Woanders auch nicht anders

Thursday, 23. February 2006

Das Dasein als Priester ist kein privilegiertes Leben, sondern ein Leben der Demut und der vorbehaltslosen Hingabe an die Mitmenschen, nach dem Vorbild Jesu beim letzten Abendmahl […] Als Seminaristen solltet ihr lernen, dass eure Berufung nicht darin besteht, Befehle zu erteilen oder für den gesellschaftlichen Status geehrt oder geschätzt zu werden, sondern dass ihr vielmehr zu einem Leben nach den evangelischen Räten der Armut, des Verzichts, der vollkommenen Entsagung, des Gehorsams und der Keuschheit berufen seid.
[…]
Einen Ehrenplatz muss in eurem Leben die Eucharistie einnehmen. Und so wie die Eucharistie brauchen wir auch das regelmäßige Sakrament der Buße. […] Lernt eure Augen, eure Ohren und eure Herzen für die Bedürfnisse der Mitmenschen zu öffnen, damit ihr zum „alter Christus“ werdet, der euer Vorbild und Bezugspunkt sein soll.
[…]
Ihr wisst wie zerbrechlich der Glaube in vielen Gegenden ist. Gesellschaftliche und politische Kräfte, die Erosion der Werte der Familie und der schleichende Säkularisierung sowie das Auftreten von Problemen wie die Verstädterung, die Arbeitslosigkeit und das Konsumdenken machen die Verkündigung des Frohbotschaft der Hoffnung und des Heils oft schwierig.

Man könnte meinen, diese Worte von Cardinal Sepe, dem Präfekten der Kongregation für die Evangelisierung der Völker, also zuständig für Mission, seien an westliche Ohren gerichtet. Wie sich die Probleme gleichen, auch in anderen Welten. Erst am Schluß kommen wir dem Ort näher:

Ich möchte euch vor allem an die wesentliche Bedeutung des Gebets erinnern: „Getrennt von mir könnt ihr nichts vollbringen“ (Joh 15,5). Bemüht euch außerdem um eure lehramtliche und pädagogische Ausbildung, im Bewusstsein der Herausforderung, die die Sekten darstellen und angesichts des Einflusses anderer negativer Tendenzen, die zu Spaltungen unter euch führen könnten, wie zum Beispiel der Tribalismus und das Stammesdenken. Werdet nicht müde, ein beispielhaftes Leben zu führen, das darin besteht die Gruppen, die euch anvertraut sind, zu erbauen

Er sprach zu Seminaristen im Sudan.


Schon zehn Monate

Thursday, 23. February 2006

Seit zehn Monaten “sind wir Papst”, eine Schlagzeile, die ich damals auf “las Ramblas” in Barcelona sah. Sandro Magister, ein als Beruf den Italienern vorbehaltener Vertreter der “Vaticanisti” liefert hier auf Englisch eine Analyse dieser kurzen Zeitspanne des Pontifikates.

B16 denkt nicht in kurzen Zeitspannen, wie es Medien und wohl auch wir selbst zu häufig tun. Er wird, sollte Gott ihm Zeit dafür geben, die Kirche gut leiten, davon bin ich überzeugt. Korrekturen am internen Führungsstil, die meiner Meinung nach auch notwendig sind, lassen natürlich auch Widerstände stärker hervortreten. Aber der Herr wird schon sein Auge darauf werfen, also entspannt zurücklehnen. Er verläßt die Kirche ja nicht.


Welle

Thursday, 23. February 2006

Kaum wird in einem musl. Land mal ein Film in Rambo-Manier gedreht, bei dem Christen und Amis “die Bösen” sind, da redet man hierzulande von “rassistischen Haß-Film”. Da sind aber die Verkünder dieser Meinung die letzten Jahrzehnte sehr, sehr blind gewesen und haben sich die Rambos und diverseste Kampffilme nicht reingezogen. Zielscheibe sein ist eben blöd, Schütze ist man halt lieber. Sollten wir aber gut wegstecken können, oder? Die dürfen halt auch mal.


Klasse!

Thursday, 23. February 2006

Wer schon immer mal lesen wollte, was das Rheinländische (hier die ripuarische Version, die Kölner Autoren sehen das mal wieder als einziges Rheinisch an…) zu so einer lustigen und liebenswerten Sprache macht: hier.


Zurechtgerückt

Thursday, 23. February 2006

Wenn es eine innovative Theologie gibt, die sich ihren Ruf so richtig gut vermiest hat, dann sicher die Befreiungstheologie. Die einen meinen hocherfreut, “Rom” hätte sie verurteilt (was nicht stimmt), die anderen halten sie gerade deswegen hoch, weil ein Verbotsschild aus Rom einem Qualitätssiegel gleichkäme. Da es nicht die eine Befreiungstheologie gibt, wurde auch nicht sie in ihrer Gänze verurteilt, ganz im Gegenteil, sondern lediglich die zu marxistischen und säkularen Auslegungen ihrer selbst. Denn sie ist Theologie bester Schule und im strengen Sinn des Wortes. Wie sehr das auch und gerade heute stimmt, zeigt dieses Buch. Gutiérrez ist Peruaner und der Gründervater der Befreiungstheologie (und hat sich nicht mit der Kirche überworfen), Müller medial derzeit recht heftig angegriffener Bischof von Regensburg und Freund von Gutiérrez; er kennt die Situation der Armen dort vor Ort aus jahrelanger Anschauung selbst (wer selbst einmal erlebt hat, was materielle nackte Armut wirklich heißt - d.h. sie auch nur ansatzweise selbst gespürt hat - der muß gleichsam zum Befreiungstheologe werden).

Dabei sind beide Sichtweisen wichtig, die des Betroffenen vor Ort und die aus der europ. Distanz (wobei es auch hierzulande Arbeit zuhauf gibt diesbezüglich). Bischof Gerhard Ludwig Müller zeigt in einem Essay (”Befreiungstheologie im Meinungsstreit”) sehr gut und auf hohem Niveau, u.a. warum die Befreiungstheologie hier nie richtig Fuß fassen konnte - zum Großteil liegt es an der Nomenklatur (Klassenkampf, Sozialismus etc.), die in Lateinamerika eine doch ganz andere Konnotation hat als bei uns an der ehemaligen Grenze des Kalten Krieges. Er zeigt aber auch die Bedeutung für die Welt auf, denn diese Art von Theologie ist keine spezifische Lateinamerikas (ich las mal woanders den Satz “bei 40 °C im Schatten ändert sich die Theologie”…).
Gustavo Gutiérrez OP (seit vergleichsweise kurzer Zeit bei den Dominikanern) erläutert in “Wo werden die Armen schlafen?” (¿Dónde dormirán los pobres?) das grundlegende Anliegen der Befreiungstheologie (in Kürze: wie erkläre ich einem Armen, dem es am Allernotwendigsten fehlt, daß Gott ihn liebt?)- natürlich sind alle anderen Beiträge der beiden auch sehr lesenswert.

Also, wer jenseits von Streit und Pamphlet eine anspruchsvolle Würdigung dieser für die Kirche eminent wichtigen Theologie erfahren möchte, dem sei dies hiermit empfohlen.


Beziehung beendet

Thursday, 23. February 2006

In der neuesten Studie der EKD über das Profil ihrer Mitglieder, sie ist sehr umfangreich und kann käuflich erworben werden, findet sich u.a. das Ergebnis, daß rund ein Drittel der Landeskirchler nicht (mehr?) beten.

Also nicht wenig, ein paar mal im Monat oder Jahr, sondern gar nicht mehr.

Viel Hoffnung das zu ändern haben die Verantwortlichen da anscheinend nicht. Sie wollen sich nämlich vermehrt den Konfessionslosen zuwenden, da diese immerhin zu einem Viertel beten würden (und mich stört dieser ökonomisch geprägte Wortschatz ungemein, das nur nebenbei).

Auch ein interessantes Verlorenes-Schaf-Bild.


Nicht gekünstelt

Wednesday, 22. February 2006

Da arbeitet eine Künstlerin als Darstellerin beim X-Day, eine Art Festival der “Church of the Subgenius” (ja, war auch mir neu). Ist eine Gruppe von Leuten, die die christl. Religion verar… bzw. sie lächerlich machen. Soweit so schlecht (nein, ich möchte das nicht verbieten, keine Sorge. Ich find’s nur armselig, ist halt meine kleine persönliche freie Meinungsäußerung).

Tja, und jetzt sieht ein Richter Szenen dieses Auftrittes, kann sich so etwas nur mit absoluter Durchgeknalltheit der betreffenden Person(en) erklären und entzieht der Frau daraufhin das Sorge- und Kontaktrecht für den Sohn. Ist natürlich ein böser strenger Katholik, der Richter. Und die Frau hat jetzt ‘nen Blog.


Da war doch noch was…

Monday, 20. February 2006

Daß sich manche Hindus mit Gewalt bei Christen, ob neu konvertiert oder nicht, in Erinnerung bringen wollen, ist relativ gut bekannt (ein recht aktuelles Beispiel hier). Über manche Muslime muß niemand mehr ein Wort verlieren diesbezüglich. Doch was denken Buddhisten? WWBD - What would Buddha do? Ein kleiner realistischer Einblick findet sich auf Englisch dort.


Angeblogged

Monday, 20. February 2006

So, die Internet-Welt hat mich wieder. Und ich sie. :-)


Selbst-Bewußtsein

Thursday, 16. February 2006

Es passiert immer wieder, diesmal in einem Internetdiskussionsforum, daß der Begriff des Sünderseins sehr negativ besetzt ist. Ich habe ja bereits früher einmal angemerkt, daß ich das nicht verstehe und denke, daß damit der Kern des Christentums aufgegeben wird.

Die Kirche lehrt, daß gewisse Denk- und Verhaltensweisen der gottgewollten Natur des Menschen widersprechen und nennt dies Sünde. Somit ist dies zumeist eine Frage der Anthropologie, des “was ist der Mensch”. Daneben gibt es meines Erachtens (also kein Anspruch auf kirchliche Rede jetzt!) noch sündige Denk- und Verhaltensweisen, die gegen das eigentliche Wesen einer bestimmten Person ist, obwohl es zu einer anderen passen würde. Beispielsweise wird ein Mensch Erzieher, obwohl es seinem Wesen viel eher entspräche, Schriftsteller zu sein, er diesen Wunsch auch im Inneren hegt, aber aus welchen Gründen auch immer sich nicht traut. Andere wollen Erzieher sein, trauen sich aber ebenfalls nicht und machen was anderes.

Beides ist, so denke ich, Sünde. Das erste, was von der Kirche auch so genannt werden kann ob seiner allgemeinen Aussage, weil ein bestimmter Mensch Mensch ist, das zweite, was natürlich nicht von der Kirche genauer bestimmt werden kann wegen der individuellen Unterschiede, weil ein bestimmter Mensch er selbst ist.

Und durch Christus Jesus haben wir die Erlösung von all dieser Sündhaftigkeit. Wir schaden uns letztendlich immer selbst, wenn wir sündigen.

Interessanterweise gäbe es heute vermutlich mehr Konsens in der Gesellschaft bzgl. des zweiten Aspektes der Sünde, bzgl. der Sünde aufgrund der eigenen Personalität. Sich-selbst-finden ist das Zauberwort.
Doch die Welt scheint vergessen zu haben, was der Mensch ist, will es selber bestimmen und definieren, da passen anthropologische Grundaussagen nicht ins Konzept, sie gelten als falsch, weil sie den Stempel des “veraltet” bekommen. Es wird suggeriert, der Mensch hätte sich allein aufgrund der Erkenntnisse von naturwiss. und soziolog.-psycholog. Zusammenhängen verändert. Beispiele dafür finde ich aber keine.


Abgeblogged

Wednesday, 15. February 2006

Da ich am Wochenende von dieser Kleinstadt in jene Großstadt zurückziehen werde, die für mich aber irgendwie auch wie ein Dorf ist und in der ich schon mehrfach Gott suchte, bin ich ab Freitag oder Samstag für wenige Tage ohne Netzzugang.


Zitate

Wednesday, 15. February 2006

Ihr Christen habt in eurer Obhut ein Dokument mit genug Dynamit in sich, die gesamte Zivilisation in Stücke zu blasen, die Welt auf den Kopf zu stellen; dieser kriegszerrissenen Welt Frieden zu bringen. Aber ihr geht damit so um, als ob es bloß ein Stück guter Literatur ist, sonst weiter nichts.

Mohandas Karamchand Gandhi, genannt “Mahatma”

Die meisten Menschen haben Schwierigkeiten mit den Bibelstellen, die sie nicht verstehen. Ich für meinen Teil muß zugeben, dass mich gerade diejenigen Bibelstellen beunruhigen, die ich verstehe.

Mark Twain (Samuel Langhorne Clemens, 1835-1910)


Arme Jungs

Wednesday, 15. February 2006

Daß manche sich Schriftsteller nennende Menschen ihr Recht auf ihren Nationalsport, dem “Einhauen auf Pfaffen”, evtl. mal beschnitten sehen könnten, veranlaßt sie zu diesem Artikel (hier ein Auszug, die dt. Übersetzung beim Perlentaucher):

Il ne s’agit pas seulement d’être libre de se tromper. La vérité, c’est que nous sommes libres de blasphémer. Il y a quelque chose d’assez déconcertant, en France, en 2006, dans le fait de devoir rappeler qu’on a droit au blasphème. Que bouffer du curé fut longtemps un sport national, comme vendre L’Huma avec Pif Gadget le dimanche dans les cités. Que bien sûr les croyants, retour de messe, s’en offusquaient. Ce qui ne les empêchait pas de s’encanailler avec l’intégrale de Brassens dans leurs salons.

Die aufschreiende Linke hat noch nicht begriffen, daß die westl. Regierungen doch nicht wegen irgendwelcher Karikaturen beschwichtigen wollen. Die sind denen egal. Es geht ums Kapital, sonst nichts, der große islam. Markt soll nicht verloren gehen.


Konsequent?

Wednesday, 15. February 2006

Das Bundesverfassungsgericht hat soeben entschieden, daß es nicht verfassungsgemäß ist, evtl. entführte oder anders gefährliche Flugzeuge “vorsichtshalber” zur Vermeidung größerer Katastrophen abzuschießen.

Zitate des Gerichtspräsidenten Hans-Jürgen Papier:

Der Schutz der Menschenwürde ist strikt und einer Einschränkung nicht zugänglich.

Indem über ihr Leben von Staats wegen einseitig verfügt wird, wird den als Opfern selbst schutzbedürftigen Flugzeuginsassen der Wert abgesprochen, der dem Menschen um seiner selbst willen zukommt; sie werden verdinglicht und zugleich entrechtlicht.

(Quelle)

Oder auch:

Es sei “schlechterdings unvorstellbar”, auf der Grundlage einer gesetzlichen Ermächtigung unschuldige Menschen in derart hilfloser Lage vorsätzlich zu töten.

(Quelle)

Was würden wohl die 130.000 getöteten ungeborenen Kinder dazu sagen, die lt. dem gleichen BVerfG vollwertige Menschen sind, bei denen aber dieses Recht auf Leben eben nicht strikt und uneingeschränkt gelten soll? Diese werden ja faktisch “verdinglicht und entrechtlicht”.

Bietet diese Begründung vielleicht Möglichkeiten einer Revision des §218 vor dem BVerfG?

(Natürlich begrüße ich das heutige Urteil des BVerfG!)

[Nachtrag: Quellennachweis des damaligen Urteils des BVerfG über die mögliche Straflosigkeit der Abtreibung aus dem Jahr 1993]


Passend

Tuesday, 14. February 2006

Die Grünen scheinen etwas verstanden zu haben. Ihr Hausblatt leider noch nicht. Daher ist diesem Kommentar der Tagespost rundweg zuzustimmen (Auszug):

Die “taz” hat nichts begriffen. Wer für die Proteste der Muslime nur empörtes Unverständnis aufbringt, weigert sich, genauer hinzusehen, worum es bei diesem Konflikt geht. Schon eigenartig, dass sich da ausgerechnet ein Multikulti-Blatt Blindheit verordnet. Doch die “taz”-Karikaturen zeigen noch etwas anderes: Wer religiös unmusikalisch ist, verliert die Kompetenz zur Gesellschaftsanalyse. Auch als Interpret des weltpolitischen Geschehens taugt er nicht mehr. Wer nichts versteht, kann nichts erklären. So manchem Altlinken dämmert längst, dass seine Erklärungsreservoirs ausgetrocknet sind. Da bleibt dann nur noch blinder Hohn und dummer Spott.


Mal wieder Zeit

Tuesday, 14. February 2006

Ich denke es ist mal wieder Zeit. Mal wieder Zeit darauf hinzuweisen, irgendwie ist es mir in den letzten Tagen nach wieder bewußter geworden:

Ohne die Erlösung durch Jesus Christus wäre das Leben als solches absolut absurd. Und zwar alles daran.


Gerade an einem Sonntag

Sunday, 12. February 2006

Dies Domini.

Gerade an einem Tag wie heute, an dem sich die Kirche an die Erlösungstat durch unseren Herrn erinnert, an dem sie aber nur zum Herrn tritt, wenn sie vorher um Vergebung gebeten hat, muß so ein Artikel bekannter gemacht werden.

Die Vergebungsbitte vor dem Herrn kann wertlos werden, wenn sie nicht, falls möglich, mit einer Vergebungsbitte bei Betroffenen einhergeht. Keine Abwehrhaltung einnehmen, um alles mögliche vor der Kirche zu schützen. Nein, Mann und Maus nennen, sich hinknien und sagen “ich habe gesündigt” - und zwar vor denen, an denen man schuldig geworden ist. Bevor es zu spät ist.


Alles katholisch

Saturday, 11. February 2006


Analyse

Saturday, 11. February 2006

Ich freue mich wirklich, daß die türkische Regierung im derzeitigen Konflikt der Kulturen (Islam-Säkulasrismus) versucht zu vermitteln. Ich glaube zwar nicht, daß da keine Berechnungen hinter stecken, aber Hauptsache eine islamische ‘Stimme erhebt sich. Dummerweise wird die Türkei in der islam. Welt u.a. aufgrund der langjährigen - auch militärischen - Partnerschaft mit Israel kaum für voll genommen.

[Nachtrag: die türk. Regierung könnte ihre Mittlerrolle neben Worten auch mit Taten belegen, indem sie das orthodox. Priesterseminar auf Chalki/Halki wiedereröffnet und dem orthodoxen Patriarchat zurückerstattet. Gefordert wurde dies bereits häufig und dieser längst fällige und versprochene Akt hinge auch, wie die EU-Kommission mal bestätigt hat, mit den Beitrittsbestrebungen der Türkei zusammen.]

Was die türkische Soziologin Elif Shafak hier in der WELT schreibt, ist trotz des Mordes und der Attacken in der Türkei sehr zu begrüßen. Insbesondere zeigt sie, daß sich die beiden Kontrahenten bezüglich der Gefühle voneinader nicht wirklich unterscheiden:

Die zwei Parteien des Karikaturenstreits scheinen verschiedene Sprachen zu sprechen, aber im Grunde sprechen sie dieselbe Sprache: Es ist die Haßrede. Eine Karikatur, die den Propheten Mohammed mit einem bombenförmigen Turban zeigt, ist Haßrede. Ein moslemischer Demonstrant, der ein Schild trägt mit der Aufschrift “Köpft jene, die den Islam beleidigen”, verbreitet Haßrede. In einer Welt, die sich immer stärker polarisiert, muß Haßrede kritisiert und unter Kontrolle gehalten werden.


Kennt jeder

Saturday, 11. February 2006

Ich befürchte, daß jeder von uns Menschen enger kennt oder ihnen begegnet, die die Autorin dieses Buches, welches in Frankreich einiges an Aufruhr verursacht hat, bewußt provokant “Perverse” nennt. Sie sind pervers, weil sie Macht in Verbindung mit Erniedrigung ausüben wollen, weil sie Kommunikation trotz evtl. vieler Worte eigentlich verweigern. Es gibt sie in Partnerschaft, Familie, Arbeitsplatz etc.

Schon spannend: ich las die beispielhaften Schicksale (alle aus der Praxiserfahrung der Autorin, die als Psychotherapeutin tätig ist) und konnte gleich einige mir bekannte Situationen grob eingruppieren - dabei halte ich das nicht für einen tragischen Zufall.

Perverse gibt es überall.


Einzeltat - aber nicht allein

Saturday, 11. February 2006

Hier findet sich ein interessanter Artikel (auf Englisch) über den jugendlichen Schützen gegen Fr. Andrea Santoro. Schlimm ist insbesondere, daß die Jugend für den islamistischen Wahn enpfänglich ist. Daß diese Tat nur ein Vorgeschmack gewesen sein könnte, zeigt dieser Fall (ebenfalls auf Englisch berichtet).


*Kicher*

Friday, 10. February 2006

Eins meiner Hauptprobleme mit dem ganzen gar nicht witzigen Hickhack über die Cartoons, die ich übrigens zumeist auch nicht lustig finde, ist ja, daß ich persönlich über meine Religion sehr gut lachen kann.

Da ich mir bewußt bin, daß es anderen schwer fällt, hier eine Warnung: der nun folgende Link beinhaltet jede Menge Witze über Christentum, Kirche und ihr Bodenpersonal. Ist also nicht für jeden geeignet, da mag auch der Schutzheilige St. Simeon der Narr nicht viel dran ändern:

Ship of Fools

Den laut Leser besten Witz (die anderen sind aber auch sehr komisch, aber eben auch manchmal für manche Gläubige, mich nicht, grenzwertig) muß ich natürlich noch bringen:

Eines Tages ging ich über eine Brücke und sah einen Mann auf dem Geländer stehen, der gerade springen wollte. Ich rannte rüber und schrie: “Stop. Tu’s nicht!”

“Warum sollte ich nicht?” fragte er.

“Das Leben ist so wertvoll!”

“Für was?”

“Bist Du gläubig?”

Er sagte: “Ja.”

Ich sagte: “Ich auch. Bist du Christ oder Buddhist?”

“Christ.”

“Ich auch. Bist du Katholik oder Protestant?”

“Protestant.”

“Ich auch. Anglikaner oder Baptist?”

“Baptist.”

“Wow. Ich auch. Bist Du in der ‘Baptist Church of God’ oder in der ‘Baptist Church of the Lord’?”

“Baptist Church of God.”

“Ich auch. In der ursprünglichen ‘Baptist Church of God’ oder bist Du in der reformierten ‘Baptist Church of God’?”

“Reformierte ‘Baptist Church of God’.”

“Ich auch. Die reformierte ‘Baptist Church of God’, Reformation von 1879, oder reformierte ‘Baptist Church of God’, Reformation von 1915?”

Er sagte: “Reformierte ‘Baptist Church of God’, Reformation von 1915.”

Ich sagte: “Dann stirb, dreckiger Häretiker” und stieß ihn weg.


Bildung?

Friday, 10. February 2006

Wer sich ernsthaft mit der Frage beschäftigen will: “was denkt eigentlich die muslimische Welt über das Christentum so?”, jetzt wichtiger denn je, der soll wirklich dieses Buch (ISBN: 1851681337) lesen, hier in extra groß. Ich hatte es schon mal beschrieben, der Titel von vor fast zwei Jahren ist immer noch richtig.


Kein Vorbild

Thursday, 09. February 2006

Vereinzelt hört man christliche Stimmen (bspw. in einigen verlinkten Podcasts und amerik. Blogs), daß der protest der Muslime in aller Welt, so falsch er auch in der Wahl der Mittel sei, uns Christen doch dazu anregen sollte darüber nachzudenken, wie wir selbst mit Beleidigungen umgehen. Schließlich erführen wir sie ja sehr häufig (was zweifellos stimmt).

Ich sehe das dennoch anders. Protest um des Protestes willen sollte den Christen ja nicht am Herzen liegen. Gut, manch einer mag dann unseren Glauben bzw. unsere Religion für schwach halten - aber hey, ich glaube an einen Gott, der sich wehrlos kreuzigen ließ. Insofern ist lautstarker Protest vielleicht eher etwas, auf das ein “steck dein Schwert in die Scheide” in mein Ohr kommt als daß ich da vom Herrn Zustimmung bekäme. Und letztendlich, so nehme ich einfach mal an, gebe ich und geben wir ein besseres Zeugnis, wenn wir uns da an Jesu Vorbild halten und unser Vertrauen in den Herrn leibhaftig durch Zurückhaltung demonstrieren. Ich weiß aber auch, daß es da durchaus kontroverse Meinungen zu gibt. Früher sah ich das auch anders.

Das heißt natürlich nicht, daß ich dies unterstütze und masochistischen Neigungen das Wort rede. Konsequente Konsumverweigerung, bspw. Urlaub nicht in islam. Ländern, Produkte möglichst nicht von Firmen kaufen, die das Christentum herabsetzen (davon gibt es auch im Westen genug) etc., wäre die Hausaufgabe, die jeder zu erfüllen trachten kann.

Noch etwas: es ist doch nicht so, und das ist das Scheinheilige an dieser Debatte, als gäbe es in unseren westl. Demokratien keine Selbstzensur. Ein Beispiel: es möge jemand versuchen, den hunderttausendfachen Tod ungeborener Kinder in einer Zeitung bildlich an einem Einzelbeispiel darzustellen. Viel Vernügen bei diesem Unterfangen, keine Chance. In der Schule klappt das ebensowenig. Dabei wird das Töten vom Staat bezahlt und entspricht dem Mehrheitwunsch der dt. Bevölkerung.


Und immer weiter

Thursday, 09. February 2006

Wie “die Linke” (ich persönlich finde es immer da und meine natürlich nicht die Partei) bei jedem Religionsthema auch immer Christentumskritik sucht und findet, ist ja mittlerweile echt pervers und stellt die Protagonisten doch als sehr kindlich dar (wahrscheinlich ist das schon länger so, nur fällt es mir erst seit einigen Monaten ständig auf). Diese Christenphobie geht häufig gleichzeitig mit einer naiven Verklärung anderer Religionen einher. Dabei wird auch häufig eklatantes Unverständnis offenbart. Ein aktuelles Beispiel durch den ehemaligen Chefredakteur der taz findet sich hier:

Die einschlägigen Stellen sind durch das detaillierte Inhaltsverzeichnis leicht zu finden. Wer sich also zum Beispiel dafür interessiert, was im Koran über Jesus Christus steht, der liest die Seiten 154 bis 177 und findet aus der fünften Sure: “Und als Gott sprach: O Jesus, Sohn Marias, warst du es, der zu den Menschen sagte: ‘Nehmt Euch neben Gott mich und Maria zu Göttern?’ Er sagte: ‘Preis sei Dir! Es steht mir nicht zu, etwas zu sagen, wozu ich kein Recht habe. Hätte ich es gesagt, dann wüsstest Du es… Ich habe ihnen nichts anderes gesagt als das, was Du mir befohlen hast, nämlich: Dienet Gott, meinem Herrn und eurem Herrn.’”

Das ist eine schöne Stelle muslimischer Kritik am Christentum aus dem Munde Christi selbst. Die Christen beten Jesus an. Das macht sie in den Augen der Muslime zu Verrätern am einzigen Gott. Die zitierte Stelle macht nun klar, dass die Christen mit ihrer Vergöttlichung Jesu nicht nur Gott, sondern auch Jesus verraten haben. Die Pointe der Geschichte ist freilich, dass an keiner Stelle der Evangelien Jesus von seinen Jüngern oder von sonst irgend jemand verlangt, als Gott angebetet zu werden. Die muslimische Kritik trifft also einen entscheidenden Nerv der christlichen Überlieferung und der Auseinandersetzungen im frühen Christentum über die Natur Christi.

Wenn ich der dt. Grammatik einigermaßen mächtig bin, glaubt der Rezensent hier zu 100% die koranische Überlieferung, denn schließlich haben (nicht hätten) wir ja Gott und Jesus verraten.

Interessant.

Doch weiter:

Glaube ist Unterwerfung. Die durch ihn entstandene Reinheit ist Ergebnis einer Vergewaltigung. Wer jetzt aufschreit, das sei so nicht gemeint, vergisst, dass es so beschrieben ist. Es ist eine Legende, Literatur also. Aber es ist Literatur von Gläubigen, von Menschen, die ihren Glauben so erleben. Es ist keine Parodie, kein Versuch einer Verächtlichmachung, sondern - auch als erfundenes - ein Glaubenszeugnis. Eines, das freilich auch theologisch argumentiert. Mohammad wurde nicht rein geboren. Die Muslime - so lautet der Subtext - belügen uns nicht über die Natur ihres Propheten wie die Christen es tun. Deren Messias kam - so behaupten sie - ohne den “Anteil des Satans” auf die Welt. Mohammad dagegen ist ganz Mensch, freilich ein Erwählter, ein - wie der Name sagt - von Gott Gesandter. Das macht ihn aber zu keinem Übermenschen.

Auch hier wieder: anstelle das Buch und deren Inhalt, den Koran, zu beurteilen, wird hier ein Hieb auf den christlichen Glauben verteilt.

Pawlow läßt grüßen.