Archiv für die 'Pax et bonum' Kategorie



Zuende gedacht

Veröffentlicht am Sunday, 21. May 2006, 13:01

Dies Domini.

Das Schreckliche an fundamental-säkularer Mehrheitsmeinung (sprich: ihre Politik) ist, daß sie immer wieder selbst aufzeigt, welche Konsequenzen sie in sich birgt. Man muß keine große Phantasie aufbringen, die Realität ist schlimmer.

Eine hochschwangere Frau in Virginia, USA, hat sich in ihren eigenen Bauch geschossen, um das Baby zu töten, welches noch am gleichen Tag planmäßig geboren werden sollte.

Sie hatte damit “Erfolg”.

Und das ganze war “legal” und bleibt straffrei. Okay, sie hat der Polizei zuerst was anderes erzählt, deswegen muß sie 750 Dollar zahlen. Aber das war’s.


Alles klar?

Veröffentlicht am Saturday, 13. May 2006, 20:31

Da es keine Zufälle gibt, war es auch kein solcher, daß ich gerade in einem Podcast das Glaubensbekenntnis des Athanasius hörte, nachdem ich noch gestern mit einem Freund über die Erklärung der Dreifaltigkeit Gottes nachsinnte. Wenn also einem mal wieder die Worte fehlen, hier sind die, die dem Bischof von Alexandrien zugeschrieben werden (auch wenn sie nicht von ihm stammen mögen, bilden sie doch sein Denken ab):

Wer da selig werden will, der muss vor allem den katholischen Glauben festhalten; wer diesen nicht in seinem ganzen Umfange und unverletzt bewahrt, wird ohne Zweifel ewig verloren gehen.

Dies ist aber der katholische Glaube:
Wir verehren den einen Gott in der Dreifaltigkeit und die Dreifaltigkeit in der Einheit, ohne Vermengung der Personen und ohne Trennung der Wesenheit.
Eine andere nämlich ist die Person des Vaters,
eine andere die des Sohnes,
eine andere die des Heiligen Geistes.

Aber Vater und Sohn und Heiliger Geist haben nur Eine Gottheit, gleiche Herrlichkeit, gleich ewige Majestät.

Wie der Vater, so der Sohn, so der Heilige Geist.

Unerschaffen ist der Vater,
unerschaffen der Sohn,
unerschaffen der Heilige Geist.
Unermesslich ist der Vater,
unermesslich der Sohn,
unermesslich der Heilige Geist.
Ewig ist der Vater,
ewig der Sohn,
ewig der Heilige Geist.
Und doch sind nicht drei Ewige, sondern Ein Ewiger, wie auch nicht drei Unerschaffene und nicht drei Unermessliche, sondern Ein Unerschaffener und Ein Unermesslicher.

Ebenso ist allmächtig der Vater,
allmächtig der Sohn,
allmächtig der Heilige Geist,
und doch sind es nicht drei Allmächtige, sondern Ein Allmächtiger.

So ist der Vater Gott,
der Sohn Gott,
der Heilige Geist Gott,
und doch sind es nicht drei Götter, sondern es ist nur Ein Gott.

So ist der Vater Herr,
der Sohn Herr,
der Heilige Geist Herr,
und doch sind es nicht drei Herren, sondern es ist nur Ein Herr.

Denn wie wir nach der christlichen Wahrheit jede Person einzeln als Gott und Herrn bekennen, so verbietet uns doch auch der katholische Glaube, drei Götter oder Herren anzunehmen.

Der Vater ist von niemand gemacht, noch geschaffen, noch gezeugt.
Der Sohn ist vom Vater allein, nicht gemacht, nicht geschaffen, sondern gezeugt.
Der Heilige Geist ist vom Vater und vom Sohn, nicht gemacht, noch geschaffen, noch gezeugt, sondern hervorgehend.
Es ist also Ein Vater, nicht drei Väter.
Ein Sohn, nicht drei Söhne.
Ein Heiliger Geist, nicht drei Heilige Geister.

Und in dieser Dreieinigkeit ist nichts früher oder später, nichts größer oder kleiner, sondern alle drei Personen sind gleich ewig und gleich groß, so dass in allem, wie bereits vorhin gesagt wurde, sowohl die Einheit in der Dreifaltigkeit also auch die Dreifaltigkeit in der Einheit zu verehren ist.

Wer daher selig werden will, muss dies von der heiligsten Dreifaltigkeit glauben.

Aber zum ewigen Heil ist es ferner notwendig, treu auch an die Menschwerdung unseres Herrn Jesus Christus zu glauben.

Das ist nun der rechte Glaube:
Wir müssen glauben und bekennen,
dass unser Herr Jesus Christus, der Sohn Gottes, Gott und Mensch ist.
Gott ist er aus der Wesenheit des Vaters von Ewigkeit gezeugt,
und Mensch ist er aus der Wesenheit der Mutter in der Zeit geboren.
Vollkommener Gott, vollkommener Mensch,
bestehend aus einer vernünftigen Seele und einem menschlichen Leibe.
Dem Vater gleich der Gottheit nach,
geringer als der Vater der Menschheit nach.
Da er nun Gott ist und Mensch zugleich,
so sind doch nicht zwei, sondern nur Ein Christus.
Einer aber, nicht als ob die Gottheit in Fleisch verwandelt worden wäre,
sondern weil Gott die Menschheit angenommen hat.
Einer ganz und gar, nicht durch Vermengung der Wesenheit,
sondern durch die Einheit der Person.

Denn wie die vernünftige Seele und der Leib nur Einen Menschen ausmachen,
so ist auch Gott und Mensch nur Ein Christus.
Der gelitten hat um unseres Heiles willen,
abgestiegen ist zur Unterwelt,
am dritten Tage wiederauferstanden von den Toten,
aufgefahren in den Himmel,
sitzet zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters;
von dort wird er kommen, zu richten die Lebendigen und die Toten.
Bei seiner Ankunft werden alle Menschen in ihren Leibern auferstehen und Rechenschaft ablegen über ihre eigenen Handlungen.

Und die, welche Gutes getan haben, werden eingehen zum ewigen Leben,
die aber Böses getan haben, ins ewige Feuer.

Dies ist der katholische Glaube.
Wer ihn nicht treu und fest umfasst, kann nicht selig werden.


Relativ

Veröffentlicht am Saturday, 13. May 2006, 19:41

Es gibt Christen, die sich aktiv dafür engagieren, die offensichtlichen Lügen und versteckten Irrtümer des Buches “Sakrileg” als solche zu entlarven. Andere wiederum verstehen nicht den Hype darum und meinen, es sei bloß ein schlecht recherchiertes Pamphlet mehr gegen die Kirche, das den Aufwand nicht lohnt.

Beide Seiten sind verständlich.

Wenn man allerdings die Verkaufszahlen von bis jetzt ca. 50.000.000 Exemplaren heranzieht und einfach mal denkt, daß vielleicht bloß 2% der Leser aufgrund dieses Buches nicht mehr an Jesus Christus glauben (gesetzt dem Fall, daß sich meistens nominelle Christen dieses Buch kaufen), dann wären dies immerhin noch 1.000.000.

Kann uns das kalt lassen?


Radio-Tipp

Veröffentlicht am Wednesday, 10. May 2006, 09:12

Beim Deutschlandfunk gibt es in der werktäglichen Sendung “Tag für Tag - aus Religion und Gesellschaft” derzeit eine Reihe über Augustinus, den Bischof aus dem damaligen Hippo in Nordafrika und unbestritten einer der wichtigsten Figuren des Abendlandes und seiner katholischen Theologie. Als mp3 zu hören sind hier Teil 1, Teil 2 und Teil 3. Morgen zwischen 9.30 Uhr und 10.00 Uhr läuft Teil 4.
Leider ist die Sendung immer noch nicht als Podcast verfügbar, obwohl ich schon einmal per Email angefragt hatte. Vielleicht bringen ja mehr Stimmen/Nachfragen ein besseres Ergebnis…

Heute abend um 20.10 Uhr, in der Sendung “Studiozeit” (mittwochs immer mit einem religiösen Thema), geht es über die laut Untertitel “immer mehr Deutschen”, die zum Islam übertreten würden. Bestimmt auch hörenswert. Ich erlaube mir aber den Hinweis, das selbiges über Ex-Muslime nicht sendungsreif wäre, da diese nicht ohne Grund auch hierzulande Angst um ihre Sicherheit (und die ihrer Familie) hätten. Mir sind mehrere Fälle persönlich bekannt.


Ansicht

Veröffentlicht am Saturday, 06. May 2006, 16:27

How can you tell the difference between a liturgist and a terrorist? You can negotiate with the terrorist.

Timothy Radcliffe OP, der ehemalige “Generalmeister” (Oberster) des Dominikanerordens, spricht in diesem sehr lesenswerten Artikel (auf Englisch) über den Bruch innerhalb der Kirche, mal eben etwas anspruchsvoller als sonst.

Mir liegt sonst diese Nabelschau nicht unbedingt, die Welt ist zu groß dafür, aber interessant ist es allemal (und das gewählte Zitat bewußt provokant - der Artikel ist ausgewogener).


Ökumenische Frage IV

Veröffentlicht am Sunday, 30. April 2006, 22:35

Dies Domini.

In extrem loser Fortsetzung der kleinen Reihe (hier Teile 1, 2 und 3) möchte ich diesmal einen Aspekt aufwerfen, der sich zwar an den dritten Teil inhaltlich anschließt, jedoch diesen Themenkomplex anders angeht. Vielleicht kann mir ein Protestant da eine kompetente Antwort zu geben, da ich da mal wieder was nicht ganz verstehe.

Es wird mal etwas in der Vergangenheit gegraben.

Da sich die Kirche ja als organischen Leib versteht, hat sie natürlich auch eine Geschichte bzw. Vergangenheit, die ihre Gegenwart konstitutiert. Daher ist es meiner Erfahrung nach besonders erhellend und interessant, ein wenig in der Geschichte der Dogmen und Bekenntnisse zu wühlen und darüber nachzusinnen, warum sie wohl so und nicht anders formuliert wurden.

Vor einiger Zeit dachte ich mal etwas über den Satzteil der “Einen, Heiligen, Katholischen und Apostolischen Kirche” nach, es erscheint so im Glaubensbekenntnis. Dabei meint ja das Wort “Eine” nicht einfach einen unbestimmten Artikel, sondern das Zahlwort, wie es schon das Lateinische ausdrückt (man hätte grammatikalisch auch das “unam” weglassen können). Es gibt also nur nach der Meinung dieses Bekenntnisses, welches sowohl Katholiken und Orthodoxen wie auch Protestanten gemein ist (zumeist nennt man es das “Große Glaubensbekenntnis” gegenüber dem Kleinen, dem sogenannten Apostolischen), nur eine einzige Kirche.

Warum haben die Konzilsväter von damals, es wurde nämlich auf dem 1. Ökumenischen Konzil von Konstantinopel im Jahr 381 (dem Zweiten Ökumenischen Konzil insgesamt) so und nicht anders formuliert, dieses Wort für so wichtig erachtet, daß es ins Glaubensbekenntnis sollte? Ist ja nicht irgendein Text, sondern das Herzstück des Glaubens in Schriftform gegossen.

381 gab es noch nicht die Aufteilung in Ost- und Westkirche, der Protestantismus wurde erst über 1100 Jahre später erfunden und die Streitereien mit Arianern und Monophysiten waren über Fragen der Person Jesu, nicht über die der Kirche (auch wenn besonders Arianer wegen des anderen Glaubens eine eigene “Kirche” hatten - doch Grund dafür war eben nicht eine unterschiedliche Auffassung von Kirche), außerdem kamen die Monophysiten und ihr Gegenpol, die Nestorianer, erst im 5. Jh. ins Spiel.

Also, woran mag es gelegen haben? Im allerersten Ökumenischen Konzil in Nizäa nach dem Apostelkonzil von Jerusalem, welches sich ja noch in der Heiligen Schrift findet und daher eine Sonderstellung hat, in diesem Konzil also aus dem Jahr 325 findet sich zwar auch ein Glaubensbekenntnis, aber eben ohne Hinweis auf die Kirche. Grund für dieses Konzil war der Arianismus, der für das Zweite Ökumenische (das oben erwähnte Erste von Konstantinopel) waren der Bischofssitz von Konstantinopel und andere juridische Themen neben der einen oder anderen irrigen Auffasung über den Glauben, doch kein grundlegender kirchlicher Disput.

Sieht man mal die schon damals begonnene Tradition der Kirche an, daß deutliche kirchliche Verlautbarungen nur dann getroffen wurden, um sich gegen Gegenbewegungen abzugrenzen, so kann es also durchaus sein, daß es schon so etwas wie eine andere Vorstellung von Kirche gegeben haben mag.

Genauso war es.

Der bekannteste Bischof von Hippo in Nordafrika, Augustinus, hat viel von seinen Auseinandersetzungen im 4. Jh. mit denen berichtet, die im Jahr 325 als eigene Gruppe gerade erst 14 Jahre jung, klein und unbedeutend waren, im Jahr 381 dagegen schon eine “Kirche” etabliert hatten, die die Katholische in manchen Regionen Nordafrikas zum Teil zahlenmäßig übertraf:

die Donatisten (ausführlicher auf Englisch dort).

Sie waren meines Erachtens nach der Grund, warum die Katholische Kirche die “eine Kirche” formulierte. Es gibt eben nicht die “eine Kirche” zum gleichen Grad in verschiedenen gleichberechtigten Ausformungen und Traditionen, wie heute gerne behauptet. Die Donatisten waren nicht voll in der Einen Kirche, auch wenn sie aufgrund der Taufe und der sogar gültigen Sakramente auf sie hingeordnet waren. Die “Eine Kirche” ist nicht unsichtbar, zumindest war das damals nicht der Glaube der Kirche, denn dann wären die Donatisten ja mit dabei gewesen, eben eine weitere legitime Form des Kircheseins. Diese immer noch gültige katholische Auffassung ist somit über 1100 Jahre älter als der Streit um sogenannte “Konfessionen”, zu deutsch Bekenntnissen, die mit dem Protestantismus aufkamen.

Was mich nun wundert angesichts des historischen Hintergrundes: was sagen Protestanten zu ihrem eigenen Glaubensbekenntnis, es ist ja auch für diese verbindlich (zumindest in den Landeskirchen)? Lassen sie das “eine” weg oder nivellieren sie es bspw. im Englischen, indem aus dem üblichen “One” ein “a” wird?

Oder anders gefragt: wie kann man die “Eine Kirche” für prinzipiell unsichtbar halten, wenn es diejenigen, die diese “Eine Kirche” formulierten, gar nicht geglaubt haben?


Rechnung geht nicht auf

Veröffentlicht am Sunday, 30. April 2006, 21:18

Dies Domini.

Christen vermuten häufig, daß ihr Glaube sie selbst oder, im Angesicht der eigenen Fehlbarkeit und Schwäche, zumindest andere “Normalchristen” im Durchschnitt zu einem hilfsbereiteren Menschen macht, man meint sehr oft, daß Christen auf der Gauß’schen Kurve des guten Handelns eher am Rand der Glocke zu finden sind. Es wäre auch mehr als wünschenswert. Schließlich ist das Ziel des aktiven Daseins ja nicht das Bewußtsein der eigenen Sünde und auch der Erlösung von ihren Folgen, sondern das Reich Gottes, ohne daß dies natürlich allein in guten Taten bestünde. Doch ohne sie, ohne das Handeln der liebenden Geschwisterlichkeit (Geschwister können auch anders), ist eine Ethik nichts wert. Die Bergpredigt spricht klare Worte.

Doch diese Rechnung geht nicht auf. Christen wissen es, wenn sie ehrlich sind: sie sind eben nicht besser. So erstaunlich und letztendlich unverständlich es uns auch erscheint: viele Menschen handeln gut, ohne daß sie dafür eine durchdachte kausale Begründung haben oder zu brauchen scheinen.

Im Deutschlandfunk gab es eine dreiteilige Serie zur Frage, warum die einen Menschen helfen, die meisten aber nicht, besonders gegen den gesellschaftlichen Mainstream, hier am besten belegt durch die Quellen zur Zeit der Herrschaft Nationalsozialismus. Sehr hörenswert, es werden erstaunliche und unerwartete Beispiele gebracht (als mp3 hier die Teile 1, 2 und 3, je Folge zwischen 25 und 30 Minuten lang).

Die gewünschte Rechnung geht nämlich nicht auf. Der wirklich ernsthafte Glaube an Jesus Christus als Heiland, als Retter der Welt und des eigenen Lebens, und auch an die Richtigkeit Seiner Gebote (die nichts als Liebe sind), führt eben regelhaft nicht zu einem praktischen Umsetzen. Ja, es gibt andere Beispiele, diese Menschen werden auch oft “heilig” genannt. Doch die Masse, ich sicher, Du vielleicht auch, lebt paradox, lebt wert-fern (bzgl. der eigenen Werte), lebt nicht mit den eigenen Überzeugungen, sondern mit dem Abwägen von Kosten und Nutzen an erster Stelle. Lebt, letztendlich, in einem Stadium des steten Heuchelns.

Die Motive jedoch, die einem zu einem Retter und Helfer gegen die Mehrheitsmeinung machen, liegen irgendwie im Dunklen. Das Schema schlechthin scheint es nicht zu geben, auch nicht das religiöse Motiv.


Gebetsbitte

Veröffentlicht am Sunday, 30. April 2006, 14:44

Dies Domini.

Bitte betet für die Seele von Hans O., den ich gestern morgen erfolglos noch in der Notaufnahme versucht habe zu reanimieren. Er war unheilbar an Lungenkrebs erkrankt, aber noch voller Freude und Lebenslust. Der schnelle Tod hat allerdings ein möglicherweise längeres Siechtum verhindert.
Möge der Herr alles von ihm nehmen, was Hans von Ihm trennt.

Bitte betet auch für seine Frau und die sieben verbliebenen erwachsenen Kinder.

(Es war das erste Mal, daß ich entscheiden mußte, wann wir aufhören…)


Wort-Beschneidung

Veröffentlicht am Sunday, 23. April 2006, 15:48

Dies Domini.

Wann hat jemand das letzte Mal in einer normalen Pfarrgemeinde in der Osternacht alle neun Lesungen hören dürfen? Gerade die Osternacht ist ja die Quelle aller weiteren Liturgie, aus ihr speist sich das gesamte Kirchenjahr. Und werden die Lesungen wirklich gebracht, wird auch vielen der Zusammenhang klar, die Göttliche Zäsur der Auferstehung, das alles umstürzende Neue.

Doch so etwas ist dem Volk Gottes wohl nicht zuzumuten.

Es ist dem Volk Gottes einer Pfarrei ja anscheinend schon nicht zuzumuten, daß an einem normalen Sonntag alls drei Lesungen gehört werden (AT, Apostel-Brief und Evangelium). In den allermeisten Fällen werden die “schwierigen” Texte weggelassen, zumeist der des AT. Aus angeblich “pastoralen Gründen” (hier: unterstellte Unmündigkeit der Gläubigen) wird eine Frucht des Konzils, eine größere Wertschätzung der Heiligen Schrift als ganze, zunichte gemacht.

Daß dieses Verkürzen der Lesungen laut offiziellen Maßgaben nur in “pastoralen Notfällen” erlaubt ist, wirft noch ein erschreckenderes Licht auf diesen Sprachraum: entweder sind hiesige Entscheidungsträger der Meinung, es mal wieder besser als viele andere Länder zu wissen oder wir sind seit Jahrzehnten in einem Dauer-Notstandsgebiet der religiösen Reife.

Es trifft in unterschiedlicher Gewichtung wohl beides zu, nur: was ist Henne, was ist Ei?


Ehemalige Krise

Veröffentlicht am Wednesday, 19. April 2006, 21:27

Ich muß schon wieder die Osterfreude unterbrechen - nein, eigentlich wird sie durch folgendes viel klarer:

Kann jemand verstehen, daß es für mich die Ursache einer kurzen, aber tiefen Glaubenskrise war zu erfahren, daß Jesu Göttliche Natur am Kreuz nicht gestorben war? Klingt wie eine Kleinigkeit, zumal man die menschliche und göttliche Natur im Herrn nicht wirklich anatomisch trennen kann - dennoch war dies für mich im wahrsten Sinne des Wortes zuerst erschütternd (und las es damals in Bonaventuras “Breviloquium”).

Natürlich wäre es seltsam zu glauben, daß von Karfreitag bis Ostersonntag die Heilige Dreifaltigkeit irgendwie einen “Defekt” gehabt hätte und zeitweise zur “Zweifaltigkeit” geschrumpft wäre.

Dennoch: daß Gott eben nicht starb (aber irgendwie doch starb, das Aufdröseln überlasse ich anderen), war nicht ohne.

Interessanterweise schweigt sich der Weltkatechismus zum Thema “Kreuzestod der göttlichen Natur Jesu” aus.


Mysterium

Veröffentlicht am Tuesday, 18. April 2006, 14:14

Liturgisch feiern wir heute noch so, als ob Ostersonntag wäre, große Feste werden immer auf mehrere Tage ausgedehnt und acht Tage gelten als ein Tag (übrigens der Grund, warum Sylvester nicht auf Weihnachten fällt).

Deswegen ist es ein Vorgriff, wenn ich jetzt schon über die Zeit bis Christi Himmelfahrt sinniere. 40 Tage ist Christus vielen immer wieder erschienen, und doch haben wir nur sehr wenige Zeugnisse darüber, diese auch nur von den ersten Tagen. Was hätte man ihn alles fragen können? Vielleicht haben die Jünger dies und aus gutem Grund uns nicht überliefert…

Dennoch waren diese vierzig Tage nicht genug, um aus den Aposteln begeisterte Jünger zu machen, dazu bedurfte es des Pfingstereignisses. Sollte uns auch zu denken geben…

Mir fiel neulich auf, daß nach Ostern keiner der Apostel von Jesus als “unserem Bruder” spricht, Petrus spricht gar vom “Herrn, der bei uns ein- und ausging”. Da schimmert eine Fremdheit durch, ein Anders-sein. Keine Kumpelbeziehung, keine dicke Freundschaft zum Pferdestehlen. Auch wenn Jesus selbst die Apostel zum Schluß hin “Freunde” nennt so wird dies von seiten der so genannten nicht wiederholt.

Der Herr ist der Andere. Nach Ostern und zumal nach Pfingsten war den Aposteln die Sendung Jesu klar, nach Ostern die Sendung Jesu, nach Pfingsten die ihrige.

Es wird viel von “unserem Bruder Jesus” gesprochen heutzutage, ich tue das auch, zumal bei “unserem Bruder und Herrn”. Die Apostel waren da zurückhaltender. Was kann das für uns heißen?


Halleluja!!

Veröffentlicht am Sunday, 16. April 2006, 00:54

Der Tod ist nicht das Ende! Christus ist erstanden und lebt in Ewigkeit!

An diesem Glauben hängt alles, darum laßt ihn uns feiern.


Frau K.

Veröffentlicht am Friday, 14. April 2006, 15:26

Sie erlebt ihre eigene Passionszeit seit einigen Wochen und verkörpert für mich ganz real das Leiden. Schläuche: am Hals, in der Nase, im Bauch, in der Blase, piepsende Geräte und immer wieder Weißkittel. Seit Wochen. Tränen und Lachen. Verzweiflung und ein kleines Licht.

Heute starb der Herr. Doch der Tod gewinnt nur kurz um endgültig zu verlieren.

Möge das Leiden von Jesus auch Frau K. helfen, ihr Leiden besser durchzustehen.


Ohne mich?

Veröffentlicht am Wednesday, 12. April 2006, 21:20

Dieser Blog hat zuletzt vieles nicht kommentiert: das Jahrgedächtnis des Heimganges von Karol Wojtyla, Namensgeber meiner “Generation JPII”, die anstehende MTV-Serie “Popetown” und die berechtigten Proteste dagegen, das Schicksal des Christen Abdul Rahman und das Schweigen der islamisch geprägten Welt für dessen Rechte, und vor allem: zuletzt kaum die Zeit des Gedenkens des Leidens des Herrn! Beruflich bedingt, wie bereits erwähnt, gab und gibt es kaum Zeit für Geistvolles. Ich plane das zu ändern, bin aber noch in der Sondierungsphase.

Für mich war die Fastenzeit bisher nicht bis kaum existent in ihrer geistigen Erneuerung. Morgen wieder 26h Dienst, zumindest das Triduum frei. Vom Stundengebet kann ich gar nicht reden.

Vielleicht ist diese Fastenzeit ein unfreiwilliges Blog- und Netzfasten, vor allem auch ein unfreiwilliges Fasten an Kontemplation. Möge diese Fastenzeit für viele eine Phase der Hinwendung zu Ihm sein und gewesen sein, für mich, nicht minder wichtig, war sie bisher eine Phase der unerfüllten Sehnsucht nach Hinwendung.


Hinweis

Veröffentlicht am Thursday, 06. April 2006, 16:52

Da ich mich gerade in den acht Tagen befinde, in denen ich über 110h Stunden arbeiten muß (ohne Überstunden), kann ich natürlich hier weniger schreiben. Das wird sich aber bald auf 60-80h pro Woche “normalisieren”.


Operiert Euch doch selbst!

Veröffentlicht am Saturday, 01. April 2006, 11:50

Dies war eine der Schlagzeilen der vielen Ärztedemos, die stattfanden und in die derzeitigen Ärztestreiks mündeten (die sicher noch ausgebaut werden). Da ich an einem Krankenhaus (KH) in kirchl. Trägerschaft arbeite, sind dort (vorerst) keine Streiks in Sicht.
Laut einer Umfrage des Marburger Bundes, der Gewerkschaft der angestellten Ärzte (also KH und zu geringem Teil Praxis), über die Arbeitsbedingungen und die generelle Atmosphäre seitens der KH-Verwaltungen werden Ärzte nach eigenem Empfinden von KHs in kirchlicher Trägerschaft schlechter behandelt als von öffentlichen Trägern.

Interessant, nicht wahr (wenn auch nicht wirklich überraschend)?

Bezüglich der Ärztedemonstrationen und -forderungen wurde ja schon seitens Fono an der Nüchternheit der Fordernden gezweifelt. Mich würde mal interessieren, was denn nach Meinung der Leserschaft ein 30jähriger alleinstehender Assistenzarzt (der typische Stationsarzt also) so netto pro Stunde in der Lohntüte haben sollte (fono selbst hat bisher leider nicht geantwortet in seinem blog). Es mag ja sein, daß ich mich mit meinen Vorstellungen irre (ich habe meinen Nettolohn ja mal kundgetan hier- und gerade eine Handwerkerrechnung vorliegen, da habe ich ja einen Vergleich…)

Und was die öffentlichen “Zurechtweisungen” angeht: generell ist der Tenor ja der, daß wir nicht mehr verdienen dürfen, weil dann wieder die Beiträge steigen und dadurch (der Arbeitgeber zahlt ja die Hälfte) der “Standort Deutschland” unattraktiver und die Arbeitslosigkeit nicht sinken wird.

Kann mir jemand erklären, welche Schuld oder auch nur welche Verantwortung ich dafür habe, daß sich dieses Land beharrlich weigert, ein ihrer Bevölkerungsentwicklung angemessenes Gesundheitssystem zu bauen? Es interessiert mich nicht, woher das Geld kommt. Mich interessiert, wie ich den 60jährigen Raucher um 02.00 Uhr morgens vor dem Erstickungstod rette. Mich interessiert der Mann mit dem Herzinfarkt und die Frau mit den starken Bauchschmerzen. Das ist mein Job, und angesichts des enormen Aufwandes an Fortbildung, der bei Ärzten natürlich zu 90% in der kargen Freizeit stattfindet, habe ich echt null Veranlassung, mich auch noch um Volkswirtschaft zu kümmern.

Entweder dieses Volk arbeitet mit seinen unterschiedlichen Gaben einander zu oder es hat abgewirtschaftet. Es darf gute Medizin von gut ausgebildeten Menschen erwarten, was allerdings u.a. ausgeruhte Ärzte erfordert (die 3h diese Nacht im 26h-Dienst waren mal wieder mehr als spärlich), die sich nicht noch um Anfragen von medizinischen Laien (irgendwelche Sachbearbeiter von Krankenkassen) kümmern müssen, die nicht auch noch die Abrechnung im KH machen müssen (genau das tun wir nämlich).

Ich sage nicht “dann gehe ich halt”, auch wenn das aus dem KH eher früher denn später der Fall sein wird. Als Niedergelassener macht das Berufsleben auch nicht mehr so viel Spaß, Daumenschrauben sind die Regel, und wenn man dann mal wirklich selbständig sein will (also Kassenzulassungen zurückgeben), dann wird man als Unsozial beschimpft. Daß wir erst mit 26 Jahren anfangen, überhaupt Kohle zu verdienen (in dem Alter hatte ein gleichaltriger benachbarter Arbeiter bei einem ansässigen Chemieunternehmen bereits eine Eigentumswohnung!), interessiert da auch niemanden. Hauptsache die bösen Ärzte.

Schon seltsam: zum Teil die gleichen Menschen, die einem Multimillionär wie Michael Schumacher zujubeln, obwohl dieser sein Vermögen möglichst reibungsarm in der Schweiz versteuert und hier nur absahnt ohne zu geben, regen sich über unseren Berufsstand auf.

Ein immer älter werdendes Volk braucht eigentlich immer mehr Ärzte - doch schaut man sich unsere Altersstruktur der beruflich Aktiven an, folgt der Einbruch bald, in maximal 5 Jahren (insbesondere in den Praxen).

Aber bitte, dieses Volk will es anscheinend so.


Liturgia urbis

Veröffentlicht am Sunday, 26. March 2006, 22:18

Dies Domini.

Ich habe keine Ahnung, wieviel katholische Städteplaner es gibt. Aber sie sollten diesen Artikel lesen (”During the liturgy, through the Eucharistic sacrifice, Christ does not come to us in an email attachment“). In meiner Stadt Düsseldorf erlebe ich es selbst, daß kleine Pflänzchen gerade wachsenden urbanen Lebens zugunsten einer schnelleren und höheren Rendite ausgerissen werden.

Vielleicht ist schon der Name “Städteplaner” falsch. Städte kann man nicht wirklich planen, wohl aber zerstören. Man kann Gebäude, Parks und Straßen anlegen, aber keine Stadt. Die eigentlichen Städteplaner müssen die Bewohner sein, und diese Entwicklung braucht Zeit, einen Hang zur Zweckfreiheit (keine Sinnlosigkeit!), ein Gefühl für Ästhetik und Charakter.

Also alles andere als Reißbrett.


Virtuelle Gemeinde

Veröffentlicht am Sunday, 26. March 2006, 20:25

Dies Domini.

Die Vermutung, daß viele derjenigen Katholiken, die sich rege im Internet tummeln, in ihrer eigenen Territorialgemeinde keine richtige Heimat haben, ist wahrlich nicht von mir ersonnen. Aber ich denke auch so. Allerdings habe ich bewußt nicht “keine Heimat finden” geschrieben, da viele Umstände (wie bei mir zahlreiche Umzüge in den letzten Jahren) dazu führen können, daß sich eine eigentliche Bindung gar nicht entwickeln kann. Berufliche und/oder private Verpflichtungen können dies zusätzlich erschweren.

Ich denke auch nicht, daß die Territorialgemeinde das Zukunftsmodell der Kirche sein wird, insbesondere nicht in den Städten mit ihren Möglichkeiten der Mobilität.

Die normale Pfarre halte ich aber deshalb für wichtig, weil man sich da nämlich nur aus einem sehr unreligösen Grund nebeneinander findet: dem Wohnort. Keine gleiche Spiritualität, keine gleichen liturgischen Vorlieben, keine gleichen Interessenlagen. Mit all den Nachteilen und dem Konfliktpotential bietet dieser Umstand aber auch die Gelegenheit, über den eigenen Tellerrand hinauszuschauen und Sachen und Sichtweisen kennenzulernen, die man vorher nicht wahrnahm, vernachlässigte oder mißverstand.


Abtreiber töten Frauen

Veröffentlicht am Tuesday, 21. March 2006, 10:18

Die Planned Parenthood Federation, die weltweit größte Abtreibungsorganisation (”Pro(?) familia” ist ihr deutscher Ableger), sorgt nicht nur dafür, daß seit Jahrzehnten Millionen Kinder unauffällig getötet werden können, sondern hat jetzt auch die Mütter auf dem Gewissen. Entgegen aller Forderungen der zuständigen Aufsichtsbehörde haben Mitarbeiter ziemlich unkontrolliert und zur Vermeidung von Arztbesuchen die Abtreibungspille RU 486 selbst verabreicht - das Ergebnis zeigt das Ärzteblatt hier.

Die Fratze wird enthüllt.


Gute Wahl!

Veröffentlicht am Sunday, 19. March 2006, 21:08

Dies Domini.

Für viele ist es heute mit der Kirche wie mit der Krankenkasse: Es ist gut, dass es sie gibt; aber man hofft, dass man sie nicht braucht.

So sagte mal Prälat Dr. Heiner Koch, kürzlich zum zukünftigen Weihbischof meiner Erzdiözese Köln ernannt. Düsseldorfer, Rheinländer, Schützenbruder und Karnevalist sei er, und dies zeigt seine tiefe Verwurzeltheit entlang des großen Flusses. Und nicht nur daß er Düsseldorfer ist, sondern vor allem auch daß er der Vorvorgänger meines ersten Düsseldorfer Hochschulpfarrers war, in deren “Gemeindehaus” habe ich einige sehr schöne Jahre gewohnt habe, macht ihn mir sympathisch.

Schon des öfteren habe ich etwas von ihm gelesen, kleine Meditationen, Gedanken über die derzeitige und zukünftige Situation der Kirche in Deutschland etc. Alles war sowohl von einer bestechenden Klarheit und nüchternen Analyse als auch von einer hoffnungsvollen Stimmung und tiefen Freude geprägt.

Er ist eine sehr gute Wahl, ein guter Prediger, ein frommer Mann, ein überzeugter und (nach den Aussagen nicht weniger hier im Bistum) auch überzeugender Priester und Seelsorger.

Ob man aber beglückwünschen darf zur Amtsbürde des Bischofs? Bei der Weihe wird einem ja schließlich das Evangelium auf den Nacken gelegt, als immer gleich bleibender absoluter Maßsatb allen christlichen Denkens und Handelns. Im Gegensatz zu politischen Parteien kann sich die Kirche nämlich kein neues Grundsatzprogramm geben. Und wer auch nur mal ansatzweise bspw. die Bergpredigt gelesen hat, wird verstehen, das Evangelium ist der Anspruch schlechthin.


Erste Schritte

Veröffentlicht am Friday, 17. March 2006, 22:41

Wenn es großen Organisationen nicht mehr egal ist, wieviel Mitglieder sie verlassen, dann ist das ein gutes Zeichen. Die Selbstgenügsamkeit mag zu Ende gehen, vielleicht bleibt es aber auch nur eine kleine Episode.

Bereits Ende letzten Jahres hatte ich darauf hingewiesen, daß nach Ansichten Roms (aus vollkommen ersichtlichen Gründen) ein Kirchenaustritt keine reine Formsache bei einer weltlichen Verwaltungseinheit sein kann. In Österreich tut sich diesbezüglich auch etwas, die genannte Anordnung, daß letztendlich nur der Bischof (und in Vertretung der Pfarrer) über die Gläubwürdigkeit des Austrittes entscheiden kann, wird wohl umgesetzt. Gut so.


Selbstvorwurf

Veröffentlicht am Tuesday, 14. March 2006, 22:39

(Intro: Eigentlich braucht die Kirche keine Gegner, die schlimmsten Schäden fügt sie sich immer noch selbst zu.)

Die Kirche In Irland hat einen gar nicht zu überschätzenden Einfluß auf die jetzige Gestalt des Christentums. Die Missionierung Kontinental-Europas ging von den sog. iro-schottischen Mönchen aus, eine enge Bindung an Rom prägte entscheidend das Papsttum. Ohne die früher Verwurzelung dort sähe vieles heute anders aus. Bis vor wenigen Jahrzehnten war Irland neben Polen das katholische Land Europas, Dublin ist eben auch deswegen so jung, weil Abtreibung außer bei Lebensgefahr für die Mutter nachwievor unerlaubt ist. Und Nordirland wird irgendwann irisch sein, weil sich Katholiken dort einfach viel mehr vermehren.

Doch seit einigen Jahren, wie hier noch mal exemplarisch gezeigt und auch als Audio-Beitrag zum Nachhören verfügbar, geht es mit der Kirche dort rapide bergab. Es gibt im ganzen Land nur noch ein diözesanes Priesterseminar (vorher gab es acht!). Selbst traditionell-fromme Menschen verlieren den Glauben, verlieren ihr Ur-Vertrauen.

Es ist eine Schande, wie Kirchenobere jahrzehntelang ihre Kleriker geschützt haben und gleichzeitig von anderen moralische Reinheit forderten. Da mag man sich berechtigterweise über ein Buch wie “Sakrileg” oder den darauf basierenden Film aufregen, weil die Darstellung einfach nur mies erfunden ist - die historische Wahrheit ist nicht selten schlimmer. Die Kirche Gottes braucht keine Gegner, sie sorgt für sich selbst…


Manifest

Veröffentlicht am Tuesday, 14. March 2006, 22:01

Vor etwas über einem Monat begannen die Unruhen in vielen islamisch geprägten Ländern, die sich (vordergründig) auf die Ablehung der mittlerweile berühmten Karikaturen stützten. Als Quasi-Resümee haben verschiedene, hauptsächlich französischsprachige Intellektuelle ein Manifest (hier auf Deutsch) gegen den Islamismus veröffentlicht. Wohlgemerkt nicht gegen den Islam (auch wenn es ein durch und durch säkulares Manifest ist).
Der Perlentaucher faßt die Reaktionen darauf zusammen.


Generationenfrage

Veröffentlicht am Sunday, 12. March 2006, 12:39

Dies Domini.

Steffen stellt hier unsere Erfahrung vor, die Erfahrung derjenigen, die sowohl der “Generation Golf” als auch der “Generation JPII” angehören. Ich habe dem nichts hinzuzufügen:

Ich gehöre allerdings zu einer anderen Generation als Du.
Zu einer Generation, für die der Ausgangspunkt die 68er und eine liberale Erziehung ist, und die zusehends konservativer wird.

Das kann ich ganz einfach auf den Partys festellen, wenn Leute, von denen ich es nie gedacht hätte, plötzlich immer mehr über den Glauben wissen wollen. Glaube ist heute wieder ein Thema. Viele fühlen, dass es einem ernst damit ist, und zwar ernster, als ihnen als Lebensanalytiker, als ständigen Beobachtern/Zynikern/Pragmatikern irgendetwas sein kann. Ich glaube, dass die Leute heute weniger analysieren wollen, sondern wirklich leben wollen, und dafür müssen sie wissen, was wirklich wichtig sein kann.

Und da kommt etwas ins Spiel, was nur allzu leicht übersehen wird:
Die Kirche selbst hat ja diese ganzen Reizthemen wie Frauenpriestertum, Homosexualität, Abtreibung usw. nicht im Zentrum ihres Eigenbildes und ihrer Frömmigkeit. So erscheint es aber, wenn man den Spiegel oder die Zeitungen liest. Daher weiß kaum einer, was denn überhaupt den Katholiken ausmacht, außer dass er gegen alles Mögliche ist. Wenn jetzt solche Leute mit liberalen Christen sprechen, deren Schlüsselthemen die Reizthemen sind, so sind sie sich schnell in ihrer Kirchenkritik einig. Die Argumentation ist dann zwangsweise “weltlich”, so dass z.B. beim Frauenpriestertum mit der Gleichberechtigung/Sexismus/Männergesellschaft etc. argumentiert werden würde. Dann ist das Urteil natürlich schnell gesprochen. Der Liberale Christ hat daher Tendenz, sich zu assimilieren, in seiner Umwelt aufzugehen, die er heimlich als ihm überlegen ansieht und dessen Argumente er bewundert. Er unterscheidet sich weder in den Themen, noch in der Argumentation von seiner liberalen Umwelt. Er ist die Verkörperung der kommunistischen Überbaulehre. Religion lehrt bei ihm dasselbe wie das “normale” leben (Nächstenliebe, Solidarität), nur komplizierter und mit Zwischenschritten. Und das stimmt auch, denn in Wirklichkeit denkt er von den liberalen Thesen aus, und versucht sie in Einklang mit seinem Denken zu bringen, so dass die religiösen Gedanken dann nur Zutat zum eigentlichen Denken sind. Er kommt überall zum selben Ergebnis wie die Liberalen und wird deshalb von ihnen lächelnd geduldet.

Der Konservative wird dagegen versuchen, ihm die Welt des Glaubens aufzuschließen. Er wird ihm Grundzüge der christlichen Spiritualität aufzeigen, und dann den Zusammenhang z.B. zwischen der Spiritualität und Reizthemen. Da haben sich schon bei manchem die Augen geöffnet, denn er erfährt hier etwas wirklich Neues, was er bisher so nicht gelesen hat.
Er wird ihm zeigen, dass der andere etwas in seinem Leben übersehen hat, und zwar das Entscheidende. Nicht dogmatisch, sondern aus der Tiefe seines Herzens heraus.
Er wird die Nebenthemen als Nebenthemen entlarven und die Prioritäten klarstellen.
Er kann Vorbild sein und nimmt diese Rolle bewusst wahr.
Er kritisiert die Kirche, aber er liebt sie. Er ist nicht sentimental, sondern hat Herz. Er weiß, dass er nicht zum Salzbrocken, sondern zum Salz berufen ist. Das versucht er aber: den anderen das Leben zu würzen, und ihnen aufzuzeigen, was ihnen noch fehlt.


Anfangen!

Veröffentlicht am Sunday, 12. March 2006, 08:57

Dies Domini.

Anstelle des ständigen Lamentierens über den zunehmenden Ausschluß des “konfessionellen Religionsunterrichtes” in Berlin (und ggf. anderswo), dessen Qualität bzgl. der Glaubenswissensvermittlung nach meiner sehr subjektiven Erfahrung sowieso sehr von den Lehrkräften abhängt (ich habe da nix gelernt, was fürs Leben Bedeutung hatte), sollten sich die Dt. Bischöfe mal ein paar Gedanken über ein kircheneigenes Ersatzangebot machen. Es gibt durchaus gläubige Eltern, die ihre Kinder auch nur wegen des “geringeren Übels” zum Reliunterricht der Schule schicken, denn ein positives Kirchenverständnis wird da nicht allzuoft vermittelt (wieder meine höchst subjektive Erfahrung).

Wenn die Kirche das nicht aus eigener Kraft kann, hat sie in diesem Land kaum eine Existenzberechtigung.