Mehr als nur lustig

Wednesday, 20. July 2005

Die “Zehn Gründe für den Zölibat” von Hans Conrad Zander hatte ich schon gelesen (und hier mal empfohlen), jetzt fand ich zufällig dieses Exemplar, welches es jetzt außerhalb der Buchpreisbindung für viel günstiger gibt.
Dargestellt werden en détail die Gruppe der Menschen, die es zander am meisten angetan haben: die ersten Wüstenväter, Säulenheiligen und ihre Nachfolger.

Und das ganze ist natürlich im typische satirisch angehauchten Zander-Duktus geschrieben (die Frage ist nur ob viele Leser merken, daß er es eigentlich recht ernst meint, wie so viele Satiriker…). Es ist sehr erfrischend zu erfahren, wenn man denn Zanders Quelleninterpretation teilt, daß nicht selten das Exil in die Wüste und auf die Säule alles andere als bloß fromme Ursachen hatte. Zander holt die ersten christlichen Mönche dieses Planeten wieder auf die Erde
zurück, nimmt den Heiligenschein erst einmal weg und schaut sie als ganz normale Kerle an. Gut so. Und an seiner Interpretation kann durchaus einiges dran sein. Interessant besonders seine Ansicht über den Umstand, daß es (seit jeher!) viel mehr Ordensfrauen als -männer gibt und daß das religiöse Vagabundieren aus ähnlichem Grund eher Männersache ist. Mehr wird nicht verraten.


Lesegenuß

Friday, 15. July 2005

Jetzt erst entdeckt, zum 100. Geburtstag von Hans Urs von Balthasar:

Wenn das Salz dumm wird (pdf-Datei).


Damit in allem Gott verherrlicht werde

Friday, 15. July 2005

Pax vobis

Gaudium magnum sozusagen (etwas verspätet)!


Gegenüberstellung

Friday, 15. July 2005

Bund für Umwelt- und Naturschutz Deutschland e.V. (BUND): fast 400.000 Mitglieder (Selbstdarstellung).

Naturschutzbund Deutschland e.V. (Nabu): 390.000 Mitglieder (Selbstdarstellung).

Aktion Lebensrecht für Alle e.V. (AlfA): gerade mal mehr als 10.000 Mitglieder (Darstellung des Regionalverbandes Bonn).

Prioritäten in Deutschland.


Sein Tag

Friday, 15. July 2005

Heute ist sein Tag, der Tag von Bonaventura di Fidanza (mehr über ihn hier).
Ich finde ihn weitaus besser als Thomas von Aquin, sein Büchlein Breviloquium habe ich zwar schon gelesen, aber bis zum vollen Verstehen wird es noch etwas dauern. Sein mystisches Hauptwerk Itinerarium mentis in deum steht schon eine viel zu lange Weile ungelesen bei mir im Schrank (ach, das Leben ist zu kurz für alle guten Bücher…).
Zumeist, so auch hier am Tag seines Begräbnisses, wird der Hl. Bonaventura als Kardinal dargestellt (übrigens wissen wir nichts über sein Äußeres). Er war dies zwar auch, allerdings war seine Hauptbedeutung die des “Generalministers” (also obersten Dieners, d.h. Leiter) des noch jungen Franziskanerordens. Schon früh gab es enorme Spannungen, und es war Bonnies Verdienst, die Spaltung damals zu vermeiden.
Als der Papst ihm die Bischofs”würde” aufdrängte (er hatte sich schon mehrfach erfolgreich dagegen gewehrt), war Bonaventura gerade in seiner Hauptniederlassung in Frankreich beim Geschirrspülen. Im Gegensatz zu dem kommenden Amt sah er diese Tätigkeit als heilsbringend…

Es ist schwer beeindruckend, wie dieser Mann nicht nur zu geistigen Höheflügen bei extremer materieller Armut kam, sondern vor allem wie er auch seiner Pflicht nachkam, seine Brüder zu stärken und zu unterweisen. Fast ständig war er quer durch Europa unterwegs, und das alles zu Fuß! Und wahrscheinlich barfuß (wie einst Franziskus, nur wenige Jahrzehnte zuvor)!


Why the West gets religion wrong

Thursday, 14. July 2005

Könnte, nein sollte gelesen werden. Kurz, prägnant, und zeigt, daß beide Parteien, die sich streitenden “Liberals” und “Conservatives” eigentlich keinen Plan haben.

Artikel aus der International Herald Tribune (auf Englisch, wie schon der Beitragstitel suggeriert).


In Siebenmeilenstiefeln davon

Tuesday, 12. July 2005

Eines der Hauptprobleme in der Ökumene für uns ist, daß von den Gesprächspartner manchmal so extrem widersprüchliche Signale kommen. So gab es ein EKD-Dokument über die Bedeutung der Ordination und Apostolizität, mit den Anglikanern zusammen eines über die Mariologie, doch vor kurzem von der gleichen EKD ein Dokument über das prot. Verständnis vom Priestertum und somit über Leitung und Gottesdienst, das alles wieder als Annäherung Geglaubte nichtig machte. Und, ganz aktuell, hat die Synode der Church of England entschieden, Frauen als Bischöfe zuzulassen.

Leute, dann begrabt doch den Ökumenismus, wenn ihr meint, einfach alle fundamentalen Fragen über die Kirche rücksichtslos ohne den angeblich so geschätzten Gesprächspartner entscheiden zu können!


Beredt

Tuesday, 12. July 2005

Sie haben wahrscheinlich weitaus mehr getan für die Evangelisation dieses Landes als gute Predigten, tiefsinnige Texte und pastorale Schwerstarbeit: Wegekreuze.

Diese stillen und eindrucksvollen Zeugnisse des Glaubens erinnern uns besonders an Straßenrändern in Städten und Dörfern (auf einsamen Wegen ist man nicht ganz so häufig) immer wieder im Alltag an Ihn, um den es eigentlich geht.
Oftmals liegen ein paar frische Blumen dort oder es brennt ein Licht. Wenn nicht, schnell eins besorgen, anzünden und hinstellen…

Natürlich gibt es auch andere Wegkreuze, aus Holz, nicht so den Anspruch des Ewigen habend wie die steinernen Geschwister. Auch sie haben letztendlich Ihn selbst zum Inhalt. Doch der Grund des Aufstellens war kein schöner, da ging es nicht um Verehrung. Möge das Kreuz auch hier stets das Zeichen der Hoffung und des Trostes sein:


Fast getroffen

Monday, 11. July 2005

Ein sehr guter Freund wollte unbedingt, daß ich sein Exemplar dieses Buches lese, selbst gekauft hatte und hätte ich es mir nicht. Nun denn, es läßt sich einfach durchlesen. Und es gibt auch wirklich Positives zu berichten darüber, nur leider blieb der Autor eben nicht bei dem, was der Untertitel versprach: der politischen Botschaft.
Religion hat immer mit Politik zu tun, da sie mit dem Menschen zu tun hat, das hat ja schon ein Gandhi treffend formuliert. Und gerade das Evangelium steckt voller politischem Sprengstoff, das gehört immer wieder ins Herz, Gebet und Tun der Kirche und all ihrer Glieder. Wenn der Mensch der Weg der Kirche ist, dann darf das aus Sicht eines Christen bei allem gesellschaftlichen Handeln nicht anders sein - der konkrete Mensch, nicht ein Abstraktum der Masse. So weist Geißler zurecht darauf hin, daß jegliches wirtschaftliches Treiben aus Sicht
des Evangeliums nur ein Ziel haben darf: dem Menschen dienen.

Vieles an dem Buch ist mehr als schräg, sogar richtig daneben. So wird mit dem spekulativen Faktum argumentativ(!) vorgegangen, was der berühmte Samariter sicher (sic) getan hätte, wenn er zu dem Zeitpunkt des Ausraubens und Verprügelns des ebenfalls im Gleichnis erwähnten Mannes durch die Räuber und nicht erst später gekommen wäre. Und es wird u.a. damit argumentiert, daß eben nicht der Menschensohn, damit habe Christus sich selbst natülich gar nicht gemeint, sondern der Mensch generell Herr über den Sabbat sei.
Viele Fragen bzgl. der Schriftübersetzung werden mit einem einfachen “falsch übersetzt!” vom Tisch gefegt - nachgelesen bei Herrn Pinchas Lapide und 1:1 (mit schlechterer Wortwahl) übernommen, anscheinend ohne sich gegenteilige Darstellungen anzulesen.

Wenn Geißler bei dem eigentlichen Thema geblieben wäre, hätte er eher getroffen. So war es eine Abrechnung mit der bösen Kirche und ihren Menschengesetzen, mit der falschen Schriftübersetzung und der falschen Christologie.

Dafür ist so ein wichtiges Thema viel zu schade.


Wann endlich?

Thursday, 07. July 2005

Wann endlich werden all die Reformbegeisterten inner- und außerhalb der Kirche merken, daß die Liturgie kein missionarisches Werkzeug ist? Wann werden sie merken, daß es da nicht darum geht “sich zu finden”.

Es geht darum Ihn zu finden.

Jaja, Er ist in uns allen, ich weiß. Aber das ist so allein betrachtet zu billig. Es geht im Gottesdienst nur um Ihn, weil es genau dann um uns geht. Wenn wir auf Ihn schauen, erkennen wir uns im Innersten, nicht andersherum. Da kann so ein Artikel, so engagiert und sprachlich gut auch formuliert, nichts dran ändern. Kirche als Leib Christi kommt darin natürlich nicht vor.

Ja, viele Gebete werden nur so dahergeredet. Aber weiß der Autor, ob dieses Gebete von 200 Leuten nicht von einem ehrlich kommen? Tragen wir uns nicht gegenseitig? Paul K. Kurz kennt so etwas nicht, da ist die Liturgie ein individuelle Geschichte.

Jeder kann schreien und klagen, wie er will, mit Psalmen oder nach Schnauze. Jeder kann frei beten wie er will. Doch in solchen Momenten wie gerade heute, wo vielen Londonern das Wort im Hals stecken bleibt, hilft das gemeinsame(!) Gebet. Nicht nur heute, immer. Denn wir sind
Sein mystischer Leib und Er läßt uns nicht allein.

Das katholische “Wir” eben (ach ja, das hatte ich ja schon mal…).

(Nachtrag: der Link ist mittlerweile falsch, da der gemeinte Artikel nicht mehr der aktuelle und somit online lesbare von “Christ in der Gegenwart” ist - leider ist der Artikel nicht mehr aufzufinden meinerseits)


Mit den eigenen Waffen

Thursday, 07. July 2005

Es ist gute christliche Tradition, die Hüllen zu behalten und den Inhalt zu ändern.

So wird aus einem

You make me wanna *hiereinstöhneneinsetzen*

(von Usher oder jemand ähnlichem)

ein

You make me wanna wait

Ja, “wait”! Und die Altar-Holics finden das auch noch gut.


Wir brauchen Lehrer!

Wednesday, 06. July 2005

Ich habe sicherlich kein Rezept für eine Wiederbelebung des christlichen Glaubens im säkularisierten Westen. Im Gegensatz zu anderen, die auf den Individualismus und Hedonismus verweisen, glaube ich nicht, daß es an der Botschaft an sich liegt. Reibung erzeugt Wärme. Natürlich ist vieles der Botschaft Jesu mit der modernen Welt nicht kompatibel. Aber “die Welt” war schon seit jeher ein gewisser Gegenspieler, ist dies auch in anderen religiösen Glaubensrichtungen.

Es ist im Westen, viel mehr als in christlichen Osten, ein Element verloren gegangen, das sich hierzulande jetzt höchstens noch in buddhistischen Formen findet: das Lehrer-Schüler-Prinzip. Die Wüstenväter zeugten noch von einer anderen Epoche, ebenso aktuell das Prinzip des Novizenmeisters(!) in Ordensgemeinschaften (sofern das nicht pädagogisch verniedlicht wird). Ein Mensch sucht sich einen glaubwürdigen und erfahrenen geistlichen Menschen als Lehrer und unterwirft sich bis zu einem gewissen Grad dessen Urteil. Eine riesen Verantwortung für beide Seiten, aber nur (noch) dem glaubwürdigen Vorbild wird zugehört.

Doch wo sind diese Menschen? Die wenigen, die es gibt, werden belagert und fast ausgesaugt, und meistens machen sie durch Buchpublikationen ihre “Lehre” kund (bspw. P. Anselm Grün OSB). Persönlich dagegen, als persönlicher Lehrer, findet man noch weniger Geistliche - die keinesfalls zwingend Ordensmenschen oder Priester sein müssen.
Vielleicht liegt es daran, daß die Gnade als unverdientes Geschenk Gottes so sehr betont und mißverstanden wird (nämlich als Geschenk für jeden), daß eine Gnade des Lehrens gar nicht mehr wahrgenommen wird. Zu sagen, daß ein Mensch durch Erfahrung im Glauben weiser ist als jemand anders, gilt als unschicklich.

Doch die Menschen suchen nach Lehrern, sie trinken nur Milch und wollen mal ein wenig feste Speise kosten, um es mit dem ollen Paule zu sagen.

Wir brauchen Lehrer.

Ach ja, nicht daß jemand mißversteht: ich meine nicht intellektuelles Lehren, sondern Lehrer des Glaubens in Übereinstimmung mit dem eigenen Leben.


Irgendwie Mainstream

Sunday, 03. July 2005

Dies domini

Es gibt ja einige Weblogs religiösen Inhalts. Die sind dann aber auch meistens explizit einer Glaubensrichtung zugehörig, dieser hier macht da keine Ausnahme. Und es gibt sicher auch einige anti-religiöse Blogs (wobei es schwieriger und bedeutend langweiliger ist, ständig ein Anti-Thema durchzuhalten), beide Richtungen im englischsprachigen Raum noch viel mehr als im deutschen.

Was aber wohl em ehesten der Gefühlslage der Mehrheit der westl. Welt entspricht, ist weder das eine noch das andere. Es ist ein Zwischen-den-Stühlen, irgendwie mit einer Sehnsucht nach Bindung, nach Re-ligio, aber aus welchen Gründen auch immer dann doch nicht so sehr, als daß man sich guten Gewissens für eine der vielen Angebote entscheiden könnte. Das heißt nicht, daß man negativ eingestellt ist, keineswegs, eher sehr in der Qual ohne großen Druck nach Wahl. Einerseits empfindet man ein wenig, nicht negativ gemeint, Neid
denjenigen gegenüber, die ihre Bindung haben, andererseits werden sie, ebenfalls nicht negativ, auch leicht darum belächelt, bereitwillig so viele andere Einflüsse außen vor zulassen.

Für eben diese Menschengruppe, so nach eigener Aussage, ist Killing the Buddha (der skurrile Name wird auch erklärt). Ein online-Magazin, kein blog.

Einer der Autoren dort ist übrigens tätig für das ebenfalls gerade entdeckte und nach ersten Eindruck anständige Angebot, das täglich nach Religion in der Presse sucht: The Revealer. Und dieser Autor, Jeff Sharlet, hat diesen Artikel im “Rolling Stone” veröffentlicht (nicht gerade für christliche Themen bekannt).


Thank you JP II

Friday, 01. July 2005

I normally do not write any English stuff here, but since I want this to have the widest recognition possible, I kind of feel obliged to do so now.

Okay, the organizers of the WYD (World Youth Day) 2005, which is coming up pretty soon here in Cologne, and some guys from the Diocesan Catholic Radiostation have brought up the idea of creating a huge picture of JPII made up by individual photos of anybody woh wants to be “part of the picture”. Sounds weird? Anyhow, take a look. There still is a lot of free space to be filled with you. Be a part of it!


Mal wieder was Lesenswertes

Thursday, 30. June 2005

Der Artikel aus dem “New Yorker” ist lang, schon vom Mai diesen Jahres, auf Englisch und bezieht sich hauptsächlich auf die Verhältnisse der Kirche in den USA. Doch trotz all dem ist er lesenswert.


Fremdbestimmung

Thursday, 30. June 2005

Viele Jahre übe ich den ärztlichen Beruf ja noch nicht aus, aber eines fängt an, mich immer mehr zu stören: das juristisch verankerte Ur-Mißtrauen, von dem ich übrigens überzeugt bin, daß es einer der Hauptgründe für die imer weiter steigenden Kosten ist (nicht umsonst sind uns nur noch die USA voraus, die Klagen und Schadensersatzusprüche übertreffen ja die unsrigen (noch!) an Größe und Skurrilität).

Was meine ich damit? Also, rein rechtlich gesehen ist absolut jeder ärztliche Eingriff, der über das Abhorchen mit dem Stethoskop hinausgeht, eine Körperverletzung. Diese Ansicht wird damit begründet, daß das im Grundgesetz verankerte Recht auf Körperliche Unversehrtheit durch den ärztlichen Eingriff verletzt wird - daher ist jeder noch so kleine Eingriff genauestens zu begründen und vor allem zu dokumentieren. Konsequent durchdacht müßte ein Arzt mindestens 24h vor jeder Blutabnahme ein ausführliches und gut dokumentiertes Auflärungsgespräch führen, mit allen Vor- und Nachteilen, die diese Blutabnahme evtl. oder sicher nach sich zieht. Gott sei wirklich Dank, daß die hiesigen Richter in solchen Alltags-Détails ihr Hirn bisher nicht komplett abschalten und der Realität den Vorrang lassen (sorry, aber diese potentielle Kriminalisierung meines alltäglichen Tuns, das ich selbst immer wieder rechtfertigen muß, halte ich für reichlich hirnlos).

Gut, diese höchstrichterliche Sichtweise erscheint ja erst einmal kohärent. Doch der ganzen Sache liegt ein fundamentaler Fehler zugrunde: es wird dadurch suggeriert, des Patienten körperliche Unversehrtheit sei vor dem Besuch des Arztes gewahrt gewesen - genau dies ist ja fast nie der Fall (Vorsorge, Impfung und Wahleingriffe mal abgesehen). Der Arzt wird mit einem bereits in seiner Leiblichkeit verletzten Menschen konfrontiert, des Arztes Maßnahmen haben ja gerade das Ziel, eine Unversehrtheit möglichst wiederherzustellen bzw. zu wahren oder ihr nahe zu kommen. Nichts anderes tun die allermeisten Ärzte tagtäglich mit hundertausenden Überstunden. Deutsche Richter dagegen unterstellen uns pauschal anderes, weil sie aus mir absolut unerklärlichen Gründen davon ausgehen, es kämen ständig nur körperlich unversehrte Menschen zum Arzt (bspw. in der Unfallchirurgie eine besonders groteske Vorstellung).

Daß so eine Rechtssprechung natürlich aus reinem Selbstschutz ein Unmaß an “forensicher Medizin” nach sich zieht, also Doppel- und Dreifachuntersuchungen, nur damit man sich ggf. vor Gericht absichern kann, damit man sagen kann, man habe doch alles gemacht, ist glasklar.

Wer, und das sage ich schon seit längerem und immer wieder, wer die Kosten im ambulanten wie stationären Bereich auf einen Schlag deutlich senken will (von prozentualen Prophezeiungen halte ich nicht viel), der muß dieses vollkommen verquere Arzthaftungsrecht ummodellieren. Das Schönste an der ganzen Aktion wäre: es täte keiner Lobbygruppe weh und ist daher sogar machbar.


Komm ’se rein

Thursday, 30. June 2005

Laut Radio Vatikan ist seit dem Tod des alten und der Wahl des neuen Papstes die Zahl der Eintritte in die Kirche deutlich und vorerst stabil gestiegen. Ich vermute einmal, daß die intellektuelle Brillanz des neuen Pontifex Maximus, wie sie sich allgemeinverständlich in seinen populären Bestseller-Büchern niederschlägt, erste Früchte bringt. Schön, so einen Papst zu haben.


Skeptisch

Tuesday, 28. June 2005

So, nach einigen Tagen Abwesenheit und ohne Bloggen ein kleines Hallo.

Bald ist ja Weltjugendtag. Mittlerweile habe ich so viel über die Organisation desselben gehört, daß ich skeptisch bin, ob er für die Kirche und die Jugend in Deutschland irgendetwas an Aufbruch bringen wird, ich glaube eher nicht. Es wird alles totorganisiert.


“Wir” statt ich

Tuesday, 21. June 2005

Wer ein wenig oder des öfteren bei den anderen verlinkten Kath. Weblogs, insbesondere beim Notizbuch und bei Lumen vorbeischaut, findet dort eine rege Debatte, nein, eine frustrane Diskussion mit Matthias (ebenfalls verlinkt) und anderen Protestanten bezüglich dessen, was den Glauben der Kirche zum Katholischen macht.

Ein Tip: laßt es bleiben!

Die Kluft ist zu groß.

Der Protestantismus in seiner mehrheitlich real existierenden Variante diesseits der Alpen (und diesseits des Teiches) ist postmodern par excellence. Da ist jeder auf sich selbst gestellt vor Gott, jeder allein. Es gibt keinen wirklich gemeinsamen Glauben bei zwei sich treffenden Personen, der über einen KGN (Kleinster Gemeinsamer Nenner) hinausgeht. Nun ist Christus als KGN ja schon mal einiges, aber wenn man sich über dessen ganz real-leibliche Wirkung im Jahr 2005 nicht einigen kann, bleibt Er doch sehr entweder bloß eine Gestalt der Historie oder der privaten Frömmigkeit.

Es ist ein Hauptmerkmal der Postmoderne, daß sich jeder absolut allein weiß oder fühlt, auch allein vor Gott.

Gleichzeitig gibt es große Bestrebungen des Einzelnen, dieses Alleinsein zu überwinden, in neuen Kicks, in der sexuellen Euphorie, im Thrill des Besonderen. Doch danach: wieder allein.
Auch religiös ist dies ein Thema (wenn auch weniger bei uns hierzulande), besonders wenn es um das Thema der Gemeindebildung geht. Doch theologisch hört “Kirche” entweder an den Gemeindegrenzen auf (viele Freikirchen), oder aber das Ganze ist sehr individualisiert (Landeskirchen).

Okay, es ist kein Wunder, daß mir da die Apostolische Kirche mit ihren 2000 Jahren auf dem Buckel lieber ist - es ist ein so schönes Gefühl (ja, trotz aller Scholastik und rationalen Theologie sind Gefühle nicht an sich falsch, sie dürfen nur nicht das einzige Kriterium der Wahrheitsfindung sein), ein so schönes Gefühl zu wissen: “Martin und ich haben den gleichen Glauben, Petra auch, Peter erst recht- den Glauben der Kirche”. Da muß man nicht kämpfen, da kann man sich getragen wissen, da gibt es Arbeitsteilung, weil wir Ein Leib sind. Das “Wir” versus das “ich”.
Da können wir im Hochgebet sagen, daß in jeder Darbringung der Eucharistischen Gaben die “ganze Kirche” mitfeiert. Die ganze Kirche, die auf dem gesamten Erdball (was schon ganz okay wäre) und nicht nur sie, nein, auch die ganze Himmlische Kirche, die Kerubim und Seraphim, die Heiligen und Märtyrer, alle am Ziel Angelangten.
Da muß ich nicht alles wissen, ich muß eigentlich nichts verstehen, nur glauben wäre nicht schlecht. Wenn ein sehr schlauer Mann oder eine sehr schlaue Frau das alles durchdacht hat und darauf sein Leben setzt, das eine das er hat (darum sind Ordensmenschen und Priester so wichtig für die Glaubwürdigkeit), dann kann jemand anderes vertrauen, der diese intellektuelle Kompetenz nicht hat.

Das “wir”, der Eine Leib. Da muß nicht jeder gleichzeitig Hand, Fuß, Magen, Kopf sein, da sind “wir” vor Gott, nicht bloß ein “ich”.

Beruhigend.

Beseligend.


Tabu

Monday, 20. June 2005

“Dreckige Wäsche sollte in der eigenen Familie gewaschen werden”, so kennt man es und hat es jahrelang nicht verstanden, bis heute sehe ich diesen Spruch sehr skeptisch. Doch es ist was dran, man sollte sich nicht in alles einmischen. Es ist gut zu warten bis manche manches selbst ansprechen. Ob das dann richtig ist, ist eine andere Frage. Auf jeden Fall hat das schon einmal eine Fürstin gespürt, ich denke zurecht, wenn auch nicht aus Gründen der PC-Vertreter.

Ein Europäer sollte so etwas einfach nicht bringen, es steht uns nicht zu.


Sperrig

Monday, 20. June 2005

Ja, es ist irgendwie sperrig, dieses Buch, das einfach nur ein Thema hat, einen Menschen: Jesus aus Nazareth. Über 800 Seiten geht es um niemand anderen, um nichts anderes. Nahezu jede Facette, die jemals Streitpunkt war, die im Bewußtsein des gemeinen Christen oder Interessierten sein könnten, wird behandelt. Dabei wird nichts ausgelastet - das Aufräumen von Klischees, das Hinterfragen von wiss. Übereinkünften, das Hinterfragen der eigenen philosophischen Einstellung des Lesers, der ja mit einem bestimmten (manchmal unbewußten) Hintergrund an den Bibeltext geht. Recht wohltuend ist der Umgang mit nichtbiblischen Schriften, da auch sie durchaus einiges zum Wissen über diesen Mann beitragen können.

Aber ist das Buch wohltuend? Es ist kein wissenschaftl.-theologisches Werk, will es auch nicht sein. Es tut wohl, daß der Text der Hl. Schrift in seine Zeit, in seine Fremdheit verortet wird ohne daß wir uns anmaßen, alles besser beurteilen zu können als die Menschen damals, die der Zeit viel näher standen. Es strengt aber auch an, da wirklich fast nichts ausgelassen wird.

Insgesamt finde ich das Buch durchaus empfehlenswert. Es ist sperrig im Kopf, bleibt hängen. Das ist gut.

Negativ finde ich manche Pauschalurteile gegen wiss. Theologieströmungen, nicht wegen des Urteils an sich, das teile ich häufig, sondern wiel sie außer am Schluß ab und zu eigentlich nie mit irgendwelchen Quellenangaben verifiziert werden. Wenn man argumentativ angreift, sollte man zumindest exemplarisch Roß und Reiter nennen. Ein Anhang am Schluß mit Fußnotenverzeichnis stört den Lesefluß nicht und hätte all denen gedient, sie sich tiefer damit befassen möchten. Denn manchmal scheinen die Standardwerke der Theologie wirklich so haarsträubende Thesen als “gesicherte Erkenntnis” zu verkufen, daß man schon deren Titel gerne wüßte (da bin ich ja immer froh, daß die Bischöfe der Kirche und nicht die Professoren den Glauben überliefern - dem Glauben ist Irrtum auf dem neuesten Stand (Wissenschaft) nicht
gerade zuträglich).


Faß zum Überlaufen

Sunday, 19. June 2005

Dies Domini.

Es erscheint übertrieben, bei uns kämen dafür niemals so viele auf die Straße - villeicht liegt es auch daran, daß bei den Spaniern eine Demonstration auch immer eine Feier ist.
Nun, es waren zwischen 170.000 und 1,5 Millionen (so El Pais), die zur Großdemonstration gegen die spanische Variante der Homo-Ehe inklusive Adoptionsrecht nach Madrid kamen.

Besonders das Adoptionsrecht für homosexuelle Paare stößt auf massiven Widerstand, dies wird auch auf vielen Plakaten deutlich (Fotos siehe hier).

Im Aufruf des Forums für die Familie
wird deutlich, warum diese Menschen auf die Straße gingen: sie sind es leid von Politikern regiert zu werden, die Kindestötung als Menschenrecht ansehen, die die Erziehung der Kinder gegen den Willen der Eltern bestimmen wollen (erinnert doch sehr an den Spruch der “Hoheit über die Kinderbetten” hierzulande), die religiöse Erziehung als Störfaktor betrachten (auch hierzu findet sich besonders in Berlin das dt. Abbild), die religiöse Expression in die Privatsphäre verbannen wollen etc. - die neue Intoleranz.


Nagelprobe ohne Schuld

Friday, 17. June 2005

Wahrscheinlich erscheint es nicht nur mir so, daß viele theolog. Debatten, seien sie bspw. dogmatischer oder moraltheologischer Natur über konstruierte Einzelfälle wie Elfenbeinturm-Geplänkel aussehen und so ankommen.

Also, das Leben kann sehr hart sein, daher mal aus diesem Bereich was Konkretes, was ganz Reales.

Dieser Mann steht vor Entscheidungen, die man nicht üben kann, über die hoffentlich niemand (zumal als Nichtbetroffener) Urteile fällt. Und bei denen ihm, wie er hier berichtet (”Those damn machines” ansehen), der katholische Glaube, sein Gebetsleben (”Quiet moments”) und seine Lehre als Richtschnur dient - ganz offen und ehrlich (könnte ich das immer so frei sagen?). Dummerweise, nein, glücklicherweise hat aber die Kirche in so einem Fall keine konkrete Aussage getroffen; dennoch stützt sein Glauben, seine Gebete diesen Mann im täglichen Kampf gegen den Nervenzusammenbruch.

Ganz einfach so, ohne akademische Theologie.

Es zählt nur das reale Leben.


Lesen!

Thursday, 16. June 2005

Es gibt ja nicht wenige Neocons in der Kirche, die meinen, die Befreiungstheologie sei vor Jahren, damals zum Höhepunkt der Auseinandersetzung mit ihr, von der Kirche verworfen worden.

Dies ist mitnichten der Fall, aber da redet man sich den Mund fusselig und diese Redenschwinger sind nicht differenzierter als platte Kirchenkritiker. Verurteilt wurde zu Recht eine marxistische Ausrichtung einer Art (der damals vorherrschenden) von Befreiungstheologie.

Ganz kurz: natürlich sagt der Herr, daß wir die Armen immer bei uns haben werden. Aber wo sagt er daß das in Seinem Sinne sei? Die Sünde wird auch immer da sein, und das extreme Mißverhältnis der Reichtümer ist genau dies.

Wer sich über die durchaus komplexe Problematik der kirchlichen Rezeption der Befreiungstheologie gut informieren will, dem sei dieser Artikel der TAGESPOST empfohlen.


Ob das akzeptiert werden wird?

Wednesday, 15. June 2005

In einer hochsexualisierten Gesellschaft bzw. Umwelt, in der mittlerweile noch so seltsame Praktiken kaum eine Augenbraue hochziehen lassen, stellt sich, wenn das mal bekannter wird, die wirkliche Toleranzfrage:

Ist es denn überhaupt gesund, keine sexuelle Anziehung für irgendejemanden zu verspüren, einfach keine Lust zu haben?
Müssen die nicht krank sein?
(Vulgo: wie kommen die darauf, mich unbewußt in Frage zu stellen?)

Asexualität nennt man diese noch unerforschte und bisher als rein pathologisch (sic! - das ändert sich aber zusehends) gesehene Gefühlsform, ganz neutral, nicht abwertend. Die ZEIT berichtet aktuell davon, u.a. die WELT am Sonntag brachte das Thema schon früher.