Der Papst und ich

Friday, 10. June 2011

Darüber kann man was bei der Sende-Zeit lesen.


Der informierte Konsument

Friday, 10. June 2011

Bei Spenden ist das klar: es gibt Spendensiegel, die verifizieren, daß das Geld ordnungsgemäß verwendet wird, die Transparenz ist gewährleistet. Dagegen ist auch gar nichts zu sagen.

Beim Konsum dagegen ist das alles andere als klar. Bspw. weder Lieferanten noch weiterverarbeitende Produktionsstätten werden genannt.

Damit eine (soziale) Marktwirtschaft aber auch ihren Namen verdient, setzt sie aufgeklärte Konsumenten voraus, die ihre Entscheidung für oder wider ein Produkt oder eine Dienstleistung aus umfangreichen Erwägungen heraus ziehen.

Deswegen gibt es eine Kampagne für mehr Transparenz im Konsum. Auch diejenigen Christen (vermehrt unter konservativen zu finden), die sozial Engagierte als Gutmenschen oder Baumumarmer titulieren, müßten doch sehr dafür sein, daß es mehr Transparenz gibt.

Daher: unterschreiben!

Warum das ganze?

Deswegen!


Sie sind glücklich

Tuesday, 07. June 2011

Wenn der Normalmensch mit seinem normalen Maß an Vorurteilen Einschätzungen über andere vornimmt, so liegt er nicht selten daneben. Auffällig und auch besonders wichtig ist das bei medizin-ethischen Themen.

So glaubt bspw. die Mehrheit der Gesunden, daß Menschen mit einer Amyotrophen Lateralsklerose (bekanntestes dt. Beispiel war der Düsseldorfer Künstler Jörg Immendorf) oder auch mit einem Locked-In-Syndrom (wo der Betroffene bei vollem Bewußtsein vielleicht gerade mal die Augen bewegen kann, wenn überhaupt), bestimmt und ganz sicher ein miserables Leben leben und ihre Lebensqualität gegen Null tendiert. Das müssen geradezu klassisiche Fälle von “so will ich nicht leben” sein, von “das ist doch gar kein Leben mehr”.

Nur: die Erkrankten selbst sehen das ganz anders, sind genaus glücklich wie Gesunde auch (Nachweise 1 und 2). Und Humor haben sie manchmal jede Menge, hier ein Interview.


Traurig

Monday, 06. June 2011

Ich weiß nicht, ob das Problem mittlerweile gelöst ist, aber Anfang Mai hat das Orthodoxe Patriarchat von Jerusalem die Kirchengemeinschaft mit dem Orthodoxen Patriarchat von Rumänien aufgekündigt (dieses also exkommuniziert)!

Wie so oft in innerorthodoxen Streitigkeiten geht es um die Frage, wer das Sagen hat.

Und in diesem Fall haben die Rumänen in den 90ern im Hl. Land eine Kirche und ein dazugehöriges Hotel gebaut, das ganze ist auch seit vielen Jahren in Betrieb, ohne vom Patriarchen vor Ort eine Erlaubnis zu haben. Und wenn es um hoheitliche Fragen (Jurisdiktionen) geht, kennen Orthodoxe Würdenträger oft keinen Spaß.

Man stelle sich vor, als rheinischer Katholik dürfe man dann in Italien nicht mehr zur Kommunion gehen …


Mißbrauch einer ganz anderen Art

Monday, 06. June 2011

Gestern sah iubita mea auf einem Stand eines Antik-Trödels in der Bonner Innenstadt eine Karte, die eine allgemein-ethische Botschaft eines “Dritten Ordens der Franziskaner” enthielt und die, so dachte sie naheliegend, auch für mich interessant sein könnte. Die Karte lag da zwischen ansonsten reinen Antiksachen, es war kein extra Stand dafür.

Das ganze stammte von einer selbsternannten “Bruderschaft der Menschheit” (hinter dem Link versteckt sich das Motiv dieser Karte, Kompaß genannt). Nachdem ich der Verkäuferin sagte, daß im im Dritten Orden sei, fragte sie mich, “in welches Sanctuarium” ich denn ginge. Da gingen bei mir schon Fragezeichen und Warnleuchten auf. Ich sei ganz normal katholisch, sagte ich, neben den Ersten und Zweiten gebe es eben auch einen Dritten Orden, OFS genannt, da sei ich mit dabei.
Aus Sicht dieser Dame sei die Katholische Kirche natürlich weit von “der ursprünglichen Kirche” entfernt, wolle auch gar nicht nah dran sein, Franziskus sei zwar Teil der Katholischen Kirche gewesen, stehe aber eigentlich außerhalb etc.

Mein Kommentar bestand in einem eher müden “aha” (eine weiterer Austausch darüber erschien absolut sinnlos, und ums Gewinnen geht es ja nicht). Auch die Karte nahm ich nicht mit.

Dann fand ich zuhause interessante Informationen, wer denn so hier Franziskus mißbraucht. Diese Gruppierung ist eine esoterische Splittergruppe mit extrem fragwürdigen Hintergrund. Hier mehr dazu.


Moderne Todsünden

Wednesday, 01. June 2011

Mohandas “Mahatma” Gandhi hatte mal eine interessante Liste der “Todsünden der Moderne” verfaßt. Diese möchte ich nur als Denkanstoß mal hier reinstellen:

Reichtum ohne Arbeit
Genuss ohne Gewissen
Wissen ohne Charakter
Geschäft ohne Moral
Wissenschaft ohne Menschlichkeit
Religion ohne Opferbereitschaft
Politik ohne Prinzipien

Kommt einem doch vieles bekannt vor …


Eine Generation tritt ab

Monday, 30. May 2011

Die Namen sind dort bekannt, wo man sich mit deutschsprachiger Kirchenpolitk beschäftigt (also sicherlich kein Muß):

Kohlmaier, Hasenhüttl, Drewermann.

Was haben sie rein biologisch gemeinsam?

U. a. gehören sie alle der gleichen Altersgeneration an. Einer Generation, die nach dem 21. Ökumenischen Konzil eine ganz neue Kirche entstehen sah, wie sie sie sich wünschten, eine vom “Geist des Konzils” geprägte Kirche.

Daß diese beobachtete und unterstützte Entwicklung aber der Kirchenlehre über sich selbst (sog. Ekklesiologie) nicht im geringsten entsprach, war eigentlich schon immer denen klar, die die Konzilstexte lasen. Doch jetzt wird das ganze auch am Erscheinungsbild der Kirche immer deutlicher.

Man kann sich gegenüber diesen Männern dann als Gewinner fühlen - sie haben halt verloren, Pech gehabt, aus der Traum.

Man muß aber nicht. Es ist tragisch für sie, es ging bestimmt einges an Herzblut in ihre Arbeit. Sie wollten die Kirche erneuern (wohl mehr als sich selbst), waren und sind von der Richtigkeit ihres Handelns vollkommen überzeugt, sehen jetzt aber gegen Ende ihrer aktiven Schaffenszeit, daß die römisch-katholische Kirche nicht auf sie hört. Wie gesagt, überraschen dürfte das keinen, der weiß, was römisch, was katholisch und was Kirche bedeutet.

Es wird neben diesen dreien, die mehr oder weniger polternd die Kirchenbühne verlassen haben, noch viele mehr geben, die entweder als weniger Prominente die Kirche verlassen oder in die innere Emigration gehen.

Tragisch ist es und kein Grund zu feiern, wenn sie die Kirche in ihrer Schönheit nicht zu erkennen vermögen.


Rollenwechsel

Friday, 27. May 2011

Als ich letzte Woche mal wieder abendlichen Notdienst in der hiesigen Zentralen Notfallpraxis hatte, erzählte mir eine Frau als bloße Information, die auf den ersten Blick nichts mit ihren Beschwerden zu tun hatten, von einer in Kürze geplanten Abtreibung (wenige Tage danach), sie war in der siebten Woche schwanger.

Wenn ich so etwas höre, geht mir immer ein Stich durch die Seele.

Gleichzeitig war sie nicht bei mir, um darüber zu reden, sondern um ihre Beschwerden gelindert zu bekommen.

Nachdem wir den Anlaß des Arztbesuches beackert hatten, nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und es half mir der Hl. Geist - das meine ich ernst, denn ich war nachher nicht in der Lage genau zu sagen, wie ich das Gespräch begann - den richtigen Ton zu treffen und als persönliche Äußerung anzumerken, daß ich die Wahl auf eine Abtreibung immer als sehr tragisch ansehe. Dieser Rollenwechsel muß wohl bedacht werden, denn die Erwartungen an einen Arzt sind sehr unterschiedlich, in einer Notfallpraxis kennt man die Leute faktisch gar nicht, da kann viel in die Hose gehen und die urärztliche Aufgabe des Versuches des Helfens kann schnell scheitern.

Aber, wie gesagt, es gelang mit Gottes Hilfe und es entwickelte sich ein kurzes Gespräch, das die ganze Tragweite hervorbrachte. Diese Frau - kulturell mit islamischem Hintergrund - war sich vollkommen bewußt, was sie zu tun gedachte. Sie war alleinerziehende Mutter dreier Kinder, hatte seit wenigen Monaten einen neuen Freund, war von diesem schwanger - und hatte enorme Angst, daß es auch diesmal scheitern könnte und sie dann mit vier Kindern alleine wäre.

(Unberechtigt ist diese Angst nicht, verstehen kann ich sehr viele Frauen, doch gutheißen kann ich es dennoch nicht.)

Also, sie wußte, daß sie ein Kind töten wolle, das hat sie so gesagt, da gab es keine Ausflüchte. Und nein, daß “jemand anderes in Frage käme, statt ihrer das Kind großzuziehen” war für sie keine Alternative (hier wird mein Verständnis weniger und der Versuch der Liebe wächst). Natürlich war es für mich nicht überraschend zu hören, daß die Schwere der Beschwerden erst auftraten, nachdem sie sich zur Abtreibung entschlossen hatte (laut eigener Aussage wohlüberlegt, ihr Gynäkologe wollte ihr direkt eine Abtreibungspille geben, ihr ging das viel zu schnell).

Ich weiß nicht, wo sie sich den “Beratungsschein” geholt hat, zumindest hat man ihr dort auch Hilfe angeboten, wenn sie mit den Folgen der Abtreibung nicht klarkäme. Und sie war auch jetzt nicht offen dafür, von mir noch irgendwelche Adressen aufgeschrieben zu bekommen. Persönlich war ich ziemlich hilflos. Tun konnte ich für das Kind nichts, ohne mich aufzudrängen.

Gerade schon Frauen mit Kindern, die eine Abtreibung planen bzw. durchführen (das sind nach meiner Erinnerung etwa 40% der Abtreibungsfälle hierzulande), wissen ziemlich genau, daß das kein bloßer Zellhaufen ist. Ich vermute, sie sind besonders anfällig für en psychisches Trauma nach der Tat.

Für diese Frau und ihr Kind, wo immer es jetzt auch sein mag, konnte und kann ich nur beten. Beten, daß die Mutter Frieden findet ohne Selbstbetrug, beten, daß das Kind dort in Frieden lebt, wo es jetzt ist.

Manchmal ist Hilflosigkeit, die erste “Fähigkeit”, die ein Arzt (insbesondere der Inneren Medizin) beherrschen muß, echt bescheiden.


Ein übersehenes Mysterium

Friday, 27. May 2011

Es gibt so ein paar Kirchenfloskeln, die man immer wieder hört oder gar benutzt, ohne weiter drüber nachzudenken.

Eine bekannte ist die des “lebendigen Gottes”. Daß dahinter ein absolut unerklärliches Mysterium steckt, ist mir erst neulich bewußt geworden.

Leben findet nämlich in der Zeit statt, Leben ist - irdisch gesehen und genau genommen - ohne Veränderung(!) in der Zeit überhaupt nicht möglich. “Leblose” Materie zeichnet sich dadurch aus, daß nichts “passiert” (es sei denn, andere lebende Subjekte nehmen sich ihrer an).

In dem, so vermute ich, meistbesuchten Beitrag dieses mehrjährigen Blogs, dem über die Dogmen, finden sich aber folgende zwei dogmatische Aussagen:

16. Gott ist absolut unveränderlich.
21. Gott erkennt alles bloß Mögliche.

Statt 21. hätte man auch viele andere Aussagen nehmen können, die Taten oder Gefühle Gottes beschreiben. Taten und Gefühle aber sind ebenfalls ohne Veränderungen in der Zeit für uns menschlicherseits nicht vorstellbar.

Es ist natürlich nicht überraschend, daß das Leben Gottes mit dem des Menschen nur sehr wenig gemeinsam hat, aber der Begriff des Lebens verlockt natürlich zu zu starken Antropomorphismen (Vermenschlichungen) Gottes.

Wenn man aber eine Veränderlichkeit Gottes im strengen (irdischen) Sinn postuliert, hört Gott auf Gott zu sein, sprich: man liegt daneben.

Das wollte ich nur kurz sagen, mehr nicht.


Malleus maleficarum

Sunday, 22. May 2011

“Hexenhammer” heißt der Titel zu deutsch, verfaßt vom einem Dominikaner im 15. Jahrhundert, um die Hexenverfolgung theologisch zu rechtfertigen (ein Dokument, das übrigens nie offiziell kirchlich anerkannt wurde, trotz aller Bekanntheit im dt.-sprachigen Raum).

Dort wird das Leugnen der Anklage als Hexe schon als Beweis angesehen, welches man lediglich durch Folter etwas herumgedreht als Eingeständnis herauskitzeln müßte. Leugnete jemand das Hexe-sein, so war dieser jemand es gerade deswegen (die Beschuldigten waren ja nahezu immer Frauen), da eine Hexe es niemals freiwillig zugeben würde. Das Leugnen war somit schon ein Zeichen, daß die Anschuldigung stimmt.

Daß das vollkommen absurd ist, hat der Jesuit Friedrich von Spee (Düsseldorfer!) wunderbar dargestellt.

Allerdings ist der Mann wohl schon zu lange tot, denn jetzt hat auch vor Düsseldorf das absurde Denken in der Kirche keinen Halt mehr gemacht. Da der BDKJ wenige Stadtteile von dem Autor dieses Blogs seine Bundeszentrale hat, ist dieses absurde Denken eindeutig auch hier heimisch.

Wie ich so etwas behaupten kann?

Nun, immerhin als Beschlußvorlage für die kommende Jahreshauptversammlung schreibt dieser BDKJ im ersten inhaltlichen Abschnitt:

Die katholische Kirche in Deutschland befindet sich in einer tiefgreifenden Krise. Dass Manche dies immer noch bestreiten, gehört zu den Symptomen dieser Krise.

Friedrich von Spee, bitte für uns!


Neu-Evangelisierung

Wednesday, 18. May 2011

Womöglich ist es noch nicht allen klar, aber die Neu-Evangelisierung wird sicherlich nicht vom Klerus getragen werden. Weder Bischöfe noch Priester haben den Kontakt zum normalen Fußvolk wie wir Laien, die ebenso zum Fußvolk gehören (Diakone im Nebenberuf können da eine Ausnahme sein).

Dabei, so scheint es mir, ist es auch ein genuine Aufgabe des Laien, innerkirchlich die Lehre der Kirche geduldig und “nicht arrogant, nicht vorlaut, nicht streitsüchtig” (der sel. John Henry Newman) darzulegen. Viele kirchenbegeisterte Katholiken erfahren ja, daß da so einiges an theologischer Fehlleistung abgeliefert wird. Eine Evangelisierung nur nach außen verpufft schnell, wenn die Neuchristen dann plötzlich innen sehr seltsame Blüten sehen, die mit der Kirche Christi nichts mehr zu tun haben. Sie dachten, den Anker der Wahrheit gefunden zu haben und dann wird dieser auf dem Schiff selbst als höchstens relativ eingeschätzt (von der gefühlten Mehrheit der heimischen Mannschaft). Doch genau dort gehört man hin, in diese eigene Pfarrei (von Wahl-Pfarreien bin ich ja bekanntermaßen kein Fan), und früher oder später findet man übrigens auch schnell Mitstreiter.

Hierzulande ist das mit der Binnen-Evangelisierung natürlich noch schwieriger als andernorts, da einige der Verwirrer kirchensteuerbasiert finanziert werden. Aber das darf kein Grund sein aufzugeben, so etwas interessiert den Herrn selbst ja auch weniger.
Nicht vergessen werden darf das Gebet für die Kleriker und Laienentscheider vor Ort in der eigenen Pfarrei. Ich habe selbst schon erlebt, welch positives Ergebnis das beharrliche Gebet erwirken kann.


‘N bißchen spät

Sunday, 15. May 2011

Ich kam vorher nicht dazu, daher beglückwünsche ich ein bißchen verspätet als Landsmann* den Alipius sehr zu seiner Weihe für den Herrn und wünsche ihm immer ausreichend Gnade!

(*soviele bloggende Düsseldorfer mit katholischem Themenschwerpunkt gibt’s ja außer uns beiden bislang nicht)


Keine gemeinsame Basis

Thursday, 12. May 2011

Diese Tage lese ich mich gerade durch ein ein paar Jahre altes Buch mit theologischen Beiträgen zur gesellschaftlichen bioethischen Debatte, alles alles rund um “Recht auf Nicht-Leiden”, “wann beginnt der Mensch”, Personenbegriff etc.
Dabei werden natürlich auch die Grundpositionen der säkularen Ethiker angesprochen und dargelegt (wenn auch nicht so möglichst objektiv wie bei der scholastischen Methode).

Bei all dem fällt mir folgendes auf:

es sind alles nur - Meinungen.

Da behaupten die einen, der Mensch beginne erst mit der Fähigkeit, sich selbst zu versorgen. (Meinung A)
Andere stimmen grundsätzlich zu, setzen diesen Punkt aber aus praktischen Erwägungen mit der Geburt an (allerdings gibt es natürlich keinen sich selbst versorgenden Neugeborenen, aber das wird vernachlässigt). (Meinung B)
Andere wiederum - wie auch mal der sehr geschätzte Mitblogger Josef Bordat und ebenso geschätzte Ethiker wie Prof. Schockenhoff - führen das Potentialitätsargument an und sagen, entscheidend für die aktuell Beurteilung eines Wesens sei das, was aus ihm werden könne, wenn diese Entwicklung nicht behindert wird. (Meinung C)
Ganz andere lehnen es generell ab, der menschlichen Spezies eine ethische Sonderrolle zuzugestehen und halten die grundsätzliche Gleichsetzung der Würde für Mensch und Tier für den Normalfall (Meinung D), was dann wiederum durch individuelle Fähigkeiten zu unterschiedlichen Wichtungen führe (Meinung E).

Sicher gibt es auch noch zahlreiche andere Meinungen, aber: alles das sind einfach hingeworfene Meinungen, mal mehr mal weniger kunstvoll in langen Sätzen mit aufwendiger Grammatik versteckt, mal mehr mal weniger aufwendig nachträglich durch Argumentationsketten gestützt. Ein penetrantes Fragen nach dem “warum eigentlich” würde bei jeder der genannten Meinungen letztlich zu dem Schluß führen “weil ich das so meine”, mehr nicht. Also warum ist die Fähigkeit zur Eigenversorgung entscheidend, warum das Potential, warum sind prinzipiell Tiere und Menschen gleich viel wert, warum, warum, warum. Es sind halt Meinungen.

Das christliche Argument, daß der Mensch Ebenbild Gottes ist und er uns schon im Mutterleib geformt hat - wenn er also mich geformt hat, war ich schon von Beginn an Person - fehlt (nicht in dem Buch, aber in der gesellschaftlichen Debatte). Aber ehrlicherweise ist auch das in den Augen Nichtglaubender bloß eine Meinung mehr …

Ich sehe auch keine Möglichkeiten, diese hermeneutischen Ansätze - einmal nur innerweltlich, einmal das Transzendente einschließend - irgendwie miteinander in Einklang zu bringen. Letztlich sind wir bei dem Punkt, über den Habermas und Ratzinger 2004 in Münschen sprachen. Wenn alles dikutierbar ist, wie Habermas prinzipiell einfordert, dann entscheiden nicht mehr die Argumente, sondern die Macht - deswegen wünscht er sich auch den “herrschafftsfreien Diskurs”, also etwas ungefähr so realistisches wie Gottes Reich auf Erden.

Gerade die Bioethik ist der anschaulichste Fall dafür, daß die ethischen Debatten den Strukturen der Macht folgen. Die Reihenfolge ist nicht: was dürfen wir tun und dann schauen wir, wo die Grenzen des Machbaren sind - sondern umgekehrt: was können wir tun und wie weiten wir das aus, was wir tun dürfen, damit wir immer weiter gehen und letztlich Profit winkt. Unverfügbarkeit gibt es schon lange nicht mehr.


“Nur nicht übertreiben”

Tuesday, 10. May 2011

Dieser bürgerliche Satz, der aus dem Mund manch eines meiner Familienmitglieder stammen könnte, ist die Hauptbremse des Christentums.

Die Heiligen haben alle eines gemeinsam, so unterschiedlich sie gewesen sein mögen:

aus bürgerlicher Sicht haben sie’s einfach übertrieben.

Deswegen sind wir alle, als Christen berufen zur Heiligkeit, auch als Christen berufen, es zu übertreiben mit dem Christsein.


Gewährsmann

Monday, 09. May 2011

Es regen sich immer wieder Christen auf, daß die Bischöfe hierzulande noch nicht sehr lautstark gegen die massive Christenverfolgung insbesondere in muslimisch dominierten Ländern protestieren. Dabei wird gleichzeitig die Reziprozität gefordert, das heißt, daß man bspw. Moscheebauten nur erlauben sollte, wenn in dem muslimischen Land, in dem die musl. Gemeindemitglieder mehrheitlich ihre kulturelle Heimat sehen, auch Kirchenbauten problemlos möglich seien.

Warum also ist das Verhalten der Bischöfe so wie es ist? In die Herzen kann ich natürlich nicht schauen, und ich weiß auch nicht, wie es um den Mut unserer Hirten so bestellt ist (bin da aber ehrlich gesagt eher skeptisch), doch den Grund, warum sie nicht beschimpfen oder konkrete Menschen verurteilen, habe ich hier gefunden:

Liebt eure Feinde und betet für die, die euch verfolgen, damit ihr Söhne eures Vaters im Himmel werdet; denn er lässt seine Sonne aufgehen über Bösen und Guten, und er lässt regnen über Gerechte und Ungerechte.

Soweit ich weiß, sind die Worte des Sprechers hier sogar normierend im Christentum als Aufforderung. Man mag sie nicht immer erfüllen können, aber wenn es andere tun, sind sie zu beglückwunschen für das Geschenk der Gnade.


Grundverständnis Teil 3

Friday, 29. April 2011

Es gibt da das bekannte Zitat vom sel. John Henry Newman über Laien, das alles zusammenfaßt, was ich mit zu viel Worten sagen will:

Ich wünsche mir Laien, nicht arrogant, nicht vorlaut, nicht streitsüchtig, sondern Menschen, die ihre Religion kennen, die sich auf sie einlassen, die ihren eigenen Standpunkt kennen, die wissen, woran sie festhalten und was sie unterlassen, die ihr Glaubensbekenntnis so gut kennen, dass sie darüber Rechenschaft ablegen können, die über so viel geschichtliches Wissen verfügen, dass sie ihre Religion zu verteidigen wissen. (The Present Position of Catholics in England, IX, 390)


Grundverständnis Teil 2

Thursday, 28. April 2011

Teil 2? Wo ist denn Teil 1?

Zugegebenermaßen ist es schon sehr lange her, ca 1,5 Jahre, aber er ist noch zu finden, und zwar hier. Er empfiehlt sich auch als Einstiegslektüre. Angeregt durch eine Diskussion andernorts wollte ich das Thema jetzt noch mal aufgreifen.

Wie können Laien ihrem genuinen Auftrag gemäß wirken? Natürlich gibt es da erst einmal die klassischen Felder Familie und Beruf. Dort ein ehrliches katholisches Zeugnis abzuliefern ohne zu sehr zu (ver)urteilen fällt ja angesichts mancher kulturell-geistiger Entwicklung gar nicht so leicht, und wer das schafft, dem gebührt größter Respekt. Doch wie sieht das ganze konkret aus? Und was ist mit dem Laiendienst in der Kirche?

Meines Erachtens gehört für einen verantwortungsvollen Laiendienst im Sinne der Verkündigung neben dem Zeugnis des Lebens, wenn man also auch mal was sagen und erklären will, vor allem Bildung dazu.
Heutzutage ist der Kontakt der Glaubensfernen zu Klerikern und anderen “Hauptamtlichen” gleich null, so daß man höchstens vielleicht noch in der Familie oder am Arbeitsplatz auf gläubige Katholiken trifft. Es gibt zwar auch gläubige Katholiken, die einen guten Teil der Kirchenlehre ablehnen, aber deren Strahlkraft schätze ich persönlich als nicht so groß ein.

Da die Kirche ja immer mal wieder in der säkularen Presse landet, werden häufiger Gespräche geführt. Diese kann man leicht auch auf Glaubensthemen bringen - und sie werden dann auch schnell mal tief, wenn sie nicht direkt abgeblockt werden. Evangelisieren kann man heutzutage nur, wenn man Antworten parat hat, die Mißverständnisse aus dem Weg räumen können und die die Lehre der Kirche einleuchtend erklären können. Das setzt natürlich voraus, daß die Lehre einem selbst auch einleuchtet.

Mich wunderte anfangs, daß bspw. der OFS die Bildung schon immer zu der Top-Priorität im Orden ernannt hat für seine Mitglieder, aber ohne geht es eben nicht.

Erstaunlicherweise ist die gleiche Aufgabe, das Erklären und Verstehenmachen der kirchlichen Lehre, auch zuhauf innerhalb der Kirche gegeben. Es ist immer erstaunlich, wie viel Ahnungslosigkeit in den Kirchenmauern herrscht (bspw. bei vielen Geschwistern in der Hl. Messe). Auch hier ist es eine Aufgabe des Laien aufzuklären über die Lehre der Kirche. Die Lehre diverser theologischer universitärer Studienorte deckt sich ja nicht immer mit der der Kirche, daher ist auch die Bildung über die Kirchenlehre entscheidend.

Dabei muß es prinzipiell ums Erklären gehen, nicht ums Rechthaben oder das Gewinnen von Debatten. Auch das Ablehnen einer Meinung muß ausgehalten werden, Urteile wie “dann bist Du aber nicht katholisch” (die mir hier auch schon passiert sind!) sind da fehl am Platz.
Richten wird jemand Anderes. Einen Hinweis aber erlaube ich mir immer: wenn jemand sagt für die Meinung X der Kirche gebe es “keine theologischen Argumente”, dann weise ich immer daraufhin, daß so eine Aussage eine Beleidigung darstellt. Man kann gerne sagen, daß einen die Argument nicht überzeugt hätten, das Recht hat jeder, aber daß sie in ihrer theologischen Qualität quasi für inexistent erklärt werden, ist eine Unterstellung der Dummheit der anderen Seite. Das muß nicht sein.

Ebenso fehl am Platz wäre der Rückzug in eine wohlige “hier denken alle wie ich”-Kuschelecke. Die normale eigene(!) Pfarrei ist häufig ein guter Lernort der Demut und der Beispiels einfachen Lebens. Man darf bspw. natürlich den Liturgen (das sind die Priester, niemand sonst, auch gebildete Laien nicht) die Meinuing zukommen lassen, daß man die liturgischen Abweichungen nicht gutheißt. Dennoch gilt es auszuharren (und ich weiß aus eigener Erfahrung, daß das verdammt schwierig sein kann!). Das Bestehen auf kanonisch verbürgten Rechten bringt im Endeffekt im Sinne des Evangeliums deutlich weniger als das beharrliche Gebet für unsere Priester (und da schludere ich viel zu viel!).

Dann gibt es noch eine großes Bereich des Laienwirkens, den ich noch nicht erwähnt habe - den der Politik (im weitesten Sinn), also gesellschaftliche Veränderung suchend. Das kann ich Parteien sein, daß kann in Verbänden sein, daß kann aber auch in einem lokalen Zirkel gegen Altersarmut oder ähnliches sein. Jetzt ist es bspw. die laufende Sozialwahl der Rentenversicherung und Ersatzkassen, die ein genuines Feld für Laienengagement darstellt. Dort gibt es quasi keine Grenzen. Die Katholische Soziallehre bietet genug “Stoff”, um sich in die Entscheidungsprozesse miteinzubringen.


Medienkompetenz beim Papstbesuch

Wednesday, 27. April 2011

Hey, Blogger!

Wenn so etwas in Great Britain funktioniert(e) und wohl auch notwendig war, wie wäre es, das ganze hierzulande für den Besuch des Nachfolgers Petri auch aufzubauen?


Kritische Anfrage an uns selbst

Wednesday, 27. April 2011

Es ist Auferstehung, Ostern.
Alle Christen haben zusammen gefeiert.
Es wäre schön, wenn immer mehr alle Christen, selbst alle Katholiken zusammen feiern könnten, den Einen Gott ihrer Erlösung. Doch die Parteienbildung in der Kirche ist da.

Geschlossene Gesellschaft allerorten.

John Allen bringt es auch für Deutschland auf den Punkt, wenn er hier schreibt:

We have pro-life Catholics, peace-and-justice Catholics, liturgical traditionalist Catholics, neo-con Catholics, church reform Catholics, feminist Catholics, and on and on, with each tribe touting its own heroes, attending its own meetings, and reading its own journals and blogs. Such diversity is healthy in principle, but destructive in practice if these tribes come to see one another as the enemy, and in many cases that’s precisely the situation. Compounding the problem is that these tribes have spent so much time moving down separate paths that they often have completely different senses of what the issues facing the church actually are, so on those rare occasions when they do rub shoulders, they often lack a common set of points of reference to sustain a conversation.

More and more, Americans are choosing to live, work, socialize and even worship only with people who think like themselves. It’s a basic rule of sociology that homogenous communities radicalize while heterogeneous groups moderate, so this “Big Sort” goes a long way towards explaining the increasingly toxic character of our civic life. The problem is not merely that Americans disagree, but that we’re becoming strangers to one another.

Der ganze Artikel ist sehr lesenswert - und er zeigt auch Auswege auf. Papst Paul VI. schrieb in dem immer noch wichtigen Dokument “Evangelii Nuntiandi”, daß nur eine Kirche, die selber immer evangelisiert wird, anderen Christus glaubhaft verkünden kann. Die Parteienbildung innerhalb der Kirche ist kein Naturgesetz und überwindbar.


Heute

Friday, 22. April 2011

Wann, wenn nicht heute, ist der Tag, um an all die Geschwister im Glauben zu denken, die in Verfolgung ein besonders schweres Kreuz zu tragen haben.


Kein Blogfasten

Tuesday, 19. April 2011

Wie wohl bemerkt, geht es hier zur Zeit deutlich beitragsärmer zu. Im Moment habe ich einfach nicht so viel Interessantes zu bloggen. Später dann mal wieder mehr.


Hörtip

Wednesday, 13. April 2011

Bei WDR 5 gibt es eine Reihe namens Tischgespräch, da nimmt man sich für ein Interview noch richtig viel Zeit. Anfang April wurde die Diözesaneremitin Maria Anna Leenen interviewt, das ganze ist sehr empfehlenswert und

hier

zu hören, dauert knapp unter einer Stunde.


Lieben wie Gott?

Tuesday, 05. April 2011

Ein Bekannter von mir - erst vor einigen Jahren als Erwachsener katholisch getauft und theologisch sehr versiert - hat massive Glaubensprobleme, da er es als zweifacher Vater einfach nicht verstehen kann, wie GottVater es zulassen konnte, daß Sein eigener Sohn so ermordet wurde. Einen liebenden Vater stellt er sich aktuell sehr anders vor.

Über diese Einwände darf man nicht einfach hinweggehen, zumal wenn man selber Vater ist.

Würde man sein eigenes Kind opfern, um andere zu retten? Würdest Du, würde ich? Dürften wir das überhaupt?

Es fällt mir schwer, meine Antwort darauf, die ich damals bei dem Gespräch bis tief in die Nacht so noch nicht gefunden hatte, jetzt in wenige Worte zu fassen, aber ich denke, daß der fundamentale Unterschied, bei dem es wirklich Abgründe an Wesensunterschied gibt, die Liebe Gottes ist verglichen mit der “normalen” Liebe des Menschen (dabei ist gleich, man damit jetzt die Liebe als agape, philia oder eros ansieht).
Ich bin davon überzegt, daß die Liebe des Menschen im Normalfall (und das meine ich nicht negativ) eine Liebe ist, die stets eine ich-bezogene Komponente hat, die in Teilen immer ego-istisch ist. Wir können das von uns aus nicht anders. Wir lieben im Normalfall bspw. fremde Kinder nocht so sehr wie unsere eigenen - das ist normal so.
Wir trauern um unsere Toten, weil wir den Verlust spüren, auch das ist normal.

Gottes Liebe macht aber keinen Unterschied - und das ist der Unterschied. Für Ihn ist der Tod Jesu damals genauso “schmerzlich” wie der eines Kindes heute in den Kriegsregionen dieser Welt.

Und die Liebe zur Freiheit des Menschen hat dazu geführt, daß Er sich selbst Grenzen Seiner Macht auferlegte - und das bis heute tut. Der Preis dafür ist hoch - der Großteil des Leidens in dieser Welt. Dennoch sollten wir immerdar dankbar sein, daß Er so immer neu entscheidet. Rein egoistisch betrachtet.

Die Aufforderungen Jesu zur Geringschätzung der Blutsbande, die ja sehr hart für unsere Ohren sind, werden genau aus dieser Liebe Gottes gespeist …

Ist aber nur ein Gedankensplitter …


Ohne Titel

Thursday, 31. March 2011

In these days the Spirit is leading the people of nonviolence into the Libyan desert to be tested. The tempter comes to them saying, “If you are people of compassion, support the freedom fighters in Libya with your bombs to avoid a humanitarian disaster.” The people of nonviolence are answering, “It has been truly said, ‘Violence begets more violence.”
Then the tempter is saying, “Did not your prophet the Mahatma Gandhi advocate violence in the face of a madman?” And the people of nonviolence are replying, “You shall not take the words of your prophets out of context.”
Then the tempter is showing them all the revolutionary winds blowing in the area saying, “if you play your intervention cards right, you will see democracies rising all over the globe.” And the people of peace answer, “Violence is not the way to democracy.”

(Quelle)


Sind genauso wie wir

Thursday, 31. March 2011

Gerade gelesen: entgegen gängiger Vorurteile sinkt die Geburtenrate in wohlhabenderen musl. geprägten Ländern dramatisch, besonders im arabischen Raum. Eine demographische Islamisierung der Welt ist daher nicht zu erwarten.