zu bewahren.

Amen.


Alles skandalös?

Veröffentlicht am Tuesday, 16. September 2014, 22:13

Die Bischöfe Deutschlands, also unsere - bzw. meiner nicht, weil der erst am Samstag als solcher in Amt und Würden ist - machten sich dieser Tage mal wieder ihre Gedanken zu verschiedenen Themen.

Dazu gehörte auch das kirchliche Arbeitsrecht (das ich am liebsten abgeschafft sähe, weil es der Kirche massiv schadet, aber was zählt meine Meinung da schon).

Es wird eingesehen, daß angesichts der immer kleiner werdenden Zahl an überzeugten Katholiken a) diejenigen, die u.a. auch die katholische Position bgl. der Fragen von Ehe und Familie vertreten, immer weniger werden und dementsprechend b) immer weniger damit gerechnet werden kann, daß in nominell katholischen Einrichtungen diese Positionen von den Mitarbeitern auch mehrheitlich vertreten wird.

Das ist natürlich nichts wirklich Neues. Da gibt es verschiedene Lösungsansätze für eine neue Authentizität, die ich jetzt nicht weiter debattieren will.

Interessanter ist für mich der innerkirchliche Umgang mit den Mitarbeitern, die in ihrem privaten Leben nicht so leben, wie die Kirche das gerne sähe. Kurz gesagt: bislang ist es häufiger Usus, bspw. einen wiederverheiratet Geschiedenen nach der erneuten Trauung zu feuern, ebenso bspw. eine Mitarbeiterin, die in einer homosexuellen Lebensgemeinschaft lebt und diese staatlich anerkennen läßt.

Das ist ebenso bekannt.

Die Kirche darf das (leider), ist hierzulande verfassungsrechtlich abgesegnet.

Aber warum macht sie es (bzw. nicht “die Kirche”, die ich ja auch bin, sondern bestimmte Entscheidungsträger) überhaupt, was bringt das Positives? Hilft das bei der Evangelisierung? Warum existiert bspw. ein Katholisches Krankenhaus? Wird der Heilauftrag Jesu dadurch konterkariert, indem er von einem salopp gesagt “katholisch Unreinen” ausgeübt wird (sozusagen der unreine Samariter von vor 200 Jahren)?

Vor allem wenn eines passiert: es heutzutage kaum jemanden wirklich mehr stört?

Doch muss andererseits die Kirche alles zulassen?

Ein gutes Kriterium habe ich in einem sehr lesenswerten Artikel meines Lieblings-Blogs gefunden. Er verweist wiederum auf einen anderen Artikel eines Journals und dort wird der Skandal bzw. kirchenrechtlich gesprochen das sog. “schwere Ärgernis” als Unterscheidungskriterium genannt. Das bedeutet: in einer säkularen Umwelt, die vom Evangelium noch nicht oder nicht mehr durchdrungen ist, wird es nur wenige stören, wenn ein Mitarbeiter einer kath. Einrichtung gegen die Ehelehre Jesu verstößt. In einem katholisch inkulturiertem Umfeld würde das anders sein.

Und in welchem Umfeld leben wir?

Eben.

Außerdem gibt es bekanntlich sieben Hauptsünden. Natürlich sind sie Teil der Morallehre, die ein Mitarbeiter einer kath. Einrichtung zu beachten unterschreibt. Da gäbe es noch jede Menge anderer Gründen für eine sofortige Entlassung - aber kennt jemand den Fall einer Kündigung wegen Geiz oder - der Hauptsünde schlechthin - wegen Stolz?


Parallelen

Veröffentlicht am Friday, 05. September 2014, 21:05

Es war der vierte Beitrag in diesem Blog, annodazumal im Juli des Jahres 2003 (auch hier trifft wieder zu: wenn Du Gott zum Lachen bringen willst, erzähl Ihm von Deinen Plänen). Dieser vierte Beitrag handelte von diesem Buch, das ich seither erst das zweite Mal lese: die “Nachfolge Christi” des Thomas von Kempen.
Nachdem ich jetzt mehr über die franziskanische Spiritualität weiß, sehe ich die enormen Parallelen, die sich da auftun. Weiß jemand, ob Thomas als Augustiner-Chorherr - heutzutage gelten diese ja nicht also große Asketen - genauere Kenntnisse der Schriften des Franziskus hatte? Oder ist es vielmehr so - was ich vermute - daß er die zu dieser Zeit einfach allgemein als richtig angenommenen asketischen Grundhaltungen beschrieben hat? Diese triefen geradezu vor dem, was jetzt noch als franziskanische Askese bekannt ist: Einfachheit, Armut, Selbstverleugnung, Geschwisterlichkeit.

Soweit mein vielleicht eher wissenschaftliches Interesse.

Aber dafür wurde dieses Buch nicht geschrieben, sondern für den Christenmenschen aller Generationen, und ich betone wie schon 2003, für alle Traditionen. Ein ökumenischeres Buch der Glaubenspraxis wird man schwerlich finden können.


In Spanien verlangt Jesus mehr

Veröffentlicht am Friday, 05. September 2014, 12:39

Einer der Gründe für die gähnende Blogruhe war mein Jahresurlaub in südlichen Gefilden. Der ist jetzt leider vorbei (*istdaskalthier*)…

Ein medial wichtiges Kirchenthema ist die kommende Bischofssynode “zur Familie” (im Rahmen der Evangelisierung, aber das wird in den säkularen Medien weggelassen) - und hierzulande steht da besonders, wie so oft, die Frage nach der Kommunionszulassung von wiederverheirateten Geschiedenen im Vordergrund.

Ohne jetzt auf die ganzen Stellungnahmen von Bischöfen und anderen einzugehen, die sich im Vorfeld in Stellung bringen, möchte ich etwas berichten, was ich im Urlaub erfahren habe und was zumindest für die Diözese Málaga zutrifft:

da ich der Ortssprache glücklicherweise mächtig bin, konnte ich während eines Gespräches mit einer Einheimischen, die bald kirchlich heiraten will, Interessantes erfahren. So ist die Voraussetzung für die Zulassung zur kirchlichen sakramentalen Eheschließung der Besuch beider Partner eines mindestens 10monatigen(!) Kurses samt schriftlicher Prüfung, deren Bestehen erforderlich ist! So krass das klingt, bei der Erstkommunion bereiten wir auch vor, bei der Firmung (beides verbesserungswürdig, aber immerhin), bei der Ehe aber nahezu Null. Insofern ist das dortige Vorgehen nur konsequent.

Wäre dies bei uns ebenso der Fall, würde wohl die Zahl der Kirchenaustritte noch einmal ansteigen, nicht nur die Zahl der kirchl. Ehen massiv einbrechen.
(Daher glaube ich auch nicht an so eine Direktive in einem Bistum bei uns).

Ach ja, der dortige Bischof heißt natürlich: Jesús.


Abgeblogged

Veröffentlicht am Friday, 15. August 2014, 21:54

Nein, weder dieser Blog noch der Betreiber sind dauerhaft entschlafen.

Es gibt allerdings - zumindest bei mir - Lebensphasen, die diesen Zeitvertreib nicht mehr prioritär sein lassen.

Womöglich wird hier bald wieder mehr erscheinen, ich weiß es aber noch nicht.

Grundsätzlich muß ich sagen - nicht zum ersten Mal - daß mich kirchenpolitische Themen nicht nur aktiv nicht interessieren - ich schreibe also kaum über sie - sondern ich habe es auch eingestellt, entsprechende Blogs zu lesen, die dies zu ihrem Hauptthema machen (ob bewußt oder unbewußt, ist dabei irrelevant).

Sinnvolles zu geistlichen Themen dagegen zu sagen, ohne ins Geschwätz abzugleiten, ist dagegen nicht immer einfach. Auch wenn natürlich auch die normale Politik vieles kommentierungswürdiges zu bieten hat, gilt auch hier der Satz des Karl Valentin: es ist schon alles gesagt worden, nur noch nicht von jedem.

Und da muß ich nicht dazugehören, zumindest nicht immer.


Gebet für den neuen Erzbischof

Veröffentlicht am Friday, 11. July 2014, 14:34

Herr Jesus Christus, du bist bei uns. Du begleitest unser Bistum, die Kirche von Köln.

Wir danken dir für unseren neuen Erzbischof Rainer Maria Woelki und bitten dich:
Gib ihm Kraft und Heiligen Geist für seinen Hirtendienst.
Lass ihn Worte und Wege finden, die uns im Glauben stärken, in der Liebe neu entzünden und vorwärts bringen auf dem Weg der Einheit.

Stärke ihn mit deinem Wort, damit er es als dein treuer Diener weitergibt; die Menschen zum Glauben ermutigt
und ihnen in Freude und Hoffnung, in Trauer und Angst aufrichtig und geduldig zur Seite steht.

Schenke ihm die Weisheit und das nötige Geschick der Leitung,
dass alle, die mit ihm zusammenwirken, vertrauensvoll und hoffnungsfroh bleiben in ihrem Dienst.

Stärke uns alle durch deinen Geist.
Sei du der wahre Hirte in unserer Mitte;
bleibe bei uns und geh’ mit uns in die Zukunft.

Herr, wir danken dir, der du mit dem Vater und dem Geist
lebst und wirkst, heute bis in Ewigkeit. Amen.

Heilige Gottesmutter und Jungfrau Maria, Patronin unseres Erzbistums Köln, bitte für uns!
Heiliger Maternus.
Heiliger Apollinaris.
Heilige Edith Stein.
Seliger Duns Scotus.
Seliger Adolph Kolping.


Lernen am Beispiel

Veröffentlicht am Friday, 13. June 2014, 10:00

Die protestantische Theologie zeichnet sich m.W. auch dadurch aus, daß sie eine - auf Römerbrief Kapitel 13 beruhend - ausgesprochene Nähe zur staatl. Herrschaft als göttlich gewollt eher betont hat (um es mal vorsichtig auszudrücken). Sprich: der Obrigkeit ist prinzipiell eher zu gehorchen, weil diese gottgewollt eingerichtet sei.

(In der Orthodoxie findet sich dieses Phänomen bis heute auch)

Der Apostel Paulus schreibt in dem Brief an die Römer, Kapitel 13:

1 Jeder leiste den Trägern der staatlichen Gewalt den schuldigen Gehorsam. Denn es gibt keine staatliche Gewalt, die nicht von Gott stammt; jede ist von Gott eingesetzt.
2 Wer sich daher der staatlichen Gewalt widersetzt, stellt sich gegen die Ordnung Gottes, und wer sich ihm entgegenstellt, wird dem Gericht verfallen.
3 Vor den Trägern der Macht hat sich nicht die gute, sondern die böse Tat zu fürchten; willst du also ohne Furcht vor der staatlichen Gewalt leben, dann tue das Gute, sodass du ihre Anerkennung findest.
4 Sie steht im Dienst Gottes und verlangt, dass du das Gute tust. Wenn du aber Böses tust, fürchte dich! Denn nicht ohne Grund trägt sie das Schwert. Sie steht im Dienst Gottes und vollstreckt das Urteil an dem, der Böses tut.
5 Deshalb ist es notwendig, Gehorsam zu leisten, nicht allein aus Furcht vor der Strafe, sondern vor allem um des Gewissens willen.
6 Das ist auch der Grund, weshalb ihr Steuern zahlt; denn in Gottes Auftrag handeln jene, die Steuern einzuziehen haben.
7 Gebt allen, was ihr ihnen schuldig seid, sei es Steuer oder Zoll, sei es Furcht oder Ehre.

Soweit so (anscheinend) klar.

Was haben aber die Apostel tatsächlich getan? Wie gingen sie mit Anordnungen der Obrigkeit um? Dazu findet sich eine interessante Episode in der Apostelgeschichte, von der ich nicht weiß, inwiefern sie Eingang in die Hunderte Meter Literatur zum Thema Römer 13 gefunden hat. Es geht um das Verhalten nach Anordnungen des Hohen Rates (Sanhedrin), der nach dieser Quelle auch unter den Römern alle juristischen Kompetenzen beibehalten hatte:

Zusammenfassend ist anzunehmen, dass der Sanhedrin alle jemals nach jüdischem Recht innegehabten Befugnisse hinsichtlich der Behandlung von Kapitalverbrechen behalten hatte. […] Es ist mangels historischer Quellen auch nicht nachweisbar, dass dem Sanhedrin seitens der römischen Verwaltung oder durch römisches Gesetz irgendein Teil seiner nach jüdischem Recht ausgeübten Gerichtsbarkeit entzogen worden war.

Und zum Verhältnis Apostel-Sanhedrin gibt es folgende Episode in der Apg im Kap. 5 (Hervorhebungen von mir):

Sie [die Mitglieder des Sanhedrin] stimmten ihm zu,
40 riefen die Apostel herein und ließen sie auspeitschen; dann verboten sie ihnen, im Namen Jesu zu predigen, und ließen sie frei.
41 Sie aber gingen weg vom Hohen Rat und freuten sich, dass sie gewürdigt worden waren, für seinen Namen Schmach zu erleiden.
42 Und Tag für Tag lehrten sie unermüdlich im Tempel und in den Häusern und verkündeten das Evangelium von Jesus, dem Christus.

Da hatte Petrus mal Glück, daß er den Paulusbrief noch nicht kennen konnte … :-)