Jetzt mal ehrlich

Friday, 17. February 2012

Stell Dir vor, jemand kommt vorbei und ruft Dich zu einer Menschenversammlung. Dort steht einer und sagt:

Wer mein Jünger sein will, der verleugne sich selbst, nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach.

Und das ganze auch noch wo den Typen kaum einer kennt, er quasi ein “Ausländer” ist.

Ich meine, ist das irgendwie verlockend? Werbewirksam?

Meine erste Reaktion wäre vermutlich gewesen: tolle Einladung, heute aber lieber nicht. Aber ich höre mich mal um, vielleicht finde ich jemanden, dem diese Aussichten gefallen …

Aber so war es eben. Jesus war mit seinen Jüngern in der Gegend von Cäsarea Philippi, alles andere als jüdisches Kernland, unterwegs und “rief die Volksmenge und seine Jünger zu sich”. Gerade an dieser Stelle, gerade diese Leute, von denen nicht wenige eben nicht zu den “verlorenen Schafen Israels” gehörten.

Doch womit hat Er gerechnet? Mit einem “toll, mich selbst verleugnen wollte ich schon immer mal?” Jesus hatte zwar die Leute wunderbar gesättigt und einige erstaunliche Heilungen vollbracht, aber hat das ausgereicht als Motivation?

Ich finde es bezeichnend, daß Er so “pastoral unklug” an die Sache ranging. Direkt das volle Programm, keine Schonung, kein Weichspülgang und kein “Abholen, wo die Leute stehen”. Sie sollen zu Ihm kommen und müssen sich dann so etwas anhören. Was vorgemacht hat Er den Leuten nie, keine Wahlversprechen gemacht.

Jesus ist knallhart ehrlich.

Er sagt damit ja nicht, daß man nur mit Selbstverleugnung ein wahrer Jünger wird, sozusagen erst Verleugnung beherrschen, dann kann man Jüngern werden, nein, sondern daß die Jüngerschaft automatischein Selbstverleugnung mit sich bringt, wenn sie den Namen der Nachfolge Christi verdienen will. Jesu Gehorsam gegenüber dem Vater ist da das Modell.

Wollen wir gehorsam sein gegenüber dem Vater? Wäre uns nicht ein verwöhnender Großvater lieber? Wollen wir das über uns ergehen lassen, was alle Väter mit ihren Kindern machen: sie erziehen?

Ich habe eher den Eindruck, daß viele, ich auf jeden Fall fast immer, einen Vater im Himmel bevorzugenwürde, der fast nie so richtig anwesend ist und selten genau hinschaut, mich mein Ding machen läßt und mir dann meine Wünsche erfüllt wenn ich Ihn brauche, weil er ja ein schlechtes Gewissen ob seiner häufigen Abwesenheit hat. So ein Göttlicher Vater wäre schon klasse.

Nur, Er ist eben Abba, mein Papa, zu dem ich eine enge und nahe Beziehung haben kann. Was ich, wenn ich ehrlich bin, auch besser so finde.

Doch das führt eben auch zur Erziehung.

Ist eigentlich jedem Vater und jeder Mutter klar.

Aber auch irgendwie doof anstrengend und kratzt am Ego.


Methodenvergleich

Thursday, 16. February 2012

Vor etwas über einem Jahr tat ich meinen Wunsch kund, daß sich die Pastoraltheologie doch etwas von der Evaluationsmethodik moderner Medizin abgucken solle.
Jetzt möchte ich angeregt durch den Beitrag von Bastian noch etwas schreiben zu dem, was ich im ersten Beitrag “Stadium 2″ nannte.

Dieses Stadium ist nämlich nicht nur in der Pastoraltheologie und Volksmedizin weit verbreitet, sondern auch in nahezu allen kirchenpolitischen Diskussionen omnipräsent.

Kurze Erinnerung: dieses Stadium besagt, daß etwas medizinisch hilft, weil es ja bei gleichen oder ähnlichen Beschwerden auch schon Oma/Schwester/Tante/Freund etc. geholfen habe. In der Pastoraltheologie bedeutet das u.a., daß ein Verantwortlicher etwas tut, weil er es für besser als Althergebrachtes hält, ohne zu überprüfen, ob das Neue überhaupt erfolgreicher als das Alte war (manchmal auch, weil man die Parameter des Erfolges gar nicht benennen kann oder will).

Es sind also alles Konzepte, die auf sehr wackeligen Beinen stehen.

Ganz knapp gesagt ist das die Verwechslung von Korrelation und Kausalität. Nur weil manche Sachen gleichzeitig oder kurz versetzt auftreten, stehen sie nicht zwingend im Zusammenhang, ist das eine nicht die Ursache des anderen.

An andere Stelle hatte ich kürzlich mal das Beispiel gebracht, was uns in unserer ersten Statistikvorlesung gebracht wurde: die Geburtenrate in Deutschland und das Vorkommen von Störchen hierzulande. Der Verlauf war erstaunlich parallel und hat sich auf einem niedrigen Niveau stabilisiert.

Doch was beweist das?

Patienten erzähle ich ab und zu, wenn ihnen entweder von anderen Ärzten irgendein Quatsch aufgeschwatzt wurde (gegen Bares natürlich) oder wenn sie selbst mit fragwürdigen Therapien ankommen, daß es nach einem Regentanz durchaus regnen kann, vielleicht sogar mehrfach hintereinander.

Doch was beweist das?

Das klassische Beispiel von der Verwechslung Korrelation und Kausalität findet sich in einem Bereich, den man - weil es eben hinter uns liegt - nicht überprüfen kann, in der Geschichte. Und in der Katholischen Kirche muß dafür das Zweite Vatikanische Konzil herhalten. Es war schon so ziemlich für alles verantortlich, was seit den 60ern passiert ist. Gut, ich kenne die Verantwortung für die erste Mondlandung nicht, weiß auch nicht, welche Rolle die Konzilsväter bei der Kuba-Krise spielten, aber irgendwie hatten sie da bestimmt die Finger im Spiel. Spaß beiseite, das ganze nervt, zumal man sowas auch von ansonsten sehr differenziert denkenden Menschen hört. “Das Konzil hat XY (was ganz schlecht ist)”, “wegen des Konzils wurde YZ (auch ganz böse)” etc. Auch als positiv empfundene Entwicklungen werden als sicher direkt durch das Konzil verursacht angesehen, obwohl das im Einzelfall nicht immer sicher ist.

Korrelation ist etwas anderes als Kausalität.

Mehr wollte ich nicht sagen.


Regel Kapitel 2.8

Tuesday, 14. February 2012

Letzter Teil: 2.7

13. Wie der Vater in jedem Menschen die Züge seines Sohnes erblickt, des Erstgeborenen von vielen Brüdern, so nehmen die Brüder und Schwestern der Franziskanischen Gemeinschaft jeden Menschen in der Gesinnung der Demut und Menschlichkeit an wie ein Geschenk des Herrn und ein Abbild Christi.
Die Gesinnung der Brüderlichkeit macht sie fröhlich und bereit, sich allen Menschen gleichförmig zu machen, vor allem den geringsten. Sie bemühen sich, ihnen Lebensbedingungen zu schaffen, die der Würde der von Christus erlösten Menschen entsprechen.

14. Mit allen Menschen guten Willens sind sie berufen, zur Verwirklichung des Reiches Gottes eine Welt aufzubauen, die menschlicher ist und dem Geiste des Evangeliums mehr entspricht. Dabei sind sie sich bewusst, dass jeder, “der Christus, dem vollkommenen Menschen, nachfolgt, selbst menschlicher wird.” So werden sie befähigt, ihre Verantwortung im Geist christlicher Dienstbereitschaft sachgemäß auszuüben.

Hier treffen wir, wie vor einigen Beiträgen erwähnt, auf den Kern des Franziskanischen, auf die Geschwisterlichkeit. Jeder, wirklich jeder, egal wie er uns begegnet, soll als Schwester und Bruder angenommen und auch so behandelt werden. Das ist wirklich eine harte Nuß, zumal wir in unserem eigenen Geschwisterleben vielleicht gar nicht das Vorbild dafür erleben und unsere leibliche Familie da noch genug Baustellen aufzuweisen hat.

So gibt es zahlreiche Katholiken, die sich bspw. am interreligiösen Dialog stören, an ökumenischen Bemühungen etc.
Franziskaner können aber gar nicht anders, wenn sie sich treu bleiben wollen, denn alle Menschen sind unabhängig vom Glauben und unabhängig von ihrer Einschätzung unseres Glaubens unsere Geschwister. Und warum soll ich mit meinen Brüdern nicht reden dürfen über das, was ihnen wichtig ist?

Daß Franziskaner oftmals äußerlich als “kirchliche Sozialarbeiter” wahrgenommen werden, hat auch in diesem Anspruch der Brüderlichkeit ihren Ursprung. Für seine Geschwister setzt man sich eben ein, das ist ja vollkommen normal. Losgelöst von der Erfahrung des Geliebtseins vom Herrn, losgelöst von der Glaubenserfahrung und der Weite der Kirche wird dies zwar nie mehr als Sozialarbeit, aber mit dieser Gewißheit Gottes ist es unendlich mehr und heilbringend. Franziskus hat sich immer nur “für” eingesetzt, fast nie “gegen”. Denn wie kann man für einen Bruder sein und gegen einen anderen? Darf man Geschwister bevorzugen? Ein sicheres Zeichen echten franziskanischen Geistes ist es daher, wenn der von Franziskus begeisterte Mensch jegliche Wertungen über andere hintanstellt. Falsche Entwicklungen darf man so benennen, aber Menschen verurteilen nicht. Zumindest nicht, wenn man sich Franziskus verbunden fühlt.


Erkenntnis

Tuesday, 14. February 2012

Da soll noch jemand sagen, bei unseren getrennten Geschwistern sei theologisch immer alles im argen.

Wunderschön (Hervorhebung von mir):

Man spricht heutzutage häufig von denen, die die „Spiritualität“ der „Religion“ vorziehen. Und die meisten von uns verstehen in etwa, was das bedeutet. Es handelt sich dabei um eine Auflehnung gegen die Vorstellung, dass wir Menschen gerettet oder verwandelt werden durch die bloße Treue zum Leben einer Institution und die Zustimmung zu einer Gesamtheit von Lehraussagen oder Theorien.

So aber besteht die Gefahr, den Glauben auf eine Reihe von Erfahrungen zu reduzieren, die bewirken, dass wir uns besser fühlen. Daraus würde auch folgen, dass es keine universale Wahrheit gibt, keine Revolution im Leben der Menschen, die ein für alle Mal rettet, sondern eine Abfolge von „spirituellen“ Experimenten, die unsere Sensibilität erweitern, uns aber nicht in eine neue Welt versetzen. In gewisser Weise brauchen wir eine Sprache, die uns über die nutzlose Polarisierung zwischen diesen beiden Begriffen hinausführen kann, eine neugeschaffene Sprache und die Praxis eines neuen Lebens mit neuen Beziehungen.

In dieser Hinsicht bedeutet von der Kirche sprechen in Wahrheit, sowohl über die Religion als auch über die Spiritualität hinauszugehen. Es gibt die Kirche nicht, damit man wundervolle Erfahrungen macht (und sie verlassen kann, wenn diese Erfahrungen wieder vorbei sind); und ebenso wenig ist die Kirche eine Institution mit gemeinsamen Regeln und Überzeugungen.

Die Kirche ist der Zustand des Einsseins mit Jesus Christus, das heißt sie ist die Gabe, frei zu sein dafür, Sein Gebet zu beten, Sein Leben zu teilen, Seinen Atem zu atmen.

Quelle


Treffer!

Thursday, 09. February 2012

Wer hat mich dabei beobachtet?


Franziskanisch

Tuesday, 07. February 2012

Vor über zwei Monaten fragte ich mal die Leser hier, was denn “franziskanische Spiritualität” bedeuten könne. Irgendwie kam mir das ganze selbst immer etwas schwammig vor, auch wenn sich das Erscheinungsbild des Franziskanischen schon beschreiben ließ. Daher wollte ich mal in die Runde fragen.

Seither habe ich mir einige Gedanken gemacht und sehe als wirklichen Kern des Franzisknischen etwas, was interessanterweise gar nicht erwähnt wurde, was aber m. E. nach Ursache für die diversen Ausprägungen des Franziskanischen ist:

Bruder/Schwester aller sein.

Bruder aller sein, nicht nur aller(!) Menschen, sondern aller Geschöpfe - das geht aber nur auf gleicher Augenhöhe. Und das geht auch unabhängig vom Lebensstand und unabhängig von der Aufgabe eigener Überzeugungen. Dabei wird natürlich das Bild eines Bruders entworfen, was sich manchmal in den eigenen Familien nicht finden läßt, doch ist das meines Erachtens nach der Kern: der einfache Bruder aller sein.

Das führt auch dazu, daß m.E. nach die ganzen franziskanischen Orden hierzulande nur dann eine zahlenmäßige Zukunft haben, wenn sie sich wieder auf das besinnen, was nach außen hin gar nicht so erkennbar ist, denn das Brudersein beginnt vor allem innerhalb der eigenen Gemeinschaft. Sich austauschen, zusammen leben, leiden und lieben, zusammenrücken - das ist vor aller Wirkung nach außen für mich das Zukunftsmodell des Ersten, Zweiten und Dritten Ordens. Denn nur dann sind wir authentisch, nur dann bleiben wir Franziskus treu.


Ein schwerer Gang

Friday, 03. February 2012

Ich gehe nicht gerne beichten.

Immer mal wenn mir jemand erzählt, wie gerne er oder sie das täte, habe ich massive Zweifel an der Ehrlichkeit der Aussage. Die eigenen Sünden offen bekennen kann kaum Spaß machen, so sehr man auch weiß, daß diese durch die Beichte hinweggenommen und ausradiert werden (wovon ich überzeugt bin). Schön ist das trotzdem alle nicht, aber nicht alles Notwendige ist unbedingt schön.

Deswegen gehe ich auch viel zu selten beichten.

Die “Beichtspiegel”, also die Anregungen zum Reflektieren der eigenen Unterlassungen, Gedanken und Taten, die ich im Gotteslob und anderswo gefunden habe, haben mich auch nie wirklich angesprochen bzw. mir nicht wirklich geholfen. Das Orientieren an den Zehn Geboten ist nicht so meins.

Jetzt habe ich eine “Klassifizierung” gefunden, die dazu führte, daß mir einiges schlagartig klar wurde, u.a. warum ich wirklich so selten beichten gehe. Diese Klassifizierung ist nichts wirklich Neues, seit Jahrhunderten bekannt in Ost und West - und deswegen auch so “ausgereift”.

Es geht ganz einfach um das, was die Kirche des Westens als Hauptsünden klassifiziert hat. Diese zeigen mir ganz eindeutig, wo der Hase im Pfeffer bei mir liegt - und vielleicht hilft das auch anderen.

Sie lauten:

1. Superbia - Stolz, Hoffart und Hochmut (die größte Sünde)
2. Avaritia - Habsucht, Geiz
3. Invidia - Neid , Missgunst
4. Ira - Zorn
5. Luxuria - Unkeuschheit, Wollust
6. Gula - Unmäßigkeit, Völlerei
7. Acedia - Trägheit, Überdruss, Faulheit

(ja, auch die letzten beiden gehören dazu …)


Dankbar

Monday, 30. January 2012

Ich bin dankbar für das letzte Wochenende, welches ich bei einer hervorragenden Tagung der Katholischen Ärztearbeit in Maria Laach verbringen durfte.

Das Thema war die Frage nach einer verantwortbaren Philosophie für den Arzt, ausgehend von der philosophischen Anthropologie des Josef Pieper.

Referenten waren u.a. Prof. Berthold Wald und Frau Prof. Gerl-Falkovitz - ein intellektueller Genuß war somit mal weder garantiert, der geistreiche Austausch in dem überschaubaren Rahmen ebenso.

So macht es Spaß, den Fettkörper zwischen den Schläfen mal wieder richtig durchzuölen und im Zusammenspiel von Theologie und Philosophie der Einen Wahrheit auf die Pelle zu rücken - dabei die Frage offen lassend, ob man ihr wirklich näher gekommen ist.


Zitat

Saturday, 28. January 2012

You don’t change the world by trying to change the world; you change the world by changing yourself.

Quelle

(ebenso gilt: “You don’t change the church by trying to change the church; you change the church by changing yourself.”)


Ohne Aufreger

Saturday, 28. January 2012

Vielleicht ist es dem einen oder anderen schon aufgefallen, daß ich hier im Blog eigentlich selten Stellung beziehe zu irgendwelchen kirchenpolitischen Themen oder aktuellen Skandälchen. Ich verfolge diese zwar aus Neugier, aber auch innerlich regen sie mich zu wenig auf, um dazu was zu schreiben.

Ich wüßte auch nicht, was das bringen soll. Natürlich kann ich noch eine Stimme mehr ein für die Position X oder Y, aber eigentlich ist es doch eh immer das gleiche.

Mein Apostolat ist es nicht, den katholischen Aufreger zu geben oder mit dem “Blog im Wind” für katholische Positionen zu streiten.

Nein, ich bin überzeugt, daß es meine Berufung ist, der Bruder aller zu sein - und das ist im realen Leben beginnend bei der eigenen Familie schon so schwierig, daß ich im virtuellen da lieber still halte.

(Übrigens ist diese Berufung menes Erachtens nach der Kern des Franziskanischen, weit vor allem anderen)

Dazu kommt noch, neben den seit Jahrzehnten immer wiederkehrenden Themen bei gleichzeitig seit Jahrzehnten bestehendem Schwund an Glauben (quantitativ sicher), daß ich nicht weiß, was das alles bringen soll.

Ein gutes Beispiel liefert man, so denke ich, nicht ab, indem man ein schlechtes herausstellt.

Mir fällt es schon schwer genug, das Stundengebet täglich zu beten, wie ich es versprochen habe, zur Beichte zu gehen, wie es gut für mich wäre, eine innigere Verbindung mit Jesus zu suchen, wie es lebensnotwendig für mich ist.

Und da soll ich mich noch um irgendwelche Skandalnachrichten kümmern oder die tägliche Gleichgültigkeit der Massen kommentieren?

Da wäre ich sicher der falsche Mann.


Ärztliche Korrektur

Monday, 23. January 2012

Ich mache so etwas äußerst ungern, aber ich muß einem katholischen Blogger widersprechen:

Echo Romeo schreibt, daß aus ärztlicher Sicht bei einer heftigen Apokryphose “Heterodox forte” zu empfehlen sei.

Neueste Studienergebnisse dagegen widerlegen diese schon als antiquiert geltende Meinung deutlich (sie war so Anfang der 70er Jahre des letzten Jahrhunderts noch en vogue, und der dargestellte Arzt mag damals studiert haben). Auch wenn der in Echo Romeos Beitrag erwähnte Hinweis des Arztes, daß Schismen zu meiden seien, durchaus noch aktuell ist, muß doch die Kernempfehlung komplett aufgegeben werden.

Im katholischen wissenschaftlichen Fachmagazin “Christ in der Gegenwart” (eines mit sehr hohem Impact Factor) ist nämlich neulich eine randomisierte verblindete Studie rausgekommen, die gezeigt hat, daß “Heterodox Forte” nicht hilft.

Theologische Dozenten haben über einen längeren Zeitraum einer größeren Gruppe Jugendlicher entweder “Heterodox forte” oder “Depositum fidei” in einer fixen Dosis wöchentlich verabreicht. Die Jugendlichen wußten nicht, ob sie jetzt “Heterodox” oder “Depositum” bekamen.

Bei den harten Endpunkten (Zufriedenheit mit dem Glauben, innerer Frieden, missionarischer Eifer) und auch bei den weichen Endpunkten, die als Surrogatparameter zu gelten haben (Meßbesuch, privates Gebet) hat jeweils “Depositum fidei” signifikant besser abgeschnitten (p<0,00001).

Diese weltweit durchgeführte Studie fand allerdings in den deutschsprachigen Ländern keine Geldgeber, so daß diese zumeist in den Schwellen- und Entwicklungsländern durchgeführt wurde.

Es ist zu wünschen, daß mit den neuen Ergebnissen jetzt auch hierzulande ein Umdenken der Therapie bei akuten theologischen Verspannungen eintritt, um eine Chronifizierung zu vermeiden.


Auf Sendung

Wednesday, 18. January 2012

Es gibt nicht wenige Menschen in der Seelsorge oder kirchlicher Verantwortung, die meinen, “um der Menschen willen” sich von der Kirche mehr oder weniger lösen zu müssen, um dann näher an den Menschen und ihren Sorgen zu sein. Die Kirche wird als ein zu enges Korsett empfunden.

Ich halte das für einen gefährlichen Irrglauben. Da ich aber nur ein Hanswurst bin, dessen Meinung wenig beeindruckt, habe ich mir mal eine bewundernswerte Frau als Kronzeugin gesucht, die weitaus glaubwürdiger ist:

Madeleine Delbrêl

Sie schreibt bzw. sagt u.a. (Quelle):

Je kirchenloser die Welt ist, in die man hineingeht, umso mehr muß man Kirche sein.

Einzig in der Kirche und durch sie ist das Evangelium Geist und Leben. Außerhalb ihrer ist es nur noch geistreich, aber nicht mehr Heiliger Geist.

Keine leichte Kost.


Kontrovers

Monday, 16. January 2012

Die Autorin hat eine sehr schmerzhafte Biographie durchlebt: zwangsweise auf die Koranschule in Pakistan, dem Heimatland ihrer Eltern, dort auch zwangsverheiratet mit allen Folgen (obwohl sie selbst ihre Jugend mit ihrer Familie in Österreich verbracht hat - außer ihr hat niemand in der Familie dem westlichen Wertesystem des individuellen Rechts etwas abgewinnen können) - dann die Flucht mit absoluter Trennung von ihrer Familie, das Finden des Liebenden Gottes in Jesus Christus. Nun setzt sie sich für Frauen ein, die ebenso gelitten haben wie sie selbst oder noch leiden, hier im dtsprachigen Europa oder auch in ihrem “Heimatland”.

Was ist gut an dem Buch?

Erst einmal ganz einfach: es ist sehr leicht zu lesen.
Es ent-täuscht. Es zerstört die westlich liberale Täuschung, daß ein Großteil der muslimischen Bevölkerung, sei es im Westen oder im arabisch-asiatischen Raum, sich schon irgendwann in ihrem inneren Wertekompaß “angepaßt” haben wird, da die Aussagen des Koran das expressis verbis verbieten. Für die überwiegende Mehrheit der Muslime gilt die wortgetreue Interpretation der moralischen Forderungen des Koran und da gibt es keinen Kompromiß.
Es zeigt zudem auf, wie alltäglich diese Themen Zwangsheirat, Quasi-Sklaverei, Polygamie, Rechtlosigkeit von Frauen etc. bei uns sind. Womöglich in meiner Nachbarschaft in meinem Viertel gibt es solche Fälle (die soziologische Struktur dafür ist mehr als gegeben).
Es zeigt zudem auf, warum die beschriebenen Gerichtsverhandlungen so selten zu einem gewünschten Ergebnis führen. Die Familienbande ist so stark - für viele Nordeuropäer in diesem Extremen nicht zu verstehen - daß die mißbrauchte Person häufig ihre Peiniger nicht wirklich bestraft sehen will.
Und es zeigt auch das für mich immer wieder überraschende Faktum auf, daß gebildete Menschen ihr (positives oder negatives, im Buch positives) Vorurteil über die eigene Religion nicht anhand der Quellen überprüfen wollen. So gibt es Muslime im Buch, die sagen, daß gewisse Sureninhalte nicht im Koran stehen würden, weil so etwas “nicht sein könne”. Überprüft wird das aber (aus Angst?) nicht.

Was ist schlecht an diesem Buch?

Ich finde es für zu leicht zu lesen, die Qualität ist mager.
Ich halte es für zu pamphletisch, da die Interpretation des Koran, die die Autorin eingetrichtert bekam, als die allein wahre dargestellt wird. Wer eine andere bevorzuge (und zwar im Lebensvollzug, nicht durch Worte), würde den Islam nur falsch verstehen. Ich denke zwar, daß diese anderen Interpretationen eine zahlenmäßig sehr kleine Minderheit darstellen (da gebe ich mich keinen Illusionen hin), aber auch sie sind schon altehrwürdig (Sufismus, Alevitentum).
Die Autorin regt sich mehrfach darüber auf, daß die Richter nicht den kulturellen Hintergrund verstünden, warum eine Anklägerin (die mißhandelte Frau) sich nicht in der Lage sieht, ihre Peiniger (häufig männliche Angehörige wie Väter oder Brüder) mit ihrer Aussage zu belasten. Auch wenn die kulturellen Hintergründe der Klägerinnen dies nachvollziehbar machen, halte ich es für eine große Errungenschaft unserer Kultur, daß niemand als schuldig gilt, solange es nicht vor einem unabhängigen Gericht bewiesen ist, auch wenn wirklich alle Beweise gegen ihn sprechen. Dies leichtfertig beiseite zu schieben ist fahrlässig.

Also ein kontrovers zu beurteilendes Buch zu einem viel zu wenig präsenten Thema.


Vor zwei Tagen

Wednesday, 04. January 2012

Vorgestern feierte die Kirche ziemlich unbemerkt von den meisten Gläubigen zwei große Heilige, Basilius den Großen und Gregor von Nazianz, Zeitgenossen und Freunde, die zwei der drei Kappadokischen Kirchenväter sind (mit Baslilius’ Bruder Gregor von Nyssa aus Kappadokien in der heutigen Türkeit stammend).

Aus zwei Gründen sind sie bis heute wichtig: erst einmal haben sie gegen die Mehrheit der Bischöfe(!) daran festgehalten, daß Christus wirklich Gott war und ist und nicht nur ein besonders perfektes Geschöpf Gottes (wie es heute noch die Zeugen Jehovas glauben, die daher eine Spielart der Arianer sind).
Dann war es insbesondere Basilius, der durch seine Sammlung an Regelvorschriften, die später zu einer Art Basiliusregel zusammengestellt wurde (im Westen, wo man in römischer Manier eben alles strukturiert und katagolisiert hat), das heutige Mönchtum sozusagen gründete. Alle Mönchsregeln sind von ihm beeinflußt oder gehen wie im christlichen Osten sogar fast ausschließlich originär auf ihn zurück.


Schon fast bereut

Tuesday, 03. January 2012

Kein anderer Beitrag wie dieser wurde von mir mehr kopiert, verbreitet und leider auch als argumentatives Mittel eingesetzt (und das alles oftmals ohne Quellenangabe):

Zweihundertfünfundvierzig

Eigentlich hatte ich vor bald 5 Jahren diese Liste nur erstellt, um einen kleinen Überblick zu geben. Doch gestern schrieb ich bei Alipius dazu:

Mittlerweile wäre ich froher, wenn ich diese Liste nicht aufgesetzt hätte. Was der Glaube der Kirche ist, steht ja nicht im Ott, sondern im KKK (Stand 1992). Ein rein tabellarisches Auflisten ist kein Vergewissern à la “check, glaube ich, check, glaube ich …” um festmachen zu können, wer drinnen und draußen ist.

Inhaltlich finde ich, daß die Liste sehr schöne Sätze aufweist - aber ihre netzweite Verwendung (nichts wurde von mir je mehr kopiert und verbreitet - zumeist ohne Quellenangabe) gefällt mir nicht, da sie oftmals der Abgrenzung dient.


Ein gesegnetes Weihnachtsfest!

Sunday, 25. December 2011

Da die Weihnachtszeit gestern abend erst angefangen hat, bin ich nicht zu spät dran.

Ich wünsche allen ein gnadenreiches und von Gott erfülltes Weihnachtsfest und eine gesegnete Zeit bis weit ins nächste Jahr hinein!

Mein Gebet ist insbesondere bei all denen, die aus ihrem Leid nicht ausbrechen konnten, davon keine Pause machen konnten oder durch Haß und Gewalt wie in Nigeria in unglaubliches Leid gestürzt wurden. Und auch für die, die all dieses Leid verursachen, bete ich so gut ich es kann.

Auf körperliche Gewalt darf auch verbale Gewalt keine Antwort sein, zumal Er sich so klein gemacht hat, daß er vollkommen schutzlos war.


Theotokos und das Kreuz

Wednesday, 21. December 2011

Vor kurzem hatte ich in einem Internetforum- mit all den Defiziten, die so ein Forum hat - eine Diskussion darüber, ob die Bezeichnung Mariens als Theotokos, also “Gottesgebärerin” - wir sagen ja eher Muttergottes, schon als eine Art Eigenname - denn gerechtfertigt sei. Also ein sehr weihnachtliches Thema …

Kann es sein, daß die junge Maria aus Nazareth den Schöpfer allen Lebens, den Ursprung allen Seins, das absolute Sein selbt wirklich geboren hat?

Kann denn Gott geboren werden?

Ja und nein.

Was sagen die Väter des m. E. nach wichtigsten Konziles der Christenheit dazu, des Konzils von Chalcedon aus dem Jahr 451?

Unser Herr Jesus Christus ist als ein und derselben Sohn zu bekennen, vollkommen derselbe in der Gottheit vollkommen derselbe in der Menschheit, wahrhaft Gott und wahrhaft Mensch derselbe, aus Vernunftseele und Leib, wesensgleich dem Vater der Gottheit nach, wesensgleich uns derselbe der Menschheit nach, in allem uns gleich außer der Sünde, vor Weltzeiten aus dem Vater geboren der Gottheit nach, in den letzten Tagen derselbe für uns und um unseres Heiles willen [geboren] aus Maria, der jungfräulichen Gottesgebärerin, der Menschheit nach, ein und derselbe Christus, Sohn, Herr, Einziggeborener in zwei Naturen unvermischt, unverändert, ungeteilt und ungetrennt zu erkennen, in keiner Weise unter Aufhebung des Unterschieds der Naturen aufgrund der Einigung, sondern vielmehr unter Wahrung der Eigentümlichkeit jeder der beiden Naturen und im Zusammenkommen zu einer Person und einer Hypostase, nicht durch Teilung oder Trennung in zwei Personen, sondern ein und derselbe einziggeborene Sohn, Gott, Logos, Herr, Jesus Christus, wie die Propheten von Anfang an lehrten und er selbst, Jesus Christus, uns gelehrt hat, und wie es uns im Symbol der Väter überliefert ist.

Daraus noch einmal die jetzt hier wichtige Passage:

vor Weltzeiten aus dem Vater geboren der Gottheit nach, in den letzten Tagen derselbe für uns und um unseres Heiles willen [geboren] aus Maria, der jungfräulichen Gottesgebärerin, der Menschheit nach, ein und derselbe Christus, Sohn, Herr, Einziggeborener in zwei Naturen unvermischt, unverändert, ungeteilt und ungetrennt zu erkennen,

Also, kurz gesagt: Gott Sohn als Gott ist schon “vor der Schöpfung” als Gott Sohn existent (also durch Maria nicht erst geboren), Gott Sohn als Mensch wurde von ihr geboren.

Also doch nicht Mutter Gottes?

Doch, denn nur weil in diesem Einen Sohn das Wesen Gottes und das Wesen des Menschen “unvermischt, unverändert, ungeteilt und ungetrennt” sind, hat Maria Gott geboren und ist Mutter Gottes. Es ist nicht möglich, in Jesus diese beiden Naturen irgendwie anatomisch zu trennen.

Wir können also beruhigt feiern in wenigen Tagen, daß “Gott geboren wurde” aus Maria, obwohl es im Großen Credo heißt, daß der Herr “aus dem Vater geboren [wurde] vor aller Zeit”. Das ist kein Widerspruch, sondern zeigt noch einmal das Faszinosum der zwei Naturen in dem Einen Jesus von Nazareth.

Und wenn man das ganze einmal Revue passierenläßt, wird auch klar, warum wir zu Ostern davon ausgehen können, daß Gott am Kreuz gelitten hat. Nicht weil die göttliche Natur Jesu gelitten habe (als Gott ist sie ja der Zeit nicht unterworfen, und Leiden ist ein Geschehen in der Zeit), sondern weil die göttliche Natur so eng mit der menschlichen verbunden ist (eben unvermischt, ungetrennt etc.), daß man das, was man von der menschlichen sagen kann, auch von der göttlichen sagen kann oder gar sagen muß, um Jesus nicht zu zerteilen.

Für mich selber war es vor Jahren ein wirklicher Schock, beim Hl. Bonevantura gelesen zu haben, daß die göttliche Natur nicht gelitten hat (obwohl das ja klar ist) - als ich das hier schrieb (siehe Kommentare des Links), riet man mir u.a., mich nicht zu tief damit zu beschäftigen. Daß dieses Faszinosum dabei genauso die Geburt Christi betrifft, ist mir jetzt erst klar geworden.

Ohne Theotokos kein Leiden Gottes am Kreuz. Und umgekehrt.


Wir haben nicht zu wenig Glauben heutzutage

Monday, 12. December 2011

Sondern zu viel Glauben an die falschen “Götter”.

Der jüdische Rabbi Jonathan Sacks schreibt treffend:

The supreme irony of our current situation is that it came about in a secular age not because of a lack of faith but because of too much faith in the wrong things. Faith in the market as a self-correcting system. Faith in the securitization of risk, as if you could eliminate uncertainty by paying someone else to carry it on your behalf. Faith in regulatory authorities to rid the world of sin. Faith in the combination of the market and technology to generate ceaseless economic growth.


Ein Narr kommt selten allein

Monday, 12. December 2011

Franziskus wird - im Westen vielleicht nicht so bekannt - auch von vielen Gläubigen der orthodoxen Kirchen sehr verehrt (nicht von allen natürlich, aber das muß ja auch nicht sein). Dabei ist der Grund für diese Verehrung oftmals ein anderer als im Westen, und ich denke, dieser andere Grund kommt dem Wesen des Heiligen aus Assisi sogar näher.

In der Ostkirche ist der “Narr in Christo” immer ein sehr verehrter Mann gewesen, ist es bis heute, wo es diese weltlich gesehen “Verrückten” bis heute noch gibt. Franziskus war da ein Idealtypus.

Deswegen haben die Franziskaner auch einen guten geschwisterlichen Kontakt bspw. zur russischen Orthodoxie. Im Osten geht es weniger um die Frage, was jemand für andere getan hat, auch wenn das eine viel größere Rolle spielt als in unserem Kulturkreis vermutet wird (es wird bloß nicht von oben als caritatives System organisiert, sondern obliegt nur dem Einzelnen), sondern es geht um die Frage der absoluten Ganzhingabe an Gott und an das Durchscheinen Gottes in diesem Menschen.

Dabei ist der Narr in Christo von der Frühzeit an ein Paradebeispiel gewesen.

Ich empfehle allen, sich mal den Film OSTROV anzusehen, den es in 12 Teilen auf Youtube zu sehen gibt. Er macht klar, was gemeint ist.

Hier ist Teil 1:


Sprengstoff III

Sunday, 11. December 2011

Dies Domini. Gaudete!

Nach vielen Jahren ein kleiner neuer Beitrag (hier der letzte Teil), allerdings mehr für die Kirche selbst, die hierzulande offensichtlich selbst Probleme mit der Kirchenlehre hat, nicht nur in den altbekannten Themen Liturgie und “unverkürzte Lehre”, sondern auch in der Katholischen Soziallehre.

Ich weiß nicht, wie weit es allgemein bekannt ist, aber das vom hiesigen Bunderverfassungsgericht genehmigte kirchliche Arbeitsrecht (in katholischer und evangelischer Ausprägung) verbietet den Streik als Mittel des Arbeitskampfes.

Die Kirche selbst sagt dazu:

Wo der Gegensatz wirtschaftlicher oder sozialer Interessen zu kämpferischen Auseinandersetzungen zu führen droht, müssen alle Bemühungen dahin zielen, eine friedliche Lösung zu finden. An erster Stelle muß immer die ehrliche Aussprache der Beteiligten stehen. Nichtsdestoweniger wird auch unter den heutigen Verhältnissen der Streik, wenn auch nur als letzter Behelf, unentbehrlich bleiben, um Rechte der Arbeiter zu verteidigen oder berechtigte Forderungen durchzusetzen. So schnell als möglich muß dann aber versucht werden, den Weg zur Wiederaufnahme von Verhandlungen und gemeinsamen Überlegungen über eine Verständigung zu finden.
(Gaudium et Spes, Nr. 68)

Streik ist sittlich berechtigt, wenn er ein unvermeidliches, ja notwendiges Mittel zu einem angemessenen Nutzen darstellt. Er wird sittlich unannehmbar, wenn er von Gewalttätigkeiten begleitet ist oder wenn man mit ihm Ziele verfolgt, die nicht direkt mit den Arbeitsbedingungen zusammenhängen oder die dem Gemeinwohl widersprechen.
(KKK, Nr. 2435)

In Deutschland untersagt die Kirche ihren Mitarbeitern ein Recht, das sie offiziell den Menschen zuspricht!

Wie säge ich an meiner eigenen Glaubwürdigkeit…


Regel Kapitel 2.7

Friday, 09. December 2011

Letzter Teil: 2.6

11. Christus hat im Vertrauen auf den Vater für sich und seine Mutter ein armes und demütiges Leben erwählt, obwohl er achtsam und liebevoll die geschaffenen Dinge schätzte. So suchen auch die Brüder und Schwestern der Franziskanischen Gemeinschaft in Auswahl und Gebrauch die richtige Beziehung zu den irdischen Gütern, wenn sie ihren materiellen Bedürfnissen nachkommen. Sie sind sich daher bewusst, dass sie nach dem Evangelium Verwalter der Güter sind, die sie für alle Kinder Gottes empfangen haben. So mühen sie sich, im Geiste der “Seligpreisungen” ihr Herz von aller Neigung und Begierde nach Besitz und Macht zu befreien, wie “Pilger und Fremdlinge” auf dem Weg zum Vaterhaus.

12. Als Zeugen der künftigen Güter und aufgrund der von ihnen angenommenen Berufung sind sie zur Erlangung der Lauterkeit des Herzens verpflichtet. Dadurch werden sie frei für die Liebe zu Gott und zu den Mitmenschen.

Die Franziskaner und das liebe Geld und die liebe Macht. Über nichts wurde in der 800jährigen Geschichte dieser Bewegung mehr gestritten als über die Fragen des Besitzes.
Auch Laienfranziskaner werden von dieser Frage nicht verschont, dabei stellt sich das in einer Familie noch einmal ganz anders dar. Sein eigenes Ideal darf man nämlich nicht irgendjemandem überstülpen à la “wir leben jetzt alle so”.
Hier kann der gemeinschaftliche Austausch innerhalb des OFS wichtige Impulse und Hilfestellungen geben.
Mehr als diese Grundzüge gibt die Regel zu dem auf den ersten Blick “franziskanischsten” aller Themen gar nicht her. Denn das Wichtige ist nicht der Stand des Bankkontos oder das Geld im Portemonnaie, sondern die Lauterkeit des Herzens, das Freiwerden für andere, das Sich-Lossagen von Besitz und Macht. Franziskus war sich klar, daß Geld und Macht da riesen Hindernisse sind und er kannte sich gut genug, um auf große Distanz dazu zu gehen. Und wer meint, diese Ziele auch mit großem Reichtum zu erlangen, der würde ggf. in einer franziskanischen Ordensgemeinschaft nicht seine Berufung finden. Dabei ist Armut etwas anderes als Elend. Frei gewählte Armut macht frei, unfreiwillige Armut ist ein Elend. Armut kann frei machen für den anderen, frei machen für die Kontemplation, frei für die Aktion. Gegen Elend sollen wir dagegen angehen, weil es der Würde eines göttlichen Abbildes, des Menschen, widerspricht.


Advent 2011

Thursday, 08. December 2011

In den letzten Tagen hatte ich nichts Substantielles zu schreiben, aber aufhören ist nicht, das zu Beginn.

Advent soll ja eine Zeit der Besinnung sein, doch mal wieder geht es bei uns eher besinnungslos zu. Es passiert so einiges im real existierenden Leben (aber nix Bösesbislang, keine Sorge).

Ach ja, und dann noch diese Media-Markt-Werbung.

Die Christenheit in Deutschland zeichnet sich ökumenisch vereint mal wieder dadurch aus, daß sie sich beleidigt fühlt. So stelle ich mir gelungene Werbung für den Glauben vor.

Leute, lacht doch mal über Euch!

Angesehen davon ist diese Werbung nichts anderes als mehreitlich korrekt, denn den allermeisten Menschen hierzulande fehlt der Glauben (also als objektiv nicht da seiend, subjektiv vermissen ihn bei weitem nicht alle), daß der Eine Gott zu 100% Mensch geworden ist, ohne Sein Gottsein aufzugeben.
Auch darübersollte man nicht meckern, sondern es erst einmal zur Kenntnis nehmen, und zwar mit Respekt. Und sich dann überlegen, wie man von der Motzhaltung zu einer konstruktiven kommt.


Frage an die Leser

Monday, 21. November 2011

Ich habe mal eine Frage an Euch:

was bedeutet für Euch franziskanische Spiritualität?


Kleine Bitte

Saturday, 19. November 2011

Heilige Elisabeth, bitte für uns, heute, an Deinem Tag.

Uns Laienfranziskaner, deren Patronin Du bist.
Uns Gliedern meiner Pfarrei, die in die Kirche gehen, die Dich als Patronin hat und die eine Reliquie von Dir verehrt.
Uns Katholiken, die Deinen Gehorsam in Seinen unfehlbaren Willen, oftmals dargebracht durch fehlbare Menschen, versuchen nachzuahmen.
Uns Christen, die Dein Vertrauen in Jesus für sich suchen.

Bitte für uns.


Ungefragt

Wednesday, 16. November 2011

Ich weiß nicht, wie meine Leser damals, als der Film “Die Passion Christi” von Mel Gibson in die Kinos kam, das ganze erlebten. Ich erlebte es, daß eine katholische Gemeinde, der ich damals sehr verbunden war, auf ihrer Homepage von dem Besuch des Films abriet und dafür Gründe anführte, die dem Film eine falsche Theologie vorwarfen. Vielleicht gab es andernorts ähnliche Reaktionen. Von missionarischen Aktionen à la “wir stellen uns vor die Kinos und erklären den Leuten mal die ganzen Zusammenhänge” ist mir hier in Düsseldorf, wo doch u.a.Franziskaner und Dominikaner anwesend sind, nichts bekannt gewesen.

Diese negative Beurteilung hat mich damals weitaus mehr aufgeregt als es heute tun würde, für grundfalsch halte ich so etwas trotzdem.

Was ähnliches scheint sich jetzt abzuspielen, allerdings auf diözesaner Ebene: verschiedene Bistümer haben (ich weiß nicht wie offiziell) von einer wohltätigen Aktion zu Weihnachten abgeraten, bei der man Geschenke in Schuhkartons packen soll, diese würden dann an hilfsbedürftige Kinder in ärmeren Ländern verschenkt.

Zu dieser Beurteilung kann ich nur das gleiche sagen, was mich an der ersten Beurteilung vor Jahren schon gestört hat:

Wer hat Euch überhaupt nach Eurer Meinung gefragt?

Wenn es jemand konkret war, dann antwortet doch konkret diesem Menschen.

Und laßt alle anderen in Ruhe.

Denn einen kirchlichen Auftrag, den Geschwistern im Herrn vorzuwerfen, ihr Eigentum (oder eben ihr Geld für einen Kinobesuch) falsch zu verschenken, den hätte ich mal gerne schriftlich gesehen.