Tuesday, 11. October 2011
Letzter Teil: 2.5
10. Indem sie sich mit dem erlösenden Gehorsam Jesu vereinen, der seinen Willen ganz in die Hände des Vaters legte, erfüllen sie treu ihre je eigenen Pflichten in den verschiedenen Lebensumständen. Sie folgen dem armen und gekreuzigten Christus und bekennen sich auch in Schwierigkeiten und Verfolgungen zu ihm.
Dieser Abschnitt besteht zwar nur aus zwei Sätzen, aber diese haben es in sich, so daß sie es allein wert sind, etwas ausführlicher behandelt zu werden.
Der erste Satz zeigt noch einmal auf, daß der OFS ein Orden für nahezu alle ist, für Aktive, Kontemplative, Verheiratete, Singles, Eltern, Kinderlose, Priester, “Weltleute” etc.
Jeder und jede lebt in einem einzigartigen Umfeld mit einzigartigen Verpflichtungen. Dabei ist es ein wichtiger Teil der Ordensregel, hier explizit so genannt, eben nicht aus der Welt zu flüchten und sich (positiv gemeint!) fromm dem Ordensleben hinzugeben, sondern dieses Leben in der Welt mit dem franziskanischen Geist zu durchdringen versuchen. Die Arbeit wird nicht anders oder weniger als Glied des OFS, doch sie sollte gerade wegen des OFS treuer erfüllt werden. Sie werden sogar “Pflichten” genannt, denn die Kirche kann von vielem eben nicht dispensieren - eine Ehe ist ein Sakrament, eine Familie muß versorgt, Kinder müssen umsorgt werden und zum Wachstum aller kostet das in der Familie vor allem eines: Zeit.
Als persönliche Notiz: auf meinem Glaubensweg war ein Mann sehr wichtig, der selber in seiner Ehe scheiterte. Seine Frau war nicht so gläubig wie er (auch nicht katholisch, aber das gibt’s ja auch nur “pro forma” leider genug), und dieser damalige Freund von mir erzählte mir (damals war die Ehe schon zerrüttet), daß es ihm für eine Zeit als Ehemann sehr wichtig war, 5x/Tag das Monastische Stundengebet zu beten, er war sehr benediktinisch geprägt. Hier, auch wenn er es nicht so sah, hat meines Erachtens das deutliche Ausleben einer persönlichen Frömmigkeit zum Scheitern einer sakramentalen Beziehung beigetragen. Ist es das “Wert”? Ich kann das nicht beurteilen, aber das eigene Kreuz kann manchmal an Orten auf einen warten, wo man es nicht vermutet.
Aufgrund dieser Geschichte ist es immer wichtig für Menschen, der in einer Familie zum OFS findet, diese”mitzunehmen”. Hierzulande (ich weiß nicht, ob das generell im OFS so ist) wird man eigentlich nur zum feierlichen Versprechen zugelassen, wenn der Ehepartner seine Einwilligung gegeben hat - und ich halte das für wichtig.
Nun zum zweiten Satz. Auch wenn es Momente geben, wo dieser auch in der Familie zum Tragen kommt, gehe ich hier nicht von so einem Fall aus. Der Satz hat Sprengstoff, weil er eben das Festhalten am Glauben in der Verfolgung nicht wünscht oder fordert, sondern lapidar feststellt. Daß das kein Murmelspiel ist, erleben Christen bspw. in muslimisch dominierten Ländern zuhauf, die Nachrichten sind mal wieder voll davon. Wirkliche Verfolgung erleben Christen hier in Deutschland ggf. dann, wenn sie Konvertiten aus dem Islam sind (was schlimm genug ist), sonst eher nicht. Schwierigkeiten schon eher. Doch hier ist Standfestigkeit angesat. Und wenn man bedenkt, daß diese Ordensregel für den gesamten OFS weltweit gilt (und es gibt ihn natürlich auch in Ländern mit enormer Christenverfolgung), dann sieht man klar, welcher Anspruch hier formuliert wird.