Archiv für die 'Pax et bonum' Kategorie



Verpaßt

Veröffentlicht am Monday, 02. August 2010, 08:58

Bei Kirchens (schon wieder ein innerkirchliches Thema, ich weiß!) hört man von engagierten älteren Gläubigen und im Alter fortgeschrittenen Lehrbauftragten schon mal häufiger den (wertend gemeinten) Hinweis, durchschnittlich gesehen seien die neuen jungen Priester nicht mehr so modern wie sie damals, die jungen Gläubigen ebenfalls.

Das stimmt.

Sie sind da angekommen, wo der Rest ihrer Gleichaltrigen auch längst sind, was aber eben für die ältere Generation schwierig erscheint:

in der Post-Moderne.


Wenn besetzt ist

Veröffentlicht am Monday, 02. August 2010, 08:25

Wenn sie den Heiligen Geist anruft und bei dem besetzt ist, weil Er ja immer so viel zu tun habe, solle sie sich doch direkt bei ihm melden - er sei für sie da, um sie im Glauben zu begleiten. Das schrieb einer der Taufpaten vorgestern an unser kleines Wunder, das in die Kirche Gottes aufgenommen worden ist.
Es war für mich was besonderes, sie selbst über das Taufbecken zu halten. Es war alles schön.


Eigentlich nichts

Veröffentlicht am Thursday, 29. July 2010, 10:10

Montags, eigentlich nichts.
Dienstags, eigentlich nichts.
Mittwochs, eigentlich nichts.
Donnerstags, eigentlich nichts.
Freitags, ganz, ganz wenig.
Samstags, eigentlich nichts.
Sonntags, okay, ca. eine Stunde lang, im Extremfall zwei.

Das sind die Zeiträume, in denen die böse, böse Klerikerkaste, wie sie manchmal dargestellt wird, mir machtlosen und am besten devoten Laien etwas vorzuschreiben hat.

[Ironiemodus]Ich armer Laie. Ständig werde ich bevormundet. Nichts habe ich selbst zu entscheiden, ich bin vollkommen machtlos.[/Ironiemodus]

Jetzt zum eigentlichen Chef:

Montags bis sonntags: eigentlich immer. Steht alles im Evangelium, zum Einstieg reicht die Bergpredigt. Reicht auch für ein ganzes Leben.


Wenn Projektionen scheitern

Veröffentlicht am Wednesday, 28. July 2010, 08:44

Der Altruist ist eine aussterbende Spezies. Denkt man. Denken viele Menschen insbesondere dann, wenn es um die Wahrnehmung des Hausarztes geht. Früher, als alles noch besser war, war der Arzt rund um die Uhr erreichbar, man bekam alles auf Kasse, er hatte richtig Zeit, kam problemlos zu einem nach Hause etc.

Nur: früher bekam er das alles bezahlt. Denn der Mensch - auch der Arzt gehört dazu - war nie mehr oder weniger Altruist als heute. Er ist wie er ist.

Heute bekommt er das alles nicht mehr bezahlt als wenn er wenig Zeit hat (Zuschläge für längere Gespräche sind längst abgeschafft), Hausbesuche sind im Gesamtbudget schon drin (was viele ohne einen Besuch schon erreichen oder überschreiten - also warum für umsonst kommen?), viele Vorsorge-Untersuchungen bezahlen die Kassen nicht mehr (es sei denn der Arzt bescheißt die Kasse mit gelogenen Diagnosen), von Medikamenten ganz zu schweigen (die Rabattverträge zwischen Kasse und Pharmaunternehmen sind übrigens für Arzt und Patient nicht einsehbar!).

Jetzt plant die Bundesregierung, die zuvor geplante bessere Bezahlung für Hausärzte gesetzlich zu verbieten (sie sollen also weiterhin deutlich schlechter verdienen als die Ärzte, die keine Hausbesuche machen, keine Nachtdienste, keine langen Gespräche führen).

Gleichzeitig werden in den regionalen Ärzteblättern immer mehr Anzeigen von Kommunen geschaltet, die händeringend Allgemeinärzte (wie mich) suchen. Immer mehr ältere Ärzte (in den nächsten zehn Jahren erreichen bundesweit 40% der Allgemeinärzte das Rentenalter) finden keinen Praxisnachfolger.

Offensichtlich gibt es da auf Seiten der Regierungskoalition (erstaunlicherweise sehen das die aktuellen Oppositionsparteien anders) einen gewissen Wahrnehmungssplit: Die Hausärzte werden immer weniger, sie wollen ein eigenes Vergütungssystem mit den Kassen aushandeln, dürfen das auch das darf aber nicht mehr kosten als das alte - aber natürlich wollen wir den hausärztlichen Nachwuchs fördern. Hallo?

Früher, so hieß es, konnte man sich als Arzt nur durch Selbstmord vor dem Wohlstand retten.

(Und ich rede nicht von den Gehältern der Krankenkassenvorstände)

Heute darf man als Arzt wohl nicht mehr wohlhabend sein wollen.

Würde ich mich jetzt nur als Allgemeinarzt niederlassen, wäre mein Stundenlohn deutlich niedriger als in meinem jetzigen Job (wenn man durchschnittlich 60h/Wo. als Hausarzt arbeitet, kommt natürlich mehr rum) - warum also sollte ich das tun? Außerdem will ich eigentlich keine regelhafte 60h-Woche haben.

Also, Politik und ihre Wähler - wollt Ihr Hausärzte oder nicht? Sind aber keine besseren oder schlechteren Menschen als Ihr, damit müßt Ihr rechnen …


Anmelden, mitzeichnen

Veröffentlicht am Tuesday, 27. July 2010, 13:41

Damit Lebensschutz nicht nur eine hohle Floskel bleibt.

Basisdemokratisch mitmachen:

Petition: Gesetzliche Krankenversicherung - Leistungen - - Keine Finanzierung von Abtreibungen ohne notfallmedizinische Indikation

Und weitererzählen.


Neues Layout

Veröffentlicht am Tuesday, 27. July 2010, 13:36

Ein Buch mit einem neuen Layout zu veröffentlichen, so daß der Inhalt ansprechender wird, ist nicht einfach - denn auch dünner wird es dadurch kaum.

Gleiches gilt erst recht für das Neue Testament.

Aber für gelungen halte ich es allemal - und besonders in der Jugendkateches und bei Firmgruppen für sehr gut einsetzbar:

http://www.bibelalsmagazin.de


Duisburg

Veröffentlicht am Tuesday, 27. July 2010, 13:24

Meine Gebete gelten den Toten, Verletzten und ihren Angehörigen. Allen irgendwie Traumatisierten.

Einen weiteren Kommentar zu dem, was in manchen katholischen Blogs zu lesen ist, spare ich mir wegen meiner Seelenhygiene. Nur so viel:

Jesaja, Kapitel 55, Vers 8:

Meine Gedanken sind nicht eure Gedanken / und eure Wege sind nicht meine Wege - / Spruch des Herrn.

Also: gar nicht erst anfangen, Ihn zu denken.

Und wer andere richtet, wird hoffentlich wissen was er tut.

20 Tote, noch mehr betroffene Eltern und Verwandte. Aus einem großen Fest wurde das Grauen.

Erbarme Dich unser.


Deutungshoheit

Veröffentlicht am Tuesday, 27. July 2010, 09:02

In der neuen Ausgabe der Zeitschrift Communio findet sich ein interessanter Artikel darüber, wie derzeit in den Bibelwissenschaften verschiedene Denk- und Leseschulen mit der Hl. Schrift umgehen. Die seit einigen Jahrzehnten etablierte sogenannte “historisch-kritische Methode” (HKM), die quasi als alleinige Art der wissenschaftlichen Methode gelehrt wurde und immer noch wird (und bei der demnach ihre Anwender auch zunehmend vergaßen, daß sie nur eine wissenschaftliche Methode unter anderen ist), erfährt zunehmend “Konkurrenz” von der sogenannten “kanonischen Exegese”.

Was heißt das?

Nun, wenn man einen Bibeltext auslegen will, geht es der HKM vor allem um die Frage, was der tatsächliche Autor in seinem historischen Kontext ausdrücken wollte. Dabei wird darüber gestritten, wer tatsächlicher Autor ist, wie dessen Kontext war, wie dessen Geisteshaltung war, wie der Kulturraum genau aussah, wer der Adressat des Textes , wieso dieser Text so und nicht anders ist, wie er entstand etc.

Da alle Originale der Bibeltexte verloren gegangen sind und wir nicht wirklich alles en détail wissen können, ist ein Großteil Spekulation. Das ist auch okay so, das gehört zur Wissenschaftlichkeit, gehört aber auch dazu gesagt. Wissenschaftliche Erkenntnisse sind immer vorläufig.

Das gilt natürlich auch für die “kanonische Exegese”, wobei der Artikel in der Communio darauf besteht festzustellen, daß es eigentlich Unsinn ist, hier von Konkurrenz zu reden. Jede Methode habe ihren Erkenntniswert, aber eben auch ihre Erkentnnisgrenzen. Der kanonischen Methode geht es vor allem darum festzustellen, welche Bedeutung ein text im zusammenhang der gesamten Bibel hat. Die frühe Kirche muß ja einen Grund gehabt haben, einen konkreten Text in die Schrift aufzunehmen, also zu kanonisieren. Dann geht es noch darum zu sagen, warum bspw. ein Brief an einer bestimmten Stelle in der Bibel steht, welche Querverweise es von einem Buch der Bibel zu einem anderen gibt etc.

Interessanterweise ging auch diese exegetische Bewegung von Protestanten aus, obwohl sie zutiefst kirchlich ist. Denn die Geschichte der Kirche, von der der Bibelkanon ja ein “Teilprodukt” ist, wird hier als wichtiger Bestandteil der exegetischen Erkenntnis aufgefaßt. Die Bibel ist Heilige Schrift, nicht irgendwelche mögliche Vorformen oder spekulativ vermutete Quellen (am bekanntesten hier die von vielen vermutete Quelle Q).

Die HKM betreibt also, wenn man das so vergleichen mag, anatomische Physiologie, also Zerlegen bis ins Kleinste, die kanonische Exegese dagegen einen eher soziologisch Ansatz der Beziehung. Beide sind legitim, aber beide erklären den Menschen nicht hinreichend. Mir persönlich gefällt die zweite besser, da die Geschichte des neuen Volkes Gottes, der Kirche, die ja letztendlich die Bibel zur Bibel machte, eine ihr zukommend wichtige Rolle spielt. Beide aber haben ihre Daseinsberechtigung

Schade nur, daß die kanonische Exegese sich in dieser Professoren-Generation auf den Universitäten in Deutschland nicht etablieren wird, weil die Lernresistenz von was ganz Neuem doch eher ausgeprägt ist (in den USA sieht’s da ganz anders aus - ein Plus der privaten Flexibilität). Der Widerstand gegen die kanonische Exegese rührt daher auch von einem Verlust an Deutungshoheit. Wer hat den schon gern.


Einführung

Veröffentlicht am Friday, 23. July 2010, 14:33

Eine wunderbare Einführung zu Franziskus, seinem Leben und seiner Begeisterung findet sich hier auf der Seite einer Pfarrei in Bochum.


Heute davon erzählen

Veröffentlicht am Friday, 23. July 2010, 14:29

Gestern fragte mich ein Mann, ob es denn ein Kreuz sei, was ich da um den Hals trüge (es handelt sich um das Tau-Zeichen). Als ich ihm den franziskanischen Geheimcode erklärt hatte, fragte er mich anschließend, ob ich denn Christ sei, Jesus lieben würde etc. Als ich das mit dem selbstverständlichen Hinweis, katholisch zu sein, bejahte - ich wähnte ihn orthodox, weil er aus einem orthodox geprägten Land kam, aber er war Baptist - schüttelte er mir die Hand und wünschte mir einen noch schöneren Tag bei der Verabschiedung.

Einerseits freute ich mich, andererseits merkte ich auch, daß diese sehr offene Art (sie ist ja nicht offensiv), jemanden auf sein intimstes anzusprechen, nicht so mein Ding ist, zumindest meistens. Aber natürlich ist sie vollkommen legitim.

Franz hat dazu in seiner Ordensregel einen Passus geschrieben, den ich hier schon mal gebracht hatte und der zumeist für die Mission Evangelisierung unter Muslimen angewandt wird (obwohl Franz sie für alle Ungläubigen als geeignet ansah):

5 Die Brüder aber, die hinausziehen, können in zweifacher Weise unter ihnen geistlich wandeln.
6 Eine Art besteht darin, daß sie weder Zank noch Streit beginnen, sondern “um Gottes willen jeder menschlichen Kreatur” (1 Petr 2,13) untertan sind und bekennen, daß sie Christen sind.
7 Die andere Art ist die, daß sie, wenn sie sehen, daß es dem Herrn gefällt, das Wort Gottes verkünden: sie sollen glauben an den allmächtigen Gott, den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist, den Schöpfer aller Dinge, an den Sohn, den Erlöser und Retter, und sie sollen sich taufen lassen und Christen werden; denn “wenn jemand nicht wiedergeboren wird aus dem Wasser und dem Heiligen Geiste, kann er nicht in das Reich Gottes eingehen” (vgl. Joh 3,4).
8 Dieses und anderes, was dem Herrn wohlgefällig ist, können sie ihnen und anderen sagen, denn der Herr sagt im Evangelium: “Jeder, der mich vor den Menschen bekennen wird, den werde auch ich vor meinem Vater bekennen, der im Himmel ist” (Mt 19,32).
9 Und: “Wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er in seiner und des Vaters und der Engel Herrlichkeit kommen wird” (vgl. (Lk 9,26).

Ungläubig, ganz neutral gemeint, sind hierzulande vor allem die säkularisierten postmodernen Menschen. Und diese haben meines Erachtens nach einen Überdruss gegenüber Worten - es zählen nur Taten, es zählt das gelebte Leben. Gerade da bietet Franz ein immerwährendes Modell. Wer es anders kann, soll es tun, wenn er berufen ist. Ich antworte auch gerne auf alle Fragen, die ernsthaft an mich gerichtet werden. Doch für mehr bin ich womöglich nicht geschaffen.


Der Papst als Pastor

Veröffentlicht am Wednesday, 21. July 2010, 09:15

Wenn aus “pastoralen Gründen” von kirchlichen Vorgaben abgewichen wird, dann kann dies stets zu einem Problem führen, denn irgendwen stört es bestimmt. Letztlich ist immer derjenige in Begründungspflicht, der von dieser Norm abweicht.

Das “Heil der Seelen” ist in der Kirche das oberste Gesetz, so steht es sogar im letzten Satz des Kirchenrechtes der lateinischen Kirche. Und aus dem Selbstverständnis der Kirche ist es natürlich so, daß die Zugehörigkeit zur Kirche zu diesem Heil definitiv dazugehört.

Wie weit darf man also gehen, um die Zugehörigkeit und den Sakramentenempfang zu ermöglichen, ohne das Bild der Kirche von sich selbst und vom Willen Jesu komplett ad absurdum zu führen?

Wenn aus pastoralen Gründen bspw. Wiederverheiratete Geschiedene zum Sakrament der Eucharistie (Kommunion) zugelassen werden, weil der zuständige Priester dies für richtig hält und er dafür von seinem Bischof die generelle Erlaubnis bekommen hat, dann darf der das auch so tun. Eine “es können alle kommen, egal wer”-Einstellung dagegen kann auch kein Bischof erlauben. Es muß immer ein begründeter Einzelfall sein, natürlich sind auch mehrere Einzelfälle möglich, letztlich gibt es nur Einzelfälle.

Beschwerden sind dennoch nicht selten, seien sie an den Bischof oder auch gerne direkt nach Rom gerichtet. Dabei sind die Beschwerdeführer meistens die, die auf ein korrektes Verhalten aller achten - bestensfalls natürlich vor allem bei sich selbst.

Wie ist es aber, wenn das Kirchenrecht aus pastoralen Gründen extra für die hintangestellt wird, die sonst die Fehler in Lehre ud Praxis meistens bei anderen sehen?
Wie ist es, wenn ausgerechnet jemand aus pastoralen Gründen vom Sakramentenempfang nicht mehr ausgeschlossen wird, der diesen Ausschluß eher bei anderen fordert und Nachgiebigkeit verurteilt?

Und wie ist es, wenn der Pastor, der diese pastoralen Gründe hat, auch noch der Papst ist?

Genau dies ist im Fall der Bischöfe der Pius-Bruderschaft geschehen.

Erst einmal die zwei entscheidenden Paragraphen des Kirchenrechtes (die da immer Canones heißen):

Aus Canon 751: Schisma nennt man die Verweigerung der Unterordnung unter den Papst oder der Gemeinschaft mit den diesem untergebenen Gliedern der Kirche.

Aus Canon 1364: Der Apostat, der Häretiker oder der Schismatiker ziehen sich die Exkommunikation als Tatstrafe zu…

Das heißt: wer sich nicht dem Papst und den Ortsbischöfen unterordnet (eines allein reicht nicht), ist Schismatiker und durch diese Tat automatisch exkommuniziert.

Jetzt hat der Heilige Vater aber die Exkommunikation aufgehoben - ist es daher so, wie die Piusbruderschaft und ihre Sympathisanten behaupten, daß das Schisma nicht mehr bestehe? Damit das Schisma nicht mehr besteht, muß ja die Unterordnung unter die Ortsbischöfe und dem Papst erfolgen - ersteres ist definitiv nicht der Fall.

Kann der Heilige Vater einfach aus pastoralen Gründen das Kirchenrecht beugen? Ja, kann er, eben wegen des Heiles der Seelen.

Spricht er aber nicht bloß von der “Gefahr eines Schismas” in seinem erklärenden Brief? Ja, aber er ruft die Bischöfe im gleichen Brief zur Rückkehr in die Kirche auf, was nur dann Sinn macht, wenn sie aktuell nicht vollständig in ihr verharren. Das bedeutet, daß er die Feststellung des Schismas aus pastoralen Gründen nicht noch einmal deutlich formuliert, genauso wie er aus pastoralen Gründen ohne Gegenleistung die Exkommunikationen aufgehoben hat.

Ich habe nun in einer längeren Diskussion erfahren dürfen, daß es von Seiten einiger Anhänger der Piusbruderschaft überhaupt nicht gerne gesehen wird, wenn an ihnen pastoral gehandelt wird. Sie bestehen darauf, daß trotz fehlender Unterordnung unter die Ortsbischöfe kein Schisma mehr bestünde.

Schade, daß sie den Liebesdienst des Papstes nicht wahrnehmen wollen.

Für alle Nicht-Piusbrüder wie mich bedeutet das aber auch, selbst nicht zu sehr auf dem Buschstaben zu bestehen, wenn das Heil gefährdet ist, für mich oder andere. Wie das konkret aussehen kann, ist noch mal eine andere Frage.


Gestern

Veröffentlicht am Tuesday, 20. July 2010, 08:19

Gestern war der 7. Geburtstag dieses Blogs.


Gespaltene Grundsätze

Veröffentlicht am Tuesday, 20. July 2010, 08:11

Es wird ja oftmals der Kirche vorgeworfen, sie akzeptiere Erkenntnisse der Naturwissenschaft nur sehr widerwillig. Bei der Geisteswissenschaft kann ich die Zurückhaltung prinzipiell verstehen, da es sich ja immer um menschliche und somit potentiell sehr veränderbare und irrige Mehrheitsmeinungen handelt.

Es ist aber nicht die Aufgabe der Kirche, veränderbare Meinugnen zu verkünden.

Daher verstehe ich auch die Zurückhaltung bzgl. biologischer Erkenntnisse. Nicht, weil diese auf Mehrheitsmeinungen beruhen, sondern weil eben das Leben häufig doch nicht so einfach ist wie der aktuelle Wissensstand suggeriert.

Das beste Beispiel dafür ist die Genetik und beliebte betreffende Streitthemen wie die Ursache für Homosexualität. Es wird nach einem “Homo-Gen” geforscht, die einen propagieren das, andere lehnen das ab. Das Endergebnis dagegen ist aber eigentlich vollkommen egal.

Dabei ist die Biologie längst viel weiter als die Massen der Menschen in Industrienationen, die immer noch meinen, “die Gene” würden uns bestimmen (es wird eine schicksalshafte Fremdbestimmung durch Desoxyribonukleinsäuren stillschweigend akzeptiert).
Es sind überhaupt nicht “die Gene”, die bestimmen, genausowenig wie “die Rohstoffe” bestimmen, wie bspw. ein Haus aussieht.

Die Epigenetik - schon seit vielen Jahren bekannt, aber noch nicht medienwirksam ins Hirn der Menschen gebracht - beschreibt die Tatsache, daß die Gene lediglich das Rohmaterial für Möglichkeiten liefern, mehr auch nicht. Welche Gene aktiviert werden (also um im etwas schrägen Bild zu bleiben: ob’s ein Holz- oder Steinhaus wird, wobei klar ist, daß es ein Haus wird) und welche abgeschaltet bleiben, wird durch die Umwelt mitbestimmt. Es ist eben kein Entweder-Gene-oder-Umwelt.

Vielleicht wird die Epigenetik deswegen nicht unters Volk gebracht, weil dann die suggerierte Fremdbestimmung flöten geht und wir doch freier sind, als manch einer uns weismachen will.

Die auf der einen Seite aufgegebene Freiheit wird auf einer anderen Seite dagegen wieder eingefordert, und zwar in der Frage der Ethik. hier gilt, was gefällt, hier herrscht Utilitarismus. Die Kirche muß diese Ethik ablehnen, weil es sich dabei nicht zuletzt um eine Philosophie der Macht handelt, da es primär um Wahrung von Interessen geht und die je nach Potenz eben gegen die Wahrung anderer durchgesetzt werden können. Das Allgemein Gute und Böse gibt es nicht mehr, es gibt nur noch meine und Deine Interessen und einer gewinnt, wenn sie kollidieren.

Somit herrscht eine Spaltung der Gemeinschaftswesen in frei (ich tue was ich will) und unfrei (was ich will und bin, bestimme ich aber gar nicht selbst) vor.

Schon seltsam.

Würden neuere biologische Erkenntnisse bekannter, würde man ein Stück Freiheit gewinnen (weil man sie eh schon hatte, man reklamiert sie nur bewußt für sich). Würde man dagegen das amerikanische Verfassungsgebot der “pursuit of happiness” - auf dem ersten Blick eine herrliche Staatsverpflichtung für das Glück des Einzelnen - als bei widerstrebenden Interessen (wie sie so oft vorkommen) eigentlich zutiefst inhumane Zielvorstellung deklarieren, kämen wir vielleicht wieder näher an das was so pathetisch Brüderlichkeit heißt (mit diesem aber immer im Hinterkopf).


Nicht adäquat

Veröffentlicht am Thursday, 15. July 2010, 12:56

In ihrer rigorosen Ausprägung führt die katholische Moral zu Konsequenzen, die sich nicht mehr mit den ethischen Empfindungen der Mehrheit der Bevölkerung deckt. Adäquater scheint das Konzept einer gestaffelten Schutzwürdigkeit des Menschen zu sein.

Das schreibt ein Kommentator auf einer Seite bei der ZEIT zum Thema der Präimplantationsdiagnostik.

Das stimmt. Adäquater wäre ein anderer moralischer Anspruch.

Nur: wie adäquat der Anspruch ist, interessiert die Kirche berechtigterweise wenig. Seit rund 2000 Jahren, angefangen mit dem Gründer der Kirche selbst, ist das ethische Empfinden der Bevölkerungsmehrheit nicht das der Kirche.

Damit kann die Kirche leben.

Die Frage ist, ob die anderen auf Dauer damit leben können. Ich habe da so meine Zweifel.


Zusammenprall der Mentalitäten

Veröffentlicht am Wednesday, 14. July 2010, 14:12

Der Orthodox-Katholische Dialog ist mühsam. Sehr mühsam.

Beide Seiten müssen lernen, daß ihre Sichtweise eine der möglichen ist, nicht zwingend immer die einzig wahre.
Beide Seiten müssen den anderen zuhören.
Beide Seiten müssen aufhören zu glauben, sie kennen den anderen gut.
Beide Seiten müssen aufhören zu glauben, sie verstehen was der andere meint.
Beide Seiten müssen zulassen wollen, daß eine andere Ausdrucksweise das gleiche legitim ausdrücken kann.

Kürzlich gab es eine Konferenz in New York, die sich der Frage widmete, ob es nicht von orthodoxer Seite ein Bild des Westens gäbe, welches dem Westen nicht wirklich entspricht.

An diesen beiden Stellen (hier und dort) wird da heftig und zum Teil auf hohem Niveau darüber debattiert, da die Beitragsschreiber auch selbst auf der Konferenz zugegen waren.


Anekdote

Veröffentlicht am Wednesday, 14. July 2010, 08:32

Von einem Heiligen, den die Kirche heute feiert, wird folgendes berichtet:

Als der Papst einmal das Heilig-Geist-Spital besuchte, behielt Kamillus [von Lellis] seinen Pflegekittel an. Man warf ihm Mangel an Ehrfurcht vor. Er: „Wie? Wenn ich mit Christus selbst beschäftigt bin, kann ich mich für seinen Stellvertreter nicht eigens umziehen.“

Von Mutter Teresa wird ähnliches berichtet, die sich erst um einen Kranken kümmerte und Papst Paul VI. dafür warten ließ.

Eine sehr gesunde Einstellung zum Papstamt - absolut loyal und orthodox und dennoch richtig in den Prioritäten.


1. Brief für meine Geschwister

Veröffentlicht am Thursday, 08. July 2010, 23:05

Das Land macht dafür keine Werbung, es käme nicht gut an, selbst bei wikipedia wird in keiner mir bekannten Sprache was dazu erwähnt. Warum sollte man es auch deutlich publik machen, wenn man als Land mit dem Islam als Staatsreligion allen Einheimischen, die diesen Glauben verlassen und wenn dann sich zumeist dem Christentum zuwenden, einfach alle staatsbürgerlichen Rechte aberkennt?
Warum sollte man das auch publik machen, wenn Touristen dieses Naturparadieses sowieso nicht auf die Inseln dürfen, auf denen die Einheimischen leben? Schließlich gibt es ja eigene Touri-Inseln!

Klingt skurril, ist aber auf den Malediven genau der Fall.

Wer dort bspw. Christ wird, der wird nicht mehr als Staatsbürger anerkannt - so sagt es die Verfassung. Im letzten Wahlkampf war das sogar eine wichtige Parole gegen den jetzigen Präsidenten, er würde doch alle zum Christentum bekehren wollen (für einen sunnitischen Muslim nicht gerade typisch).
D.h. daß diese Christen in ihrer Heimat kaum noch Jobs bekommen, in öffentl. Einrichtungen nicht arbeiten dürfen, kein Wahlrecht mehr haben etc.

Ich würde mich freuen, wenn auch andere den Brief auf ihrer Webseite publizieren oder übersetzen und in anderen Ländern diese Tatsache bekannter machen. Die meisten Touris sind nämlich aus Europa, und davon die meisten aus Italien. Ohne wirtschaftlichen Druck geht es nicht …

Also hier ist

der Brief zum Download

Die zuständigen Konsulate (hängt vom Bundesland ab) finden sich hier:

Auswärtiges Amt

Und der eigene Vertreter im Bundestag wie erwähnt hier:

www.abgeordnetenwatch.de

Mich würde auch ein Hinweis derer freuen, die den Brief absenden und das Anliegen verbreiten.


Themen erweitert

Veröffentlicht am Thursday, 08. July 2010, 14:39

In den meisten katholischen Blogs geht es um innerkirchliches.

Irgendwie finde ich das irgendwann langweilig und es lockt ja auch nur die wenigsten hinter dem Ofen vor.

Ich habe mir daher vorgenommen, jeden Monat einen Brief zu verfassen und hier als Download zur Verfügung zu stellen, der sich mit der Christenverfolgung im weiteren Sinn beschäftigt. Dies kann ein Brief über einen Einzelfall sein, wo an die zuständigen Autoritäten appeliert wird, genauso aber auch über eine prinzipielle Rechtslage, die die Religionsfreheit mißachtet.

Verfassen kann ich die Briefe auf Deutsch, Spanisch oder Englisch und werde dies je nach Zielland anpassen.

Neben einer Kopie für die zuständige Botschaft empfehle ich dazu, den eigenen Bundestagsabgeordneten anzuschreiben (ggf. auch eine Kopie des Appells mitschicken). Wer das ist und welche Kontaktdaten er oder sie hat, findet sich für Deutschland am ehesten auf www.abgeordnetenwatch.de , dies gilt fürs Direkt- wie fürs Listenmandat.

Auch wenn es nur ein Brief ist - die Erfahrung der Menschenrechtsorganisationen zeigt, daß diese nicht unnütz verhallen. Daß das Gebet dazu gehört, dürfte selbstverständlich sein - auch und vor allem das für die Verantwortlichen und Täter. Und je mehr Briefe rausgehen, desto besser.

Nennen werde ich diese Rubrik “Brief für meine Geschwister”.

In den nächsten Tagen kommt der erste.

Sollte ich es mal einen Monat nicht schaffen, bitte ich um Erinnerung.

Ich befürchte, daß ich bis auf Jahre hinaus zu tun haben werde…


Erfahrungslos

Veröffentlicht am Tuesday, 06. July 2010, 14:05

Gestern unterhielt ich mich mit einem Freund über dies und das in der Kirche und auch über die Tatsache, daß der akademische Katholizismus n Deutschland noch tief in der “Geist des Konzils”-Ecke steht. Daß das allerdings bloß eine Frage der Zeit ist, bis sich das ändert, sieht man u.a. an den Priestern jüngeren Alters, die sehr gerne so katholisch sind, wie die Kirche das ganze auch gerne offiziell sieht. Sie werden dann zwar “klerikal” genannt oder “rückwärtsgewandt” oder so, aber das muß einen ja nicht stören.

Die Ursache für diesen Graben des anderen Verständnisses habe ich schon einmal vor über 6 Jahren versucht zu erläutern. Da ich zu faul bin, alles neu zu schreiben, zitiere ich mich selbst:

Der “Geist des Konzils” wird ja von den innerkirchl. Reformgruppen beschworen. Sie handelten im Geiste des Konzils, sagen sie. Für Nichtkenner: damit meinen sie das 2. Vatikanische Konzil, welches von 1962-65 (glaube ich, so pi mal Daumen) stattfand.

Ich sehe auch erst mal keinen besonderen Grund, diesen Menschen diese Auffassung abzusprechen. Aber ich würde das mit diesem “Geist” mal gerne ein wenig genauer beleuchten.
Da sind Menschen, die machen Erfahrungen. Und zwar hier konkret sind es Menschen in der kath. Kirche, deren Erfahrungen in zeitlichem Zusammenhang mit dem Ende des Konzils zusammentreffen. Wie auch immer diese Erfahrungen seien mögen, sie werden automatisch, da es kirchliche sind, mit diesem Konzil in Zusammenhang gebracht. Und das kann ja prinzipiell ja auch richtig sein. Aus diesen Erfahrungen haben sich auch nicht wenige heute Älteren der Kirche als Priester oder Ordensmensch zugewandt. Aus den Erfahrungen, die direkt auf das Konzil bezogen wurden.

So, nun hat so ein Konzil ja auch ein Ergebnis, nämlich die Konzilstexte (es ist Sinn und Zweck eines Konzils, lehramtliche Entscheide zu fällen). Betrachtet man nun diese Texte und vergleicht deren Inhalte mit dem, was die Vertreter des “Geistes des Konzils” sagen, so stellt man riesengroße Differenzen fest - bspw. Zölibat, Frauenpriestertum, Scheidung, Abtreibung, Lehramt, Liturgie, Mission etc.

Beides geht also nicht: entweder man beruft sich auf den “Geist des Konzils”, das kann ja auch durchaus ehrlich gemeint sein, weil es erfahrungsbasiert ist - dann muss man ablehnen, dass derselbe Geist, nämlich der Hl. Geist, auch in den Verlautbarungen des Konzils selbst zu finden ist und man muss geradezu die Konzilstexte ablehnen.
Oder aber man steht zu den Texten als Ergebnis des höchsten Lehramtes mit Beistand des Hl. Geistes, dann kann man nicht zustimmen, dass dieser “Geist des Konzils” wirklich der Geist Gottes ist.

Dass dieser “Geist des Konzils” ein ehrfahrungsbasierte Vorstellung ist (was sie keineswegs prinzipiell falsch macht, im Gegenteil!), zeigt sich auch an einem ganz einfachen Umstand: diese Aktivisten vergreisen und sterben aus. Es kommt niemand nach. Wer kennt “Konzilsgeist”-Aktivisten, die nach 1970 geboren sind? Sehr spärlich sind diese, unter der gläubigen Jugend eine verschwindende Minderheit. Wie kann es sie auch geben, wenn die Erfahrung nicht da ist.

Eine kleine Anekdote: Zu Christi Himmelfahrt war ich abends in einer Messe der hiesigen Dominikanerkirche. Der alte zelebrierende Ordenspriester predigte bzw. besser dozierte über Karl Rahner und über die Geschehnisse des Konzils - der gute Freund, der mit mir gekommen war, kannte diesen Kerl namens Rahner gar nicht. Muss man ja auch nicht. Aber dass es so etwas gibt, und dass man auch ohne den gut glauben kann, erscheint wohl manch einem Konzilsvergeistigtem zu fremd. Nabelschau, wie schon so oft bemängelt.


Sterbenlassenwollen auf halber Strecke

Veröffentlicht am Monday, 28. June 2010, 10:22

Neulich gab es einen Entscheid des Bundesgerichtshofes, der zumindest vom juristischen Standpunkt aus eine neue Wegmarkierung setzt.

Erstmals wurde es für legitim erachtet, lebenerhaltende Maßnahmen zu beenden. Sie nicht zu beginnen - um somit erst gar nicht in diese Bedrouille zu kommen - war schon lange Standard. Nicht jeder durchmetastasierte Todkranke wird reanimiert, nicht jede 103jährige durch Magensonden am Leben gehalten.

Jetzt kam es aber dazu, daß eine Ernährung im nachhinein als beendbar erklärt wurde. Dies aber auch nur, weil in diesem Fall der Wille der Patientin erkennbar war und dagegen gehandelt wurde. Dem, der dagegen handelte, kann man aber auch keinen Vorwurf machen, das sage ich aus Erfahrung. Patientenverfügungen sind nicht immer eindeutig, das Leben an sich ist ein immer hoher Wert, sich für das Leben zu entscheiden darf nicht strafbar sein. Doch muß es strafbar sein, sich dagegen zu entscheiden?

Bei diesen und ähnlichen Fällen, die es immer wieder gibt, habe ich aber eine Sache noch nie verstanden: wenn Angehörige wollen, daß ihr Familienmitglied nicht mehr am Leben gehalten wird, die Pflegeinrichtung oder das Krankenhaus aber aus ethischen Gründen, die vollkommen zu respektieren sind, diesem Wunsch aber nicht nachkommen - warum nehmen sie dann ihren geliebten Menschen nicht mit nach Hause und lassen ihn da sterben?

Wenn man schon solche einen Wunsch hat, was ich wirklich verstehen kann, dann sollte man ihn schlechterdings nicht delegieren.


Kann mir das einer erklären?

Veröffentlicht am Thursday, 24. June 2010, 15:44

Da ich mich gerne mit der Hl. Schrift beschäftige und gleichzeitig als Kind meiner Zeit und aus biographischen Gründen auch immer alles hinterfrage, komme ich nicht umhin, mich auch mal ein wenig mit exegetischen Fragestellungen zu beschäftigen.

Da zudem die Kirchengeschichte und hier insbesondere die alten Kirchenschriftsteller für meinen Glaubensweg wichtig waren, habe ich bislang da auch immer gerne auf sie zurückgegriffen.

Wer sich aber mit Exegese beschäftigen will, auch leider ohne Griechisch zu können, wird früher oder später auf die Themen Verfasserschaft der Schriften, Datum der Abfassung, Ort etc. stoßen.

Dabei fällt mir immer auf, daß die Angaben der frühen Kirche nur bruchstückhaft oder gar nicht für voll genommen werden im theologiewissenschaftlichen Umfeld - und als jemand, der selber über ein historisches Thema promoviert hat, weiß ich nicht warum.

Das klassische Beispiel dafür ist das Evangelium nach Matthäus.

Der Priester Dr. Jörg Sieger hat auf seiner umfangreichen Homepage folgendes dazu veröffentlicht:

Bei der Durchsicht des Textes fällt bereits auf, dass jüdische Gebräuche im Matthäus-Evangelium nicht erläutert werden.
Hebräische Ausdrücke werden nicht ersetzt. Die unbedingte Gültigkeit des Gesetzes wird immer wieder betont.
Auch die rabbinische kasuistische Diskussion wird dargestellt.
Und darüber hinaus wird die jüdische Formelsprache benutzt. Matthäus spricht von [”hæ basileía ton ouranon”], also von der Herrschaft der Himmel, nicht von [”hæ basileía tou theou”], von der Herrschaft Gottes. Er verwendet also die Ausdrücke so, wie sie im jüdischen Umfeld üblich waren.
Daraus kann man folgern, dass der Verfasser mit großer Wahrscheinlichkeit ein Judenchrist war.
Er war darüber hinaus mit Sicherheit in griechisch sprechender Umgebung zu Hause und hat für griechisch sprechende Christen geschrieben. Christen aber, die wohl mehrheitlich jüdischer Herkunft waren.

Solch eine Situation ist aber in Palästina nur sehr schwer vorstellbar. Der Verfasser und seine Gemeinde dürften daher in der jüdischen Diaspora zu suchen sein.

Manche Exegeten wollten aus der Darstellung der Flucht nach Ägypten (Mt 2,13ff), die ja nur das Matthäus-Evangelium schildert, bereits auf eine Abfassung des Textes in Alexandrien schließen. Sie vermuteten, dass diese Begebenheit, die ja in Ägypten spielt, dort als Traditionsgut überliefert wurde und dem Matthäus bekannt geworden sei. Diese Theorie hat aber nicht viele Anhänger gefunden.

Die meisten Forscher vermuten heute, dass der Text in Antiochia oder allgemein in Syrien abgefasst worden sei. Eine wichtige Stütze dieser Theorie ist der Umstand, dass der erste Kirchenvater, der den Text des Matthäus-Evangeliums zitiert und damit deutlich macht, dass er ihn auch kennt, Ignatius von Antiochien ist. Die Existenz des Matthäus-Evangelium ist also erstmals im syrischen Raum belegt.

Ich denke mal, dies stellt immer noch die Mehrheitsmeinung der Exegeten dar.

Später wird noch ein gewisser Papias erwähnt, der als Verfasser einen “Matthaios” ausmachte, somit einen der zwölf Apostel.

Aus obigen Gründen, und weil das Evangelium auf 80-100 n. Chr. als Abfassungszeit gesetzt wird, könne das aber nicht sein.

Wenn man sich aber diesen Bischof Papias (+um 140) genauer anschaut, so hat dieser noch viel mehr geschrieben. Er war der erste, der über die Autorenschaft der Evangelien Auskunft gab. Seine Schriften selbst sind nicht mehr erhalten, der erste Kirchenhistoriker Eusebius von Cäsarea, der übrigens keine hohe Meinung von Papias’ Intellekt hatte, zitiert aber einiges daraus.

So habe Papias folgendes geshrieben:

Matthäus hat in hebräischer Sprache die Reden zusammengestellt; ein jeder aber übersetzte dieselben so gut er konnte

(Im Original heiße das bei Papias wohl nicht “in hebräischer Sprache”, sondern “im Dialekt der Hebräer”, was womöglich Aramäisch wäre)

Das heißt, das eigentliche Evangelium von Matthäus kennen wir gar nicht, wir kennen nur eine übersetzte Version ins Griechische, und vom Zeitpunkt der Übersetzung wird auch nichts erzählt.
Zeitgenössische exegetische Schlußfolgerungen (s.o.), daß bspw. der Verfasser (ein Übersetzer wird gar nicht angenommen) in griechischer Umgebung hätte leben müssen, sind somit nur dann erklärbar, wenn man Papias entweder bewußt nicht glaubt (was man rechtfertigen müßte) oder übergeht (was ebenso fragwürdig ist).

Auch der oftmals angenommene Umstand, daß das Markus-Evangelium (Mk) vor Matthäus (Mt) geschrieben wurde, kann man nur verteidigen, wenn man annimmt, daß Papias Unsinn schreibt.
Nun hat aber die Alte Kirche, die stets an der Reihenfolge Matthäus-Markus-Lukas-Johannes festgehalten hat, überhaupt keinen Grund gehabt, den Angaben des Papias zu mißtrauen. Sie werden einfach bloß so dahingesagt, ein größerer Eifer oder ein größeres Ziel außer der nackten Information scheint damit nicht verbunden gewesen zu sein.

Natürlich ist es möglich, daß die Übersetzung des Mt vom Mk beeinflußt worden ist, da wir den Zeitpunkt nicht kennen, was auch die Textübereinstimmung erklären würde. Darüber gibt es eben keine historischen Angaben.

Aber warum man sich so schwer damit tut, den Bischof Papias für voll zu nehmen, wo doch dann einfach alles problemlos ohne Spekulationen paßt, verstehe ich nicht. Vielleicht versteht jemand anders mehr und ich freue mich auf Erklärungen.


Geliebter Gegenwind?

Veröffentlicht am Thursday, 24. June 2010, 09:06

Die hiesige aktuelle Bundeskanzlerin gab vor wenigen Wochen an, die Richtigkeit des geplanten Sparpaketes sei insbesondere dadurch zu erkennen, daß sie von nahezu allen Seiten Widerstand erfährt.

Diese Einstellung, daß erst der Gegenwind uns im richtigen Fahrwasser wissen läßt, findet sich auch in der Kirche, und zwar nicht zu knapp. Die Worte Jesu, daß die Welt auch schon immer die falschen Propheten zu sehr gelobt habe, werden ad infinitum auf jede Gelegenheit angewandt. Je größer der Aufschrei außerhalb der Kirche, desto richtiger liege man.

Man definiert sich über das “Anders-sein”. Erst das Verhalten des anderen zeigt einem, ob man Recht hat.

Ich habe meine Zweifel, ob dies wirklich im Sinne Jesu ist, ob er das wirklich so gemeint hat.

Die Nachfolge Jesu sollte für sich gesehen allein die Richtschnur des Glaubens und Handelns sein - Jesus wußte, daß allezeit seine Nachfolge zu Widerstand in der Welt führen wird, aber das ist nur eine mögliche Folge. Widerstand muß auch keineswegs immer gegeben sein (schließlich sollen wir in der Welt fruchtbar auf sie einwirken). Wenn er kommt, dann dürfen wir nicht einknicken, wenn er ausbleibt, dann deswegen, weil ein Teil der Saat vielleicht aufgegangen ist.

Widerstand ist per se ein schlechter Gradmesser.


Die Sache mit der Identität

Veröffentlicht am Monday, 21. June 2010, 17:17

Dieser Tage kann man ja wieder feststellen, wie sich ein bestimmtes Identitätsmerkmal bei vielen Menschen als extrem wichtig herausstellt. Sympathie und Antipathie wird plötzlich anhand dieses Merkmales entscheiden.

Da freut man sich mit Menschen,die man überhaupt nicht kennt, die evtl. aus einer anderen Stadt oder Region stammen.

Da ärgern sich gleichzeitig Menschen, die eigentlich aus der gleichen Region/Stadt/Straße kommen wie man selbst und vielleicht ihr anderes Identitätsmerkmal durch ihre Eltern vermittelt bekamen..

Zu anderen Zeiten - zunehmend besteht dafür immer Hochkonjunktur- gewinnt das Identitätsmerkmal “Religion” sympathie- und antipathiebildende Kraft.

Da werden Menschen, die eigentlich Nachbarn sind, die in der gleichen Stadt unbehelligend vor sich hin leben, plötzlich beäugt, weil ihr Glaube ein anderer ist. Da jeglicher Glaube abstrakt ist und sein Leben durch die Menschen bekommt, die ihn leben, werden aus Nachbarn mögliche Gefahren.

Muß man das alles mitmachen?

Darf ich nicht alle als Brüder und Schwestern sehen, auch wenn sie nicht mit mir der Meinung sind, daß Er für uns alle wirklich Vater ist?

Von einer Discount-Variante der Religion, die alles “abrahamitisch” nivelliert, halte ich natürlich gar nichts. Den anderen in seiner Andersheit als Bruder sehen, darauf kommt es an - vielleicht geht das einfacher, wenn man selber Geschwister hat, die sich sehr von einem selbst unterscheiden. Allerdings einfacher nur dann, wenn man sich mit denen gut versteht …


Ich finde es zunehmend ärgerlich,

Veröffentlicht am Friday, 18. June 2010, 14:39

wie sich die medienwirksamen Bischöfe (und damit leider auch in deren Personen die Kirche) in den letzten Tagen in der Welt hierzulande präsentieren.

Das alles ist Kirchenpolitik at its worst und für mich zunehmend abstoßend. Glücklicherweise treiben sich nicht alle Bischöfe auf dieser Spielwiese rum, das Stimmengewirr von 27 Bistümern wäre auch kaum zu ertragen.

Mich ärgert es, weil das Eigentliche, der die Person Jesus von Nazareth ist, dabei vollkommen aus dem Blick gerät. Warum es schön ist, zu Ihm zu gehören in Seinem Leib, wo man Ihn hautnah erleben und verinnerlichen kann, Seine Barmherzigkeit hören darf, Seinen Zuspruch zugesagt bekommen kann - all das zu verbreiten wäre doch die Aufgabe der Bischöfe.

Die Apostel sahen sich als “Diener des Wortes”, welches Fleisch wurde.

Irgendwie gibt’s da aktuell ein Mißverständnis.


Vier Jahre

Veröffentlicht am Friday, 18. June 2010, 12:01

Heute morgen gehört: es kann noch vier Jahre dauern, bis das Öl aus dem Bohrloch am Golf von Mexiko aufhört zu sprudeln. Und alle 4-5 Tage ist es so viel wie beim gesamten EXXON VALDEZ Desaster.

Vier Jahre.