Dank

Tuesday, 02. September 2003

Dem Mann auf der rechten, Bruder José (Guiseppe), habe ich einiges zu verdanken. Er leitet die “Obras Hermano Pedro” in Guatemala, eine sehr wichtige und landesweit bekannte soziale Einrichtung. Hier ist eigentlich der einzige Ort, wo die Einwohner dieses zweitärmsten Landes Amerikas (nach Haiti) sehr gute und nahezu (oder ganz) kostenlose medizinische Versorgung erhalten, hier leben geistig und/oder körperlich “Behinderte” sowie verlassene Alte sehr menschenwürdig und liebevoll, “Behinderte” erhalten eine staatl. anerkannte Ausbildung. Hier konnte ich erste chirurgische Schritte unternehmen und wurde vor allem liebevoll empfangen. Mit einem Mitbruder von Br. Guiseppe hatte ich in Deutschland gesprochen, dieser ihm Bescheid gesagt (dank Email) und als ich dann da abends vor der Tür der Einrichtung in Antigua Guatemala stand, kam er den langen Gang entlang, begrüßte mich herzlich und zeigte mir sofort mein Zimmer. Franciscan Connection!
Im Laufe der Tage merkte ich dann, was für ein tief spiritueller Mann das war: bescheiden, keinerlei Höhenflüge trotz der großen Verantwortung für Angestellte und Bewohner, fromm, demütig.

Doch auch woanders habe ich in Guatemala sehr schöne Erfahrungen gemacht, im Regenwald (hier das dortige Haupttransportmittel)

Wer mehr darüber wissen will, wie da der Alltag so aussah, samt ein paar Bildern, der kann hier klicken. Das (übrigens nichtkirchliche) Projekt ist, da es jetzt fast zu 100% in Mayahand ist, ein gelungenes Beispiel von nachhaltiger Entwicklung. Begonnen von einem einzigen Mann zu Beginn der 90er, jemand mit einer Vision.
Übrigens war ich auch am 11.09.01, an dem 11. September, gerade da. Es wusste zwar jedes Dorf, was in NY passiert war, viele hielten mich auch für einen US-Amerikaner (da ist ein Ausländer fast immer ein solcher), aber der Hype ist Gott sei Dank an mir vorüber gegangen.


Fundament

Tuesday, 26. August 2003

Zur Zeit lese ich ab und an thematisch angeordnete Texte der Kirchenväter. Namen wie Ambrosius, Gregor von Nazianz, Johannes Chrysostomus, Irenäus von Lyon, Ignatius von Antiochien, Augustinus, Ephraem der Syrer und Leo der Große tauchen darin auf, aber auch ebenso wichtige, wenn auch im Geschichtsverlauf tragische Männer wie Origenes und Tertullian.
Doch was sind überhaupt Kirchenväter, wieso heißen sie so und wozu sie lesen? Es sind Männer des größtenteils 2. bis 5. Jahrhunderts, die die apostolische Lehre in Worte fassten, die den Glauben gegen falsche Ansichten verteidigten und aufgrund der Auseinandersetzung mit der heidnischen hellenistischen Welt die oftmals mündlich überlieferte Lehre, die über das Wort des Evangeliums hinausging, in Worte gossen. Bei ihnen kann man nicht nur den apostolischen Glauben finden, sondern auch die große Einheit mit der Ostkirche verspüren, da diese Männer für beide Schwesterkirchen größte Autorität genießen.

Und machen wir uns nichts vor: es war schon für damalige Menschen schwierig zu glauben bis un-glaublich, dass Gott höchstpersönlich Mensch wurde, dass die Empfängnis Gottes ohne männlichen Samen bewerkstelligt wurde, dass dieser Jesus mausetot war und von den Toten wiederauferstand.

Leicht geht es uns über die Lippen, das abschätzige “ja, damals”. Doch muss man über Industrien und ein Stromnetz verfügen, um zu wissen, dass es Kinder ohne Sex normalerweise nicht gibt? Muss man Flugzeuge und Autos haben um zu wissen, dass Tote im Normalfall eben nicht mehr erscheinen?
Welche Arroganz treibt uns (und es war so auch in mir lange Zeit) denn um: wer auf Eseln reitet hat quasi “per definition” keine Ahnung vom Leben?
Unterschätzen wir nicht die vor uns Gewesenen.


Es gibt sie

Thursday, 21. August 2003

Wer sie noch nicht kennt, hat was verpasst.

Ruth Pfau.

Hier ist ihre Seite.


Gucken

Thursday, 21. August 2003

Es ist soweit, die Bilder der Vézelay-Wallfahrt sind für die schon gespannt wartende Weltöffentlichkeit im Netz der Netze öffentlich zugänglich, sogar ohne Gebühren!

Einfach hier und dann aufs Foto klicken, die je nach Netzzugang längere Ladezeit abwarten, starten und dann genießen….

Das Lied (nach dem Sonnengesang des Franziskus) ist übrigens von dem Bruder geschrieben worden, der auf dem Bild mit dem Erzbischof (7/90) auf dem rechten Bildrand erscheint. Man sieht ihn auch später noch öfters mit Gitarre. Und ich selbst bin glücklicherweise nur selten abgebildet.


Lahm

Tuesday, 19. August 2003

Worüber regen sich Christen hierzulande auf? Sinkende Gläubigenzahlen, weniger Priester, miese Presse, das eine oder andere römische Dokument vielleicht (auch wenn diese kaum jemand wirklich liest), die Ökumene etc.
Es gab einen Ökumenischen Kirchentag, über vieles wurde debattiert gesprochen und so weiter. Doch über eines im offiziellen Programm überhaupt nicht.

Die verfolgten Christen weltweit.

Ist wohl nicht en vogue im Wischiwaschi-Christentum der europäischen Postmoderne, dass ihre Religion die meistverfolgte der Welt ist. Könnte ja ein schlechtes Gewissen verursachen, da reden wir lieber über die Kirchensteuer oder Gottesdienste als Events.

Die Religions- und Gewissensfreiheit ist die Mutter aller Menschenrechte, sie war der Grund für die ersten Auswandererwellen in die Neue Welt, sie stieß so manches religiöses Monopol um. Ohne sie hätte es nie die Bill Of Rights gegeben. In Ländern mit mehrheitlich oder zum Großteil christl. Bevölkerungen ist sie überall gewahrt und geschützt - fast nirgendwo sonst!

“Kirche in Not/Ostpriesterhilfe” (siehe linkliste) hat jetzt eine neue deutsche Webseite gestartet. Es gibt kaum etwas, was mir global wichtiger erscheint. Angesichts der zunehmenden Identitätssuche weltweit werden die Religionen eine immer bedeutendere Rolle spielen.

Wer mal nicht weiß, um was er beten soll, wer mal schauen will, ob seine Probleme wirklich groß sind, informiere sich dort.

Auch wenn ich es von kath.net habe, fonolog hat die Info auch schon kommentiert.


Zusatz

Saturday, 16. August 2003

Ich vergaß zu erwähnen, dass die einzige dt. Kartause bis in die 60er Jahre des jetzt letzten Jahrhunderts auf Düsseldorfer Boden stand, genauer gesagt in Düsseldorf-Unterrath im Norden der Stadt. Aufgrund des sich ausbreitenden und lauter werdenden Flughafens zogen die Mönche dann ins Allgäu nach Bad Wurzach und errichteten dort die Kartause Marienau.


Anders?

Saturday, 16. August 2003

Verstehen wir so ein Leben? Nur Gott im Gebet zugewandt, nicht bedacht auf messbare Wirkung nach außen, nicht darauf aus, die Welt zu verbessern oder irgendeinen Erfolg oder Anerkennung zu haben.

Kartäuser.

Der einzige Orden, der sich seit der Gründung vor über 900 Jahren nicht reformiert hat. Nicht reformieren musste?

Und: Franziskus zog sich Zeit seines Lebens immer wieder in Einsiedeleien zurück, hätte sich mal fast ganz dafür entschieden. Wer das nicht versteht, versteht Franziskus nicht.


Vézelay 2003 Teil II

Saturday, 16. August 2003

Also, ich versuche mal grob, meine Eindrücke und Erinnerungen in Worte zu fassen. Als wir am letzten Tag, voller Ermüdung und Blasen, den Hügel von Vézelay sahen und das “In Deinen Toren will ich stehen” anstimmten, kam noch einmal so etwas wie Belebung in unsere Gruppe. Da wir sehr früh da waren, hatten wir jede Menge Zeit, vor einem der alten Stadttore rumzuhängen. Schließlich ging es als erste Gruppe zum letzten Anstieg in die Basilika, angefeuert von den anderen Gruppen, die wir erstmals sahen (es waren insges. fünf Sprach- und Regionsgruppen, die auf einer je eigenen Route sternförmig auf Vézelay zugewandert waren).
In der Basilika (davorstehend hatte ein Franziskaner aus Togo uns trommelnd freudig begrüßt)erwartete uns schon der Erzbischof mit Franziskanern, Klarissen und der Gemeinschaft von Jerusalem. Wir überbrückten die Zeit bis zum Eintreffen aller anderen mit “Laudate omnes gentes”.

Aber ich werde zu detailliert, das wird dann ja nie fertig. Die vier Tage selbst in Vézelay waren sehr abwechslungsreich. Gemeinsames Morgengebet, vieles in den drei Sprachen Niederländisch, Französisch und Deutsch, Erfahrungsaustausch unter den Gruppen, Nacht der Liturgie, Abende des Feierns, Besuch der Einsiedelei, Markt der franziskanischen Möglichkeiten (ich hielt mich lange bei den umherziehenden Brüdern auf) und nicht zuletzt die feierliche Messe zum Todestag der Hl. Klara.

Einfach ein sehr schönes Erlebnis.


Ausblick?

Thursday, 14. August 2003

Die “erste Tochter der Kirche” wurde sie einst genannt, die katholische Kirche in Frankreich. Heute gehören die großen Kathedralen dem Staat, sonstige Kirchen den örtlichen Gemeinden (also nicht den Pfarrgemeinden) und, selbst im Burgund erlebt, verstauben und verfallen stark. Der sonntägliche Messbesuch liegt auch in den ländlichen Gebieten bei unter 5% der Getauften (welche etwas über die Hälfte der Bevölkerung ausmachen), viele Gemeinden werden von Laiengremien, die der Bischof ernennt, geführt und von einem für mehrere Gemeinden zuständigen (und oft älterem) Priester koordiniert, oder wie diese selbst sagten, moderiert. Ein Ortspfarrer erhält ein Gehalt von rund 500 Euro / Monat, dafür übernimmt die Gemeinde o. der Landkreis die Kosten für Miete (Pfarrhaus), Nebenkosten und Telefon. Ein Ortspfarrer arbeitete nebenberuflich und freiwillig als Kuchenverkäufer auf dem Markt. Eine Kirchensteuer gibt es nicht, die Kirche ist arm. Das ist die eine Seite.

Lebendige Ordensgemeinschaften (trotz Nachwuchsmangel der großen Orden), Franziskaner, die wie in frühesten Zeiten ohne Geld und ohne solches anzunehmen durch die Gegend ziehen und durch ihr Leben predigen ohne große Worte (das mit tollen Erfahrungen), über 800 Klarissen landesweit, neue mönchische Ordensgemeinschaften wie die von Jerusalem (s. Eintrag vom 12.08.), die stark an Zahl zunehmen, mehrere hundert Einsiedler im ganzen Land verstreut, das Priesterseminar in Paris ist voll (die theolog. Ausbildung erfolgt nicht an einer staatl. Uni in Paris), weitaus mehr Erwachsenentaufen als in Deutschland bei geringerer Bevölkerungszahl, viele Klöster als spirituelle Zentren und Eintrittspforte in die herrliche Welt des Glaubens… Das ist die andere.

Was mag davon Zukunft werden für die Kirche in Deutschland?


Kurz bemerkt

Wednesday, 13. August 2003

Habe gerade festgestellt, dass sowohl die Hl. Klara von Assisi als auch Nikolaus von Kues, auch Cusanus genannt, am 11. August ihren Todestag feiern, die erste 1253 (ihr 750. Jubiläum war der Grund für die Wallfahrt nach Vézelay), letzterer 211 Jahre später 1464. Beide waren sehr beeindruckende Persönlichkeiten, sehr unterschiedlich im Wirken und Ideengut und doch von einer ungeheuren Gottessehnsucht durchdrungen, wenn auch auf unterschiedlicher Art.
Es lohnt sich, beide Leben genauer zu betrachten.


Betäubt

Tuesday, 12. August 2003

Ich bin noch ganz benommen von den umwerfenden Erlebnissen in Vézelay, in Teil II werde ich zumindest versuchen, einiges dazu zu hinterlassen.
Dieser Ort alleine ist der Hammer. Auch wenn ich nie in Assisi war, alle sagten mir, die Ähnlichkeit ist frappierend, viel mehr die der Atmosphäre als unbedingt die der Geographie. Am Fuße des Hügels liegt die Eremitage “La Cordelle”, die derzeit von vier Laienbrüdern bewohnt wird, ein Ort des Gebetes und der Stille gemäß der Regel des Franziskus für die Einsiedeleien, übrigens die erste Niederlassung der Minderbrüder (Franziskaner) in Frankreich überhaupt, zu Lebzeiten des poverello von seinem Mitbruder und Musiker Pazifikus gegründet. Nur wenige Meter davon rief der Hl. Bernhard von Clairvaux den 2. Kreuzzug aus, dort in der Basilika liegen die Gebeine der Apostolin der Apostel, der Erstverkünderin der Auferstehung, der Hl. Maria Magdalena.
Obwohl das Dorf bloß rund 1000 Einwohner zählt, gibt es dort Franziskanerinnen, die genannten Franziskaner ganz nahe und die Basilika selbst dient der Gemeinschaft von Jerusalem, eine in Zahlen boomende neue Ordensgemeinschaft, als Stätte des täglich mehrfachen und liturgisch wunderschönen und würdevollen Gebetes…


Vézelay 2003 - Teil I

Tuesday, 12. August 2003

Mehr als 55 Grad in praller Sonne.
Mehr als 20 km pro Tag (insgesamt vier) gelaufen, auch in der Mittagshitze.
Mehr als 5 Liter Wasser am Tag getrunken.
Mehr draußen als in den Sporthallen geschlafen.
Mehr als eine Blase an manchen Zehen.
Mehr als nur eine Nation vertreten.
Mehr Ordensleute als “Weltleute”.
Mehr gelacht als sonst.
Mehr sehr gute und tiefe Gespräche geführt als sonst.
Mehr auf den anderen geachtet, mehr geholfen als sonst.
Mehr Hilfe angenommen als sonst.
Mehr vertraut als sonst.
Mehr verwandte Seelen gefunden als sonst.

Mehr…


Weg

Sunday, 03. August 2003

Ab morgen früh bin ich in Richtung Frankreich unterwegs (siehe Eintrag vom 20.07.), dann wird bis zum 12. oder 13.08. hier nichts passieren.


Les, les

Thursday, 31. July 2003

Ein schöner Tag, ich habe nämlich noch zwei Bücher von George Bernanos (s. Eintrag vom 20.07.) und die “Pensées” von Blaise Pascal sowie die Psalmenübersetzung von Martin Buber leihweise zum Lesen bekommen können. *Freu*


Zurück

Wednesday, 30. July 2003

Es gibt ja Menschen, man glaubt es kaum, die werfen konservativen (also “bewahrenden”) Theologen, unter ihnen auch solche in leitenden Positionen in der Kirche, eine “rückwärts gewandte Theologie” vor.
Ist ja eigentlich ein Kompliment, auch wenn’s nicht so gemeint ist. “Re-ligio” ist die Rück-bindung, das Festbinden an ein Fundament. Ich freue mich daher sehr über eine an Jesus und Seine Apostel “rückwärts” gewandte Theologie.
Wer seine Wurzeln nicht hegt und pflegt, der verdorrt.


Mensch

Monday, 28. July 2003

Wahrscheinlich hat es einigen Ärger ausgelöst (Blasphemievorwurf und so), aber dieses Bild mit dem Titel “Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind” von Max Ernst hat mir schon immer gut gefallen (man beachte den hinunter gefallenen Heiligenschein!), vielleicht auch deshalb, weil ich seine anderen surrealistischen Bilder auch mag und sowieso ein Surrealismus-Fan bin.
Darf man als Christ so ein Bild mögen? Na klar (zumal die Frage schon albern ist). Es zeigt meines Erachtens eher ein beschränktes Jesusbild, wenn man die Menschwerdung nicht in all ihren Dimensionen realisiert. “Er war uns in allem gleich, außer der Sünde” steht im Hebräerbrief. Das heißt eben unter anderem auch, dass Jesus sich mit den zeitgenössischen Werkzeugen die Zähne geputzt haben mag und wohl täglich zu irgendeinem galiläischen Plumpsklo ging. Und die zeitgenössischen Erziehungsmethoden mögen auch dabei gewesen sein, warum auch nicht. Extrem menschlich halt.

Dass Gott Mensch geworden ist (beziehungsweise, für Außenstehende, geworden sein soll), und zwar ein ganz alltäglicher dazu, ohne großen Pomp, im Gegenteil, schafft eine Spannung im Glauben, die man nicht verdrängen sollte, auch wenn’s dann einfacher (und falscher) wird.

“Durch ihn und auf ihn hin wurde alles geschaffen” lehrt uns Paulus über diesen Jesus. Und er war auch mal ein kleiner Knirps und machte sich in die Hose.


Unbemerkt

Sunday, 27. July 2003

Dies Domini.

Wenn über die Kirche gesprochen wird, dann zumeist negativ. Nun gut, das kennt man ja. Wenn man neben allgemeinem Gejammer auch mal über was Spezielles gemosert wird, dann zumeist die kirchliche Moraltheologie. Okay, abgehakt. Das sind aber die Großthemen bloß hierzulande bzw. in den Industrienationen, also der absoluten Minderheit der weltweiten Christenheit.
Mich verwundert immer mehr die stillschweigende Übereinstimmung aller kirchlichen Flügel, die sich sonst zerfleischen, über ein Thema seltenst zu sprechen: die Kirchliche Soziallehre.
Woran mag das liegen?
Ich spekuliere mal ein wenig, aber was da über die Spekulation mit Aktien, Vertragsbedingungen, Arbeitsrecht, liberaler Marktwirtschaft und Kapitalismus steht, lässt den konservativen katholischen Hochadel wohl ebenso verschämt zu Boden blicken wie den bei IKvu engagierten Chefarzt oder Bankkaufmann…


Entfernung

Sunday, 27. July 2003

Dies Domini.

Je mehr ich mit Atheisten oder anderen Ungläubigen (Agnostiker glauben ja nach eigener Meinung auch nicht) debattiere bzw. diskutiere, was ich bei kath.de viel zu häufig tue, desto bewusster wird es mir, dass es sich um eine rein rational unüberwindliche Differenz handelt. Die Schlucht ist zu groß, überspringen kann man sie nur mit Gottes Hilfe und einer Vorbereitung darauf (Einsicht, dass das eigene Hirn nicht der Weisheit letzter Schluss ist).
Daher ist es mal wieder soweit: ich frage mich, warum ich das tue.


Der kleine Skeptiker

Saturday, 26. July 2003

Von der Homepage der Eifellady:

Im Bauch einer schwangeren Frau waren einmal 3 Embryos…

Einer davon ist der kleine Gläubige, einer der kleine Zweifler und einer der kleine Skeptiker.

Der kleine Zweifler fragt: Glaubt ihr eigentlich an ein Leben nach der Geburt?

Der kleine Gläubige: Ja klar, das gibt es. Unser Leben hier ist nur dazu gedacht, dass wir wachsen und uns auf das Leben nach der Geburt vorbereiten, damit wir dann stark genug sind für das, was uns erwartet.

Der kleine Skeptiker: Blödsinn, das gibt`s doch nicht. Wie soll denn das überhaupt aussehen ein Leben nach der Geburt?

Der kleine Gläubige: Das weiß ich auch noch nicht so genau. Aber es wird sicher viel heller sein als hier. Und vielleicht werden wir herumlaufen und mit dem Mund essen.

Der kleine Skeptiker: So ein Quatsch! Herumlaufen, das geht doch gar nicht. Und mit dem Mund essen, so eine komische Idee. Es gibt doch die Nabelschnur, die uns ernährt.

Außerdem geht das gar nicht, dass es ein Leben nach der Geburt gibt, weil die Nabelschnur schon jetzt viel zu kurz ist.

Der kleine Gläubige: Doch, es geht bestimmt. Es wird eben alles nur ein bisschen anders.

Der kleine Skeptiker: Es ist noch nie einer zurückgekommen von nach der Geburt. Mit der Geburt ist das Leben zu Ende. Und das Leben ist eine einzige Quälerei, und dunkel.

Der kleine Gläubige: Auch wenn ich nicht so genau weis, wie das Leben nach der Geburt aussieht, jedenfalls werden wir dann unsere Mutter sehen und sie wird für uns sorgen.

Der kleine Skeptiker: Mutter?!? Du glaubst an eine Mutter? Wo ist sie denn bitte?

Der kleine Gläubige: Na hier, überall um uns herum. Wir sind und leben in ihr und durch sie. Ohne sie könnten wir gar nicht sein.

Der kleine Skeptiker: Quatsch! Von einer Mutter habe ich ja noch nie was gemerkt, also gibt es sie auch nicht.

Der kleine Gläubige: Manchmal, wenn wir ganz still sind, kannst du sie singen hören, oder spüren wenn sie unsere Welt streichelt. Ich glaube auf jeden Fall, dass unser eigentliches Leben erst dann beginnt.

(Autor: Unbekannt)


Den Glauben begründen

Saturday, 26. July 2003

Stöbert man ein wenig im Netz der Netze, so findet man nicht nur im deutschsprachigen Raum eine Menge Diskussionsforen über den Glauben generell oder über den christlichen im speziellen, manchmal auch über den katholischen ganz speziell. Wie auch immer, selten wird respektvoll miteinander umgegangen (ich habe mich da auch nicht nur positiv hervorgetan), es werden alle Register gezogen, auch und besonders durch Anhänger verschiedener Religionen bzw. Glaubensrichtungen.
Betrachtet man jedoch die Langzeitwirkungen solcher rein verbaler Schlagabtausche, wird man wohl ernüchtert sein. Tieferes Verständnis, geschweige denn Annäherung, in die Position des Gegenüber stellt sich selten ein. So zumindest meine Erfahrung.
Wozu also das alles?

Ich persönlich eigne mich nicht für eine rein verbale Verteidigung des Glaubens, bin kein “Apologet”. Es interessiert mich ehrlich gesagt auch nicht. Manche Dummheiten kann man zwar nur schweren Herzens oder gar nicht unkommentiert stehen lassen (besser wäre es wohl), aber die Wahrheit drängt sich eben nicht auf.

Ich finde es auch seltsam, wenn Mitmenschen mit großen intellektuellen Klimmzügen den Glauben entweder ad absurdum oder verteidigen wollen. Das ist doch keine Eliteleistung! Als ob Analphabeten, die solches nicht verstehen (da bin ich nicht selten Analphabet), nicht glauben “dürften”.

Es geht um Liebe. Und der Glauben ist ein Geschenk, welches jedem gemacht werden kann.

Hat mit Apologetik also null zu tun.


Blickwinkel

Thursday, 24. July 2003

Eine Bitte: vielleicht kann mir ja mal jemand ernsthaft und unpolemisch erklären, warum so viele Gruppen, Grüppchen und Einzelmenschen immer und ständig die Kirche nach ihren eigenen Vorstellungen “reformieren”, “verändern”, natürlich “verbessern” wollen.

Ich habe genug mit mir zu tun.

Sind die etwa schon fertig?


Einbildung

Thursday, 24. July 2003



Nicht hellhäutig, keine langen Haare, kein großer Schönling, kein langer Bart. Wozu auch? Du sollst Dir kein Bild machen. Ein falsches erst recht nicht.

Ach ja, dieses Bild ist natürlich auch falsch.


Mission?

Wednesday, 23. July 2003

Vor einigen Wochen hatte ich anlässlich einer Gartenparty ein stundenlanges Gespräch mit einem jungen (etwa gleichaltrigen) weiblichen Wesen, für so etwas bin ich ja immer zu haben. Irgendwann kamen wir auf Gott und die Welt, und sie meinte, über den Buddhismus wieder zu Jesus gefunden zu haben. Meine Stirn legte sich in Falten, mein Interesse war geweckt, ebenso meine kleine missionarische Ader angezapft. Nach einigem Nachfragen war dann schnell klar, dass für sie Gott eigentlich eher “das Göttliche”, also unpersönlich, war, dass Jesus genauso wie Buddha “erleuchtet” sei, dass da eigentlich kein großer Unterschied sei etc.
Hmmm. Warum kommt so etwas so häufig vor? Nun, weiter. Die Bibel las sie nicht und kannte sie kaum, Jesus hat sie irgendwie anders “erfahren”. Überhaupt war Erfahrung alles. Wahrheit beruhte für sie allein auf Erfahrung. Wieder so eine häufige Erscheinung, zusammen mit der Bibelablehnung. Offenbarung wird abgelehnt, wenn sie nicht urpersönlich und individualisiert stattfindet.
Aber der Knackpunkt lag woanders. Gott war für sie so groß, so omnipräsent (so weit, so gut), dass sie es für unmöglich erachtete, dass sich dieser zu 100% in einem Menschen “wie Du und ich” manifestiert. Sie dachte ehrlicherweise auch immer, im Christentum sei Jesus eine von potentiell mehreren möglichen Gottesmanifestationen. Gott komplett(!!) im Menschen war ihr vollkommen neu (was mich nicht wundert, wo wird das einem auch erzählt?). Als ich ihr dann klar machte, dass eben der Schöpfer allen Seins, der Macher aller Galaxien, Raum und Zeit, des Großen und Kleinen, zu 100% Mensch wurde, der sich neben uns auf den Gartenstuhl hätte setzen können, da rief sie erstaunt aus: “Dann bin ich kein Christ!”

Gut, dachte ich. Natürlich nicht gut, dass sie es nicht ist, sondern gut, dass sie es weiß. Gut, dass sie um diese Ent-Täuschung über das Wesen von Jesus reicher wurde. Erst so kann eine neue Annäherung möglich werden, denke ich.

Über das Kreuz habe ich erst gar nicht angefangen, obwohl der Unterschied zwischen einem lächelnd entschlafenden Gautama und einem am Kreuz erbärmlich leidenden Jesus größer kaum sein könnte. Es war schon zu spät.

Ob das jetzt Mission war?

Ach, wenn die Menschen doch zumindest wüssten, was die ablehnen, wenn sie das Christentum meinen.


Brille?

Tuesday, 22. July 2003

Tja, was einem selbst vollkommen klar erscheint, kann für andere fremd sein. Und man merkt es kaum. Besonders beim Thema religiöses Wissen ist das ein Problem, und ich bin der Sache selber auf den Leim gegangen.

Was heißt denn “Pax et bonum”? Warum überhaupt? Nun, es ist der klassische franziskanische Gruß. Auch wenn schon kurze Zeit vor Franziskus jemand mit diesem Ruf durch die Gassen Assisis rannte (wie Thomas von Celano berichtet), es ist jetzt das schriftliche wie mündliche Markenzeichen schlechthin. Gerne wird auch die ital. Variante des “Pace e bene” benutzt, auf Deutsch wird das Ganze mal mit “Frieden und Heil”, mal mit “Frieden und alles Gute” übersetzt.

Der bedeutendste Biograph des kleinen Franz (ha, noch was, ein anderer Name, “poverello”, der kleine Arme, wird auch für ihn oft gebraucht) war übrigens auch erster Provinzial (bzw. so würde man das heute nennen) der Kölnischen Franziskanerprovinz


Muss nicht sein

Tuesday, 22. July 2003

Übrigens, ich werde mich in diesem log nicht zu den “Fällen” Hasenhüttl oder Felber äußern (im zweiten Fall gab’s ja ein happy-end vorerst), ebensowenig zu irgendwelchen Forderungen von “WsK” oder IKvu (auch wenn es kein Geheimnis ist, dass ich davon nur wenig halte). Das tun andere bereits, mal mit mehr, mal mit weniger Informationskompetenz (letzteres besonders in den Medien, schon erstaunlich). Dass allerdings Leute “drohen”, die Kirche zu verlassen, wenn Prof. Hasenhüttl nicht wieder eingesetzt werden sollte (hier gelesen), erinnert mich an Gespräche mit dem Generalvikar der Erzdiözese Köln, der selbige Drohungen auch von Hundebesitzern gehört hat, die mit ihrem Herzallerliebsten (Hund, nicht Mensch) nicht in den Dom durften…
Mist, doch geäußert…