Archiv für die 'Eselsohr - Bücherrezensionen' Kategorie



Zurechtgerückt

Veröffentlicht am Thursday, 23. February 2006, 00:55

Wenn es eine innovative Theologie gibt, die sich ihren Ruf so richtig gut vermiest hat, dann sicher die Befreiungstheologie. Die einen meinen hocherfreut, “Rom” hätte sie verurteilt (was nicht stimmt), die anderen halten sie gerade deswegen hoch, weil ein Verbotsschild aus Rom einem Qualitätssiegel gleichkäme. Da es nicht die eine Befreiungstheologie gibt, wurde auch nicht sie in ihrer Gänze verurteilt, ganz im Gegenteil, sondern lediglich die zu marxistischen und säkularen Auslegungen ihrer selbst. Denn sie ist Theologie bester Schule und im strengen Sinn des Wortes. Wie sehr das auch und gerade heute stimmt, zeigt dieses Buch. Gutiérrez ist Peruaner und der Gründervater der Befreiungstheologie (und hat sich nicht mit der Kirche überworfen), Müller medial derzeit recht heftig angegriffener Bischof von Regensburg und Freund von Gutiérrez; er kennt die Situation der Armen dort vor Ort aus jahrelanger Anschauung selbst (wer selbst einmal erlebt hat, was materielle nackte Armut wirklich heißt - d.h. sie auch nur ansatzweise selbst gespürt hat - der muß gleichsam zum Befreiungstheologe werden).

Dabei sind beide Sichtweisen wichtig, die des Betroffenen vor Ort und die aus der europ. Distanz (wobei es auch hierzulande Arbeit zuhauf gibt diesbezüglich). Bischof Gerhard Ludwig Müller zeigt in einem Essay (”Befreiungstheologie im Meinungsstreit”) sehr gut und auf hohem Niveau, u.a. warum die Befreiungstheologie hier nie richtig Fuß fassen konnte - zum Großteil liegt es an der Nomenklatur (Klassenkampf, Sozialismus etc.), die in Lateinamerika eine doch ganz andere Konnotation hat als bei uns an der ehemaligen Grenze des Kalten Krieges. Er zeigt aber auch die Bedeutung für die Welt auf, denn diese Art von Theologie ist keine spezifische Lateinamerikas (ich las mal woanders den Satz “bei 40 °C im Schatten ändert sich die Theologie”…).
Gustavo Gutiérrez OP (seit vergleichsweise kurzer Zeit bei den Dominikanern) erläutert in “Wo werden die Armen schlafen?” (¿Dónde dormirán los pobres?) das grundlegende Anliegen der Befreiungstheologie (in Kürze: wie erkläre ich einem Armen, dem es am Allernotwendigsten fehlt, daß Gott ihn liebt?)- natürlich sind alle anderen Beiträge der beiden auch sehr lesenswert.

Also, wer jenseits von Streit und Pamphlet eine anspruchsvolle Würdigung dieser für die Kirche eminent wichtigen Theologie erfahren möchte, dem sei dies hiermit empfohlen.


Alles katholisch

Veröffentlicht am Saturday, 11. February 2006, 23:04


Kennt jeder

Veröffentlicht am Saturday, 11. February 2006, 21:14

Ich befürchte, daß jeder von uns Menschen enger kennt oder ihnen begegnet, die die Autorin dieses Buches, welches in Frankreich einiges an Aufruhr verursacht hat, bewußt provokant “Perverse” nennt. Sie sind pervers, weil sie Macht in Verbindung mit Erniedrigung ausüben wollen, weil sie Kommunikation trotz evtl. vieler Worte eigentlich verweigern. Es gibt sie in Partnerschaft, Familie, Arbeitsplatz etc.

Schon spannend: ich las die beispielhaften Schicksale (alle aus der Praxiserfahrung der Autorin, die als Psychotherapeutin tätig ist) und konnte gleich einige mir bekannte Situationen grob eingruppieren - dabei halte ich das nicht für einen tragischen Zufall.

Perverse gibt es überall.


Angst?

Veröffentlicht am Friday, 20. January 2006, 12:37

Während meines Studiums habe ich mir aufgrund der zu lernenden enormen Faktenmenge eine Lesart angewöhnt, die zwischen Überfliegen und Lesen liegt. Sehr schnell und versuchend das Wichtigste zu erkennen.

Hier (ich habe den Text in einer anderen Ausgabe) mußte ich neu Lesen lernen. Jedes Wort, jeder Ausdruck hat Gewicht.

Kierkegaard lotet in allen Richtungen aus, woher die Angst kommt, was ihr Wesen ausmacht (”die Möglichkeit der Freiheit”), wie sie psychologisch zu beurteilen ist. Dabei ist es eine Schrift zwischen Psychlogie und Theologie, ständig bezugnehmend auf die Ursünde durch Adam (deren Wesen und Bedeutung auch sehr eindrücklich klar gemacht wird - sehr gelungen!).

Schwere Kost. Doch sehr erhellend und empfehlenswert. Nicht nur, um neu Lesen zu lernen.


Tiefe und Weisheit

Veröffentlicht am Monday, 16. January 2006, 16:39

Wer die orthodoxe Kirche verstehen will, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Aber auch wer sich selber besser verstehen will, dem sei es ans Herz gelegt. Die Erfahrung der ersten Wüstenväter, hier sind deren Sprüche und Weisungen gesammelt, ist reich an Weisheit und Tiefe, betrifft uns heute genauso wie die Menschen damals. Es geht um die Natur des Menschen, nicht um bloß Zeitgebundenes. Diese Aussage gilt zwar nicht für alles in dem Buch, doch es ist eines der wichtigeren in meinem bisherigen Leben (angedeutet schon hier).


In jedem verborgen

Veröffentlicht am Monday, 16. January 2006, 16:06

Nicht daß sie alle Psychotherapeuten werden oder sein sollen, aber dieses Buch ist für jeden ärztlichen Kollegen ein Gewinn, der mit Menschen zu tun hat, die an existentielle Fragen des Lebens gelangen (und das sind nicht wenige). Angesichts schrecklicher Diagnosen für sich selbst oder Angehörige stellen sich natürlich Fragen, die über das rein medizinische weit hinausgehen.

Schön legt Viktor Frankl dar, selbst jüdischer Überlebender eines Nazi-Konzentrationlagers, daß der Arzt/Therapeut auch bei sehr unreligiösen Menschen den “unbewußten Gott” ansprechen kann - mit all den vorgegebenen Zurückhaltungen ob des sehr intimes Themas.
Insbesondere gegen die Tabuisierung des Religiösen bei psychischen Nöten schreibt Frankl an. Und gerade wegen seiner Biographie nimmt man ihn die Ergebnisse auch ab.

Geschenkt wurde mir dieses Büchlein übrigens von einer Anästhesistin, mit der ich so manche Nachdienste und Notfälle durchzustehen hatte. Ich war erst sehr skeptisch, doch bin jetzt von der Logotherapie sehr angetan. Einiges mehr harrt bereits der Lesung…

(Wird mal Zeit, daß ich die Rezensionen wieder auf einen neueren Stand bringe)


Mehr als nur lustig

Veröffentlicht am Wednesday, 20. July 2005, 20:02

Die “Zehn Gründe für den Zölibat” von Hans Conrad Zander hatte ich schon gelesen (und hier mal empfohlen), jetzt fand ich zufällig dieses Exemplar, welches es jetzt außerhalb der Buchpreisbindung für viel günstiger gibt.
Dargestellt werden en détail die Gruppe der Menschen, die es zander am meisten angetan haben: die ersten Wüstenväter, Säulenheiligen und ihre Nachfolger.

Und das ganze ist natürlich im typische satirisch angehauchten Zander-Duktus geschrieben (die Frage ist nur ob viele Leser merken, daß er es eigentlich recht ernst meint, wie so viele Satiriker…). Es ist sehr erfrischend zu erfahren, wenn man denn Zanders Quelleninterpretation teilt, daß nicht selten das Exil in die Wüste und auf die Säule alles andere als bloß fromme Ursachen hatte. Zander holt die ersten christlichen Mönche dieses Planeten wieder auf die Erde
zurück, nimmt den Heiligenschein erst einmal weg und schaut sie als ganz normale Kerle an. Gut so. Und an seiner Interpretation kann durchaus einiges dran sein. Interessant besonders seine Ansicht über den Umstand, daß es (seit jeher!) viel mehr Ordensfrauen als -männer gibt und daß das religiöse Vagabundieren aus ähnlichem Grund eher Männersache ist. Mehr wird nicht verraten.


Fast getroffen

Veröffentlicht am Monday, 11. July 2005, 23:25

Ein sehr guter Freund wollte unbedingt, daß ich sein Exemplar dieses Buches lese, selbst gekauft hatte und hätte ich es mir nicht. Nun denn, es läßt sich einfach durchlesen. Und es gibt auch wirklich Positives zu berichten darüber, nur leider blieb der Autor eben nicht bei dem, was der Untertitel versprach: der politischen Botschaft.
Religion hat immer mit Politik zu tun, da sie mit dem Menschen zu tun hat, das hat ja schon ein Gandhi treffend formuliert. Und gerade das Evangelium steckt voller politischem Sprengstoff, das gehört immer wieder ins Herz, Gebet und Tun der Kirche und all ihrer Glieder. Wenn der Mensch der Weg der Kirche ist, dann darf das aus Sicht eines Christen bei allem gesellschaftlichen Handeln nicht anders sein - der konkrete Mensch, nicht ein Abstraktum der Masse. So weist Geißler zurecht darauf hin, daß jegliches wirtschaftliches Treiben aus Sicht
des Evangeliums nur ein Ziel haben darf: dem Menschen dienen.

Vieles an dem Buch ist mehr als schräg, sogar richtig daneben. So wird mit dem spekulativen Faktum argumentativ(!) vorgegangen, was der berühmte Samariter sicher (sic) getan hätte, wenn er zu dem Zeitpunkt des Ausraubens und Verprügelns des ebenfalls im Gleichnis erwähnten Mannes durch die Räuber und nicht erst später gekommen wäre. Und es wird u.a. damit argumentiert, daß eben nicht der Menschensohn, damit habe Christus sich selbst natülich gar nicht gemeint, sondern der Mensch generell Herr über den Sabbat sei.
Viele Fragen bzgl. der Schriftübersetzung werden mit einem einfachen “falsch übersetzt!” vom Tisch gefegt - nachgelesen bei Herrn Pinchas Lapide und 1:1 (mit schlechterer Wortwahl) übernommen, anscheinend ohne sich gegenteilige Darstellungen anzulesen.

Wenn Geißler bei dem eigentlichen Thema geblieben wäre, hätte er eher getroffen. So war es eine Abrechnung mit der bösen Kirche und ihren Menschengesetzen, mit der falschen Schriftübersetzung und der falschen Christologie.

Dafür ist so ein wichtiges Thema viel zu schade.


Sperrig

Veröffentlicht am Monday, 20. June 2005, 23:03

Ja, es ist irgendwie sperrig, dieses Buch, das einfach nur ein Thema hat, einen Menschen: Jesus aus Nazareth. Über 800 Seiten geht es um niemand anderen, um nichts anderes. Nahezu jede Facette, die jemals Streitpunkt war, die im Bewußtsein des gemeinen Christen oder Interessierten sein könnten, wird behandelt. Dabei wird nichts ausgelastet - das Aufräumen von Klischees, das Hinterfragen von wiss. Übereinkünften, das Hinterfragen der eigenen philosophischen Einstellung des Lesers, der ja mit einem bestimmten (manchmal unbewußten) Hintergrund an den Bibeltext geht. Recht wohltuend ist der Umgang mit nichtbiblischen Schriften, da auch sie durchaus einiges zum Wissen über diesen Mann beitragen können.

Aber ist das Buch wohltuend? Es ist kein wissenschaftl.-theologisches Werk, will es auch nicht sein. Es tut wohl, daß der Text der Hl. Schrift in seine Zeit, in seine Fremdheit verortet wird ohne daß wir uns anmaßen, alles besser beurteilen zu können als die Menschen damals, die der Zeit viel näher standen. Es strengt aber auch an, da wirklich fast nichts ausgelassen wird.

Insgesamt finde ich das Buch durchaus empfehlenswert. Es ist sperrig im Kopf, bleibt hängen. Das ist gut.

Negativ finde ich manche Pauschalurteile gegen wiss. Theologieströmungen, nicht wegen des Urteils an sich, das teile ich häufig, sondern wiel sie außer am Schluß ab und zu eigentlich nie mit irgendwelchen Quellenangaben verifiziert werden. Wenn man argumentativ angreift, sollte man zumindest exemplarisch Roß und Reiter nennen. Ein Anhang am Schluß mit Fußnotenverzeichnis stört den Lesefluß nicht und hätte all denen gedient, sie sich tiefer damit befassen möchten. Denn manchmal scheinen die Standardwerke der Theologie wirklich so haarsträubende Thesen als “gesicherte Erkenntnis” zu verkufen, daß man schon deren Titel gerne wüßte (da bin ich ja immer froh, daß die Bischöfe der Kirche und nicht die Professoren den Glauben überliefern - dem Glauben ist Irrtum auf dem neuesten Stand (Wissenschaft) nicht
gerade zuträglich).


Richtige Diagnose

Veröffentlicht am Thursday, 26. May 2005, 21:48

Aber falsche Therapie. Dieses Buch, in dem anscheinend schon sehr viele geblättert haben (von Kollegen über Turnlehrerinnen erzählten mir viele, vor Jahren oder Jahrzehnten - erstmals 1976 erschienen - es gelesen zu haben), beschreibt anschaulich und bis heute gültig die kommerziellen Umtriebe des Menschen im sog. Haben-Modus als Gegensatz zu dem dem Menschen viel eher erfüllenden und angemessenen Seins-Modus. Das bedeutet nicht nur, daß man sich nicht über Materielles definiert, auch ein Armer kann vom Habenwollen getrieben sein, sondern daß man vielmehr Zwecklosigkeit (nicht Sinnlosigkeit!) zu ihrem Recht im eigenen Leben verhilft. Dies betrifft besonders das innere Leben.

Gut, wenn man Meister Eckhardt gelesen hat, so behaupte ich einmal, findet man bei Fromm nicht wirklich revolutionär Neues - er bezieht sich ja auch auch ausdrücklich auf ihn. Fromm ist allerdings kein Christ, und ich kann leider nicht meine Identität verleugnen, er entzieht damit auch Meister Eckhardt dessen ureigensten geistigen Grund.

Störend ist vor allem die Therapie, die Fromm als bekennendem Marxisten vorschwebt. Ganz im Gegensatz zu Eckhardt und natürlich zum christlichen Glauben generell setzt er bei der Umwandlung der Gesellschaft an, weil erst dann eine Unwandlung des Herzens zum neuen Menschen möglich sei. Wie der Vorbesitzer meines auf einem Trödel in Ffurt/M. erworbenen Exemplars treffend am Seitenrand anmerkt, kann dies aber faktisch nur über eine Diktatur laufen und ist insofern indiskutabel.

Die Motivation für dieses Buch ist ebenfalls zweifelhaft: Fromm meint, nur ein umgewandelter Mensch kann die Erde vor der Zerstörung durch den Menschen selbst bewahren - d.h. die Motivation ist Furcht und der Wunsch nach Erziehung, platt gesagt ein Morallaposteltum. Davon haben wir aber längst genug, vor ‘76 wie nachher. Freude am Schenken der eigenen Erkenntnisse wäre ein besserer Grund gewesen.

Letztendlich bleibt mein Eindruck ambivalent, eine gute, treffende und recht tiefgehende Analyse aus allerdings fragwürdiger Motivation führt zu einer noch zweifelhafteren Therapie.


Sammlung

Veröffentlicht am Friday, 15. April 2005, 19:18

Dieses einfach gute Buch liefert eine Sammlung von Essays und Reden, die Kardinal Ratzinger (ich denke, daß er das auch nach dem Konklave sein wird) während der letzten Jahre zu den Titelthemen verfaßte oder hielt. Es geht eigentlich immer um die Wahrheitsfrage, und, dies war kürzlich meine eigene Erfahrung, dies ist der Knackpunkt schlechthin. Ich muß nicht auch noch was zu der eigentlichen Bedeutung des Wortes “Toleranz” sagen und daß dieses Wort heute zu oft vollkommen anders verstanden wird.

Wie erwartet besticht die Brillanz des Autors. Es gibt aber auch den Schwachpunkt, eher auf Seiten des Verlages, daß die Frage nach der Wahrheit des Christentums nicht grundsätzlich behandelt wird. Muß aber auch nicht sein, und ist mit einigen Essays auch nicht zu machen. Ratzinger behandelt eher die Wahrheitsfrage generell. Und das macht er gut (eben auch, nicht nur, in bezug auf andere Religionen).


Bis heute aktuell

Veröffentlicht am Sunday, 27. March 2005, 22:28

Dies Domini

Mangels eines Bildes des Buches stelle ich hier eines des Autors rein, des Dominikaners Jacques Loew. 1972 wurden erstmals die Fastenexerzitien, die P. Loew zwei Jahre zuvor Papst Paul VI. und der Kurie gehalten hatte, auf deutsch unter dem Titel “Christusmeditationen” veröffentlicht.
Wie so oft und so gut schöpft auch P. Loew aus seinen eigenen Erfahrungen, in seinem Fall besonders die seiner Bekehrung im Studentenalter und seine Zeit als Arbeiterpriester in Marseille (d.h. er arbeitete Vollzeit als einfacher Arbeiter und versuchte, den Menschen um sich herum ein Zeugnis Christi zu geben und zu sein). Letzteres hatte bei ihm glücklicherweise nichts marxistisches an sich, kein Parteiprogramm, sondern es war die Arbeit des Fischers, wie die der ersten Jünger, die eben dahin gehen müssen, wo die Fische sind.
Es wird oft gesagt, daß die Kirche die Arbeiterschaft im 19. Jahrhundert verloren habe, und das ist alles andere als falsch. Es wurde zu spät auf die soziale Dimension des Evangeliums verwiesen.

Die revolutionäre Kraft (damit meine ich keine gewalttätige, sondern eine nicht-systemerhaltende) der Botschaft Jesu wäre auch heute in Europa mehr als nötig zu vernehmen. Doch hierzulande, in diesem unserem Lande, scheint es keine Zeit für Aufbruch, sondern für Mangelverwaltung zu sein.

Wer dieses Buch liest (gibt es noch gebraucht), wird feststellen, was die Welt von heute mit dem Evangelium zu tun hat und vor allem, daß es Jacques Loew nie um ein vermeintliches Paradies auf Erden ging, sondern um den einzelnen und seine Erlösung in Christus Jesus. Es ging ihm immer um Ihn, um Jesus von Nazareth, den einzigen Retter aller Menschen.


Ganz gut - aber nichts Neues

Veröffentlicht am Wednesday, 02. February 2005, 22:29

Über den Autor hatte ich schon mal ein wenig geschrieben. Dieses Buch ist sicherlich ein guter Einstieg, wenn man einen Einstieg in die christliche Selbstreflexion sucht - die Basis einer jeden Mystik, da Gott uns näher ist als wir selbst.
Es gibt auch ein paar Gedanken, die nur zu unterstützen sind und die man woanders nicht findet - wie bspw. den Hinweis, daß das ständig geforderte “auch bei der Arbeit beten”, “betend arbeiten” etc. zumeist Humbug ist - lieber gut arbeiten und sich nicht vormachen, man würde dabei ständig an Gott denken.
Im großen und ganzen schöpft der Autor aber aus bekannten Quellen, und bei den Wüstenvätern oder Meister Eckhart findet man nicht weniges pointierter und prägnanter. Aber dies ist ein Buch des 20. Jahrhunderts, insofern bestimmt für viele lesbarer als etwas aus dem 13. Jh. oder noch älter.


Schwierig

Veröffentlicht am Sunday, 26. December 2004, 22:02

Eher zufällig entdeckte ich das Büchlein, in dem zeitgenössische Philosophen über die Rückkehr des Phänomens Religion bzw. des Religiösen nachdachten (schwadronierten?). Sie trafen sich 1998 auf Capri, dieser Band ist eine Dokumentation der Essays der dort vertretenen Denker.
Aus einfachem Interesse, was denn die Herren (leider keine Damen dabei, wird auch von den Herren bemerkt) Philosophen so über die Religion als solche denken, wurde richtige Lesarbeit.
Es gab sehr viele interessante Denkanstöße, aber das Bändchen ist für den Einstieg sicher nicht zu empfehlen. Wenn manche Autoren, besonders Derrida und Vattimo, sich selbst aus früheren Arbeiten zitieren, daneben mit Heidegger, Kant, Hegel, Platon etc. leichtfüßig hantieren, dann steht man vor einem schier uneinnehmbar hohem Verstehenshindernis (was übrigens der Grand Seigneur der dt. Philosophie und der einzige Deutsche hier, Hans Georg Gadamer, selbst unmwunden zugab - er gab zu, vieles von Vattimo nur bruchstückhaft verstanden zu haben).

Grundsätzlich auffallend ist, vielleicht ein Axiom der Philosophie von heute, ich hatte das ja schon einmal, die Ablehnung einer Offenbarung. Es wird alles nur vom Menschen her gedacht - daher merkt man auch schnell: “nee, sie kriegen’s nicht so richtig hin.” Aber auch dieser Ansatz bringt viele interessante Gedanken, hier nur einige ohne Zuordnung zu den Autoren:

- “Religion” ist als Wort so lateinisch-abendländisch durchtränkt, daß die Verwendung bzgl. des allgemeinen Phänomenes eigentlich fehl am Platz ist (kann es also “Religionen” geben?)
- Religion ist philosphisch nicht zu beurteilen, da der Grund ein jeweils ganz anderer ist
- das Judentum (im angeblichen Gegensatz zum angeblich paulinischen Christentum, - als Abgrenzung zur Botschaft Jesu) betont immer und sehr die ständige Andersheit und Fremdheit Gottes und ständige Messiaserwartung. Der Ruf Jesu am Kreuz des Verlassenseins ist somit keine Ausnahmesituation, sondern ein Kulmination jüdischen Glaubensverständnisses (Stichwort Wüstenerfahrung). (Hat mir persönlich sehr gefallen, auch wenn der Gegensatz Paulus - Jesus doch arg kontruiert und wirklich nicht neu ist, außerem wird die Erwartung der Wiederkehr Christi bei Paulus als mehr oder weniger belanglos abgetan).
- die seit Heidegger geforderte Abkehr von der Metaphysik wird mit Aufkommen der Religion wieder wichtig

Nur ein paar Punkte. Ich bin kein Philosoph und gebe vielleicht manches verzerrt wieder, aber Spaß gemacht hat es allemal (nur Derrida war echt zu langatmig) - wird sicher noch einmal gelesen, wenn ich mehr von den alten Philosophen weiß.


Guter Einstieg

Veröffentlicht am Wednesday, 10. November 2004, 23:00

Wenn man sich der Philosophie irgendwie annähern will, das am besten auch noch mit ein wenig Nähe zum Heute, ist man ja schon recht arg aufgeschmissen und weiß nicht (zumindest mir ging es so), wo man anfangen soll. Da kann ich folgendes Buch von Karl Jaspers, dem bedeutenden Existenzphilosophen des 20. Jahrhunderts, durchaus empfehlen.

Das versprochene “Philosophische Denken für alle” ist zwar nicht gerade die leichteste Kost (für mich als aus dem Studium gelernter Schnelleser manchmal richtig anstrengend), aber sicher gewinnbringend. Auch nur Ansätze von Jaspers’ Denken hier zu bringen wäre nicht nur fachlich
vermessen, sondern auch bildschirmsprengend. Nur so viel: ich fand es beruhigend zu lesen, daß dieser Philosoph (gelernter Arzt) die Grenzen der philosophischen und naturwissenschaftliche Erkenntnis kennt. Er lehnt zwar eine Offenbarung aus prinzipiellen Erwägungen ab, fordert diese Ablehnung nicht als zwingend und tut dies mit erfreulichem Respekt für den Glauben. Vielleicht sollten sich ein paar militante Atheisten mal damit beschäftigen *augenzwinkern*….
Kern seiner Philosophie sind jedoch die Unterschiede zwischen Dasein und Existenz (letztere ist mehr eine Potenz, eine Möglichkeit, denn eine festzuhaltende Seinsform, und realisiert sich im bewußten(!) Erleben von, wie er es nennt, Grenzsituationen) und das Denken und Sprechen in Chiffren (die er Chiffern nennt), eine für ihn unabdingbar zum menschlichen Ausdrucksbereich zählende Kommunikationsweise. Nur zwei Punkte, es gibt mehr zu entdecken.
Einziger deutlicher Schwachpunkt ist die Tatsache, daß der Begriff der “Chiffer” erst recht spät in ganz anderen Zusammenhang erklärt, aber schon weit vorher im Buch verwendet wird. Der Herausgeber und Zusammenstaller der Textauszüge aus Jaspers’ Gesamtwerk hat das vielleicht übersehen.


Einseitig

Veröffentlicht am Monday, 25. October 2004, 20:00

Es gibt ja eigentlich keinen Grund, hier nur theologische Bücher vorzustellen (ja, ich lese auch und sogar mehrheitlich anderes). Und es muß auch nicht immer etwas inhaltlich Gutes sein:

Dieses kleine Büchlein zum Reclam-üblichen Supergünstig-Preis gibt einen guten Überblick über die gängigen Themen der Medizinethik und auch der üblichen Argumentationslinien. Besonders fielen mir zwei Sachen auf, ein davon habe ich schon nebenan erwähnt:

1. es gilt nur das rein rational begründbare Argument - Gefühle zählen nicht, als dürfe man sie bei diesem wirklich existentiellen Thema außen vor lassen!
2. Es gibt anscheinend nur sehr wenige Mediziner, die sich auf diesen Diskurs spezialisiert haben. In diesem Buch schriebt nur ein emeritierter Medizin-Professor und das erste Mal hatte ich das Gefühl, da schreibt jemand, der von der Praxis her weiß, wie die Realität aussieht. Ansonsten sind es Philosophen, die meisten davon glaubensfeindlich und ethisch mehrheitlich auf der Seite, die das Leben nicht so hoch einschätzt, und sie schreiben über aus ihrer Warte oft graue Theorie (obwohl sie sich als Kenner ausgeben…). Doch genau das ist das Gefährliche: diese Nicht-Praktiker haben den größten Einfluß in der politischen Debatte!

Also das Lesen lohnt sich durchaus, zumal man dann merkt, in welche Abgründe die säkulare Ratio allein führen kann - außerdem sind die meisten Beiträge schon über 15 Jahre alt, aber thematisch immer noch aktuell.


Tiefgehend

Veröffentlicht am Saturday, 24. April 2004, 15:04

Gerade habe ich die Lektüre dieses Buches abgeschlossen, es wirkt noch nach, und ich hoffe, dass dies so bleiben wird. Ich halte es geradezu für einen Glücksfall, dass der Autor Hans-Peter Hauschild die üblichen links-rechts Schemata innerhalb der Kirche durchbricht. Einfach so, ohne das auch nur ansatzweise zu erwähnen. Doch bevor ich das erkläre, erst etwas über das Buch.
Schon die Dreiteilung des Werkes in “Im Namen des Vaters”, “Im Namen des Sohnes” und “Im Namen des Heiligen Geistes” deutet auf die geistliche Struktur hin. Überraschend, aber vor allem wohltuend, ist dabei die Insistenz des Autors auf so “unmoderne” Glaubenssätze wie die Auferstehung des Fleisches(!) - also unseres konkreten Leibes des hier und jetzt - die Existenz des Reinigungsortes, auch Fegefeuer genannt, die Stellung Marias etc.
Warum besteht der Mann darauf? Weil es seine Erfahrung als jahrelanger Vorstand der AIDS-Hilfe (zu einer Zeit, als es noch nicht so eine ausgeklügelte Medikamentenkombination gab) war - er starb ein Jahr nach Erscheinen des Buches - dass es eben diese Aussagen sind, die den Sterbenden wirklich helfen, dass ein modernes Gesäusel von rein poliertem Christentum ohne seine anstößigen Aussagen (er plädiert bspw. für eine Verwendung des mittelalterlichen Dies Irae in der Totenmesse, extrem unmodern sowas) kein wirklicher Dienst an den Kranken und Sterbenden ist. Die existentielle Einsamkeit und Nacht des Glaubens, trotz vielleicht vorhandener Freunde, die Schmerzen und psychischen Leiden, all dies könne laut Hauschild nur dadurch lebbar (nicht überwunden!) werden, indem man sich damit konfrontiert und sich dieser Realität nackt aussetzt.

Klingt jetzt alles sehr nach einem typisch konservativem Kirchenmann, nicht wahr? Nun, Hans-Peter Hausschild war ein bekennender Homosexueller und linker Katholik und starb 2003 an den Folgen der Immunschwäche AIDS.

Auf dass die Denk-Schubladen brechen!!


Meisterwerk

Veröffentlicht am Friday, 19. March 2004, 22:21

Zur Zeit lese ich gerade dieses Buch in einer Ausgabe aus den 30er Jahren. Es ist ein absolutes Meisterwerk und stellt vieles von dem in den Schatten, was ich bisher hier vorgestellt habe! So eine Tiefe des Verständnisses des Evangeliums hatte ich bisher noch nie irgendwo angetroffen, sei es in Buchform oder wie auch immer. Der Klassiker-Status, den dieses Werk erreicht hat, ist absolut nachzuvollziehen. Ein Muss! Dabei stellt sich der Autor selbst wirklich ganz in den Hintergrund und hat es nur verfasst, damit man - und das gelingt vortrefflich - einen besseren Zugang zur Schrift hat.
Nicht nur dass es unglaublich schriftzentriert ist, sondern in den Schlussfolgerungen entlarvt Guardini so manche Verkürzung der Frohen Botschaft auf Ethik, Vordergründigkeit und Altruismus. Dabei stelle ich immer wieder fest, dass ich in vielen dieser Denkschemata auch noch gefangen bin.


Zeitlos

Veröffentlicht am Sunday, 14. March 2004, 14:33

Dies Domini.

Eines der wenigen literarischen Werke, die ich aus meiner Schulzeit noch in sehr positiver Erinnerung habe, ist - damals auf Französisch - “die Nashörner” von Eugène Ionesco. Das Buch ist einfach zeitlos. (Fast) alle Menschen werden nach und nach zu Nashörnern, was zuerst als skandalös und abartig, ja geradezu als schreckenserregend betrachtet wird, setzt innerhalb kurzer Zeit die Norm. Wer nicht mitmacht, vielmehr wer sein Sein nicht ändert und anpasst, gehört zu den Geächteten.

Gerade weil dieses Werk in ihrer auf den ersten Blick skurril erscheinenden Vorgehensweise (gerade Nashörner hätte wohl nicht jeder Autor gewählt) so über thematisch ist, ist es zeitlos. Anfänglich politisch gedacht, wehrte sich der Autor später gegen die Politisierung (wer nicht politisiert war, gehörte nicht dazu). Er erzählte auch einmal in einem Interview, Jugendliche hätten nach einer Theateraufführung das Thema auf den Modezwang bezogen.
Auch im religiösen Umfeld kann man viele Parallelen entdecken. Sehr lesenswert.


Spanisch

Veröffentlicht am Thursday, 11. March 2004, 19:07

Leider gibt es so ein Buch nicht auf Deutsch. Leider, echt.

Deutsche Einführungen in den christlichen Glauben sind entweder eine Weichspülversion oder aber theologisch so überhöht und kompliziert, dass sie nicht unter 500 Seiten zu haben sind. Ganz anders dagegen dieses Exemplar, dass mit dem Untertitel “Teología para universitarios” auch einen gewissen Anspruch verrät, diesen aber auch einhält. Es werden jede Menge Denker wie Nietzsche und Camus, aber auch Kirchenväter wie Augustinus oder Chrysostomus zitiert. Das ganze ist sprachlich auf angenehm verständlichem Niveau, sogar schwierige Themen wie die Erbsünde, die ja eigentlich richtig übersetzt Ursünde heißt, werden super verständlich erklärt.
Deswegen ist es in Spanien auch ein Renner in der mittlerweile 17. Auflage. Der Autor wurde zu diesem Werk veranlasst, nachdem er als Physiklehrer (er war damals noch kein Theologe oder Priester) in der Pause mitbekam, wie eine Schülerin sich über diese komische “Dreifaltigkeit Vater, Maria und Jesus” wunderte. Seine prompte Aufklärung, dass das etwas anders sei, hat aber damals keinen bleibenden Eindruck hinterlassen, man sagte “ach so” und war beim Thema “was mache im am Wochenende”.
Tja, dieses Buch hat mehr Eindruck hinterlassen. Nicht nur bei mir offensichtlich. Für eine Jugendkatechese wäre es ideal, auch hier.


Tragfähig

Veröffentlicht am Monday, 08. March 2004, 18:17

Wahre Freundschaft zeigt sich erst in den Momenten, wo es einem wirklich dreckig geht. Nicht anders ist es im Glauben. Erst in den schwierigen bis existentiell verzweifelten Situationen merkt man, ob man noch beten, ob man noch glauben kann an die Zuwendung Gottes.
Wie sehr man da durchs tiefe Elend ziehen kann, zeigt auf einfühlsame Weise dieses Buch von einem vietnamesischen Kardinal (leider vor kurzem zu früh verstorben), der als Bischof mehrere Jahre wegen seines Glaubens im Gefängnis und jahrelang davon in Isolierhaft saß (im kommunistischen Vietnam wahrlich kein Vergnügen). Aber gleichzeitig ist es auch ein beeindruckendes Zeugnis für den Buchtitel, das beste zeitgenössische, das ich kenne.


Wichtig

Veröffentlicht am Sunday, 07. March 2004, 10:45

Dies domini.

Schon zu Beginn meiner religiösen Suche habe ich mich auch sehr für den Islam interessiert, spätestens seit dem 11.09.01 ist das ja im Westen ein allgemeines Thema, und neben viel Polemik gibt es auch vorurteilsfreies ernsthaftes Interesse.
Das soll nicht heißen, dass man dann alles durch die rosarote Brille sieht, ganz im Gegenteil. Bloß nervt mich das schon ein wenig, wenn irgendein Christ den Muslimen erklären will, was denn so alles im Koran stünde. Naja, wie dem auch sei.
Das obige englischsprachige Buch, das mir mal von einer Freundin geschenkt wurde, ist ein Muss für wirklich jeden, der sich für den christlich-islamischen Dialog auch nur annähernd interessiert. Denn es hat eine geradezu enorm wichtige Vorgehensweise, bisher einzigartig: die Autorin (Islamwissenschaftlerin in London) stellt nahezu stets urteilsfrei vor - eine wohltuende Ausnahme bei dem Thema - wie Muslime über Christen denken, welche Schriften da so in der islamischen Welt kursieren, und ebenso, was Christen über den Islam so in die Hände bekommen. Das ganze wird noch unterteilt in eher populär-pamphletisches und sich um Verständnis bemühendes Schrifttum (”scholary”).

Nach der Lektüre war und bin ich mehr als skeptisch über die Frucht des Dialogs. Nicht nur, dass es kaum ernsthafte muslimische Abhandlungen über das Christentum gibt, es eigentlich nicht einen einzigen islamisch-akademischen Gelehrten des Christentums gibt, nicht einen weltweit, keine Christentums-wissenschaft in isl. Ländern, das ganze wird von christlicher Seite (die Autorin zitiert zu einem Großteil protestantische Autoren) auch nicht gerade immer gefördert.

Man muss wissen, wo der Startpunkt ist. Und bei den Pamphleten, die besonders in Entwicklungs- und Vielvölkerstaaten herumgereicht werden (man denke nur an Nigeria und den eventuellen Einfluss der Hassschriften auf den Religionsunfrieden), wird das einfach nichts. Ein “trickle-down” des Verständnisses von oben nach unten ist bei der Ausgangsbasis Illusion.

Lesen!


Gebet

Veröffentlicht am Wednesday, 03. March 2004, 22:07

Ich muss zugeben, mir persönlich liegt der Rosenkranz nicht so - finde ich auch nicht wirklich schlimm, aber für manch einen Katholiken ist so was ja schon übelste Apostasie (Glaubensabfall). Ab und an bete ich ihn, aber nicht wirklich häufig.
Die Kirche des Ostens kennt ja den Rosenkranz als meditatives Gebet so eigentlich gar nicht, zumindest nicht in der Verbreitung, sondern eher das sogenannte Jesusgebet, das aus einer einfachen ständigen Widerholung der Anrufung des Namens Jesu besteht. Das kann in der Kurzversion “Jesus” oder auch durch die häufige Form “Herr Jesus Christus, erbarme Dich meiner” (auch “erbarnme Dich unser”) stattfinden, es gibt auch noch längere. Das erste Buch ist quasi ein Klassiker dazu, das zweite eine sehr kurze (sehr preisgünstig sind beide), aber äußerst dichte Einleitung, Anleitung und Meditation über diese für mich sehr hilfreiche Gebetsform.
Ich verstehe nicht, warum fernöstliche Meditationsformen auch innerhalb der Kirche häufig praktiziert werden, wenn wir das Jesusgebet haben. Denn ein Gegenüber im Gebet und der Meditation - das berühmte DU - haben wir immer, den Herrn.


Basis

Veröffentlicht am Wednesday, 03. March 2004, 21:57

Wer wissen will, was die katholische Lehre ist, kommt an diesem Buch nicht wirklich vorbei, auch wenn es sicher nicht für Nichtgläubige geeignet ist (wie ich selber früh erfahren musste). Dazu ist es zu stichwortartig, manchmal geradezu tabellarisch, wirklich tiefgehende Erklärungen fehlen oft. Dafür gibt es manchmal hervorragende und beeindruckende Zitate von diversen Kirchenvätern. Nun, es gibt ja auch noch andere Katechismen.
Ach ja, wenn schon diesen, dann bitet doch mal geduldig in Ruhe vorne anfangen, und nicht gleich zu den “Skandalthemen” springen. Sonst kommt so ein Schräglage des Christentums raus, dass es sich nicht nur um ein riesen Missverständnis, sondern um eine Karikatur handelt.


Stille

Veröffentlicht am Sunday, 29. February 2004, 19:46

Dies Domini.

Viele geistliche Schriftsteller, wahrscheinlich irgendwie alle, zogen und ziehen die Kraft aus der Stille und Kontemplation. Genauso wenig wie ein Auto während der Fahrt betankt wird, können wir im Vorbeigehen mal eben so Gottes Kraft schöpfen. Aber im Gegensatz zu den Millionen Autos ist unser aller Ziel das gleiche und als ein Leib kann, darf und soll es durchaus Glieder dieses Leibes geben, die durch ihre betende Existenz anderen als Tankstelle dienen, wenn auch im Hintergrund.

Bereits in der 19. Auflage ist dieser Klassiker erschienen:

Sieben Monate als Gast aber genauso Mönch wie alle anderen in einem Trappistenkloster. Henri Nouwen, Priester, Theologieprofessor und geistiger Schriftsteller, also eigentlich ein “Experte” (würde man vermuten) wird sich seiner oft so gottfernen Ängste und Beschäftigungen bewusst. Ein Buch für alle, die nicht zuletzt im ganz normalen Alltag Gott suchen. Hab’s gerade ausgelesen, echt gut.

Maria Anna Leenen (ihre Homepage) zeigt in diesem sehr lesenswerten Buch, dass das Eremiten-Dasein auch in Deutschland “stattfindet” und vor allem wie. Während das Buch von Derwahl, über das ich ja schon einmal geschrieben habe, eher die Extreme und die Wege hin zu so einem Leben zeigt, wird bei Leenen geschildert, was den Alltag gerade hierzulande ausmacht, welchen Stelle die Einsiedler selbst ihrem Dasein geben, in und für die Welt und der Kirche. Wie Thomas Merton mal sagte: Man kann der Welt nicht entfliehen, man kann nur seinen Blickpunkt auf sie ändern.

Der Vollständigkeit halber noch einmal ein kleines Bildchen des Buches von Freddy Derwahl “Eremiten“: