Der Arzt ist ein böser Mensch

Wednesday, 03. August 2011

So scheint es jedenfalls zu sein, wenn das Thema Ärztemangel mal wieder hochschwappt (noch nicht so arg viel, weil der extreme Mangel erst noch kommt).
Der Arzt will nicht aufs Land. Der Arzt will nicht in die armen Stadtteile der Großstadt.
Bei beiden Aussagen kann ich als Facharzt für Allgemeinmedizin auch nur einwenden: warum sollte er auch?

Auf dem Land ist generell die Akademikerdichte geringer als in der Stadt, insofern ist ein relativer Mangel da nur normal. Dazu kommen die zum Teil extremenen Bedingungen für die Notdienste (da bessert sich schon manches), so daß es quasi kaum noch freie Wochenenden für den Arzt gibt. Es ist auch so, daß der Arzt und Familienvater auch guter Vater und Ehemann sein will, was ohne Da-Sein eben nicht geht. Auf irgendeiner dt. Nordessinsel gibt es auch nur einen Arzt, so daß dieser 365 Tage/Jahr im Bereitschaftsdienst ist. Das ist in der Provinz nicht ganz so schlimm, aber regelmäßige freie Wochenenden sind nicht drin.
Nun kann man ja einwerfen, daß man das ja wisse, wenn man Hausarzt auf dem Land wird. Genau, deswegen werden es auch immer weniger. Ein höheres Honorar oder eine wirkliche Selbständigkeit machen da meines Erachtens nach nicht das Entscheidende aus.

In den armen Stadtteilen der Großstädte sieht es ähnlich aus. In Duisburg-Marxloh gibt es bspw. nicht einen Kinderarzt, in meinem Viertel (dem ärmesten Düsseldorfs mit >9000 Einwohnern) nur einen Hausarzt und einen Chirurgen, das war’s. Durch die Wohndichte und ÖPNV kann man schneller mal in einen anderen Stadtteil, wo dann der Hausarzt ist, okay, aber für Hausbesuche für alte Menschen, kinderreiche Familien und ähnliches sieht es schon mau aus.

Was kann man in beiden Fällen tun?

Ich sehe nur eine Lösung: die Kommunen, bspw. durch die Gesundheitsämter, müssen früher oder später Ärzte anstellen, die ein bestimmtes Gebiet hausärztlich versorgen. Das Gehalt ist fest, das Personal wird bezahlt, ebenso die Miete der Praxis. Nur so wird medizinischer Unfug wie das massenhafte IGeLn verhindert. Das würde einen massiven Systemwandel bedeuten, da die Ärzteschaft ihrer Verpflichtung nicht mehr nachkommen kann, eine flächendeckende Versorgung durch Ärzte sicherzustellen. Im Moment wird da ja noch einiges geradegelogen.
Man kann natürlich auch à la Cuba (da wird’s so gemacht, ist eher der diktatorische Weg) die Ärzte “zwingen”, aufs Land oder in ein Problemviertel zu gehen - nur wird das gnadenlos scheitern.

Wenn medizinische Versorgung zum Grundrecht des Menschen gehört und die Ärzteschaft in den Augen des Staates dieses Grundrecht nicht mehr verwirklichen kann, dann ist er selbst gefordert.


Alter Hut

Wednesday, 03. August 2011

Der Hedonismus unserer Tage erscheint manchen als etwas Neues, zumindest in dieser Durchdringung. Der vorherrschende Utilitarismus (gut ist, was der größeren Macht nützt) ist aber alles andere als neu. Es gibt ein Buch der Bibel, das bei den protestantischen Ausgaben leider fehlt und das genau das auf den Punkt bringt, was heute so mehrheitlich gedacht wird. Kein Sinn, alles nackte Biologie, Lust ist das oberste Prinzip. Lust am Leben, Lust an den anderen, Lust als Nabelschau. Daher können andere auch stören …
Das Buch der Weisheit, Kapitel 2,1 - 3,10

Sie [die Frevler] tauschen ihre verkehrten Gedanken aus und sagen: Kurz und traurig ist unser Leben; für das Ende des Menschen gibt es keine Arznei, und man kennt keinen, der aus der Welt des Todes befreit.
Durch Zufall sind wir geworden, und danach werden wir sein, als wären wir nie gewesen. Der Atem in unserer Nase ist Rauch, und das Denken ist ein Funke, der vom Schlag des Herzens entfacht wird;
verlöscht er, dann zerfällt der Leib zu Asche, und der Geist verweht wie dünne Luft.
Unser Name wird bald vergessen, niemand denkt mehr an unsere Taten. Unser Leben geht vorüber wie die Spur einer Wolke und löst sich auf wie ein Nebel, der von den Strahlen der Sonne verscheucht und von ihrer Wärme zu Boden gedrückt wird.
Unsere Zeit geht vorüber wie ein Schatten, unser Ende wiederholt sich nicht; es ist versiegelt, und keiner kommt zurück.
Auf, laßt uns die Güter des Lebens genießen und die Schöpfung auskosten, wie es der Jugend zusteht.
Erlesener Wein und Salböl sollen uns reichlich fließen, keine Blume des Frühlings darf uns entgehen.
Bekränzen wir uns mit Rosen, ehe sie verwelken;
keine Wiese bleibe unberührt von unserem ausgelassenen Treiben. άberall wollen wir Zeichen der Fröhlichkeit zurücklassen; das ist unser Anteil, das fällt uns zu.
Laßt uns den Gerechten unterdrücken, der in Armut lebt, die Witwe nicht schonen und das graue Haar des betagten Greises nicht scheuen!
Unsere Stärke soll bestimmen, was Gerechtigkeit ist; denn das Schwache erweist sich als unnütz.

Und was dann? Genau, dann kommt jemand, vielleicht ein authentisch lebender Christ, der durch sein Anderssein und -denken stört.

Laßt uns dem Gerechten auflauern! Er ist uns unbequem und steht unserem Tun im Weg. Er wirft uns Vergehen gegen das Gesetz vor und beschuldigt uns des Verrats an unserer Erziehung.
Er rühmt sich, die Erkenntnis Gottes zu besitzen, und nennt sich einen Knecht des Herrn.
Er ist unserer Gesinnung ein lebendiger Vorwurf, schon sein Anblick ist uns lästig;
denn er führt ein Leben, das dem der andern nicht gleicht, und seine Wege sind grundverschieden.
Als falsche Münze gelten wir ihm; von unseren Wegen hält er sich fern wie von Unrat. Das Ende der Gerechten preist er glücklich und prahlt, Gott sei sein Vater.

Und in der Geschichte war es oft schon so, daß sich ein Christ zu Ihm, dem Einen Vorbild Jesus von Nazareth, einreihen mußte, auf den dieses alttestamentarische Wort prophetisch hinweist:

Wir wollen sehen, ob seine Worte wahr sind, und prüfen, wie es mit ihm ausgeht.
Ist der Gerechte wirklich Sohn Gottes, dann nimmt sich Gott seiner an und entreißt ihn der Hand seiner Gegner.
Roh und grausam wollen wir mit ihm verfahren, um seine Sanftmut kennenzulernen, seine Geduld zu erproben.
Zu einem ehrlosen Tod wollen wir ihn verurteilen; er behauptet ja, es werde ihm Hilfe gewährt.

Doch zum Schluß wird alles anders sein, denn Seine Gedanken sind nicht unsere Gedanken:

So denken sie, aber sie irren sich; denn ihre Schlechtigkeit macht sie blind.
Sie verstehen von Gottes Geheimnissen nichts, sie hoffen nicht auf Lohn für die Frömmigkeit und erwarten keine Auszeichnung für untadelige Seelen.
Gott hat den Menschen zur Unvergänglichkeit erschaffen und ihn zum Bild seines eigenen Wesens gemacht.
Doch durch den Neid des Teufels kam der Tod in die Welt, und ihn erfahren alle, die ihm angehören.
Die Seelen der Gerechten sind in Gottes Hand, und keine Qual kann sie berühren.
In den Augen der Toren sind sie gestorben, ihr Heimgang gilt als Unglück,
ihr Scheiden von uns als Vernichtung; sie aber sind in Frieden.
In den Augen der Menschen wurden sie gestraft; doch ihre Hoffnung ist voll Unsterblichkeit.
Ein wenig nur werden sie gezüchtigt; doch sie empfangen große Wohltat. Denn Gott hat sie geprüft und fand sie seiner würdig.
Wie Gold im Schmelzofen hat er sie erprobt und sie angenommen als ein vollgültiges Opfer.
Beim Endgericht werden sie aufleuchten wie Funken, die durch ein Stoppelfeld sprühen.
Sie werden Völker richten und über Nationen herrschen, und der Herr wird ihr König sein in Ewigkeit.
Alle, die auf ihn vertrauen, werden die Wahrheit erkennen, und die Treuen werden bei ihm bleiben in Liebe. Denn Gnade und Erbarmen wird seinen Erwählten zuteil.
Die Frevler aber werden für ihre Pläne bestraft, sie, die den Gerechten mißachtet haben und vom Herrn abgefallen sind.

Dieser Abschnitt des Alten Testamentes ist der Hammer - ich finde wir hören ihn in der Liturgie viel zu selten.


Ein Ausschnitt

Thursday, 28. July 2011

aus einem Interview mit dem neuen Präsidenten der Bundesärztekammer, Frank Ulrich Montgomery.

Er äußert sich da auch zu dem, was ich Embryonen-Casting nenne, zu der Präimplantationsdiagnistik (PID):

Warum sind Sie persönlich gegen die PID?

Ich bin ein Gegner der bewussten Selektion durch den Menschen nach willkürlich aufgestellten Kriterien. Die Gefahr ist, dass man am Ende die Fragen nach dem Designerbaby und dem Retterbaby nicht mehr zurückweisen kann. Das Risiko besteht, dass die PID für immer mehr Fälle angewandt wird. Wir leben in einer Welt der Salami-Ethik, wo Stückchen für Stückchen abgeschnitten wird. Heute werden 95 Prozent der Kinder mit Down-Syndrom abgetrieben.

Selektion findet also längst statt.

Ja, was sollen wir tun? Wenn wir sagen, dass wir PID zulassen müssen, weil wir PND [Pränataldiagnostik, also bspw. Ultraschall bei Schwangeren] nicht verhindern können, ist das auch Salami-Ethik.

Sind Sie religiös?

Ich gehe nicht in die Kirche, aber mein Arztberuf hat mich gelehrt, dass es etwas gibt, das höher ist als das, was ich erklären und als Arzt beeinflussen kann.

Sie haben einmal von einem höheren Willen gesprochen.

Auch in der Medizin gibt es so etwas wie Wunder. Völlig Unerklärliches. Manchmal wissen Sie nicht, warum Ihnen ein Patient unter den Händen wegstirbt und ein anderer weiterlebt. Da gibt es irgendetwas Höheres, das uns führt.


Gewährsmann

Thursday, 28. July 2011

Wenn jemand - wie ich - die Freiheit spürt, die das Vertrauen in das Lehramt der Kirche einem schenken kann (alleine schon, weil man sich nicht mehr um alle, sondern vielmehr “nur” um die Probleme der eigenen Welt kümmern muß), dann sieht man schon des öfteren mal dem Vorwurf ausgesetzt, man habe sein Gewissen abgegeben bzw. schalte seinen Kopf nicht mehr ein.
Nur Dissens wird als Zeichen des klaren Denkens gesehen.

Ich fand jetzt ein Zitat von jemandem, der gar nicht so oft mit kirchlichem Gehorsam in Verbindung gebracht wird.

Folgendes sagte mal P. Karl Rahner SJ bei einer Tagung über (den damals natürlich noch nicht seliggesprochenen) John Henry Cardinal Newman:

Der katholische Christ wird sagen: Aus der letzten Lebensentscheidung eines Gewissens heraus akzeptiere, anerkenne ich diese objektive Lehrautorität der katholischen Kirche als eine äußere, aber sinnvolle, notwendige, von Gott gewollte Norm meines Gewissens, aber die Anerkennung dieser objektiven Norm ist selbstverständlich noch einmal meine eigene, auf meine eigene Rechnung und Gefahr durchzuführende Gewissensentscheidung. Man kann das Gewissen nie gleichsam an einen anderen abgeben und abliefern.

Diese beiden Sätze sind für Rahner’sche Verhältnisse ja ganz gut verständlich - und wahr.


Verbundenheit

Wednesday, 27. July 2011

Pater John Dear SJ ist mittlerweile ein Veteran der Friedensbewegung in den USA. Auch wenn ich in manchen binnenkirchlichen Themen andere Meinungen vertrete als er, bei dem Thema Ablehnung von Gewalt hat er mich an seiner Seite- für mich als Christen selbstverständlich (für viele andere Christen aber nicht, warum auch immer).
Wenn jemand wie er, der schon mehr als ein Dutzend Mal wegen gewaltloser Aktionen in den USA verhaftet wurde und schon in Isolationshaft saß, in seinem Blog schreibt:

Of course, I get attacked by the left and the right. On occasion someone tells me I’m wasting my time. Church authorities regularly ban me from their precincts. One Trappist monk told me I’ve undertaken “a hopeless cause, but a noble one.”

For me, however, the mission of peace is something entirely different. I expect it to be about as “effective” as going to Mass, sitting in silent prayer, or visiting the sick. In other words, it makes all the difference!

dann möchte auch ich gerne ein wenig zu diesem “effective cause” beitragen.

Vor kurzem hatte ich mal einen ökumenischen Rüstungsbericht in einem Link versteckt, als ich das Finanzierungsproblem der Griechen beleuchtete.

Jetzt habe ich da gesehen, daß die politische Bürokratie sich in Deutschland mal wieder was Geschicktes ausgedacht hat. Schon seit jeher (also unabhängig unter welcher politischer Leitfarbe) wurde bei Rüstungsexporten zwischen den Waffen als solchen und der Wehrtechnik unterschieden, die die Waffen erst einsatzfähig oder eben besser machen. Die Exporte der Waffen (einschließlich der waffentragenden Geräte wie Panzer) müssen von der Regierung (oder oft auch nur von einer unteren Behörde) genehmigt werden, sonst sind sie verboten. Die Wehrtechnik dagegen unterliegt den Regeln des freien Handels, das ist bspw. eine Steuertechnik, die extra für Waffen entwickelt wurde oder auch für Rüstungszwecke entwickelte Fahrzeugtechnik etc. All das ist prinzipiell für den Export nicht genehmigungspflichtig.

Dazu kommt noch die Grauzone, daß nur der Export kompletter Waffen genehmigungspflichtig ist und es da viele Grauzonen gibt mit jeder Menge politischer Verflechtung, wie dieser Artikel der ZEIT aus dem Jahr 2007 eindrucksvoll schildert.

Ach ja, warum der Aufhänger mit John Dear SJ? Sein Buch Living Peace hat mich echt umgehauen, weil es nachhaltig aufzeigt, wie bedeutend der innere Frieden mit sich selbst ist, bevor man Frieden außerhalb aufzubauen versucht.
Es gibt Menschen, die arbeiten aus Wut für eine bessere Welt (ich habe mal so eine Motivation bei Karl-Heinz-Böhm gehört), für Pater John Dear wäre das undenkbar.

Und für einen Christen ist klar, wer allein diesen inneren Frieden geben kann …

Allerdings gehört dieser Frieden uns nicht. Er ist uns geschenkt, damit andere ihn durch uns erahnen können.


Verpennt

Tuesday, 26. July 2011

Alle Jahre wieder, wenn ich bei scipio lese, daß sein Blog ein Jahr älter wurde, muß ich feststellen, daß ich den Geburtstag dieses Blogs mal wieder verpennt habe.

Ein Gückwunsch an den Großen Bruder von hier - immerhin sind es bei mir jetzt schon 8 Jahre (und eine Woche)!


Heilsame Blickänderung

Thursday, 21. July 2011

Schon früh während meiner Weiterbildung im Krankenhaus fiel mir auf, welche Emotionen in einer Notaufnahme so hochkochen. Ein leidender Mensch, sei er selbst der Erkrankte oder ein Angehöriger, zeigt Gefühle, die er in den meisten anderen Lebenslagen wahrscheinlich eher unter Kontrolle halten könnte (nehme ich mal an, ich habe ja so einiges gesehen).

Leid führt bei sehr vielen Menschen zu einem unweigerlichen Fokus auf das eigene Selbst- und das ist gar nicht negativ gemeint. Vielleicht kennt Ihr den Spruch: wer gesund ist hat tausend Wünsche, wer krank ist nur einen.

Leid führt daher gleichsam automatisch dazu - besonders Begnadete ausgenommen, wie kürzlich hier erwähnt - daß der Andere aus dem Blick gerät.

Und das, so las ich neulich hier, soll einer der Hauptgründe gewesen sein, warum Jesus überhaupt geheilt hat. Für mich faszinierend, und aus meiner Erfahrung in verschiedenen Notaufnahmen durchaus nachvollziehbar.

Die Gottes- und Nächstenliebe wird durch eine Heilung erst ermöglicht! Erst dann kann der “Normale” wieder andere als ebenso wichtige Personen ansehen, erst dann öffnet sich das Fenster einer wahren Begegnung.

Ein faszinierender Gedanke.

Und für alle, die in Heilberufen tätig sind, ein enorm wichtiger.


Zur PID

Thursday, 21. July 2011

Die Entscheidung des Bundestages war abzusehen - der Katalog der Indikationen wird natürlich immer größer werden mit den Jahren, genauso wie mit der Pränataldianostik geschehen.

Ich möchte allen noch einmal einen Artikel der ZEIT ans Herz legen, ein Streitgespräch, was ich schon einmal empfohlen hatte:

Hättest Du mich abgetrieben?


Regel Kapitel 2.5

Thursday, 21. July 2011

Letzter Teil: 2.4

8. Wie Jesus der wahre Anbeter des Vaters war, so machen auch sie Gebet und Kontemplation zum Kraftquell ihres Seins und Handelns. Sie nehmen teil am sakramentalen Leben der Kirche, vor allem an der hl. Eucharistie. Sie verbinden sich mit dem liturgischen Beten in einer von der Kirche vorgelegten Weise. So verlebendigen sie die Geheimnisse des Lebens Christi.

9. Die Jungfrau Maria, die demütige Magd des Herrn, aufgeschlossen für sein Wort und jede seiner Anregungen, wurde von Franziskus mit unsagbarer Liebe verehrt und von ihm zur Schutzpatronin und Fürsprecherin seiner Familie erwählt. Die Brüder und Schwestern der franziskanischen Gemeinschaft erweisen ihr ihre innige Liebe dadurch, dass sie ihre bedingungslose Verfügbarkeit nachahmen und zu ihr bewusst und voll Vertrauen beten.

Große Themen.

Ein Laienfranziskaner kann man ohne regelmäßiges und intensives Gebetsleben nicht sein, religiöse Sozialarbeiter sind die Glieder des OFS sicher nicht. Kontemplation und Gebet sollen die Kraftquellen des Seins sein - für voll Berufstätige mit Familien nicht einfach. Die Konstitutionen des OFS sehen das Stundengebet als zu bevorzugendes liturgisches Tagzeitengebet vor. Faktisch werden davon meistens das Morgengebet und das Abendgebet gebetet (Laudes und Vesper). Mir gelingt es nicht immer, das jeden Tag durchzuhalten (mein Tag beginnt sehr früh und das Bett ist so schön warm …), aber die Sehnsucht nach diesen Gebeten, die für meinen Glaubensweg generell sehr wichtig waren, treiben mich immer wieder dahin. Ein kleines Alleinstellungsmerkmal für den OFS ist übrigens wohl die alte franziskanische Tradition, anstelle des Stundengebetes auch morgens und abends eine gewisse Zahl von Vaterunser zu beten, um dem Versprechen der Regelbeobachtung nachzukommen (das stand in der alten Regel konkreter drin).

Die Hl. Eucharistie ist nach den Aussagen des 21. Ökumenischen Konzils, des Zweiten Vatikanums, der Höhepunkt der christlichen Existenz. So ist es nicht überraschend, daß viele Glieder des OFS täglich die Hl. Messe besuchen, ebenso wie es Franziskus immer tat, so oft er dies nur konnte.

Wichtig ist auch der letzte Satz im Abschnitt 8 - “So verlebendigen sie die Geheimnisse des Lebens Christi”. Ja, das ist das Ziel und der Wunsch, daß jeder im OFS diesem Ziel immer gleichförmiger wird. Gebet dient nie nur sich selbst, sondern - und auch das ist urfranziskanisch - einer wirklichen Veränderung des Betenden. So sollen wir durch ein “heiliges Gebären” (Franziskus) die Frau nachzuahmen versuchen, die Abschnitt 9 behandelt:

Maria.

Bei Franziskus fand ich den Gedanken das erste Mal, daß der Christ durch ein “heiliges Gebären” für die Mitmenschen eine Art Maria sein kann, daß durch das Sein des Christen das Wort wieder “Fleisch” annimmt. Dieser Gedanke hat mir immer sehr gefallen und Maria nähergebracht. Dabei fällt besonders die kontemplative Dimension Mariens für mich ins Gewicht: sie dachte viel nach (was ich zu wenig tue) und hielt nur eine Minipredigt (verglichen mit diesem geschwätzigen Blog). Sie sagte zu den Gästen der Hochzeit nur einen Satz, den entscheidenden:

Was er Euch sagt, das tut.

Nicht “das glaubt”, oder “das erzählt weiter”, so richtig und wichtig das alles auch ist. Maria sagt mir - über diesen konkreten Kontext der Hochzeit zu Kanaa hinaus - das es vor allem darauf ankommt, das zu tun, was Er mir sagt. Und damit ich weiß, was Er mir sagen will, muß ich wiederum ins Gebet, in die Kontemplation. Wie Maria. Nicht, daß ich Ihn nur da hören würde, nein, aber ich bin dadurch auch besser vorbereitet, sozusagen trainiert, wenn Er mir plötzlich “ganz profan” begegnet.

Deswegen kann ich zu Maria beten, daß sie mir helfen möge, wie sie (auf) Ihn zu hören und verfügbar zu sein.


Ein kleines nichtrepräsentatives Spiegelbild der Gesellschaft

Thursday, 21. July 2011

Auf der Startseite des Email-Anbieters GMX wird der Artikel über einen Priester verlinkt, der, wegen Kindesmißbrauch in U-Haft sitzend, von einem Mithäftling verprügelt wird.

Zum derzeitigen Zeitpunkt gibt es über 600 Kommentare, von denen gefühlte 99% das Handeln des Prüglers gut finden und noch mehr fordern.


Heute

Wednesday, 20. July 2011

ist der Festtag des Düsseldorfer Stadtpatrons, des Hl. Apollinaris von Ravenna.

Seine Gebeine liegen hier in der Hauptkirche St.Lambertus, sein Haupt auf dem Apollinarisberg in Remagen - und in Ravenna wird behauptet, seine Gebeine wären komplett noch dort.

Hl. Apollinaris, bitte für alle Städte, die dich als ihren Patron verehren!


Warum?

Tuesday, 19. July 2011

Wohl keine andere Frage wird mehr gestellt, wenn man mit Leid konfrontiert wird, es selbst am eigenen Leib oder der Seele erlebt oder andere leiden sieht.

Warum?

Die Konstitutionen des OFS, d.h. die näheren Ausführungen zu der Ordensregel des OFS, haben ein krasses Statement in Artikel 10:

“Der arme und gekreuzigte Christus” - der Sieger über den Tod, der Auferstandene, die deutlichste Offenbarung der Liebe Gottes zur Menschheit - ist das “Buch”, aus dem die Schwestern und Brüder in Nachahmung des hl. Franziskus lernen, warum und wie man lebt, liebt und leidet. In Christus entdecken sie den Wert, der Gerechtigkeit wegen zu leiden, sowie den tieferen Sinn der Schwierigkeiten und Kreuze des täglichen Lebens.

Christus also zeigt uns, warum wir leiden (und leben und lieben). Und Christus zeigt uns auch, wie wir christlich leiden sollen (so seltsam das klingen mag).

Dieser Satz, ohne die Nebensätze auf den Kern reduziert, war für mich erst einmal nicht nur sehr abstrakt, sondern eine große Herausforderung - und ehrlich gesagt auch ziemlich unverständlich. Daß die “warum”-Frage ja selbst bei klarer rationaler Beantwortung keine Hilfe darstellt, weil sie die Tatsache des Leidens nicht im geringsten vermindert, hatte ich schon mal erwähnt (und das wurde dort kontrovers gesehen).

Daß ein Mensch in seinem Leiden einen Sinn sehen kann, ist ein Geschenk der Gnade. So etwas wie Sinn kann niemand von außen vorgeben oder diktieren, den kann man nur finden. Doch wie dieser Sinn konkret erfahrbarer wird, was für ein Sinn das im christlichen Verständnis sein kann, das alles findet sich in diesem Schreiben vom Sel. Johannes Paul II. sehr gut beschrieben (habe ich neulich mal gelesen). Hier kann man es bestellen.

Allen möchte ich das Schreiben ans Herz legen, besonders denen, die das erfahrene Leid mit den Augen des Glaubens verstehen lernen wollen.


Neues Gewand

Friday, 08. July 2011

Seit wenigen Tagen ist die neugestaltete Seite des Franziskanischen Laienordens, ofs.de, in neuem Gewand online. Ich beglückwünsche die Macher zu der neuen Seite. Sie ist im Längen besser als die alte.


Interruptio

Tuesday, 05. July 2011

Ich muss meine Trauer begraben
Um das ungeborene Kind.
Das werde ich niemals haben.
Dämonen pfeifen im Wind
Und flüstern im Regen und speien
Mir gerade ins Gesicht.
Und mag auch Gott mir verzeihen.
Ich verzeihe mir nicht.
Es hat mich angerufen,
Es hat mich angefleht,
Ich soll es kommen lassen.
Ich habe mich weggedreht.
Es gab mir kleine Zeichen:
Eine Vision von Haar.
Und zwei drei Vogellaute
Eine Stimme von übers Jahr.
Ich hätte es sehen können,
hätt ich es sehen gewollt.
Es war ja in mir entworfen.
Ich aber habe gegrollt
Über die Tage und Jahre,
Die es mir nehmen wird,
Und um meine grauen Haare,
Die Krankheit. Und wahnwitzverwirrt,
Hab ich mich darauf berufen,
Ich sei zum Schreiben bestellt.
Dabei war vielleicht diese Hoffnung
Viel wichtiger für die Welt
Als all meine Selbstverzweiflung
Und die kleinen Siege in grün,
Die ich dem Leben abringe
Und den Dingen, die dauern und fliehn.
Das schwere Recht der Freiheit
Hab ich für mich missbraucht.
Und hab mich für immer gefesselt.
In Tiefen bin ich getaucht,
In Trauer bis zum Irrsinn.
Es brodelt noch neben mir.
Die unsühnbare Sünde
Unterscheidet mich vom Tier.

Eva Strittmatter (autobiographisch)


Prophetische Rede

Monday, 04. July 2011

Schon vor 20 Jahren geschrieben, aber leider ohne Verlust an Akualität:

Ein irrsinniger Rüstungswettlauf verschlingt die Mittel, die nötig wären, um eine Entwicklung der eigenen Wirtschaft zu sichern und den am meisten benachteiligten Nationen zu helfen. Der wissenschaftliche und technologische Fortschritt, der zum Wohlergehen des Menschen beitragen sollte, wird zum Instrument für den Krieg. Man gebraucht Wissenschaft und Technik, um immer vollkommenere Waffen zur Massenvernichtung zu produzieren, während eine Ideologie, die eine Perversion echter Philosophie darstellt, die theoretische Rechtfertigung für den neuen Krieg liefern soll. Dieser Krieg wird nicht nur erwartet und vorbereitet, er wird geführt mit ungeheurem Blutvergießen in verschiedenen Teilen der Welt.

(Centesimus annus, 18)


Regel Kapitel 2.4

Monday, 04. July 2011

Letzter Teil: 2.3

7. Die “Brüder und Schwestern von der Buße” machen aufgrund ihrer Berufung und angetrieben durch die lebendige Kraft des Evangeliums ihr Denken und Handeln dem Beispiel Christi gleichförmig. Das erreichen sie durch bedingungslose und vollkommene innere Umkehr, im Evangelium “metanoia” genannt. Diese muß aufgrund der menschlichen Gebrechlichkeit täglich neu vollzogen werden.
Auf diesem Weg der Erneuerung ist das Sakrament der Wiederversöhnung das hervorragende Zeichen der Barmherzigkeit des Vaters und eine Quelle der Gnade.

Hier steckt einiges an Anforderung drin. Nicht nur eine Aufforderung, daß es so sein solle, sondern es wird festgestellt, daß dem so sei: das Leben der Mitglieder des OFS wird dem Beispiel Christi gleichförmig.
Gerade weil dieser Anspruch so hoch ist, muß die Versöhnung nach dem Scheitern immer wieder gesucht werden. Das klingt toll und stimmig, ist aber alles andere als leicht. Ich selbst bin noch nicht so weit, mein Scheitern leicht eingestehen zu können - nutze deswegen auch die Möglichkeit der Versöhnung zu selten. Es macht nicht immer Spaß, wenn das Spiegebild mal unverzerrt daherkommt.
Doch neben dem Sakrament der Veröhnung, der Beichte, gibt es noch die täglich neu zu vollziehende Umkehr. Immer wieder drängt die eigene Schwachheit zum bequemen Weg, jeden Tag aufs neue will zumindest ich (bei manchen Lesern mag es anders sein) erst einmal nicht umkehren und nicht meiner eigentlichen Berufung folgen.
Das ist eine Lebensaufgabe - und so ein Text zeigt, wie unwürdig man ist, so einer Gemeinschaft anzugehören.


Gottes Segen!

Saturday, 02. July 2011


Vor wenigen Stunden wurde in Berlin und Rom zeitgleich bekanntgegeben, daß der für “uns” hier in Düsseldorf zuständige Kölner Weihbischof Rainer Woelki zum neuen Erzbischof von Berlin gewählt wurde. Kürzlich durfte ich ihn noch bei der Firmung in meiner Pfarrei erleben (ich war Katechet gewesen). Ich beglückwünsche die Geschwister der Kirche Jesu Christi in und um Berlin und wünsche dem Erzbischof Gottes reichen Segen!


Die Hl. Kommunion und Judas

Friday, 01. July 2011

Schon des öfteren habe ich gehört und gelesen, man dürfe niemandem prinzipiell (auch von der Lehre her) die Kommunion verweigern, da sie Jesus ja auch Judas gereicht habe, von dem er wußte, daß er ihn verraten wurde (dieser Satz stimmt übrigens nur, wenn man dem Evangelium nach Lukas eher glaubt als dem des Johannes. Bei Lukas war er dabei, bei Johannes nicht).

Klingt einleuchtend.

Ist aber Quatsch.

Für schwere Sünden, die noch stattfinden werden, kennt die Kirche nämlich auch keinen Kommunionausschluß. Der Verrat fand im Garten Gethsemane statt, also nach der Einsetzung der Eucharistie.

Bei jedem von uns ist die Wahrscheinlichkeit groß, daß wir zumindest einmal im Leben eine schwere Sünde begehen. Wir werden ja deswegen nicht prophylaktisch von der Kommunion ausgeschlossen (dann dürfte vielleicht keiner mehr hin …), wie dieser Vergleich mit Judas suggeriert.

Es paßt einfach nicht.


Ein wenig über die Hellenen

Tuesday, 28. June 2011

Mal ein paar Hintergründe zu Griechenland. Sind die alle so pleite, weil ein paar tausend Tote da noch Rente kassieren oder liegen nicht noch ganz andere Sachen im Argen, die uns aber nicht so gerne öffentlich mitgeteilt werden, weil unser Staat da selber mitmauschelt?

Genau so ist es.

Griechenland ist bis an die Zähne bewaffnet, war in den Jahren 2005 bis 2009 fünfgrößter Waffenkäufer weltweit. Wie bereits einmal erwähnt, war und ist dabei der Hauptlieferant der weltweit drittgrößte Exporteur des Todes, Deutschland. 15% aller Exporte geht an Griechenland, die Türkei ist knapp dahinter, und dieses Nachbarland ist der Grund für die griech. Aufrüstung (somit weiß jeder, was der andere so hat, weil die Quelle dieselbe ist). Da beide NATO-Länder sind, sind Rüstungsexporte nicht genehmigungspflichtig! Und wenn es Genehmigungen geben muß, weil’s bspw. an den weltweiten Abnehmer Nr. 1 geht, an Indien (der macht das wegen des Abnehmers Nr. 2, Pakistan), dann geschieht das Ganze ohne Beteiligung des Bundestages, sondern wird durch eine Behörde abgenickt.

Übrigens hat sich Deutschland zum Rüstungsexporteur par excellence gemausert, als Rot-Grün Schwarz-Rot an der Regierung war. Von 2005 bis 2009 hat sich der Export einfach mal so verdoppelt! Unter Rot-Grün gab es aber auch wie immer zuvor keine parlamentarische (sprich demokratische) Einflußnahme, auch hier hat sich von 1998 bis 2003 der Export mehr als verdoppelt (d.h. wir sind jetzt bei dem mehr als vierfachen von 1998!).

Und jetzt ist es auch nicht mehr verwunderlich, daß die Medien gerne über die angeblich so faulen Griechen herziehen, anstelle mal die dt. Rüstungsfirmen näher zu befragen.

D.h im Klartext, daß der europ. Steuerzahler griech. Kredite absichern muß, damit Rüstungsaufträge auf bezahlt werden können - also wir bezahlen deren Waffen.

Deswegen ist diese Aktion nötiger denn je.


Soziales Wort

Monday, 27. June 2011

Die Bischöfe in Deutschland haben einen Impulstext zur sozialen Lage der Gesellschaft veröffentlicht. Dieser findet sich unter dem Titel “chancengerechte Gesellschaft” als pdf hier.

Als bischöfliches Wort ist er wichtig für die Gewissensbildung und besitzt daher einen hohen Rang - ich möchte aber anmerken, daß mir der Grundton generell zu positiv à la “im großen und ganzen läuft es doch gut” ist. Vielleich mag das daran liegen, daß die Kirchenleitung sich faktisch mehr um die zwei Drittel Gewinner als um das eine Drittel Verlierer kümmert …

So wird bspw. postuliert, daß eine Zunahme an Freiheit gleichsam automatisch zu einer Zunahme an Wohlstand geführt habe - den Beleg für so eine generalisierende Aussage findet man aber nicht. Ich möchte keineswegs der Unfreiheit das Wort reden, sicher nicht, aber in wenig mehr Genauigkeit hätte ich mir gewünscht.

Desweiteren wird suggeriert, die Nichtannehme von realen Chancen liege hauptsächlich am Versagen der Betroffenen selbst. Gesellschaft funktioniert dann m. E. nach doch ein wenig anders. Kurz gesagt, da ich mich beruflich damit beschäftige: in Der Arbeitssicherheit muß der Unternehmer immer nachweisen können, daß er alle Pflichten der Unterweisung erfüllt hat - angewandtauf dieses Modell bedeutet das, daß der Staat aufgrund der Menschenwürde des Einzelnen eine Bringschuld hat, die es nachzuweisen(!) gilt. So etwas fehlt in diesem Impulsreferat völlig.

Ich möchte es auch nicht überhöhen, es ist kein Hirtenbrief, aber doch ein wichtiges Wort.

Auch diese kritische Stellungnahme hat dazu bedenkenswerte Einwände.


Wahllos

Saturday, 18. June 2011

Wenn Wahlen etwas ändern könnten, würden sie sie für illegal erklären.

Phil Berrigan


John Henry Cardinal Newman

Friday, 17. June 2011

Er schrieb:

Wir haben verstehen gelernt, wie innig Bekennertum mit Martyrium verbunden ist. Niemand predigt einer betrogenen Welt die Wahrheit, ohne daß er selbst zum Betrüger gestempelt wird. Wir kennen unsere Aufgabe und unser Geschick: Zeugnis zu geben und Schmähung zu ernten, als Auswurf der Menschheit behandelt zu werden und den Sieg davonzutragen. Das ist das Gesetz, das der Herr über alle Dinge mit der Verbreitung der Wahrheit verbunden hat: Ihre Apostel werden Märtyrer, aber ihre heilige Sache triumphiert.

So wird es immer sein.

Im Englischen Original (hier das Zitat im Kontext) klingt das ganze nicht so dunkel, vielmehr freudig erregt, auch wenn der Inhalt derselbe ist (die Übersetzung, nicht von mir, finde ich auch etwas schwarz eingefärbt):

As to ourselves, the world has long ago done its worst against us: long ago has it seasoned us for this encounter. In the way of obloquy and ridicule it has exhausted upon us long since all it had to pour, and now it is resourceless. More it cannot say against us than it has said already. We have parted company with it for many years; we have long chosen our portion with the old faith once delivered to the saints, and we have intimately comprehended that a penalty is attached to the profession. No one proclaims the truth to a deceived world, but will be treated himself as a deceiver. We know our place and our fortunes: to give a witness, and to be reviled; to be cast out as evil, and to succeed. Such is the law which the Lord of all has annexed to the promulgation of the truth: its preachers suffer, but its cause prevails. Joyfully have we become a party to this bargain; and as we have resigned ourselves to the price, so we intend, by God’s aid, to claim the compensation.
Fear not, therefore, dear Brethren of the household of faith, any trouble that may come upon us, or upon you, if trouble be God’s will; trouble will but prove the simplicity of our and your devotion to Him.


In eigener Sache

Wednesday, 15. June 2011

Ich möchte nur kurz darauf hinweisen, daß ich Kommentare unabhängig vom Inhalt nur dann freischalte, wenn eine gültige Email-Adresse hinterlegt worden ist, d.h. wenn man auf Anfragen an die Gültigkeit auch per Mail antwortet.


Unterordnung der Ehefrau …oder so

Monday, 13. June 2011

Ich hatte mal mit einem Traditionalisten (als Laie Anhänger der Piusbrüder) eine Diskussion (ich weiß, generell eine blöde Idee) über ein Apostolisches Schreiben des vorherigen Papstes, vom Sel. Johannes Paul II (JP2).
Es handelte sich um Mulieris Dignitatem und dessen Auslegung des bekannten 5. Kapitels des paulinischen Epherserbriefes, in dem es u.a. heißt:

21 Einer ordne sich dem andern unter in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus.
22 Ihr Frauen, ordnet euch euren Männern unter wie dem Herrn (Christus);
23 denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie auch Christus das Haupt der Kirche ist; er hat sie gerettet, denn sie ist sein Leib.
24 Wie aber die Kirche sich Christus unterordnet, sollen sich die Frauen in allem den Männern unterordnen.
25 Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie Christus die Kirche geliebt und sich für sie hingegeben hat,
26 um sie im Wasser und durch das Wort rein und heilig zu machen.
27 So will er die Kirche herrlich vor sich erscheinen lassen, ohne Flecken, Falten oder andere Fehler; heilig soll sie sein und makellos.
28 Darum sind die Männer verpflichtet, ihre Frauen so zu lieben wie ihren eigenen Leib. Wer seine Frau liebt, liebt sich selbst.
29 Keiner hat je seinen eigenen Leib gehasst, sondern er nährt und pflegt ihn, wie auch Christus die Kirche.
30 Denn wir sind Glieder seines Leibes.
31 Darum wird der Mann Vater und Mutter verlassen und sich an seine Frau binden und die zwei werden ein Fleisch sein.
32 Dies ist ein tiefes Geheimnis; ich beziehe es auf Christus und die Kirche.
33 Was euch angeht, so liebe jeder von euch seine Frau wie sich selbst, die Frau aber ehre den Mann.

JP2 schrieb dazu:

Der Verfasser des Epheserbriefes sieht keinen Widerspruch zwischen einer so formulierten Aufforderung und der Feststellung, daß »sich die Frauen ihren Männern unterordnen sollen wie dem Herrn (Christus); denn der Mann ist das Haupt der Frau« (vgl. 5, 22-23). Der Verfasser weiß, daß diese Auflage, die so tief in der Sitte und religiösen Tradition der Zeit verwurzelt ist, in neuer Weise verstanden und verwirklicht werden muß: als ein »gegenseitiges Sich-Unterordnen in der gemeinsamen Ehrfurcht vor Christus« (vgl. Eph 5, 21). Um so mehr, da der Ehemann »Haupt« der Frau genannt wird, wie Christus Haupt der Kirche ist, und das ist er eben, um »sich für sie« hinzugeben (vgl. Eph 5, 25); und sich für sie hinzugeben bedeutet, sogar das eigene Leben hinzugeben. Aber während die Unterordnung in der Beziehung Christus - Kirche nur die Kirche betrifft, ist diese »Unterordnung« in der Beziehung Gatte - Gattin nicht einseitig, sondern gegenseitig. Das stellt im Verhältnis zum »Alten« ganz offensichtlich ein »Neues« dar: Es ist das »Neue« des Evangeliums. Wir begegnen mehreren Stellen, wo die apostolischen Schriften dieses »Neue« zum Ausdruck bringen, auch wenn in ihnen das »Alte«, das, was auch in der religiösen Tradition Israels, in seiner Weise des Verständnisses und der Auslegung der heiligen Texte, wie zum Beispiel von Gen 2, verwurzelt ist, durchaus noch spürbar ist.

Nun war dieser Traditionalist der Meinung, diese Aussage JP2 seien ein Widerspruch zur Enzyklika “Casti Connubii” von Papst Pius XI., in der es heißt:

In der Familiengemeinschaft, deren festes Gefüge so die Liebe ist, muß dann auch die Ordnung der Liebe, wie es der hl. Augustinus nennt, zur Geltung kommen. Sie besagt die Überordnung des Mannes über Frau und Kinder und die willfährige Unterordnung, den bereitwilligen Gehorsam von seiten der Frau, wie ihn der Apostel mit den Worten empfiehlt: „Die Frauen sollen ihren Männern untertan sein wie dem Herrn. Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie Christus das Haupt der Kirche ist.“[32] Die Unterordnung der Gattin unter den Gatten leugnet und beseitigt nun aber nicht die Freiheit, die ihr auf Grund ihrer Menschenwürde und der hehren Aufgabe, die sie als Gattin, Mutter und Lebensgefährtin hat, mit vollem Recht zusteht. Sie verlangt auch nicht von ihr, allen möglichen Wünschen des Mannes zu willfahren, die vielleicht unvernünftig sind oder der Frauenwürde weniger entsprechen. Sie ist endlich nicht so zu verstehen, als ob die Frau auf einer Stufe stehen sollte mit denen, die das Recht als Minderjährige bezeichnet und denen es wegen mangelnder Reife und Lebenserfahrung die freie Ausübung ihrer Rechte nicht zugesteht. Was sie aber verbietet, ist Ungebundenheit und übersteigerte Freiheit ohne Rücksicht auf das Wohl der Familie. Was sie verbietet, das ist, im Familienkörper das Herz vom Haupt zu trennen zu größtem Schaden, ja mit unmittelbarer Gefahr seines völligen Untergangs. Denn wenn der Mann das Haupt ist, dann ist die Frau das Herz, und wie er das Vorrecht der Leitung, so kann und soll sie den Vorrang der Liebe als ihr Eigen- und Sonderrecht in Anspruch nehmen. Grad und Art der Unterordnung der Gattin unter den Gatten können sodann verschieden sein je nach den verschiedenen persönlichen, örtlichen und zeitlichen Verhältnissen. Wenn der Mann seine Pflicht nicht tut, ist es sogar die Aufgabe der Frau, seinen Platz in der Familienleitung einzunehmen. Aber den Aufbau der Familie und ihr von Gott selbst erlassenes und bekräftigtes Grundgesetz einfachhin umzukehren oder anzutasten, ist nie und nirgends erlaubt. Das Verhältnis zwischen Mann und Frau drückt Unser Vorgänger seligen Angedenkens, Leo XIII., mit folgenden Worten tiefer Weisheit aus: „Der Mann ist der Herr in der Familie und das Haupt der Frau. Sie aber, da sie Fleisch von seinem Fleisch und Bein von seinem Bein ist, soll dem Mann untertan sein und gehorchen, nicht nach Art einer Dienerin, sondern einer Gefährtin. Dann wird die Leistung des Gehorsams weder ihrer Ehre noch ihrer Würde zu nahe treten. In dem aber, der befiehlt, wie in der, die gehorcht, in ihm als dem Abbild Christi, in ihr als dem der Kirche, soll die Gottesliebe Maß und Art von Amt und Pflicht beider bestimmen.“”>In der Familiengemeinschaft, deren festes Gefüge so die Liebe ist, muß dann auch die Ordnung der Liebe, wie es der hl. Augustinus nennt, zur Geltung kommen. Sie besagt die Überordnung des Mannes über Frau und Kinder und die willfährige Unterordnung, den bereitwilligen Gehorsam von seiten der Frau, wie ihn der Apostel mit den Worten empfiehlt: „Die Frauen sollen ihren Männern untertan sein wie dem Herrn. Denn der Mann ist das Haupt der Frau, wie Christus das Haupt der Kirche ist.“[32]

Die Unterordnung der Gattin unter den Gatten leugnet und beseitigt nun aber nicht die Freiheit, die ihr auf Grund ihrer Menschenwürde und der hehren Aufgabe, die sie als Gattin, Mutter und Lebensgefährtin hat, mit vollem Recht zusteht. Sie verlangt auch nicht von ihr, allen möglichen Wünschen des Mannes zu willfahren, die vielleicht unvernünftig sind oder der Frauenwürde weniger entsprechen. Sie ist endlich nicht so zu verstehen, als ob die Frau auf einer Stufe stehen sollte mit denen, die das Recht als Minderjährige bezeichnet und denen es wegen mangelnder Reife und Lebenserfahrung die freie Ausübung ihrer Rechte nicht zugesteht. Was sie aber verbietet, ist Ungebundenheit und übersteigerte Freiheit ohne Rücksicht auf das Wohl der Familie. Was sie verbietet, das ist, im Familienkörper das Herz vom Haupt zu trennen zu größtem Schaden, ja mit unmittelbarer Gefahr seines völligen Untergangs. Denn wenn der Mann das Haupt ist, dann ist die Frau das Herz, und wie er das Vorrecht der Leitung, so kann und soll sie den Vorrang der Liebe als ihr Eigen- und Sonderrecht in Anspruch nehmen.

Grad und Art der Unterordnung der Gattin unter den Gatten können sodann verschieden sein je nach den verschiedenen persönlichen, örtlichen und zeitlichen Verhältnissen. Wenn der Mann seine Pflicht nicht tut, ist es sogar die Aufgabe der Frau, seinen Platz in der Familienleitung einzunehmen. Aber den Aufbau der Familie und ihr von Gott selbst erlassenes und bekräftigtes Grundgesetz einfachhin umzukehren oder anzutasten, ist nie und nirgends erlaubt.

Das Verhältnis zwischen Mann und Frau drückt Unser Vorgänger seligen Angedenkens, Leo XIII., mit folgenden Worten tiefer Weisheit aus: „Der Mann ist der Herr in der Familie und das Haupt der Frau. Sie aber, da sie Fleisch von seinem Fleisch und Bein von seinem Bein ist, soll dem Mann untertan sein und gehorchen, nicht nach Art einer Dienerin, sondern einer Gefährtin. Dann wird die Leistung des Gehorsams weder ihrer Ehre noch ihrer Würde zu nahe treten. In dem aber, der befiehlt, wie in der, die gehorcht, in ihm als dem Abbild Christi, in ihr als dem der Kirche, soll die Gottesliebe Maß und Art von Amt und Pflicht beider bestimmen.“

Meine prinzipiellen Argumente, daß es keine Laienberufung gibt, sich per pick-and-choose Lehrmeinungen der Bischöfe und Päpste als “gut katholisch” oder “nicht katholisch” auszusuchen, machte natürlich auf ihn als Piusbruderanhänger keinen Eindruck (das ist ja deren Existenzgrundlage). Jetzt fand ich aber noch etwas, was an Nähe zur Tradition Papst Pius XI. um Längen voraus ist.

Wenn “Überordnung in der Ehe” für den Ehemann das bedeutet, was der Hl. Johannes Goldmund im 4./5. Jahrhundert dazu schrieb in seiner Predigt über den Brief des Paulus an die Epheser, ja, dann kann das von mir aus weiter so heißen:

Du hast gehört, welch tiefe Unterwürfigkeit Paulus verlangt; du hast ihn als unvergleichlichen Geistesmann gepriesen und bewundert, weil er auf die innigste Lebensgemeinschaft unter uns dringt. Gut. Er bedient sich wiederum desselben Gleichnisses. “Ihr Männer”, sagt er, “liebet eure Weiber, sowie auch Christus die Kirche geliebt hat”. Hast du das Maß des Gehorsams gesehen? Vernimm nun auch das Maß der Liebe! Du willst, daß die Frau dir gehorche, wie die Kirche Christus gehorcht? So sorge du auch für sie, wie Christus für die Kirche sorgt! Müßtest du auch dein Leben für sie hingeben, müßtest du dich auch in tausend Stücke zerreißen lassen, müßtest du auch alles Erdenkliche ertragen und leiden, weigere dich dessen nicht! Wenn du auch all das leidest, so hast du doch noch lange nicht getan, was Christus getan hat. Denn du tust das für eine, an welcher du bereits mit ganzer Seele hängst; er aber tat es für eine, welche sich von ihm abwendete und ihn haßte. Gleichwie nun er die Kirche, die sich von ihm abwendete, ihn haßte, verabscheute und mutwillig verhöhnte, durch seine große Fürsorge sich unterworfen hat, nicht durch Drohungen, Beschimpfungen, Einschüchterung und dergleichen: so benimm auch du dich gegen dein Weib! Auch wenn du siehst, daß sie dich verschmäht, spröde behandelt und verachtet, kannst du sie dir doch durch große Sorge um sie, Liebe und Freundschaft unterwerfen. Nichts fesselt mächtiger als diese Fesseln; namentlich der Mann und die Frau. Einen Sklaven kann man möglicherweise durch Furcht bändigen - nein, auch ihn nicht; denn bei der ersten Gelegenheit wird er davonlaufen -; die Lebensgefährtin aber die Mutter der Kinder, den Quell aller Freude, darfst du nicht durch Furcht und Drohungen fesseln, sondern durch Liebe und herzliches Benehmen. Denn was ist das für eine Ehe, wenn die Frau vor dem Manne zittert? Und welches Vergnügen kann der Mann selbst darin finden, wenn er mit seiner Frau wie mit einer Sklavin und nicht wie mit einer Freien zusammenlebt? Solltest du dich auch um ihretwillen erzürnen, so mache ihr keine Vorwürfe! Denn das hat auch Christus nicht getan.

Also, falls jemand mal wieder darauf angesprochen wird, wie frauenfeindlich doch Paulus gewesen sei - einfach mal bei Johannes Chrysostomus vorbeischauen (oder hier im Blog).


Neuentwicklungen

Friday, 10. June 2011

Schon seit längerem versuche ich, kirchliche Entscheidungsträger dazu zu bringen, ein akademisch hochwertiges Fernstudium der Katholischen Theologie mit anerkannten akademischen Abschlüssen anzubieten.

Seit kurzem gibt es da Bewegung - eine Fakultät in Deutschland wird das Thema demnächst mal beraten, und ich werde ggf. die Möglichkeit haben, diese Frage direkt mit einem Ortsbischof zu diskutieren.