Impressionen

Wednesday, 30. March 2011

Florenz.
Diese Stadt hat die Renaissance nicht nur hervorgebracht, sondern geradezu zum Lebensprinzip erklärt, Schönheit an jeder Ecke der Altstadt. Gleichzeitig die Stadt, in der http://de.wikipedia.org/wiki/Savonarola vier Jahre lang “regierte” und der Boticelli dazu brachte, mehrere seiner Werke freiwillig zu verbrennen. Kurz nach Savonarolas gewaltsamem Tod war dann Machiavelli im Florentiner Stadtrat vertreten (der übrigens ebenso wie Michelangelo und Galilei in der Franziskanerkirche begraben wurde). Unglaublich viel super spannende Geschichte dort.

Dann nur kurz Assisi.
Für mich wie schon angerissen der Höhepunkt. Das Wohnhaus des Franz gesehen, die Portiuncula-Kapelle, das Kreuz von San Damiano, die Reliquien der Klara und des Franz, die Atmosphäre dort eingeatmet, die alles viel klarer werden ließ, was ich in den Lebensbeschreibungen und Schriften bislang gelesen hatte.

Dazu dort und andernorts sehr schöne Gespäche mit iubita mea über die Liebe Gottes versus über die der Menschen (und warum erstere sehr weh tun kann), über die historisch vielleicht zu starke Verurteilung der Eltern des Franz, über die Evangelien, die je nach Ansicht ziemlich nüchtern von Männern geschrieben wurden, über die Unterschiede der Liebe einer Mutter und eines Vaters etc.

Dann nach kurzem Zwischenstop zuhause noch weiter und Familie besucht in einer Stadt unde a fost minunat (ein Besuch dort ist immer sehr zu empfehlen). Drei große Kirchen sind direkte Nachbarn (lutherisch, römisch-katholisch und orthodox), die letzten beiden schönerdings beide der Allerheiligsten Dreifaltigkeit geweiht. Die Reformierten und die Lutheraner sind hier übrigens selbstverständlich nicht “uniert”.

Aber das sind nur ein paar Impressionen, die vielleicht irgendwann mal ausgeschmückt werden …


Kurz angeblogged

Saturday, 19. March 2011

Während Kriege wieder internationaler werden, weil man die Waffen des Gegners gut kennt (man hat sie ihm ja selbst geliefert), der nicht nur nebenher über erkleckliche Rohstoffe verfügt, melde ich mich kurz zurück, um dann für eine Woche wieder abzutauchen.

Während der Tage in Florenz habe ich das erste Mal Entwicklungen in der Kunst (von Cimabue und Giotto bis zu Michelangelo und Botticelli) wirklich verstanden - und fand das faszinierend.
In Assisi - war das erste Mal dort - habe ich natürlich gleich den Vollkommenen Ablaß “erworben”, ist ja auch ‘ne super feine Sache.

Und Assisi ist ein Traum, besonders für iubita mea, unser kleines Wunder und mich dank Br. Thomas und Br. Peter, denen beide hier noch einmal herzlichst gedankt sei. Es war ein unerwartbar großes Geschenk, nein, ihr wart ein unerwartbar großes Geschenk für uns und wir fühlen uns mehr als bloß geehrt. Diese beiden Tage klingen immer noch nach.

(Übrigens waren wir noch einmal am nä. Tag in der Pizzeria, Br. Thomas, wie hieß die noch?)

Später vielleicht mehr dazu, aber erst einmal wieder still hier …


Abgeblogged

Sunday, 06. March 2011

Für die nächsten drei Wochen. Bleibt brav.


Ja, das paßt

Monday, 28. February 2011

Wer könnte als Christ so einem Satz der Mahnung nicht zustimmen?

Alles fürchtet ihr wie Sterbliche, alles begehrt ihr wie Unsterbliche.

Ist das nicht die Grunddiskrepanz im konsumorientierten Leben?

Doch vom gleichen Autor stammt auch dieser Satz:

Missgeburten löschen wir aus, Kinder auch, wenn sie schwächlich und missgestaltet geboren worden sind, ertränken wir; und nicht Zorn, sondern Vernunft ist es, vom Gesunden Untaugliches zu sondern.

Paßt das zusammen? Beides hat der stoische Philosoph Seneca geschrieben - und ja, es paßt, denn es stört den Stoiker trotz des hehren ethischen Anspruches an sich selbst, von den Niederungen des Lebens nicht verschont zu werden - deswegen will er sich dessen entledigen. Und genau hier, bei der Aufrechterhaltung der eigenen Macht (eingeschränkt durch andere, die ablenken von der Erfüllung eigener geistiger Bedürfnisse), liegt das Ende der gepredigten Toleranz.

Daher paßt es auch, daß Mark Aurel, der Stoiker auf dem Kaiserthron, zu den schärfsten Christenverfolgern der römischen Geschichte gehörte.

Parallelen zu heute, wenn die aus “der Vernunft” begründete Toleranz beim eigenen Machtanspruch endet, werden vielleicht noch deutlicher werden im Laufe der Jahre…


Konzilsinterpretationen

Friday, 25. February 2011

Wie schon im letzten Beitrag angeklungen, gibt es ein Thema, daß meines Erachtens nach entscheidend ist für den zukünftigen Dialog zwischen katholischer Kirche und Orthodoxie (aufgrund der sehr differierenden Meinungen in der Orthodoxie gibt es bei ihnen aber kein einheitliches Bild, mehr dazu gleich). Alles sprechen zwar vom Papsttum, die Ausübung dieses Amtes ist auch diskutierbar, aber noch viel wichtiger ist die lange Historie der verschiedenen Interpretationen von kirchlichen Synoden/Konzilen. Leider gibt es zu wenige Experten auf diesem Gebiet, auf dem u.a. Walter Kardinal Brandmüller sehr bewandert ist.

Im Westen gab es schon sehr früh die Auffassung, daß die Glaubenssaussagen der Konzile verbindlich sind, die disziplinarischen dagegen wandelbar. Obwohl die letzteren durch ggf. jahrundertlange Auflage einen eigenen Wert erhalten, der nicht einfach wegzufegen ist “weil es ja keinen Glaubensartikel berührt”, sind sie prinzipiell von der höchsten kirchlichen Autorität anpaßbar.
Ich bin mir nicht sicher, ob diese Auffassung im Osten ebenso überall Fuß fassen könnte, ich bezweifle es jedenfalls.

Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch daran:

- im Ökumenischen Rat der Kirchen gab es plötzlich und für die andere Seite unerwartet das Votum der orthodoxen Teilnehmer, daß man nicht mehr mit Protestanten zusammen beten könne.
- ein orthodoxer Bischof Zyperns meinte mit Papst Benedikt nicht zusammentreffen zu wollen, weil Papst Benedikt ja gar kein Bischof sei.

Diese beiden uns vielleicht skurril vorkommenden Meinungen haben ihre Grundlage in einem Dokument, das schon uralt ist und immer umstritten war:

die sogenannten Apostolischen Kanones, einer Sammlung von Grundsätzen in der Kirche. Da heißt es u.a. in Kanon 11:

If any one shall pray, even in a private house, with an excommunicated person, let him also be excommunicated.

(Quelle)

Kein Wunder also, daß das Gebet abgelehnt wurde. Und es paßt auch zur strengen orthodoxen Auslegung, daß es richtige Sakramente nur innerhalb der eigenen Kirche gibt, also daher Papst Benedikt auch kein Bischof im eigentlichen Sinn sei. Solche orthodoxen Kleriker sind keine schrägen Vögel, sondern nehmen die Kanones sehr ernst.
Nur, und da liegt der Hase im Pfeffer: kaum ein orthodoxer Bischof würde sagen, daß alle jemals verabschiedeten Kanones noch unverändert gültig sind. Welche das aber jetzt genau sind und wer das nach welchen Kriterien entscheidet, da gibt es keinen innerorthodoxen Konsens und keine sicheren Kriterien.

Die Synode von Elvira hatte im schon erwähnt als eine Synode, die vom Westen einberufen vom Osten nie akzeptiert wurde. Ähnliches geschah umgekehrt mit der Trullanischen Synode. Die hat der Westen (in persona des Papstes) nie akzeptiert. Auffallend bei dieser Synode ist, daß dort westliche liturgische Entwicklungen verurteilt worden sind (nicht gerade vorteilhaft, wenn man die Akzeptanz der Synode will). Aufgrund der richtigen Einstellung, daß das Gesetz des Gebetes (lex orandi) auch das Gesetz des Glaubens darstellt (lex orandi), wurden Weiterentwicklungen eben als fehlerhafte Abweichungen bezeichnet und verurteilt.

Mir geht es jetzt gar nicht um dieses Konzil oder das von Elvira im einzelnen, sondern um die Feststellung, daß die unterschiedliche Rezeptionsgeschichte der vielen Konzile ein wichtiges zu beackerndes ökumenisches Feld darstellt. Dies ist eng mit der Geschichte des Papsttums verwoben, wird jedoch zumindest in der kirchlich interessierten Öffentlichkeit kaum beachtet.


Kathedra Petri III

Thursday, 24. February 2011

Wie angekündigt jetzt der abschließende Teil zum Konzil von Chalcedon, der heute noch Schatten wirft. Es geht hierbei nicht um die Fraktionen Katholisch-orthodox versus alt-orientalisch, sondern grob gesagt um Ost versus West.

Das Stichwort lautet “Canon 28″.

Jedes altkirchliche Konzil hat als Beschlußsammlung die bereits erwähnten Canones herausgegeben, sie sind das eigentliche Ergebnis des Konzils. Der Canon 28 besagt nun, daß der Bischofssitz von Konstantinopel nicht nur wie zuvor beim Ersten Konzil in Konstantinopel im Jahr 381 festgelegt an zweiter Stelle hinter Rom stünde, sondern gleichauf mit Rom den ersten Platz sozusagen teilt. Begründung war der Umstand, daß Konstantinopel jetzt (durch den Sitz des Kaisers) das neue Rom sei.

Jetzt ist es aber so, daß die päpstlichen Gesandten, die sog. Legaten, während der Abstimmung über diesen Canon überhaupt nicht mehr anwesend waren - es handelt sich also um einen Canon ohne päpstliche Teilnahme. Die Legaten haben die Zustimmung auch nachträglich verweigert, ebenso Papst Leo der Große. Es ist in meinen Augen vollkommen nachzuvollziehen, daß sich die Position eines Bischofssitzes nicht an den politischen und somit zeitlichen Machtverhältnissen orientieren darf. Der Apostolische Stuhl war und ist immer nur Rom (das im letzten Beitrag genannte Buch von Horn zeigt viele Quellen auf, die diese Sichtweise auch für den Osten bestätigen), durch den Kaisersitz in Konstantinopel hat auch der dortige Bischof keinen Anteil daran erhalten.
Aus diesem Grund hat Papst Leo das Konzil als ganzes mehrere Jahre überhaupt nicht akzeptiert, erst durch Beknieung durch Kaiser und Bischöfe tat er es dann doch, allerdings ohne den Canon 28. Der wurde im Westen nie akzeptiert.

Okay, soweit so gut. Es gab schon immer - um der Mär von der ach so geeinten Kirche im Ersten Jahrtausend ein Ende zu bereiten - Konzile der einen Region, die in der anderen nicht anerkannt wurden, so bspw. die Synode (Konzil ist nur das latein. Wort für Synode) von Elvira im heutigen Spanien (in der Nähe von Granada) aus dem 4. Jh. Wer schon immer mal wissen wollte, wann der Sabbat als kirchlicher Feiertag zugunsten des Sonntags offiziell abgeschafft wurde - hier war’s (was auch weltweit Einzug hielt). Diese unterschiedliche Tradition der Konzilsinterpretationen in Ost und West, meines Erachtens eines der spannendsten katholisch-orthodoxen ökumenischen Themen, ist aber später noch einen eigenen Beitrag wert.

Also zurück zum Canon 28. Entscheidend jetzt für die weitere Beurteilung dieses Canons ist es, wie die Kirche mit ihm umgegangen ist. Er ist überliefert, das ja. Aber: er findet sich in den ersten Jahrhunderten nach diesem Konzil in keiner kirchlichen(!) Canonsammlung, weder des Westens noch des Ostens! Selbst ein Patriarch von Konstantinopel wie der in der Orthodoxie als heilig hochverehrte Johannes Scholasticus, der über 100 Jahre nach dem Konzil von Chalcedon eine epochale Sammlung des kanonischen(!) Rechts editierte, führt diesen Canon nicht auf, obowhl doch gerade er davon profitiert hätte.

Nein, wenn der Papst in Rom als Inhaber des alleinigen Apostolischen Stuhls einen Canon nicht mitträgt, gilt er als nicht mehr verbindlich für die Kirche, so war damals die übliche Vorgehensweise.
Erst als das Schisma immer deutlicher wurde, wurde dieser Canon plötzlich hervorgeholt und findet sich als Streitpunkt bis heute auf dem Tablett.

Soweit zu diesem Konzil - und hier beende ich mal die kleine Reihe über die Kathedra Petri.


Kathedra Petri II

Wednesday, 23. February 2011

Das früheste nachbiblische Zeugnis dafür, daß die Kirche von Rom auch außerhalb des ursprünglich auf dem westlichen Reich beschränkten Jurisdiktionsbereich (=Gebiet der Entscheidungsvollmacht) tätig wurde und dies auch selbstverständlich anerkannt wurde, ist der Erste Brief des römischen Bischofs Klemens an die Kirche in Korinth. Der ist noch aus dem ersten Jahrhundert, den hatte ich vergessen zu erwähnen. Das nur ganz knapp dazu.

Deswegen geht es weiter mit

2. der Streit im Konzil von Chalcedon im Jahr 451, welches weniger als einen Monat dauerte! Es handelte sich bei diesem 4. Ökumenischen Konzil in meinen Augen um das mit Abstand wichtigste Konzil überhaupt, auch weitaus wichtiger als das 21. Ökumenische (das Zweite Vaticanum). Viele meinen “das Konzil” sei immer nur das Zweite Vatikanische gewesen. Wer weiß, daß es bereits 20 Ökumenische Konzile davor gab und es - vorausgesetzt, die Parusie läßt weiter auf sich warten - auch noch womöglich weitere geben wird, die ggf. Entscheidungen des letzten Konzils revidieren, kann es besser einordnen. Aber um Mißverständnissen vorzubeugen: natürlich gilt es, alle(!) Beschlüsse des letzten Konzils mit Gehorsam anzunehmen, denn es steht uns “vorauseilender Gehorsam des Hl. Geistes” nicht zu: keiner weiß, ob, wann und wo je wieder ein Konzil stattfinden wird und was es beschließen wird.
Worum ging es bei diesem Konzil? Hauptsächlich um eines: wer ist Jesus? Ist Er Gott? Ist Er Mensch? Ist Er beides und wenn ja, dann wie? Welche “Natur” hat Er, wie hat Er Anteil an der Gottheit? Das Ergebnis dieses Konzils ist die berühmte Formulierung, daß in der Einen Person (griech. Hypostase) Jesu Christi zwei Naturen, die göttliche und die menschliche “unvermischt, unverändert, ungeteilt und ungetrennt” existent seien.

Wie kam es zu diesem Ergebnis und welche Folgen hatte es? Nun, zuerst zu den Folgen, denn eine große Folge dauert bis heute an. Der damalige Bischof und Patriarch Dioskur von Alexandria konnte es nicht akzeptieren, daß die beiden Naturen in Jesus Christus so wie geschildert “vorlägen” (genau erklären kann und will ich das gar nicht), er betonte mit seinem Gefolge eindeutig die Gottheit Jesu Christi über die Menschheit Jesu. Es kam zu der Abspaltung der Kirche, die im Gefolge dann “alt-orientalisch” genannt wurde. Diese Kirchen gehören bis heute dazu, u.a. auch die in letzter Zeit bekannter gewordenen Kopten. Im allgemeinen werden sie Monophysiten genannt, auch wenn sie selbst die Bezeichnung Miaphysiten bevorzugen.

Entscheidend für die weiter oben ganannte abschließende Formulierung wurde das Eingreifen des römischen Bischofs, des Papstes Leo dem Großen. Er war selbst nicht anwesend (das war bei den im Osten statfindenden Konzilien durchaus üblich), sondern hatte seine Gesandten hingeschickt. Die christologische Streitfrage hatte er nun nach eigenem Bekunden als Inhaber des Apostolischen Stuhls (damit wurde - auch eher unbekannt - nur der römische bezeichnet, obwohl Petrus zuvor auch erster Bischof von Antiochien war) autoritativ beantwortet, indem er ein Schreiben in Chalcedon vorlesen ließ (was der Bischof von Alexandria lange verhindern wollte - jaja, so ging’s damals schon zu …). Dieses Schreiben ging als “Tomus Leonis” in die Geschichte ein. Die Reaktion darauf wird so überliefert, daß manche Konzilsväter begeisert ausriefen, mit der Stimme Leos hätte Petrus selbst gesporchen.
Aber wo ist jetzt der Haken?
Nun, die Bedeutung dieses Tomus wird aus nachvollziehbaren Gründen in Ost und West unterschiedlich gesehen. Während bspw. der orthodoxe Theologe Olivier Clément in seinem Buch “You are Peter” das ganze eher ein wenig runterspielt (obwohl er zugibt, daß sich Leo seiner päpstlichen Vollmacht schon da voll bewußt war), legt Stephan Otto Horn in dem von mir bereits kurz rezensierten Buch schön dar, welche große Bedeutung das Eingreifen des Inhabers des Apostolischen Stuhles hatte. Das kann der Osten natürlich nicht einfach schlucken, das kann man auch nicht argumentativ erzwingen und Quellen können unterschiedlich bewertet werden.

Die unterschiedliche Quellen-Bewertung spielt bis heute auch bei dem zweiten folgereichen Thema eine Rolle. Aber dazu später dann im Teil III.


Kathedra Petri I

Tuesday, 22. February 2011

Ich hoffe, bislang der Papolatrie (=Anbetung des Papstes) unverdächtig gewesen zu sein.
Das einheitsstiftende Amt des Papstes halte ich aber für unabdingbar für die Kirche und in der Tat für ein von Christus gewolltes konstitutives Element für die Kirche - insofern bin ich stramm katholisch.
Dennoch halte ich es für sehr gefährlich, aus dem jeweiligen Amtsinhaber einen religiösen Superstar zu machen, wie es seit dem großen Dramaturgen, dem bald seliggesprochenen JP2 oft geschah und geschieht (auch wenn es nicht so das Ding für B16 zu sein scheint).

Ich weiß nicht, wie es den Lesern so geht, aber anfangs hatte ich immer das Gefühl, die Orthodoxen hätten irgendwie doch eher den ursprünglichen Glauben bewahrt und das Papsttum sei eine katholische Sonderentwicklung. Erst ein gewisses historisches Studium der Quellen hat mich eines besseren belehrt. So ist es bspw. keinesfalls so, daß es unter den Orthodoxen eine “Einheit im Glauben” gibt, auch wenn diese immer postuliert wird.

Ein paar Infos zu beidem, so gut es mein Gedächtnis hergibt in chronologischer Reihenfolge:

1. der Ketzertaufstreit: rund um das Jahr 250 gab es einen Streit zwischen dem damaligen Bischof von Karthago, Cyprian, und dem Bischof von Rom, Stephan I., über die Frage, ob eine Taufe, die in richtiger Form von einem Christen außerhalb der Kirche (=Ketzer) gespendet worden ist, denn jetzt in den Augen der Kirche gültig sei oder nicht. Cyprian war ein strenger Vefechter der Wiedertaufe (in seinen Augen natürlich Ersttaufe, da die erste keine gültige war), Papst Stephan lehnte dies strikt ab, es käme nur auf die Form und Intention an. Der Bischof von Alexandria, Dionysius, neigte eher der Meinung des Papstes zu, sah aber die Gefahr einer Kirchenspaltung und mahnte behutsames Vorgehen an. Er selbst hat aber wohl keine Zweittaufe gespendet.
Geklärt wurde das ganze dann im Ersten Ökumenischen Konzil zu Nizäa im Jahr 325. Der 8. Kanon (Kanon ist ein Konzilsbeschluß) besagt, daß von einer bestimmten außerkirchlichen Sekte (die “Reinen”, Katharer) sogar die Priester und Diakone in ihren Ämtern anerkannt werden, sollten sie zur Kirche zurückkehren wollen. Die Taufe war selbstverständlich gültig. Zuvor hatte schon die Synode von Arles im Jahr 314 die Ketzertaufe anerkannt (9. Kanon).

In der Orthodoxie wird aber zum Teil immer noch auf Cyprian von Karthago zurückgegriffen und die katholische Taufe nicht anerkannt. Die Russen erkennen sie vorbehaltlos an (genauso wie die Priesterweihe), die Georgier lehnen sie vorbehaltlos ab, meines Wissens nach tun dies auch die Serben (taufen also “neu”), bei einigen Kirchen (wie der früheren Russischen Auslandskirche) liegt das im Ermessensspielraum des Bischofs bzw. in dessen Vertretung des Priesters. Eine Einheit im Glauben sieht meines Erachtens nach anders aus.

Die mehrheitliche Ablehnung ist übrigens die Reaktion auf ein meines Erachtens nach tragisches römisches Vorgehen. Es ist leider weitgehend unbekannt, daß bis ins 18. Jahrhundert hinein die Kommuniongemeinschaft zwischen Orthodoxen und Katholiken mehr oder weniger ein normaler akzeptierter Vorgang war. Erst nachdem 1729 die Propaganda Fide die Einheit mit dem Bischof von Rom und die Anerkennung seiner Vorrangstellung als unabdingbare Voraussetzung für den Empfang der Sakramente machte (bei wikipedia wird das nicht erwähnt, einen direkten Link zum Text des Dekrets habe ich aber nicht gefunden), kam es 1755 zu einer harschen Reaktion aller griechischen Patriarchate, alle katholischen Sakramente wurden für ungültig erklärt (das russische Patriarchat reagierte 1757 deutlich gelassener, alle(!) Sakramente werden akzeptiert). Diese griechische Ablehnung nach früherer Anerkennung war ein Novum der Kirchengeschichte. Katholischerseits gab es schon immer die Unterscheidung bei Sakramenten von “gültig” und “unerlaubt”, die gibt es bis heute. In der Orthodoxie ist diese weniger scharf artikuliert.

Da in der Orthodoxie generell kein Bischof für den anderen spricht (für Bischöfe eines anderen Patriarchates schon mal gar nicht), ist es auch ziemlich irrelevant für deren Lehre, wenn ein orthodoxer Bischof, wie in Deutschland vor einigen Jahren geschehen, aus “Repräsentant der Orthodoxie” (den es gar nicht gibt) die gegenseitige Anerkennung der Taufe von Katholiken, Protestanten und Orthodoxen mitunterzeichnet.

So, soweit dazu. Da das schon für einen Beitrag recht umfangreich war, kommt der zweite Teil später.


Lektionen aus der Frühzeit

Thursday, 17. February 2011

In der neuesten Ausgabe des bereits verlinkten St. Francis Magazine, einem ökumumenischen Magazin von und für Missionare in der arabischen Welt (Mission unter Muslimen ist ja katholischerseits offiziell leider nicht ganz so en vogue) findet sich vom Herausgeber ein interessanter Artikel über das, was die moderne Kirche vom Martyrium von zwei exemplarischen Bischöfen der Frühzeit lernen kann: von Ignatius von Antiochien und von Polykarp von Smyrna.

Dabei faßt der Autor, wie er mir mal selbst schrieb ist er anglikanischer Kleriker, folgendes Resumee zusammen:

1. When Christians are asked to give up their faith and recognize other religions or ideologies as true, in opposition to the Christian faith, they must not compromise. This is not negotiable.

2. Suffering must never be sought but, when it comes, it must be seen as something of great value for God. It is being a sacrifice for God, in participation with Jesus Christ and the Eucharist. It is the highest form of discipleship, the grand finale of following Jesus Christ. It is therefore something to be proud of.

3. A strong focus in the church is needed on the physicality of Jesus Christ, on his physical death and resurrection, on the eternal blessing of the saints and on eternal punishment for those who do not hold on to Christ. The physicality of this should be underlined.

4. The Church must celebrate Eucharist often as this connects believers with Jesus Christ and his physical suffering andhis physical resurrection, and therefore with eternal salvation.

5. People who suffer are entitled to know what they suffer for, so the leadership of the Church must proclaim the orthodox faith with absolute clarity as eternal truth that is worth dying for. Heresy is named and rejected.

6. Stories of ancient and contemporary martyrs help the present Church to endure persecutions because they prepare the Church for suffering; they also encourage those who suffer that, if they die, they are not forgotten by the Church but treated as heroes. Therefore, there is a need for modern hagiography of those who suffer and die for the faith.

7. In the liturgies of the Church, both ancient and contemporary martyrs should be mentioned, for the same reasons as mentioned under 6.

Angesichts der Tatsache, daß unsere Geschwister in vielen Teilen der Welt leiden, zeigt sich hier die Wichtigkeit der Erinnerung in der Liturgie und einer hoffentlich starken Führung (leadership) durch die Bischöfe.


Familien-Blitzlicht

Thursday, 17. February 2011

Instruktionen zuhause.

Ich: “Und am Freitag gebe ich ihr [=unserem kleinen Wunder] natürlich Fisch, sie ist ja schließlich katholisch.”

Iubita mea: “Nein, am Freitag ist sie orthodox, da gibst Du ihr bitte nur Gemüse.”


Neue Erfahrung

Wednesday, 16. February 2011

Daß es auch eine mehr oder weniger breite Basis von ganz normalen Katholiken gibt, die die bekannten immer-mal-wieder Reformvorschläge ablehnen und das ganze auch medial artikulieren, ist wahrscheinlich eine neue Erfahrung für diejenigen, die sich immer als die Basis dünkten.

Bislang konnte man seinen Frust auf die eigenen Bischöfe (zumindest auf einzelne) oder am liebsten direkt auf “Rom” schieben, denn die wollen da ja nicht hören.

Jetzt ist es womöglich mein Banknachbar in der Hl. Messe, der anders denkt.

Da davon auszugehen ist, daß diese neue Basis nicht wieder einschlafen wird, wird das die subjektive Großwetterlage sicher dauerhaft verändern.

Aber eines ist sicher: ein besseres Zeugnis für Christus geben wir mit Grabenkämpfen nicht ab.


Zusammen

Monday, 14. February 2011

Es gibt so richtig gute Bachelor-Arbeiten.

Neulich fand ich diese. Hervorragend. Und extrem ökumenisch im guten Sinn. Wird auch bei mir verlinkt:

www.setzdichein.de


Bekenntnis

Saturday, 12. February 2011

Tja, ich habe auch unterschrieben, die Petition pro ecclesia, schon vor einigen Tagen.

Mag sein, daß ich mich damit in eine Reihe mit Menschen stelle, die andere nicht mögen, aber was soll’s. Als Sünder stehe ich überall richtig.

Es ist nicht nur, daß ich die Initiatoren persönlich einigermaßen kenne, mit einem gar gut befreundet bin, ich halte die Petition auch inhaltlich für wichtig. Es ist an der Zeit, daß es ein Gegengewicht zu der angeblichen Basismeinung gibt - und das Web 2.0 bietet dafür beste Voraussetzungen.

Wer die Petition mit offenen Augen liest - und seltsamerweise habe ich das noch nirgendwo angemerkt gefunden - wird auch feststellen, daß sie die Bischöfe trotz aller Loyalität ziemlich deutlich kritisiert. Wer fordert, daß liturgische Experimente beendet werden sollen, zeigt auf, daß die Bischöfe ihre Aufsichtspflicht bislang arg vernachlässigt haben, gleiches gilt für die Unterstützung für Seminaristen und Laientheologen. Deswegen ruft sie sehr wohl zu Reformen auf, allerdings nicht die, die andere gerne hätten.


“Träger der Liturgie”

Thursday, 10. February 2011

Was ist damit eigentlich gemeint, wenn dieses Schlagwort des Titels gebracht wird?

So etwas:

oder eher so etwas?

Was heißt denn hier “tragen”? Soll das “machen” bedeuten oder “unverzichtbar sein für”?

Das 21. Ökumenische Konzil der Kirche sagt da etwas anderes in ihrem Dokument über die Liturgie:

8. In der irdischen Liturgie nehmen wir vorauskostend an jener himmlischen Liturgie teil, die in der heiligen Stadt Jerusalem gefeiert wird, zu der wir pilgernd unterwegs sind, wo Christus sitzt zur Rechten Gottes, der Diener des Heiligtums und des wahren Zeltes.

Das heißt, wenn wir hier auf Erden Liturgie feiern, nehmen wir an etwas teil, was auch ohne uns beständig stattfindet.

Wir treten zu ewas hinzu. Lapidar gesagt ginge das ganze auch ohne uns.

Deswegen verstehe ich auch nicht die ständigen Streitereien über die Liturgie, noch weniger als Ehemann einer Frau rumänisch-orthodoxen Glaubens, wo so etwas sowieso nie Thema ist und das auch niemand versteht.

Für mich ist nicht entscheidend ob Mund- oder Handkommunion, ob der Priester mich ansieht oder nicht, ob Kirchenbänke drinstehen oder alle stehen müssen, ob Latein oder Deutsch. Für mich entscheidend ist, daß es die Liturgie der Kirche ist. Denn die ganze Kirche tritt zu der himmlischen Liturgie zu, nimmt an ihr teil, als irdischer Teil des Volkes Gottes.

Es gibt über 20 Riten in der Einen Katholischen Kirche, also sind die Ausdrucksweisen des Hinzutretens durchaus variabel.

Aber “machen” brauchen wir die Liturgie nicht.

Deswegen frage ich mich auch was das bedeuten soll, wenn es heißt, daß die Gemeinde Träger der Liturgie sei.

Vielleicht kann mir da jemand helfen.


Gewaltlosigkeit aktuell

Saturday, 05. February 2011

An image an elderly woman defeating Egypt’s police force with Love

(Quelle)


Stille Freude

Saturday, 05. February 2011

Was bin ich froh, einer Kirche (DER Kirche) anzugehören, die nicht bloß knapp unter 30, sondern knapp unter 3000 Diözesen umfaßt.

Damit ist für mich das Thema durch.


Neue Links

Friday, 04. February 2011

Neue Links hinzugefügt in die Linkliste (in der jeweiligen Kategorie zu finden). Vielleicht is ja für den einen oder anderen auch was dabei.

http://www.stfrancismagazine.info
http://paxchristirochester.blogspot.com
http://secularfranciscanskc.blogspot.com
http://gerrystraub.wordpress.com


Die Stimme des Volkes

Thursday, 03. February 2011

Jordanien: 86%
Ägypten: 84%
Pakistan: 76%

dagegen

Libanon: 6%
Türkei: 5%

der jeweiligen Bevölkerung sind dafür, daß Apostaten des Islam (die also den Islam verlassen und z.B. Christ werden) mit der Todesstrafe bestraft werden sollten.

Die Anwendung der Scharia wird in diesen Ländern auch in anderen Fällen grundsätzlich gleich beurteilt (bspw. Steinigung bei Ehebruch etc.)

Hier mehr dazu.


Da fehlt noch einiges!

Tuesday, 01. February 2011

Ich finde leider in den Quellen über Franziskus die Stelle nicht mehr, die berichtet, daß er trotz äußerst ärmlicher und knapper Bekleidung nie frierte fror, weil er vom Feuer für den Herrn erfüllt war.

Neulich, als ich über eine Stunde in (gefühlt) bittterer Kälte auf für mich wichtige Menschen warten mußte, habe ich ihn dann doch sehr beneidet. Mein Feuer für den Herrn ist über eine kleine Funzel noch nicht hinausgekommen …


Vernachlässigtes Kleinod

Wednesday, 26. January 2011

Es gibt ja so ein paar Briefe im Neuen Testament, die werden meinem Eindruck nach - der komplett falsch sein kann - innerkirchlich sträflich vernachlässigt. Die Paulusbriefe sind es nicht, die sind immer en vogue. Doch die anderen? Die Johannesbriefe bspw., man kennt ja aus dem ersten maximal noch den berühmten Satz “Gott ist Liebe”, den zweiten und, ja, auch den gibt es, dritten Brief des Johannes liest ja wohl eher kaum jemand. Gleiches gilt für den Brief des Judas, der Jakobusbrief dagegen ist schon eher auf dem Schirm.

Einer von den Vernachlässigten ist mir besonders lieb: der Brief an die Hebräer. Mir scheint es, daß er (nur in der dtsprachigen?) Theologie nicht so eine Rolle spielt, weil das eindeutige Opferverständnis der Hingabe Jesu da im Mittelpunkt steht, dazu noch sein Hohepriesterliches Amt und Wirken als fehlerloser Mensch. Kein Mainstream-Thema, warum auch immer (okay, Gründe kann ich mir vorstellen …)

Der Hebräerbrief wurde ja zu Beginn des Jahreskreises werktags gelesen, da fiel mir wieder auf, wie sehr ich ihn mag. Und wie wichtig er für das Gesamtbild ist, wie wichtig jede einzelne Schrift der Einen Heiligen Schrift für das Gesamtbild ist. Es tut daher gut, auch mal die vernachlässigten Schriften wieder zu lesen. Auch sie sind Bibel, nicht weniger als andere.


Eine wirklich katholische Pfarrei

Monday, 24. January 2011

(Vorneweg: der Sachverhalt ist anders als hier dargestellt, ein Fehler meinerseits, wie man an den Kommentaren sehen kann - aufgrund derselben wollte ich den Beitrag aber nicht komplett löschen)

Es ist schon witzig:

sowohl Peter Bürger als auch Michael Hesemann leben hier in Düsseldorf auf dem gleichen Pfarrgebiet. Konträrer könnten ihre Ansichten in Sachen Kirche kaum sein.

Woher ich das weiß? Nun, es ist auch meine Pfarrei!


Trügerische Sicherheit

Saturday, 22. January 2011

Der Mann, der hauptverantwortlich prüfen soll, ob verschiedene medizinische “Innovationen” überhaupt das bringen, was sie versprechen, hat heute was gesagt, was erst einmal viele erschreckt hat und was es in der Rheinischen Post sogar auf die Titelseite gebracht hat:

Früherkennungsuntersuchungen haben in unserer Gesellschaft einen sehr hohen Stellenwert. Ihr Ansehen ist tatsächlich aber viel höher als das, was sie wirklich leisten.

Das kommt nicht gut an, wie man in den Kommentaren nicht nur dort lesen kann. Manche Wahrheit tut eben weh.

Anscheinend ist es meinem Berufsstand gut gelungen, den Menschen eine Sicherheit vorzugaukeln mit Vorsorgeuntersuchungen, die es gar nicht gibt. Ich erlebe es selbst oft: Menschen sagen mir: “ich war beim Check, bin komplett gesund, sagt mein Arzt”. So ist das natürlich Unsinn, denn die blöde und von fast jedem Studenten gehaßte Statistik zeigt eben, daß Vorsorgeuntersuchungen viel zu ungenau sind. Es gibt keinen Test, der immer das richtige Ergebnis zeigt, viele sind sogar extrem ungeeignet für die Vorsorge (wie bspw. das Screening im Blut auf Prostatakrebs, ein finanzieller Goldesel).

Doch mit nichts läßt sich so gut Geld machen wie mit der Angst.

War es früher die Angst vor der Hölle oder (wer kannte damals schon genau den Unterschied) einem langen Fegefeuer (”brennt” ja schließlich auch), was den Beutel des Ablaßhandels klingeln ließ, ist es heute die Angst vor dem Tod als solchen. Man gibt eine Menge Geld aus, um sich vor ihm sicher zu fühlen, man findet auch eine Menge Leute, die einem das versichern, man hat es ja schließlich “getestet”!

Herr Windeler steht eben einem unabhängigen Institut vor, welches sich wenig um Ängste kümmern soll, sondern Täuschungen aufzudecken hat. Da muß man eben die einen oder anderen ent-täuschen. Die Sicherheit ist eben trügerisch.


Schon wieder umkehren!

Thursday, 20. January 2011

Es ist schon seltsam: je mehr ich mich am richtigen Platz wähne, desto mehr stelle ich fest, wie lang der Weg ist um anzukommen.

Es wäre doch so einfach: Bin ich in Seiner Kirche? Abgehakt(?). Habe ich meinen Weg der Nachfolge gefunden? Abgehakt(?).

Doch dann wird plötzlich klar, daß Nachfolge natürlich Bewegung ist, das der Weg vor mir länger ist als der hinter mir.

Es gibt noch so unendlich viele Anlässe der Umkehr zu Ihm, noch so unendlich viele Schwächen und Fehler.

Vielleicht ist es ja der Fortschritt im Glauben, daß man selbst keinen sieht.


Ein Schritt weiter - zur Unmenschlichkeit

Thursday, 20. January 2011

Daß verschiedene Wissenschaftsakademien sich jetzt für die PID ausgesprochen haben, dürfte nur den verwundern, der die langsame Erosion der “Werte des Wehrlosen” in der Gesellschaft nicht wahrnimmt. Es ist nur ein Schritt mehr, andere sind schon gefolgt, auch kürzlich der Ärztekammerpräsident (der sonst ein Verteidiger des Lebens war, aber nun, viele knicken ein). Und: es kommt noch deutlich schlimmer, mit Sicherheit.

Man kann reichlich argumentieren, doch ich habe nie bessere Argumente gefunden als in dem Gespräch, daß ich schon vor fast sechs Jahren hier auszugsweise veröffentlichte und was sich immer noch im ZEIT-Archiv finden läßt.

Man sollte es einfach denen vorlegen, die für die PID sind.


Katechetendasein V oder Das kann doch gar nicht sein!

Thursday, 20. January 2011

Hier die letzte Folge.

Nach einem adventlichen Plätzchenback-Treffen im letzten Jahr und einem eher müden Treffen Anfang diesen Jahres war das letzte ausgesprochen gut. Es ging um - für eine Firmung nicht erstaunlich - den Hl. Geist bzw. um die Aussage des Paulus, daß dieser Heilige Geist “uns zu Kindern Gottes macht” und daß wir erst aufgrund dieses Hl. Geistes ernsthaft und bedeutsam zu Gott “Abba, Vater” sagen können und daß dieser Geist “für uns” betet, wenn wir nicht wissen, worum wir beten sollen (Römerbrief, 8. Kapitel, soweit ich mich erinnere).
Um das ganze nicht zu abstrakt werden zu lassen, sprachen wir über den Vater. Da einige der Gruppe die generelle Wahrheit des gesamten Glaubens (angefangen bei der Existenz Gottes) für sehr unwahrscheinlich halten, ging es erst einmal darum, daß sie mal sagen sollen, welche Vorstellungen von der “Aufgabe” eines Vaters generell sie denn so haben. Beschützen, helfen und lieben - darum ging es einstimmig.
Nun ist Er aber der Vater aller, insofern ist es mit dem Beschützen zumindest vor dem anderen gar nicht so einfach, zudem er alle gleich liebt - das war auch allen schnell klar.
Und mit dem Helfen und auch “Wünsche erfüllen” war auch allen klar, daß es keinesfalls gut ist, immer alle erfüllbaren Wünsche auch wahr werden zu lassen. Denn der Vater weiß nicht selten besser als das Kind, was letztlich gut für das Kind ist, auch wenn dieses das ganz anders sieht. Beim leiblichen Vater wachsen wir in dessen Alter hoffentlich rein und können das rückblickend verstehen, beim Himmlischen Vater wird das bedeutend schwieriger…

Und Kind sein? Was bedeutet das? Es war auch hier den Jugendlichen klar, was Jesus meint, wenn wir wie die Kinder sein sollen. Nicht weil unsere Wunschzettel dann immer groß sein werden, sondern weil kleine Kinder hoffentlich ein stabiles Urvertrauen haben, ein Vertrauen, daß es zu essen gibt, daß die Eltern da sind, daß es ein Dach über dem Kopf gibt (übrigens entsteht genau hier zu Recht die Befreiungstheologie, weil es in einigen Regionen der Welt nicht so aussieht und das Urvertrauen fehlt) - das für das Leben gesorgt wird. Das ist hoffentlich für Kinder hierzulande selbstverständlich (ich weiß, ist es manches Mal nicht, aber dennoch der Normalfall).
Jesus fordert uns also auf, genau dieses Urvertrauen zu haben - jeden von uns, alle sind die gleichen Kinder Gottes, der große Chefarzt wie das kleine Baby im Brutkasten - kein Unterschied.

Und um zu üben, wie es sein könnte, mit diesem Vater zu reden, schrieb jeder (wir Katecheten auch) ein freies Gebet, welches dann persönlich blieb und nicht vorgelesen wurde. Fing zögerlich an (auch bei mir), war dann aber gut.

Und Jesus? Was hat der damit zu tun, fragte ich dann noch, und erzählte, was er selbst von sich sagte: wer mich sieht, sieht den Vater - Er und der Vater sind “identisch”. Da wurde es plötzlich klar, welchen Anspruch Jesus hatte und aus einer kam es heraus:

Das kann doch gar nicht sein!

Doch, genau so krass ist das.