Archiv für die 'Pax et bonum' Kategorie



Außergewöhnlich

Veröffentlicht am Tuesday, 03. February 2004, 20:49

Den Ritter- und Hospitalsorden vom Hl. Johannes zu Jerusalem kennt man eher unter dem Namen Malteser.
Dabei ist dieser Orden nicht nur ein Orden wie andere Ritterorden auch (solche Orden, meist wie der Malteserorden nach kirchlichem Recht ein Laienorden, sind ja schon an sich eher selten), sondern dieser Orden ist ein Staat! Nein, nicht auf Malta.
Nun, Staat ist vielleicht das völkerrechtlich falsche Wort, aber der Orden ist diplomatisch gesehen mit ähnlichen Rechten ausgestattet wie andere Nationen auch, gleichsam ein Staat ohne Territorium. Der Ordensobere, der Großmeister, ist darüber hinaus qua Amt im Kardinalsrang.
Die diplomatischen Beziehungen ermöglichen es dem Orden, unkompliziert und überpolitisch humanitäre Hilfe zu leisten. Zu diesem unserem Land hat er übrigens keine diplomatsichen, sondern nur offizielle Beziehungen.

Der Johanniterorden, die Nähe zeigt sich ja schon durch das Kreuz, ist übrigens das evangelische Pendant und entstand während/nach der Reformation.


Einfach nur Bonhoeffer

Veröffentlicht am Monday, 02. February 2004, 23:03

Eine der besten Texte von ihm:

Billige Gnade heißt Gnade als Schleuderware, verschleuderte Vergebung, verschleuderter Trost, verschleudertes Sakrament; Gnade als unerschöpfliche Vorratskammer der Kirche, aus der mit leichtfertigen Händen bedenkenlos und grenzenlos ausgeschüttet wird; Gnade ohne Preis, ohne Kosten. Das sei ja gerade das Wesen der Gnade, dass die Rechnung im Voraus für alle Zeit beglichen ist. Auf die gezahlte Rechnung hin ist alles umsonst zu haben. Unendlich groß sind die aufgebrachten Kosten, unendlich groß daher auch die Möglichkeiten des Gebrauchs und der Verschwendung. Was wäre auch Gnade, die nicht billige Gnade ist?[…]

Billige Gnade heißt Rechtfertigung der Sünde und nicht des Sünders. Weil Gnade doch alles allein tut, darum kann alles beim alten bleiben…Billige Gnade ist Predigt der Vergebung ohne Buße, ist Taufe ohne Gemeindezucht, ist Abendmahl ohne Bekenntnis der Sünden, ist Absolution ohne persönliche Beichte. Billige Gnade ist Gnade ohne Nachfolge, Gnade ohne Kreuz, Gnade ohne den lebendigen, menschgewordenen Jesus Christus.

Teure Gnade ist der verborgene Schatz im Acker, um dessentwillen der Mensch hingeht und mit Freuden alles verkauft, was er hatte; die köstliche Perle, für deren Preis der Kaufmann alle seine Güter hergibt; die Königsherrschaft Christi, um derentwillen sich der Mensch das Auge ausreißt, das ihn ärgert, der Ruf Jesu Christi, auf den hin der Jünger seine Netze verlässt und nachfolgt.
Teure Gnade ist das Evangelium, das immer wieder gesucht, die Gnade, um die gebeten, die Tür, an die angeklopft werden muss.
Teuer ist sie, weil sie in die Nachfolge ruft, Gnade ist sie, weil sie in die Nachfolge Christi ruft; teuer ist sie, weil sie dem Menschen das Leben kostet, Gnade ist sie, weil sie ihm so das Leben erst schenkt; teuer ist sie, weil sie die Sünde verdammt , Gnade, weil sie den Sünder rechtfertigt. Teuer ist die Gnade vorallem darum, weil sie Gott teuer gewesen ist, weil sie Gott das Leben seines Sohnes gekostet hat - “ihr seid teuer erkauft” -, und weil uns nicht billig sein kann, was Gott teuer ist. Gnade ist sie vorallem darum, weil Gott sein Sohn nicht zu teuer war für unser Leben, sondern ihn für uns hingab.

Teure Gnade ist Menschwerdung Gottes. Teure Gnade ist Gnade als das Evangelium Gottes, das vor der Welt behütet werden muss, das nicht vor die Hunde geworfen werden darf, sie ist darum Gnade als lebendiges Wort, Wort Gottes, dass er selbst spricht, wie es ihm gefällt. Es trifft uns als gnädiger Ruf in die Nachfolge Jesu, es kommt als vergebendes Wort zu dem geängsteten Geist und dem zerschlagenen Herzen. Teuer ist die Gnade, weil sie den Menschen unter das Joch der Nachfolge Christi zwingt, Gnade ist es, dass Jesus sagt: “Mein Joch ist sanft und meine Last ist leicht.


Konservierung

Veröffentlicht am Monday, 02. February 2004, 22:25

Wo Menschen, besonders industrialisierte, sich in Lebensbereiche ausdehnen, die vorher ausschließlich der Natur gehörten (dass sich der moderne Mensch selbst zumeist nicht als Naturerfahrung betrachtet, ist ein anderes Thema), “hinterlassen” sie vor allem eins, drücken sie vor allem hiermit ihren Stempel auf: mit Lärm.

Die Lärmverschmutzung greift weltweit um sich, funktionale Klänge, tot.

Naturerfahrung bedeutet auch immer ein Wunsch nach Stille und/oder unverfälschtem, also hier unvermenschlichtem Klang.
Die Nature Sounds Society bemüht sich genau darum: um Stille und die akustische Sichtweise von Mutter Erde. Gleichzeitig hat sie, ohne das bei Gründung geahnt zu haben, eine großes Archiv an Klängen, die mittlerweile “ausgestorben” sind.


Richtig alt und richtig gut

Veröffentlicht am Sunday, 01. February 2004, 23:32

Dies Domini.

Bei Scipio las ich gerade den Hinweis auf eine sich noch weiterentwickelnde webbasierte Bibliothek der Kirchenväter.

Selbst stieß ich irgendwann auf die Catena aurea, die Sammlung des Thomas von Aquin von Evangeliumskommentaren der Kirchenväter. Sie ist, wie man sieht, noch im Aufbau begriffen. Die Mitübersetzerin Frau Prof. Dr. Marianne Schlosser ist die Expertin für franziskanische Theologie der Frühzeit und hat vor kurzer Zeit u.a. das Breviloquium des Hl. Bonaventura übersetzt (sehr zu empfehlen!) und eine sehr gute Einführung zu dessen Leben und Wirken geschrieben.

In englischer Sprache findet man von der Catena aurea schon etwas mehr.


Dilemma

Veröffentlicht am Sunday, 01. February 2004, 23:06

Dies domini.

Wer hat das Recht, jemand anderem das christliche Denken und Handeln oder das katholische Denken und Handeln, das Katholisch-Sein abzusprechen?

Hat es überhaupt jemand? Wenn nicht, wo sind die Grenzen?

Ein Mensch, der die Jungfräulichkeit Mariens ablehnt (oder auch die leibliche Auferstehung Christi, die Gründung der Kirche durch den Herrn, die Einsetzung der Eucharistie etc.), kann trotzdem auf seinem Katholischsein beharren und sich vehement wehren, wenn es ihm abgesprochen wird.

Dennoch gab es bspw. Dutzende, ja Hunderte Stimmen, die aus eben dieser Richtung (wie hier) mit Gründen des Glaubens argumentierten, um den Krieg gegen den Irak zu verurteilen.

Andere wiederum, als Beispiel sei hier George Weigel genannt, unterstützten das Lehramt in allen möglichen Entscheidungen und standen plötzlich beim Thema Krieg gegen den Papst. Weigel hat trotz seiner dicken Papstbiographie den Mann wohl überhaupt nicht verstanden.

Beide Male wird mit Argumenten hantiert, die man sich je nach Bedarf zurechtstutzt, ein Mann wie der Papst wird instrumentalisiert: beim Thema Priestertum der Frau von den eher Konservativen, bei anderen wie Irakkrieg von den eher Progressiven (ich weiß, diese Eingruppierungen sind schrecklich und falsch).

Genau deswegen muss es eine Instanz geben, die sagen kann: bis hierher und nicht weiter, wenn Du Dich noch katholisch nennen willst - die Kirche mit ihrem Lehr- und Führungsamt. Sie war es schon immer und seit jeher - niemand sonst. Also keine Vereinigung von Progressiven oder Konservativen. Nein, nur und ausschließlich den Bischöfen und besonders dem von Rom kommt diese Aufgabe zu. Kein leichtes Spiel, wirkliche Freunde gewinnt man nur selten dabei. Aber schon der alte Paule hat damit zu kämpfen.

Zweifel sind immer erlaubt - und wer nie welche hat, dem vertraue ich persönlich bestimmt nicht. Die Grenzüberschreitung beginnt bei bewusster und aus grundsätzlicher Erwägung heraus getroffener Ablehnung.


Aufbruch

Veröffentlicht am Sunday, 01. February 2004, 17:06

Dies domini.

Die “Franziskaner der Erneuerung“, ein junger Reformorden der kapuzinischen Tradition, sind ja schon seit längerem von der linkliste aus erreichbar. Was an diesem Orden beispielhaft ist, zeigt sich meines Erachtens in vielen Bereichen der Kirche: der Wunsch besonders der Jugend nach mehr Radikalität.

Dieser Orden entstand Ende der 80er, weil sich die Kapuzineroberen von Nordamerika weigerten, einer New Yorker Gemeinschaft, die die Regel des Franziskanerordens im Sinne der kapuzinischen Reform strenger auslegen wollten, dafür Freiraum in der Praxis zu geben.

Und innerhalb von nur 15 Jahren sind aus den sieben Kapuzinern, die daraufhin die neue Gemeinschaft gründeten, nahezu 100 geworden, dazu noch viele Interessenten und angehende Ordensleute.

Sie sehen teilweise skurril aus, mit ihren langen Bärten und den geflickten Kutten, aber warum auch nicht? Was mag wohl den Erfolg dieser Gemeinschaft ausmachen? Mit Sicherheit liegt es auch an den charismatischen Gründungsmitgliedern wie Fr. Benedikt Groeschel, der zur Zeit nach einem schweren Verkehrsunfall im Krankenhaus liegt (ein tolles Video!) oder Fr. Stan Fortuna, der als Jazzmusiker mit seiner Musik (Jazz, HipHop, Rap, Pop) die Generation der unter 35jährigen sicher eher erreicht als die Matthäuspassion von Bach (jaja, kein Aufschrei bitte, ich bin eben kein Bach-Fan).

Doch das allein wird es wohl nicht sein. Das alltägliche Leben zählt. Warum soll man denn ein religiöses Leben in einer Gemeinschaft anstreben, wenn diese genauso bürgerlich-zufrieden lebt wie das Umfeld? Warum soll man in eine Gemeinschaft, wenn alle neuen Versuche mit “das
hatten wir vor 10 Jahren schon einmal” plattgebügelt werden, obwohl doch die Leute ganz andere sind?

Die Radikalität, wörtlich eben das zur-Wurzel-gehen, kann meines Erachtens mit meiner Vergangenheit als praktischer Agnostiker die einzige Anwort geben auf eine Erneuerung des christlichen (nicht nur kirchlichen) Lebens. Wer sich davor verschließt (aus Angst, Sattheit, pastoraler Besitzstandswahrung etc.) wird keine Zukunft mehr haben.


Nachts

Veröffentlicht am Sunday, 01. February 2004, 00:15

Dies Domini.

Auf der Suche nach Gott in der Großstadt. Alleine. Nachts. Gefunden?


Neu

Veröffentlicht am Thursday, 29. January 2004, 17:55

In der neu angelegten Rubrik “Eselsohr” werde ich in lockerer Reihenfolge und ohne jegliche zeitliche oder sonst wie Prioritäten mal so ab und an die Bücher und Schriften nennen und eventuell kommentieren, die mir auf meinem geistigen Weg sehr geholfen haben. Wie man sieht, ist alles noch sehr ungenau. Das Ganze schließt auch die Sachen mit ein, die sich mit anderen Religionen befassen. Es kann auch gut sein, dass manche Werke schon mal hier erwähnt wurden, ist aber egal.

Eigentlich mache ich das für mich (damit ich nicht alles vergesse, da ich die allermeisten dieser Bücher nicht mehr besitze), aber vielleicht nutzt es ja auch jemanden anderem.


Verständnisproblem

Veröffentlicht am Thursday, 29. January 2004, 17:37

Vielleicht liegt es ja an mir, ich weiß es nicht. Darüber geschrieben hatte ich ja erst vor kurzem, jetzt habe ich erst den Zusammenhang gesehen.
Also: die “Evangelische Kirche im Rheinland” hat Anfang diesen Monats eine Synode veranstaltet, bei der es u.a. auch um das Abendmahlsverständnis ging.
Bei dieser Synode wurde nun festgehalten, dass nach dem Verständnis dieser “Kirche” niemand(!) vom Abendmahl ausgeschlossen werden dürfe. Diese Einladung sei bedingungslos (sic!) (auch hier). Es ist sogar so, dass ein Pfarrer suspendiert wurde, weil er ein unverheiratet zusammenlebendes Paar vom Abendmahl ausschließen wollte (wie der Rheinische Merkur berichtet). Der hat doch tatsächlich die Bibel gelesen, sowas aber auch!

Dem gegenüber will ich nicht nur die Jahrhunderte alte Tradition der apostolischen Kirche stellen, sondern auch einen Textabsschnitt der Didaché, die auch Zwölfapostellehre oder einfach “Lehre der Apostel” genannt wird. Der Apostel, wohlgemerkt! Das Dokument ist eventuell älter als die Offenbarung des Johannes, der Apokalypse, somit, so behaupte ich mal, näher am Geist der Apostel und damit Jesu als irgendeine Versammlung heutzutage:

9,5 Niemand aber soll essen und auch nicht trinken von eurer Eucharistie als die, die getauft worden sind auf den Namen des Herrn. Denn auch darüber hat der Herr gesprochen: Gebt nicht das Heilige den Hunden.

Mich macht es wütend, wenn so die Alte Kirche mit Füßen getreten wird, gerade die, die für ihren Glauben mit ihrem Leben bezahlen mussten. Oder meint bedingungslos doch nicht bedingungslos? Nein, nein, die Jünger Christi des Jahres 100 hatten eben keine Ahnung, wir im Jahre 2004, wir haben den Geist. Ätsch! Grummel….


Gefährlich

Veröffentlicht am Wednesday, 28. January 2004, 22:52

Der apostolische Administrator der nordbrasilianischen Region São Félix do Araguaia, Bischof Monsignor Pedro Casaldáliga (übrigens auch ein guter Dichter), gerät in Bedrängnis, da er sich für die Rechte der einheimischen Xavante Indianer einsetzt. Nun ja, durchforscht man das Netz, so findet man, dass für diesen Mann auch diese aktuellen Todesdrohungen eigentlich nichts Neues sind, schon in den 90ern gab es ähnliches.

Ich liebe die lateinamerikanische Kirche: eine Kirche mit tiefer und reicher Spiritualität von den Armen her (auch wenn die Gefahr des Schwarz-Weiß-Denkens immer da ist), eine Kirche, die dem Schrei der Armen weitaus mehr Aufmerksamkeit widmet als dem Schrei der genital Fixierten, die der Regierung auch dann sehr mahnende Worte ins Buch schreibt, wenn, wie in Brasilien, der Bruder des Präsidenten Franziskaner ist und die sich nicht um Pfründe schert. Eine Kirche, die sich des ganzen Menschen annimmt und für die der Gott der Befreiung des Alten Israel auch der der Befreiung des Neuen Israel, des Volkes Gottes, sein will.


Bekannt?

Veröffentlicht am Tuesday, 27. January 2004, 22:41

Als ich mich auf die Spuren des katholischen Glaubens machte, den ich fast so gut wie überhaupt nicht kannte - von meinen Vorurteilen mal abgesehen, kaufte ich neben einer Bibel (bei uns zuhause gab es keine) auch eine Ausgabe des sogenannten Weltkatechismus.
Rückblickend war das nicht so gut. Denn kaum etwas davon verstand ich und konnte es daher auch selten gutheißen. Kurz: es folgte viel Kopfschütteln. Die Basis, auf der die Kirche ruht, das eigene Verständnis von der Geschichte, der Welt, der Schrift etc. kannte ich eben alles nicht. Und es ist auch nicht in zwei Minuten zu erklären. 2000 Jahre Christentum haben eben Spuren hinterlassen, auch im Denkgebäude. Aber stringent und kohärent ist das alles. Daher auch so überzeugend für mich.

Tja, und nun nehme ich nach langer Zeit dieses Buch mal wieder zur Hand und stelle fest, was jenseits aller Glaubensartikel an geistlichem Reichtum drin steckt.

Gott kann man nicht zwischen zwei Buchdeckel drücken, weder zwischen die der Bibel noch zwischen die des Katechismus, keine Frage. Aber die Bibel als Teil der Tradition der Kirche, nichts anderes ist sie ja geschichtlich, weist den Weg. Und der Katechismus kann, wenn man es zulässt, ein Wanderstab auf diesem Weg “Jesus Christus” sein, der stützt, damit man nicht den Halt verliert; auch ein Kompass, der im Dickicht und den Aufzweigungen den Schritt führt.

Ich bin aber kein Fan vom Zitieren von einzelnen KKK-Artikeln (KKK steht für Katechismus der Katholischen Kirche) bei theologischen Disputen, das nur nebenbei. Denn so ein Artikel ist der Schluss, nicht der Beginn. Er kann falsch angewandt das Gegenteil von seinem eigentlichen Zweck bewirken: Schönheit und Liebe zeigen.


Mit allen Sinnen

Veröffentlicht am Sunday, 25. January 2004, 20:35

Dies Domini.

Heute morgen durfte ich im Rahmen der alljährlichen Tagung der Katholischen Ärztearbeit in (bzw. besser an) der alten Benediktinerabtei Maria Laach an einem Pontifikalamt mit dem Bischof Reinhard von Trier teilnehmen, der zu einer Priesterweihe angereist kam. Ich hatte vorher noch nie an einer Priesterweihe teilgenommen, aber schöner als mit den gregorianischen Gesängen der versammelten Mönchsgemeinschaft kann ich es mir kaum vorstellen, dazu noch an so einem Ort, der so viel Ewigkeit ausstrahlt.
Der Neupriester, P. Augustinus Sander OSB, war bis 1995 Lutheraner und als solcher sogar ein ordinierter Geistlicher. Tags zuvor kam er auf mich zu, als ich allein im Kirchenschiff saß - er entschuldigte sich im voraus für die nun folgenden “Übungen”, mit denen er noch einmal die Gesten der eucharistischen Darbietung und Wandlung einstudieren wollte.
Es war auch besonders schön zu sehen, wie er seine Verwandschaft, die zumeist aus sehr gläubigem lutherischem Haus stammten und die nicht zur Kommunion gingen, demonstrativ vor ihren Bänken am Schluss der Kommunion mit dem erhobenen Leib Christi segnete.
Der Weihetermin am letzten Tag der Gebetswoche um die Einheit der Christen war natürlich auch kein Zufall. Der Zusammenfall mit unserer Tagung dagegen schon eher, wenn man denn an Zufall glaubt.


Theologische Erwägungen II

Veröffentlicht am Wednesday, 21. January 2004, 22:57

Wer die apostolischen Kirchen (also die katholische und die orthodoxe) verstehen will, wer also die ältesten Kirchen verstehen will - manche wollen das ja jesneits aller Vorurteile durchaus - können nicht bei der Bibel stehen bleiben. Im Gegenteil, was in die Bibel kommt, wurde ja von genau dieser Alten Kirche bestimmt.

Das durch ein Buch allein der Wunsch Christi nach der Einheit der Kinder Gottes nicht gelingen kann, zeigt ja die gesamte Welt, nicht nur die christliche. Es gibt Abertausende von christl. Gruppierungen, die, sich voneinander abgrenzend, sich Kirche nennen - von Einheit keine Spur. Weder im Glauben und schonmal gar nicht im Ritus.
Im Islam gibt es die Mehrheitsgruppe der Sunniten, aber auch die Schiiten, im Buddhismus Anhänger des Lamaismua, eine kleine Minderheit übrigens im Weltbuddhismus, im Judentum die Richtungen der Orthodoxie, Reformierte, Konservative, Liberale.

Ob das bei anderen okay ist, steht mir nicht zu zu beurteilen. Im Christentum jedenfalls ist es Christi expliziter Wunsch, “dass sie eins seien”.

Die orthodoxe Kirche hat die Einheit zumindest im Glauben und im Ritus, auch wenn des öfteren nationalistische Streitereien das Bild sehr trüben (Gott sei wirklich Dank, dass die kath. Kirche supranational ist).
Aber auch mit dieser Kirche verbindet die kath. Kirche viel, nämlich die Wahrung der Elemente der Kirche Christi, die aus ihr eine wahre Kirche machen.

Wenn man wissen will, was jenseits von Bibel, die ja wie nun bekannt eine Einheit nicht stiften kann, die Fundamente der Schwesterkirchen sind, muss zur sehr lohnenswerten Lektüre der Kirchenväter greifen (es gibt im Netz mehr auf Englisch).
Keine Sorge, das sind keine trockenen juristischen Texte über Struktur und Co., sondern lebendige Zeugnisse über den Glauben der Christenheit. Ich habe nur sehr selten etwas Vergleichbares gelesen. Es zeigen sich auch schön die Entwicklungen im theolog. Verständnis, denn genau darum geht es da: was glauben wir, was ist Überlieferung (die Kirche gab es ja schon vor dem NT, und diese Texte entstanden oft bei Streitfragen), und vor allem sind viele Texte Schriftkommentare, des Alten wie des Neuen Testamentes.
Allein die Tatsache, dass besonders die ersten Schriftsteller für ihren Glauben mit dem Leben bezahlten (Ignatius von Antiochien, der schon das Bischofsamt als etwas natürlich Gegebenes beschrieb, schrieb bspw. die schönsten Briefe auf dem Weg nach Rom, wo er den Löwen vorgeworfen wurde) ist für mich seit jeher ein starkes Zeugnis gewesen.

Dass die Bibel nicht vom Himmel gefallen ist (plumps!) und vor allen Dingen dass die Leute früher bei weiten nicht dümmer waren, nur weil sie noch nicht über Stromkraftwerke verfügten und sich vielleicht langsamer auf Pferden und Eseln bewegten, zeigen mannigfaltige Texte der Kirchenväter. Ein nahezu unerschöpflicher Fundus und sichere Quelle des Glaubens der Kirche, den man sich nicht bastelt, sondern annimmt oder nicht.


Verbunden

Veröffentlicht am Monday, 19. January 2004, 22:37

Über Thomas Merton hatte ich ja schon einmal ein wenig geschrieben. Unerwartet fand ich bei der Lektüre dieses sehr zu empfehlenden Buches

auch einen Merton gewidmeten Beitrag, der ein Kapitel seines Lebens erzählt, das leider oft in seiner offiziellen Vita als Einsiedler verschwiegen wird: er hatte sich mal Hals über Kopf verknallt. Und die Frau auch in ihn. Er blieb aber seiner Berufung treu.
Der Autor Freddy Derwahl, der selbst einmal Mönch werden wollte, besuchte auch einen Einsiedler auf der griechischen Insel Patmos, der als zur katholischen Kirche konvertierter, aus dem Reformjudentum stammender Amerikaner nicht so recht ins Klischee des Einsiedlers passte (aber das tun wenige in diesem Buch, es liegt wohl am Klischee). Dazu auch noch ein erfolgreicher Dichter, ursprünglich der Beatgeneration, Freund von Merton und, wie dieser mal schrieb, “mit einem Gesicht wie ein Pferd”. Da ist was dran:

Der Mann hieß Robert Lax und starb im Jahr 2000.

Tja, und sowohl bei der Internetsuche zu dem Autor des Eremiten-Buches wie auch zu Robert Lax traf ich immer wieder auf eine Seite, die ich hier einfach mal empfehlen möchte. Etwas einigermaßen Gehaltvolles im Netz findet man ja nicht so häufig: Perlentaucher, das Kulturmagazin im Internet.


Warum…

Veröffentlicht am Sunday, 18. January 2004, 20:46

(Dies Domini)

…behauptet der evangelische Präses des Rheinlandes, wie ich gerade erst bei Jochen Scherzer las, bewusst die Unwahrheit? Ich nehme doch mal stark an, dass er die Schrift kennt. Er sagt: “Die Kirche darf vom Tisch des Herrn nicht ausschließen”, weil Jesus ja schließlich keine “handverlesene Gesellschaft” am Tisch gehabt habe.

Doch. Genau das hatte er!

Die Zwölf Jünger, sonst wird niemand erwähnt! Hat Nikolaus Schneider eine andere Bibelversion als ich?

Ich verstehe das nicht.


Theologische Erwägungen I

Veröffentlicht am Sunday, 18. January 2004, 20:38

Dies Domini.

Es gibt ja jede Menge Missverständnisse und Unwissenheit über Theologie im allgemeinen, über katholische noch einmal ein Vielfaches mehr.

Deswegen will ich mal so, ohne studierter Theologe zu sein, mal so ein paar kleine Erläuterungen geben. Vielleicht liest sie jemand, der sie gebrauchen kann. Als Nicht-Theologe wird’s auch verständlich :-)

Hmmm, womit soll ich anfangen…

Mit der Unfehlbarkeit? Warum nicht? Okay, jeder denkt jetzt automatsich an die Unfehlbarkeit des Papstes. Doch erstens habe ich das nicht geschrieben und zweitens gibt es in jeder christlichen Gemeinschaft eine beanspruchte Unfehlbarkeit. In jeder!

Denn Christ ist man mindestens dadurch, dass man an die Trinität/Dreifaltigkeit glaubt (ohne das geht’s beim besten Willen nicht). Glauben heißt nicht verstehen (oder versteht jemand die Planck’sche Quantenmechanik bis ins Tiefste? Ganz zu schweigen von der Schöpfung des Universums…), Glauben heißt als wahr annehmen. Also, die Trinität wurde auf dem Konzil zu Konstantinopel im Jahr 381 von der Kirche abschließend so gut es mit Worten eben geht beschrieben (das sog. Filioque-Problem lass ich jetzt mal außen vor). Und dies gegen alle möglichen Richtungen, den Arianismus, die Monophysiten, den Adoptianismus etc. (da findet jeder im Netz viele Infos zu).

Selbst die Hardcore-Freikirchler glauben an die Trinität. Somit glauben sie, ob sie es wissen oder nicht, an die Unfehlbarkeit der Bischöfe dieses Konzils (dem 2. Allgemeinen nach Nizäa übrigens). Denn auch die anderen Meinungen, die die Trinität falsch interpretierten, hatten ja durchaus die gleiche Schrift zur Hand.

Also, wer Unfehlbarkeit von Menschen als Zusage Gottes an uns per se ablehnt, kann ehrlicherweise eigentlich keinen christlichen Glauben haben.Wer als Christ sagt: wie kann ein Mensch (in ziemlich genau definierten Momenten) für sich Unfehlbarkeit beanspruchen, der sollte sich ebenso fragen, wie das mehrere können, wie das bspw. die Apostel für sich konnten (siehe Apostelgeschichte Kap. 15). Dummerweise wissen andere Christen oft nicht, dass es bei ihrem Glauben als Basis durchaus Unfehlbarkeitsansprüche von Menschen gibt.

Wenn das klar ist, wäre schon mal ein großer Schritt getan. Dann kann man auch über das Papsttum reden.


Auch hier

Veröffentlicht am Saturday, 17. January 2004, 00:44

Das Christentum ist ja die meistverfolgte Religion weltweit. Aber auch hierzulande gibt es Menschen, die bspw. christl. Gotteshäuser beschmieren oder verwüsten (1, 2, 3, 4).
Letztes Jahr wurde bei einer Fronleichnamsprozession sogar ein Messdiener tätlich angegriffen (ich glaube es war in Essen, aber ich finde den Artikel nicht mehr). Der Täter wollte einfach nur “irgendwen von der Kirche” angreifen.

In Frankreich, so berichtet der Erzbischof von Paris, Jean-Marie Cardinal Lustiger, werden seit Jahresbeginn (ein neues Gesetz verbietet in staatl. Behörden - also weitausmehr als hier bisher geplant, was auch schon schlimm ist - das Tragen von deutlich sichtbaren religiösen Zeichen) u.a. Christen beleidigt, die ein Kreuz tragen oder Ordensleute in ihrem Habit. Auch im öffentlichen Bereich.

Tja, so sieht’s aus. Und so wird’s sicher nicht bleiben.


Beispielhaft

Veröffentlicht am Tuesday, 13. January 2004, 16:14

Die neue Praxisgebühr sorgt ja bundesweit für Aufregung. Wahrscheinlich ist der Masse der Bevölkerung noch nicht klar, dass angesichts der Vergreisung der Gesellschaft hier erst der erste Schritt gemacht wurde.

Wie sich allerdings die Prioritätenliste bei Ministerin Frau Schmidt ausmacht, ist schon erstaunlich: die jungen Mädels müssen demnächst für das Rezept für die Pille keine Gebühr mehr zahlen (man beachte, dass Frau Schmidt eine Tochter hat), die Alten unsere Gesellschaft (besonders auch die in den Heimen) dürfen aber weiterhin soviel an Praxisgebühr und Medikamentenzuzahlung leisten, natürlich chronisch Kranke miteinbezogen, dass nicht einmal für die Taxifahrt zum Arzt oder ins Krankenhaus Geld übrig bleibt, welches natürlich nicht mehr erstattet wird. Von anderen Freizeitaktivitäten mal ganz abgesehen (ja, auch Heimbewohner wollen mal was anderes sehen).

Erstattung? Nützt recht wenig, wenn man am Anfang des Monats alles abdrückt und das dann Monate später wieder bekommt.

Es wird kalt in Deutschland für die Schwachen und Stimmlosen.


Luuren’s!

Veröffentlicht am Sunday, 11. January 2004, 21:51

Dies Domini.

Das Erzbistum Köln hat sehr schöne und informative Internetseiten rund ums katholische Allerlei. Sie sind zu finden bei den Kirchenwebsites (also Denglisch oder so). Besonders schön finde ich die über die Märtyrer des Erzbistums, über das religiöse Brauchtum (Stichwort: Blasiussegen etc.), das Kirchenlexikon (”Wat is ene Prälat?”) und über das Kirchenjahr, wo ich selber gerade noch mal geschaut habe, welches Lesejahr jetzt “dran” ist usw. Alles sehr informativ und gut gestaltet, natürlich auch all die anderen.


Testament

Veröffentlicht am Saturday, 10. January 2004, 15:04

Es gibt ja vieles, was im muslimisch-christlichen Dialog unternommen wird. Eines der bedeutendsten Zeugnisse ist das Testamt des Priors der Trappisten von Tibhirine in Algerien, verfasst in Vorahnung vor der Entführung und Ermordung durch islamische Extremisten im Jahr 1996 (darüber gibt’s auch ein Buch, was ich aber noch nicht gelesen habe). Gerade Trappisten, dabei sind sie einfach nur da.

Wenn es mir eines Tages passieren sollte - und es könnte heute sein - Opfer des Terrorismus zu werden, der wie es scheint jetzt alle Ausländer, die in Algerien leben, einengen will, möchte ich, dass sich meine Gemeinschaft, meine Kirche, meine Familie daran erinnert, dass mein Leben an Gott und an dieses Land GEGEBEN ist. Mögen sie akzeptieren, dass der einzigartige Meister allen Lebens bei diesem brutalen Abschied nicht fremd sein wird. Sie mögen fuer mich beten: Wie könnte ich eines solchen Opfers würdig sein?

Mögen sie diesen Tod vereinigen mit all den anderen ebenso gewalttätigen, die in der Gleichgültigkeit und Anonymität gelassen werden. Mein Leben ist nicht höher im Wert als ein anderes, es hat auch nicht weniger Wert. Jedenfalls hat es nicht die Unschuld der Kindheit. Ich habe lange genug gelebt, um mich als Komplize des Bösen zu wissen, das sich leider in der Welt durchsetzt und das mich selbst in Blindheit schlagen kann. Ich wünsche, wenn der Moment gekommen ist, den Zeitraum zu haben um die Verzeihung von Gott und die meiner Brüder in der Menschheit zu erbitten und gleichzeitig dem zu verzeihen, der mich angreifen wird. Ich möchte einen solchen Tod nicht wünschen. Es scheint mir wichtig, das zu bekennen. Ich sehe wirklich nicht, wie ich mich darüber freuen könnte, wenn dieses Volk, das ich liebe, unterschiedslos meiner Ermordung angeklagt wuerde. Das, was man vielleicht die “Gnade des Martyriums” nennen wird, ist zu teuer zu bezahlen, als dass man es einem Algerier anlastet, welchem auch immer; vor allem, wenn er sagt, in der Treue dessen, was er glaubt der Islam zu sein, zu handeln.

Ich weiss um die Verachtung, mit der man im allgemeinen die Algerier behandelt. Ich weiss auch um die Karikaturen des Islam, welche einen gewissen Islamismus ermutigen. Es ist zu
leicht, sich ein gutes Gewissen zu geben, indem man diesen religiösen Weg mit dem Fundamentalismus seiner Extremisten identifiziert. Algerien und der Islam sind für mich etwas anderes: Sie sind Koerper und Seele. Ich habe es oft genug verkündet, glaube ich, was ich durch Sehen und Wissen empfangen habe: wie oft ich den geraden Leitfaden des Evangeliums gefunden habe, den ich auf den Knien meiner Mutter gelernt hatte, meiner ersten Kirche, genau gesagt in Algerien, und schon im Respekt der muslimischen Gläubigen. Mein Tod wird sicher denen scheinbar Recht geben wollen, die mich als naiv oder Idealist behandelt haben: “Sie mögen jetzt sagen, was sie davon denken!”

Aber sie sollen wissen, dass endlich meine quälende Neugier befreit ist. Dann werde ich, wenn es Gott gefällt, meinen Blick in den des Vaters versenken, mit Ihm seine Kinder im Islam betrachten, so wie Er sie sieht, ganz erleuchtet von der Herrlichkeit Christi, Frucht Seiner Passion, ausgezeichnet durch die Gabe des Heiligen Geistes, dessen geheime Freude es immer sein wird, die Gemeinschaft aufzubauen und mit den Differenzen spielend, die Ähnlichkeit wiederherzustellen.

Dieses verlorene Leben ist ganz das meine und ganz das ihre. Ich danke Gott, der dieses Leben ganz und gar für diese FREUDE gewollt zu haben scheint, trotz und gegen alles. In diesem DANK ist alles über mein Leben von jetzt an gesagt.

Ich schliesse Euch natürlich ein, Freunde von gestern und von heute und euch Freunde von hier, an den Seiten meiner Mutter und meines Vaters, meiner Schwestern und meiner Brüder und der ihren. Das Hundertfache (sei euch) gewährt, wie es versprochen ward! Und auch dich, Freund des letzten Augenblicks, der du nicht wissen wirst, was du tust. Ja, auch für dich will ich dieses DANKE und dieses A-DIEU, vorgesehen von Dir. Wenn es uns gegeben sein soll, werden wir uns als glückliche Schächer im Paradies wiederfinden, wenn es Gott gefällt, unser beider Vater. Amen, Insch’Allah!

Algier, 01. Dezember 1993 Tibhirine, 01. Januar 1994

Christian

Auch wenn es nicht wenige Hinweise darauf gibt, dass die Mönche gar nicht von den Extremisten ermordet wurden, sondern der “Befreiungsgruppe” der Militärregierung zum Opfer fielen, es sind und bleiben große Worte.


Mutig

Veröffentlicht am Friday, 09. January 2004, 21:41

Kennen Sie Raymond Leo Burke? Nein? Ich kannte ihn auch nicht. Er ist der Bischof von La Crosse in Wisconsin und bald der Erzbischof von St. Louis in Missouri.

Ach ja, vor seiner Ernennung zum Erzbischof, im November ‘03, hat er in seiner Diözese in einem Schreiben verkündet, dass dort alle katholischen Politiker, die sich positiv zur Abtreibung äußerten und sie unterstützten oder ermöglichten, vom Empfang der Kommunion ausgeschlossen seien.

Punkt.

Was sagt denn so das Konzil (also das Vaticanum II.) dazu? Es nennt in “Gaudium et Spes” die Abtreibung ein “verabscheuungswürdiges Verbrechen”. Hmmm, somit kann sich niemand aufs Konzil berufen.

Was sagen denn so die Dokumente der Alten Kirche, die Kirchenväter? Nur ein paar Zitate, weil die Sache da so eindeutig ist und häufig genannt ist:

“Du sollst kein ungeborenes Kind töten oder ein Neugeborenes ermorden.”

Die Didaché oder auch Zwölfapostellehre

“Jene Frauen, die Medikamente verwenden, um einen Abort herbeizuführen, begehen einen Mord und werden vor Gott Rechenschaft ablegen müssen für ihre Abtreibung.”

Athenagoras von Athen, Brief an Mark Aurel im Jahr 177, Legatio pro Christianis

“…wenn wir die menschliche Rasse, die nach Gottes Plan geboren wird und sich entwickelt, nicht vernichteten, würde unser Leben entsprechend der Natur verlaufen. Frauen, die von einem Art tödlichen Abtreibungsmittel Gebrauch machen, töten nicht nur den Embryo, sondern zusammen mit ihm alle menschliche Güte.”

Clemens von Alexandria, Priester und “Vater der Theologen” (ca. 150-220)

Besonders das letzte Zitat erinnert mich stark an die Rede, die die sel. Mutter Teresa bei der Verleihung des Friedensnobelpreises hielt. Diese Rede war nicht gerade friedlich. Da kommt ein ärmlich gekleidete Frau, wird für ihr Werk an den Verstoßenen und Elenden ausgezeichnet und wagt es doch tatsächlich, den reichen Ländern einen Spiegel vorzuhalten. Sowas aber auch!

Tja, und nun stelle man sich vor, ein Ortsbischof würde in diesem unseren Lande einen ähnlichen Brief verfassen wie der Bischof von La Crosse. Was würden da die Kirchensteuereinnahmen sagen (bröckel, bröckel…)? So etwas ist für mich hierzulande vollkommen undenkbar, dafür steckt zuviel an Mammon und gesellschaftlichem Einfluss auf dem Spiel.


Konsequent

Veröffentlicht am Tuesday, 06. January 2004, 22:58

Bundespräsident Rau fordert ja inhaltlich-logische Konsequenz bei der bekannten Kopftuchdebatte und damit auch die Verbannung jeglicher religiöser Zeichen, egal welcher Glaubensrichtung, aus öffentlichen Arealen.

Nun, der Bischof von Köln, Erzbischof Joachim Kardinal Meisner, hat in der heutigen Predigt zum Hochfest Epiphanie und Dreikönig im Hohen Dom zu Köln (Leute, war das da kalt heute drinnen, viel kälter als draußen!), hat das ganze noch einmal wirklich konsequent zuende gedacht:

In letzter Konsequenz müsse man dann auch die Kirchengebäude alle sprengen, denn was ist öffentlicher als die freie Luft, und diese schlimmen Gebäude deuteten mit ihren spitzen Türmen sogar noch gen Himmel! Zuende gedacht stimmt das: wenn Religion aus der Öffentlichkeit verbannt werden soll, dann darf es keine Gotteshäuser mehr geben!


Verständlich

Veröffentlicht am Monday, 05. January 2004, 21:14

Im Dt. Ärzteblatt werden hier die Ergebnisse der ersten (jetzt erst?) repräsentativen Studie zur Zufriedenheit der dt. Ärzteschaft mit ihrem Leben, nicht nur ihrem Beuf, veröffentlicht und kommentiert.

Der größte Verdruss liegt übrigens nicht in der Kohle, sondern im Bild des Arztes in den zeitgenössischen Medien.

Der Arzt als Feindbild (Kostenverursacher, Geldgeiler, Möchtegern-Halbgott in Weiß, Rumpfuscher etc.).

Ist doch erstaunlich: jedes Jahr aufs Neue gilt der Arztberuf als der gesellschaftlich am höchsten angesehene. Der Beruf ja, aber auch der ihn ausübende Mensch?

Die meisten Ärzte wollen in bezug auf die Bewertung ihrer Tätigkeit nicht viel (meiner Erfahrung nach), lediglich dies: sie sind und bleiben Menschen (wirklich!), mit allem was dazu gehört, die ihre Arbeit möglichst gut zu machen versuchen. Mehr nicht, aber auch nicht weniger.

Natürlich ist es immer schön zu einem Arzt zu gehen, der diesen Job aus Berufung macht - aber hey, das ist bei einem Elektriker auch schön, weil man eben beiden mehr vertraut (Berufung hilft beim Wissensstand auch nur bedingt). Dennoch wird das bei Ersterem quasi vorausgesetzt, bei letzterem redet niemand davon - obwohl bei beiden Fehler tödlich sein können. Es ist m.E. allen gedient, wenn man den Arztberuf mal ein wenig erdet.


Allumfassend

Veröffentlicht am Sunday, 04. January 2004, 22:11

Dies Domini.

Das ist unglaublich: da verlangen katholische Fundamentalisten (jawohl, dieses Saupack!) die Einheit! Noch schlimmer: die im Glauben!

Das geht natürlich nicht, wo kämen wir denn da hin, wenn das verkündet wird, was man vorgibt zu sein!

Deswegen bestimmt jetzt die Gemeinde von St. Michael auch selber, so ganz für sich, eben “ungestört von außen”, was katholisch (allumfassend) ist.

Das ist Weltkirche in Deutschland, wie sie leibt und lebt.


Umgekehrt

Veröffentlicht am Sunday, 04. January 2004, 21:45

Dies Domini.

Während sich so mancher Schreiber und Denker angesichts der Kopftuchdebatte über die Äußerungen des Bundespräsidenten Rau wundert, der ja ein “entweder alles oder gar nichts” forderte, erstaunt mich vielmehr die Naivität der Beobachter.

Leute, habt Ihr noch nicht gemerkt, dass das Etikett “christlich” schon längst zum kulturellen Ramschartikel verkommen ist, dessen sich die Stimmen dieser Republik nach Lust und Laune bedienen (vom religiösen ganz zu schweigen)? Wenn’s passt, wird man eben zum Verteidiger einer christlichen Kultur (wo bitte ist die zu sehen?), wenn’s unschön ist, dann hängt man den Maßstab eben niedriger.

Deutschland befindet sich auf dem Weg der absoluten kulturellen Amnesie, allein beim Begriff “deutsche Kultur” bekommt die Jugend Pickel. Wie eklig! Deutsche Identität ist out, wir sind doch alle nur noch Europäer, oder nicht?

Aber den christlichen Glauben auf ein kulturelles Beiwerk zu minimieren bedeutet ihm den Lebenssaft zu entziehen, insofern kann ich auf dieses angebliche “kulturelle Christentum” gut verzichten. Adiós, sozusagen.