“Wo es keinen Arzt gibt”

Tuesday, 18. January 2011

So heißt ein Buch, daß es schon seit Jahren für solche Menschen gibt, die als Entwicklungshelfer unterwegs sind, in über 60 Sprachen übersetzt, eben medizinische Hilfe für Laien (und mit guten Tipps auch für Ärzte).

Bald wird es wohl auch Zeit für eine Ausgabe für die dt. Provinz, denn es kommen keine Ärzte mehr nach.

Die Gründe sind für mich alle sehr gut nachvollziehbar.

Nachdem nun von denen, die die Ärztehonorare verteilen (die Kassenärztlichen Vereinigungen), festgestellt wird, daß es am Honorar nicht liege (welche Überraschung!), wird nun an der sogenannten Bedarfsplanung gewerkelt, also an der ungleichen Verteilung von niedergelassenen Ärzten in der Stadt versus auf dem Land.

Was mich wundert, ist, daß wirklich geglaubt wird, daß man das Problem des Hausarztmangels so lösen könne. Es wundert mich einfach ein wenig, daß man glaubt, junge Menschen würden ein sehr anspruchsvolles Studium auf sich nehmen, um anschließend zu erfahren, wo sie denn arbeiten dürfen zu einem unklaren Einkommen mit aber dann doch selbstverantwortlichen unternehmerischen Risiko.

Wenn die Kommunen wirklich einen Arzt wollen, dann müssen sie ihnen ganz anders entgegenkommen: ihn fest anstellen zu einem festen Gehalt, Personal bezahlen, Bürokratie abnehmen, Urlaubsanspruch festlegen. Die Ärzte Ärzte sein lassen, das haben sie gelernt.

Keine Vorschrift der Medizin schreibt vor, daß eine Kommune keinen Allgemeinarzt anstellen dürfe. Natürlich nicht offiziell, so weit sind die KVen noch nicht und erlauben das nicht - warum die Kassenarztsitze immer an Ärzte gebunden sind und nicht an die Kommunen oder Stadtteile, verstehe ich auch nicht. Ich hätte dann überhaupt kein Problem mich quasi “niederzulassen”. Selbständig arbeiten ist für mich wichtiger als selbständig sein, Hauptsache die Menschen werden versorgt und ich mache mich dabei nicht kaputt und habe genug von meiner Familie und sie von mir. Das berufliche haftungsrechtliche Risiko verbleibt bei dem Arzt (ist ja auch klar, er ist ja der Experte, nicht die Kommune), die Abrechnung samt Personal und Räume übernimmt die Kommune. Und die Kommunen tun sich zusammen für ein anständiges Notdienstmanagement, damit der eine Arzt nicht 250 Tage/Jahr oder mehr rund um die Uhr verfügbar sein muß. Das wäre auch für viele trotz Provinz (die nun einmal nicht so attraktiv für die meisten ist) ein einladendes Modell.

Doch bis es soweit ist, wird es noch lange dauern. Noch ist der Leidensdruck zu klein in der Masse.


Still werden

Saturday, 15. January 2011

Wenn ich es erlebe, wie ein junge Frau, durchaus überzeugten katholischen Glaubens, nicht nur mit 7 Jahren Halbwaise wird und anschließend in der neuen Familie nicht alles so prickelnd war, sondern auch noch mit 30 Jahren ihren fast gleichalten Mann nach sehr kurzer Ehe an mehreren(!) Hirntumoren zu verlieren droht nach aller Hoffnung - dann kann man meines Erachtens aus Respekt erst einmal nur still sein und keinen billigen Trost spenden. Der Trost Jesu Christi ist zwar alles andere als billig, aber ich befürchte, daß es meine Worte zu schnell sind. Seinen Trost in diesem Tal des Elends auf eine Art und Wiese zu vermitteln, daß er eben nicht einfach und nach auswendig gelernt klingt, ist eine große Gabe. Solange ich mir nicht sicher bin sie zu haben, steht das Gebet ganz oben. Bitte betet mit für N. und ihren Mann!


Antrag auf Methodenwechsel

Tuesday, 11. January 2011

Wer zum Arzt geht möchte, daß er ggf. eine Therapie erhält, von der man auch glaubt, daß sie hilft.

Das ist nachvollziehbar, alles andere wäre es weniger.

Die Wirksamkeit wurde früher einfach postuliert, indem eine wichtige Person (”Koryphäe”) auf einem bestimmten Gebiet dies behauptete (Galen z.B.). Jahrhundertelang wurde dann so therapiert, Autoritäten wurden nicht hinterfragt, bei Galen dauerte es rund 1400 Jahre!

Irgendwann wurden Zweifel laut und man experimentierte. Einzelne Befunde wurden dann verallgemeinert.

In der Laien-Volksmedizin ist man heute in etwa auf diesem Stand. “Hat mir/einem Freund/meiner Oma/etc. geholfen” ist die wichtigste Quelle für Therapiehinweise.

Die sogenannte Schulmedizin legt da strengere Maßstäbe an. Es werden mindestens zwei genau vorbestimmte Gruppen von Menschen herangezogen, die sich in Bezug auf den zu untersuchenden Effekt möglichst wenig unterscheiden. Dann werden diese zwei Gruppen unterschiedlich behandelt, zum Beispiel das Medikament X gegen Placebo oder Medikament Y gegen bisherige Standardtherapie Z. Der Unterschied muß “signifikant” sein, d.h. statistisch relevant, damit eine Therapie als innovativ gelten kann. Zudem dürfen die UAW (unerwünschte Arzneimittelwirkungen) nicht zu groß sein.

Und genau aufgrund dieser (hier nur bruchstückhaft dargestellten) Methodik werden viele nicht schulmedizinische Therapieformen nicht allgemein akzeptiert, weil sie keine signifikant unterschiedliche Ergebnisse in größeren Gruppen liefern.

Wie sieht es dagegen in der Pastoral aus?

In den östlichen Kirchen läuft es m.E. nach dem System Galen, man ändert nichts, alles wie zu Zeiten von Johannes Goldmund (+404).
Ergebnisorientierung (als Ergebnis könnte man ja das weitherzige Bekennen des Glaubens ansehen) gibt es da prinzipiell nicht, aber es scheint zumindest in manchen Ländern mehr Ergebnis zu geben als bei uns.

Im Westen, also bei uns, sieht es in meinen Augen dagegen eher nach Stadium 2 aus. Selbst wenn das gleiche Ergebnis als Ziel ausgegeben wäre (was ich nicht allerorts sehe, ich bin aber auch nicht allerorts), gibt es keine Art von stringentem Konzept. Jemand, hier der Pastoralverantwortliche, behauptet etwas, das wird dann so gemacht. Ergebnisüberprüfung findet nicht statt.

Ich beantrage hiermit - natürlich völlig albern, weiß ich - daß in die Pastoral eine Kultur der Ergebnisorientierung eingeführt wird, also Stadium 3. Es entspricht seit rund hundert Jahren nicht mehr dem Stand der Wissenschaft, einfach so Sachen zu behaupten oder vor sich hinzuwurschteln, auch sicher nicht dem Stand der Pastoraltheologie. Nach erfolgter Zielsetzung muß dieses überprüft werden, ggf. müssen die Pläne und Methoden verworfen werden, mit denen man dieses Ziel erreichen wollte. Natürlich ist alles Gnade, keine Frage, aber auch eine körperliche Heilung als etwas prinzipiell Gutes wird gegen den Willen des Herrn wohl kaum stattfinden.
Daher sollte man jetzt nach rund 40 Jahren Experimentierphase mal in die Phase der Reflexion und Evaluation übergehen.
Besser wäre das.


“Ich glaube keiner Statistik, …

Tuesday, 11. January 2011

die ich nicht selbst gefälscht habe”, soll Winston Churchill mal gesagt haben (was wiederum auch niemand bisher nachweisen konnte, by the way).

Aber mit Statistiken ist das so eine Sache: sie können auch ohne Fälschung sehr manipulativ eingesetzt werden, insbesondere in der Medizin.

In einem sehr interessanten Artikel stellen die Autoren eine “Collective statistical illiteracy” fest, ein “Allgemeines Analphabetentum bezüglich Statistiken”. Und sie zeigen bspw. auf, wie eine manipulative Darstellung statistischer Daten tödliche Effekte haben kann.
So stieg die Abtreibungsrate in England und Wales nach 1995 stark, während sie die Jahre zuvor stetig gefallen war. Auch wenn die Autoren den Zusammenhang behaupten (und nicht beweisen), so kann doch die damalige journalistische Story, daß “die Pille” das Risiko für eine Thrombose oder Lungenembolie um 100% erhöht(!), aus wichtiger Faktor angesehen werden.

Diese 100% bezogen sich aber auf die absolute Zahl (statt 1 Frau von 7000 mit der Pille jetzt 2 Frauen von 7000 mit der Pille), nicht auf die relative Zahl (wo die 7000 die Basis gewesen wären), die im Promillebereich gelegen hätte.
Das ganze führte aufgrund der Verbreitung in der Laienpresse zu einem Anstieg der Abtreibungen um mehrere Tausend/Jahr (auf die Pille wurde verzichtet, daß gleiche Verhalten führte aber zu ungewollten Schwangerschaften und so weiter).

Es werden noch andere krasse Beispiele gebracht, die auch mich zuerst wunderten und dann klar erschienen (wer weiß schon, daß rund 90% der Frauen mit einem auffälligen(!) Befund im Mammographiescreening keinen Brustkrebs haben?)

Also: man muß extrem aufpassen, wenn man nicht Manipulationen zum Opfer fallen will. Und Abtreibungen werden manchmal durch schlechte Darstellungen von Statistiken beeinflußt…


Unverständnis

Friday, 07. January 2011

Angeregt durch diesen kurzen Beitrag wollte ich nur mal kundtun, daß ich die Frage nach dem “warum gibt es das Leid?” als existentielle oder gar einen Unglauben begründende Frage nie verstanden habe (man nennt sie die Theodizee-Frage).

Denn eine erklärende Antwort würde uns ja nicht nützen! Dadurch ändert sich ja nichts!

Aber: Christus bezeichnet sich selbst als Arzt.

Und bringt es einem Patienten etwas, wenn er weiß, warum er unheilbaren Krebs hat, bringt es ihm etwas zu wissen, warum er ständig grippale Infekte hat, warum er Krankheit XY hat?

Geht man zu einem Arzt, damit man eine Erklärung nach dem Warum bekommt?

Ich hab immer erfahren, daß meine Patienten Hilfe haben wollten und wollen, keine bloßen Erklärungen. Das kann auch bedeuten, eine Hilfe zu bekommen, das Leid besser/einfacher/leichter zu (er)tragen. Erklärungen helfen einem verstehen, lindern aber keinen Schmerz.

Und in der ambulanten Primär-Medizin (Hausarzt) ist es sogar so, daß in sehr vielen Fällen die Frage nach dem Warum gar nicht beantwortet werden kann, sondern nur die nach dem Was hilft.
Soll man aber eine Therapie ablehnen, von der man weiß, daß sie aller Voraussicht nach gegen die unbekannte Ursache hilft, nur weil diese unbekannt ist? Wer das tut, dessen Leidensdruck kann nicht so hoch sein …


Nachtrag

Friday, 07. January 2011

Aus der gleichen Quelle wir das vorherige Zitat:

The conversations that take place in the sacrament of reconciliation are the most important conversations on the face of the planet.


Anwendbar

Friday, 07. January 2011

Ich denke bei uns sieht es bei der neuen Bischofsgeneration tendenziell ähnlich aus, und das paßt natürlich nicht allen:

Part of Catholic identity is the role of the bishop, meaning the ministry of bishops and the leadership of bishops, which has been contested for many reasons. We need a lot more conversation around that topic.

Are you encouraged by how that conversation is shaping up?

It depends on where you start. Am I encouraged by divisions in Catholic communion? No. Am I encouraged by the fact that it’s now necessary to talk about differences in self-understanding? Yes. Am I hopeful about the bishops taking possession of their own vocation in the church? Yes.

By the bishops’ vocation, what do you mean?

The teaching dimension, I think, has been very well carried for many decades, both individually in many dioceses and collectively by the conference. The part of the definition that hasn’t been attended to is governing. The sexual abuse crisis is evidence of that. If bishops had governed more clearly between 1973 and 1986, when statistics tell us most of the abuse took place, it might have been contained more quickly, and we would not be subject to the terrible crisis it has caused us.

Your reading is that bishops today are more ready to exercise their powers of governance?

Yes, and to do so responsibly.

(Quelle)


Etymologie heute

Friday, 07. January 2011

And to think that it was precisely from Iraq that the word “genocide” came. It was coined in 1943 by a Jewish lawyer from Poland, Raphael Lemkin, a great supporter of humanitarian causes, after studying the systematic extermination of Assyrian Christians carried out ten years before by the Muslim governors of the new Iraqi nation that had emerged from the dissolution of the Ottoman empire.

(Quelle)


Empfehlung

Thursday, 06. January 2011

Nachdem ich den Überblick über die katholische Bloggerlandschaft schon vollkommen verloren habe, möchte ich aber auf einen neuen hinweisen, der von einer Bekannten stammt und den ich - aus dem Wissen um die Autorin heraus - vollumfänglich empfehlen kann. Der Autorin wünsche ich Ausdauer und Beharrlichkeit, denn zu viele Blogs schlafen zu schnell wieder ein.

Hier ist er:

5brote2fische


Trauer

Sunday, 02. January 2011

Trauer verspüre ich über wieder mehr als 20 Märtyrer für den Glauben an Jesus Christus, diesmal in Ägypten. Trauer.

Ich kann die Wut der Kopten gut verstehen, die tägliche Demütigung, das tägliche Behandeltwerden als Mensch und Bürger Zweiter Klasse mit weniger Rechten als die Muslime in der gleichen gemeinsamen Heimat. Denn auch wenn die körperliche Gewalt offiziell von allen relevanten Stellen in Ägypten mal wieder verurteilt wird, die tägliche Demütigung - auch Gewalt - wird von den gleichen Stellen mitgetragen oder gar forciert.

Doch darf auch hier Verständnis für die Wut nicht Gutheißen bedeuten. Gegengewalt löst nichts.

Ich hoffe und bete, daß es den Kopten gelingen möge, die Liebe, die der Vater durch Seinen Sohn ihnen entgegenbringt, auch jetzt durch ihr Leben aufscheinen zu lassen.

Ich weiß nicht, wie ich reagieren würde, hoffe aber, daß auch dann mich mein Glauben nicht verläßt.


Na dann…

Saturday, 01. January 2011

…mal Frohes Neues!


Schräge Wahrnehmung

Tuesday, 28. December 2010

Es ist schon seltsam: vielerorts wird eine islamische Invasion heraufbeschworen, obwohl der Anteil der Muslime in Deutschland bei etwa 5% liegt. Der Anteil der Konfessionslosen - und areligiöse Muslime, die es selbstverständlich auch gibt, erfaßt ja niemand - liegt dagegen bei über einem Drittel der Gesamtbevölkerung. Dieser Anteil steigt auch am stärksten von allen.

Und wer ist Thema auch bei den kirchlich orientierten Blogs hierzulande? Die Muslime!

Warum?


¡Feliz Navidad!

Saturday, 25. December 2010

Ich wünsche Euch allen ein gnadenreiches Weihnachtsfest!

Möge der Herr in Euer Leben kommen und es durcheinanderwirbeln, zu Unzeiten Aufmerksamkeit verlangen, Eure ganze Liebe fordern und bekommen, Euch anlächeln aber auch manchmal aus Euch unbekanntem Grund traurig sein, Eure Kraft fordern und Euch Kraft geben, Euch zusammenbringen und einen, und schließlich aus Uns allen eine große Familie machen.


So stelle ich mir partnerschaftliche Ökumene vor

Wednesday, 22. December 2010

Elsa bringt ja schon ab und zu Abschnitte des päpstlichen Nachsynodalen Schreibens “Verbum Domini” über das Wort Gottes im Leben und in der Sendung der Kirche. Dieses findet man übrigens hier als pdf-Dokument, wenn man sich nicht durch die html-Darstellung bei vatican.va durchquälen will.

Da ich so lange Dokumente ungern am Bildschirm lese, warte ich, bis die DBK das ganze in Druck gegeben hat. Außerdem harren auch noch andere kirchliche Verlautbarungen im Regal meiner Lesung, da eilt also nichts. Und wenn ich mir vorstelle, wie viel bzw. wenig Eindruck diese Synodenbeschlüsse im Alltag eines Normal-Katholiken hierzulande hinterlassen (man denke nur an Christifideles Laici von vor immerhin 23 Jahren), dann drängt die Zeit noch weniger.

Zu empfehlen ist das Dokument auf jeden Fall. Ich hatte schon vor 1,5 Jahren auf das Thema hingewiesen, als die synodalen Empfehlungen fertig waren, leider ist der dortige Link nicht mehr aktuell.

Was mich freut ist, daß auch die protestantischen Geschwister im Herrn zumindest in der Person des Catholica-Beauftragten der VELKD das Dokument wahrnehmen und wohlwollend beurteilen, auch ohne Polemiken. Natürlich gibt es Unterschiede und abweichende Meinungen über die Hl. Schrift und ihre legitime Interpretation, alles andere wäre Etikettenschwindel. Aber daß bspw. gemeinsame Wortgottesdienste und vor allem auch ein gemeinsames Feiern des Stundengebetes eine echte ökumenische Bereicherung sein kann, das ist sehr schön zu lesen.


Die Gummi-Aussage nicht überdehnen

Wednesday, 22. December 2010

Sozusagen.

Note der Kongregation für die Glaubenslehre
Über die Banalisierung der Sexualität
Im Hinblick auf einige Textstellen aus »Licht der Welt«


Kann mir das einer erklären? 2. Teil

Monday, 20. December 2010

Schon früher hatte ich mal nachgefragt, warum denn Matthäus nicht der Verfasser des gleichnamigen Evangeliums gewesen sein soll.

Nun ist es ja so, daß insbesondere bei dem fleißigsten Schreiber des Neuen Testamentes, dem Hl. Paulus, bei einigen Schriften seine Autorenschaft angezweifelt wird.

Es gibt da sogenannten Deuteropaulinen, das heißt Schriften, die von einem Zweiten (deutero) stammen sollen, der sich als Paulus ausgibt (kann bei jedem dieser Briefe ein anderer Zweiter sein).

Soweit die gängigen Thesen der historisch-kritischen Exegese.

Als Beispiel, da dieser mich gerade beschäftigt, sei der Brief an die Epheser genannt.

Von diesem wird wird dort geschrieben:

Hinter der Bezeichnung “Epheserbrief” steckt schon die erste Schwierigkeit. Das [”en Ephéso”] aus Eph 1,1 ist nämlich textkritisch unsicher und fehlt in einer ganzen Reihe von Handschriften.

Aufmerken lässt auch die Bemerkung in Eph 1,15. Dort bringt Paulus zum Ausdruck, dass er vom Glauben der Adressaten lediglich gehört habe. Und in Eph 3,2 erweckt er den Eindruck, als haben die Adressaten vielleicht von seinem Amt gehört. Solche Aussagen sind in Bezug auf Ephesus, wo Paulus so lange gewirkt hat, eigentlich undenkbar.

Diesen Merkwürdigkeiten korrespondiert, dass Markion, der um die Mitte des 2. Jahrhunderts n. Chr. den ersten Kanon der heiligen Schriften zusammenzustellen versucht hat, diesen Brief offensichtlich als Brief nach Laodicea kennt. In diesem Zusammenhang ist interessant, dass in Kol 4,16 ein Brief nach Laodicea erwähnt wird. Meint der Kolosserbrief hier etwa unseren Epheserbrief, der dann eigentlich ein Laodiceabrief wäre? Dann hätte Markion noch die ursprünglichen Adressanten gekannt und der Brief wäre tatsächlich zunächst nach Laodicea gerichtet gewesen.

Es kann natürlich auch möglich sein, dass der Brief ursprünglich gar keine Gemeinde ausdrücklich nannte. Vielleicht hatte Markion den Brief ohne Adresse vorliegen. Er hätte dann angesichts der Verwandtschaft des Epheserbriefes mit dem Kolosserbrief und aus Kol 4,16 auf Laodicea als Bestimmungsort geschlossen.

So haben sich in der Forschung drei Hypothesen entwickelt, die die Fragen um die Adresse des Epheserbriefes zu erklären versuchen.

Die erste Hypothese ist die sogenannte Enzyklika-Hypothese. Dabei wird angenommen, dass der Brief von Anfang an ohne bestimmte Adressaten war. Er sei als ein Rundschreiben konzipiert worden, das in den verschiedensten Gemeinden verlesen werden sollte. Diese These heißt auch: Rundschreibenhypothese.
Die Laodicenerhypothese geht davon aus, dass der Epheserbrief das in Kol 4,16 erwähnte Schreiben ist, also ein Brief, der ursprünglich an Laodicea gerichtet war.
Eine dritte Hypothese nimmt nun an, dass der Brief tatsächlich ursprünglich nach Ephesus gerichtet war. Dass die Adresse in vielen Handschriften fehle, das würde sich dadurch erklären lassen, dass dieselbe im Sinne einer Universalisierung des Briefes später weggelassen wurde. Auch beim Römerbrief gibt es zahlreiche Handschriften, die die Adresse weglassen, um dieses theologisch so gewichtige Schreiben mit einem universaleren Charakter zu versehen. Dass der Römerbrief aber tatsächlich an die Gemeinde in Rom gerichtet ist, daran besteht kein Zweifel. Ähnlich könnte es demnach auch beim Epherserbrief gewesen sein.
Joachim Gnilka gibt in seinem Kommentar der Ephesus-Theorie den Vorzug. Die eigenartigen Bemerkungen des Paulus über die Gemeinde in Ephesus und über ihn selbst ließen sich damit erklären, dass er den Brief ja gar nicht selber geschrieben habe, wir es also mit einem pseudepigraphischen Schreiben zu tun haben.

Zum Vergleich, mit ähnlichem Ergebnis, aber anderer Argumentation, dieses:

Der Epheserbrief gibt sich als ein Schreiben des Apostels Paulus aus, stammt aber wahrscheinlich nicht von ihm. Schon der spätneutestamentliche Wortschatz und die außergewöhnlich langen Satzgebilde mit Häufung substantivischer Kettenbildungen sprechen gegen Paulus als Verfasser, vor allem aber theologische Abweichungen: Es finden sich nur mehr schwache Anklänge an die Rechtfertigungslehre von Röm 3, vor allem aber an die Gesetzesthematik, die Kreuzestheologie tritt zurück zugunsten einer Theologie, die um Auferweckung, Erhöhung und himmlische Inthronisation Christi kreist; in der Eschatologie treten zeitliche zugunsten räumlicher Kategorien zurück, die „Kirche“ wird nur mehr als Gesamtkirche thematisiert, nicht mehr als Einzelgemeinde; das Bild des „Leibes Christi“ verliert seine paulinische paränetische Funktion. Vor allem wird nunmehr das Apostolat des Paulus selbst als Fundament verstanden (Eph 2,20; anders 1 Kor 3,11); vergessen ist die Auseinandersetzung des Paulus um seine Anerkennung als Apostel in Gal 2,1-10; seine Position ist bereits ein kirchengeschichtliches, theologisch bedeutsames Faktum.
Datiert wird der Brief zumeist auf die Jahre um 80-90 n. Chr. Der Ort der Entstehung ist unbekannt.

Während manche Zirkelschlüsse nicht überzeugen (er sei nicht echt, weil die echten Briefe ganz anders seien), und mich theologische Argumente eher lächeln lassen (Rechtfertigungslehre: man setzt voraus was Paulus schreiben müßte, ein klassischer Bias), finde ich historische Hinweise wie die auf Marcion schon sehr wichtig.

Allerdings habe ich neulich eine Hypothese gehört, die mich in ihrer Einfachheit und Stringenz sehr überzeugt - und bei der ich mich wundere, warum sie so wenig verbreitet ist.

Wer die Apostelgeschichte aufmerksam liest, wird feststellen, was für eine enorme bedeutung Ephesus für die Junge Kirche hatte. Paulus hat dort mehrere Jahre gelehrt, war später mal kurz in der Nähe und wollte nicht aufgehalten werden, so daß er nur die Ältesten der Gemeinde zu sich rief um ihnen abschließende Ratschläge zu geben - er ahnte, was auf ihn zukommen würde. Dann hat er die Gemeinde wohl nie mehr gesehen.
Den Epheserbrief schrieb er also aus einem zeitlichen Abstand heraus, womöglich im Gefängnis in Rom, an diese ihm so lieb gewordene Gemeinde.

Laut dieser Hypothese hat er sie zudem an frisch getaufte Heidenchristen geschrieben, sie sollte als Predigt in der Taufnacht, am ehesten die Osternacht, verlesen werden.

Diese recht einfache These, die zeitlich sehr gut hinhaut, erklärt vieles:

1. der hymnische Ton paßt zu einer Predigt.
2. der Inhalt ebenso: die Eingliederung in den Leib Christi, der Kirche; die verschiedenen Gnadengaben in dem Einen Leib; die verschiedenen Anweisungen für Neugetaufte, die bereits eine Katechese vorher erhalten hatten und die jetzt nur noch vertieft, nicht mehr neu aufgelegt werden mußte - all das sind klassische Taufthemen.
3. die Tatsache, daß der Adressat “in Ephesus” in den alten Handschriften nicht vorhanden ist: die alten Handschriften sind Kopien des Originals oder nahe dran, die späteren fügen ihn wegen der Zuordnung und des zeitl. Abstandes hinzu.
4. die Tatsache, daß der Text den Anschein erweckt, Paulus kenne die eigentlichen Adressaten nicht: das stimmt, er kennt in der Tat die Neugetauften nicht, er kennt aber die Ältesten und altgedienten Mitglieder der Gemeinde. Gerichtet ist er aber an die neuen Christen.

Mit dieser einfachen Hypothese lassen sich zahlreiche Hemmnisse umschiffen. Warum also schwieriger machen?


Ich bin drin

Monday, 20. December 2010

Vorgestern war die Feier meiner Aufnahme in den OFS im Rahmen einer Hl. Messe bei den Franziskanern hier in Düsseldorf. Es war sehr schön, daß ein Großteil der Familie und einige Freunde da waren.

Ehrlich gesagt weiß ich noch nicht so ganz genau, was da auf mich zukommt - im Momenht freue ich mich auch darauf, daß wir bald wieder feiern können, daß Er auf uns zukommt.

Ansonsten weiß ich, wie unwürdig ich bin, Mitglied dieses Ordens zu sein.

Es gibt viel zu lernen von meinen neuen Geschwistern, durch die Regel, ihre Konstitutionen und das Leben an sich.

Um Entschuldigung muß ich die bitten, denen ich nicht rechtzeitig auf ihre Mail geantwortet habe - falls ich das endgültige Versprechen ablegen sollte und es hier angekündigt wird - einfach kommen! Letztlich hat die Vorsteherin der hiesigen OFS-Gruppe nämlich im Anschluß an die Messe eh alle eingeladen…

Nachtrag: habe den OFS mal verlinkt, damit gleich alle finden, wo ich gelandet bin.


Da bleiben

Thursday, 16. December 2010

Für Familienväter und-mütter ist die “Auswahl” an offiziellen Heiligen, die ebenso wie man selbst eben vor allem Verantwortung für eine eigene Familie zu tragen hatten und in dieser Lebensberufung zur heiligkeit gelangen, nicht gerade riesig, insbesondere auch solche aus dem 20. Jahrhundert sind rar gesät.

Deswegen freut es mich mal wieder, daß auch hier der Kleine Franz aus dem beschaulichen Assisi in seinem Leben ein Element aufscheinen ließ, was bei vielen anderen Heiligen nicht so ausgeprägt ist und meines Erachtens noch gar nicht beleuchtet wurde: er blieb einfach da, wo er herkam.

Er kam aus Assisi und zog eben nicht weg, nachdem er sich seiner Berufung mehr oder weniger sicher war - wenn er auch die sicheren Seiten des bürgerlichen Lebens verließ. Und obwohl das Leben eines Minderbruders die Stabilitas, die Bindung an einen Ort, nicht umfaßt, findet sich bei Franziskus eine freie Stabilitas.

Er setzte sich dadurch natürlich mehr dem Gespött der Leute aus, die ihn schon von Kindheit an kannten - und auch seine ihn nicht verstehende Familie mußte dadurch mehr leiden, auch das ist wahr. Da Franziskus Stadtgespräch war, bekam die Familie ja alles mit.

So kann dieses kleine Element des Leben des Franz auch den gebundenen Menschen zeigen: es geht, auch hier, an Ort und Stelle.


Christsein zum Extrem

Wednesday, 15. December 2010

Ich höre Ihn nicht mehr.

Ein Mann betet, er betet um sein Leben. Soll er fliehen oder trot der Todesgefahr bleiben? Sein Gebet scheint ihm unbeantwortet zu bleiben, vorerst …

Gestern im Kino (u.a. mit Peter von EchoRomeo) war der Film “Von Menschen und Göttern” (gestern als OmU) ein wirkliches Ereignis. Hier und dort steht schon mal was Bruchstückhaftes zu der wahren Geschichte.

Der betende Mann ist einer der Mönche (Bruder Christophe). Er will sich nicht einfach abschlachten lassen, sieht in dem drohenden Martyrium keinen Sinn. Er will leben, so wie die allermeisten von uns. Der Film zeigt grandios, was Christsein im Extrem bedeutet, was es heißt, sich in die Nachfolge des wehrlosen Gekreuzigten zu begeben. Ein Kampf, den nehazu jeder einzelne Mönch dieser Gemeinschaft für sich mit Ihm einzeln erringen muß.

In diesem Film gibt es keine bloße Gemeinschaft, sondern ein Gruppe von Individuen, die sich selbst zum Wohl aller zurücknehmen, die letztlich sogar, rein aus dem Glauben an den wehr- und machtlosen Gekreuzigten heraus, den möglichen Märtyrer-Tod auf sich nehmen. Die Schauspieler sind großartig, ihr Mimenspiel läßt einen alles miterleben.

Kurz: sehr sehenswert!

Interessant sind die verschiedenen Kritiken der Film-Journalisten. Es gibt sehr treffende (die der Süddeutschen beschreibt haargenau das, was ich empfand, auch die der Welt ist sehr gut), andere dagegen strotzen von tiefer Ahnungslosigkeit. Daß die Mönchskutten der Trappisten nicht aus Wildwest-Farbgebungsmotiven heraus (die Guten in Weiß, die Bösen in Schwarz) eben weiß mit schwarzem Überwurf sind (hier erdacht), das ist schon ein Gedankenentwurf, die eher Bildungsbedarf beim Kritiker vermuten läßt und zu ein wenig Recherche im Vorfeld einlädt.

Zum Schluß erstens noch einmal das berühmte Testament des Priors (wird im Film etwas gekürzt wiedergegeben):

Wenn es mir eines Tages passieren sollte - und es könnte heute sein - Opfer des Terrorismus zu werden, der wie es scheint jetzt alle Ausländer, die in Algerien leben, einengen will, möchte ich, dass sich meine Gemeinschaft, meine Kirche, meine Familie daran erinnert, dass mein Leben an Gott und an dieses Land GEGEBEN ist. Mögen sie akzeptieren, dass der einzigartige Meister allen Lebens bei diesem brutalen Abschied nicht fremd sein wird. Sie mögen fuer mich beten: Wie könnte ich eines solchen Opfers würdig sein?

Mögen sie diesen Tod vereinigen mit all den anderen ebenso gewalttätigen, die in der Gleichgültigkeit und Anonymität gelassen werden. Mein Leben ist nicht höher im Wert als ein anderes, es hat auch nicht weniger Wert. Jedenfalls hat es nicht die Unschuld der Kindheit. Ich habe lange genug gelebt, um mich als Komplize des Bösen zu wissen, das sich leider in der Welt durchsetzt und das mich selbst in Blindheit schlagen kann. Ich wünsche, wenn der Moment gekommen ist, den Zeitraum zu haben um die Verzeihung von Gott und die meiner Brüder in der Menschheit zu erbitten und gleichzeitig dem zu verzeihen, der mich angreifen wird. Ich möchte einen solchen Tod nicht wünschen. Es scheint mir wichtig, das zu bekennen. Ich sehe wirklich nicht, wie ich mich darüber freuen könnte, wenn dieses Volk, das ich liebe, unterschiedslos meiner Ermordung angeklagt wuerde. Das, was man vielleicht die “Gnade des Martyriums” nennen wird, ist zu teuer zu bezahlen, als dass man es einem Algerier anlastet, welchem auch immer; vor allem, wenn er sagt, in der Treue dessen, was er glaubt der Islam zu sein, zu handeln.

Ich weiss um die Verachtung, mit der man im allgemeinen die Algerier behandelt. Ich weiss auch um die Karikaturen des Islam, welche einen gewissen Islamismus ermutigen. Es ist zu leicht, sich ein gutes Gewissen zu geben, indem man diesen religiösen Weg mit dem Fundamentalismus seiner Extremisten identifiziert. Algerien und der Islam sind für mich etwas anderes: Sie sind Koerper und Seele. Ich habe es oft genug verkündet, glaube ich, was ich durch Sehen und Wissen empfangen habe: wie oft ich den geraden Leitfaden des Evangeliums gefunden habe, den ich auf den Knien meiner Mutter gelernt hatte, meiner ersten Kirche, genau gesagt in Algerien, und schon im Respekt der muslimischen Gläubigen. Mein Tod wird sicher denen scheinbar Recht geben wollen, die mich als naiv oder Idealist behandelt haben: “Sie mögen jetzt sagen, was sie davon denken!”

Aber sie sollen wissen, dass endlich meine quälende Neugier befreit ist. Dann werde ich, wenn es Gott gefällt, meinen Blick in den des Vaters versenken, mit Ihm seine Kinder im Islam betrachten, so wie Er sie sieht, ganz erleuchtet von der Herrlichkeit Christi, Frucht Seiner Passion, ausgezeichnet durch die Gabe des Heiligen Geistes, dessen geheime Freude es immer sein wird, die Gemeinschaft aufzubauen und mit den Differenzen spielend, die Ähnlichkeit wiederherzustellen.

Dieses verlorene Leben ist ganz das meine und ganz das ihre. Ich danke Gott, der dieses Leben ganz und gar für diese FREUDE gewollt zu haben scheint, trotz und gegen alles. In diesem DANK ist alles über mein Leben von jetzt an gesagt.

Ich schliesse Euch natürlich ein, Freunde von gestern und von heute und euch Freunde von hier, an den Seiten meiner Mutter und meines Vaters, meiner Schwestern und meiner Brüder und der ihren. Das Hundertfache (sei euch) gewährt, wie es versprochen ward! Und auch dich, Freund des letzten Augenblicks, der du nicht wissen wirst, was du tust. Ja, auch für dich will ich dieses DANKE und dieses A-DIEU, vorgesehen von Dir. Wenn es uns gegeben sein soll, werden wir uns als glückliche Schächer im Paradies wiederfinden, wenn es Gott gefällt, unser beider Vater. Amen, Insch’Allah!

Und zweitens die Frage, mit der die Kritik in der Süddeutschen schließt:

“Von Menschen und Göttern” predigt nicht, sondern zieht uns in eine fortwährende Selbstbefragung. Könnte ich der Gewalt widerstehen mit Gewaltlosigkeit, das eigene Leben einsetzend, in der Gewissheit, dass der Tod nicht das letzte Wort behalten wird?


Anwendbar

Tuesday, 14. December 2010

Auch wenn es in diesem Buch um die geistliche Auseinandersetzung mit dem Marxismus geht und um die Stellung, die ein Christ dort einnehmen sollte - während er in vielen sozialen Fragen gar nicht so unsozialistisch denken sollte - ist die Grundausrichtung des Buches bis heute sehr aktuell.
Heute ist nicht das alternative Sinnangebot der größte “Konkurrent” im Westen, sondern die Überzeugung, daß es keinen letzten Sinn (mehr) gebe. In den östlichen Bundesländern sind über 80% religiös ungebunden, die meisten von ihnen vermissen anscheinend nichts. Die “Konfessionslosen” stellen mittlerweile die größte Bevölkerungsgruppe dar.
Das bedeutet nicht, daß es keine Berührungspunkte mit ihnen geben soll, daß man nicht für gemeinsame Ziele arbeiten woll, ganz im Gegenteil. Wenn wir in unseren Lebenswelten mit ihnen zu tun haben, genauso wie mit Gläubigen anderer Religionen, dann ist es unsere Aufgabe, so Madeleine Delbrêl ganz nach dem Evangelium, nicht die Köpfe zusammenzustecken und sich abzusondern, sondern die anderen vorbehaltlos zu lieben suchen. Trotz aller prinzipiell möglichen Kritik an ihren Grundüberzeugungen.

Dabei steht für Delbrêl, und das ist evtl. für manch eine theologische Sichtweise nicht so angenehm, die Einheit der Kirche über allem. Sie hat es in ihrer lokalpolitischen Arbeit vor Ort im französischen Ivry gelernt, genauso wie es heute noch zum Einmaleins der Politik gehört, daß man nur dann mit Zustimmung rechnen kann, wenn man nach außen hin geschlossen auftritt. Ohne Profil keine Haftung (passend zur Winterreifenpflicht). Das bedeutet für sie, daß sie nur zusammen mit und in der Kirche tätig wird, ein Agieren als Christ gegen die Lehre der Kirche kam für sie nie in Frage.

Die Sympathie, die sie für viele Marxisten im Laufe der Jahre entwickelte, speiste sich aus dem Respekt gegenüber der Wahrhaftigkeit der Überzeugung des anderen heraus - obwohl sie diese Überzeugung für zutiefst falsch hielt. Das beispielhafte Leben als Christ war ihre Antwort, bewußt nur aus Taufe und Firmung heraus und ohne andere Weihen oder Ämter.

Das ist eine große Aufgabe für heute. Nur falls ein Laie mal wieder meint, die Kirche könne ihn nicht gebrauchen …


Sie sind fast alle weg

Monday, 13. December 2010

Auch wenn gestern Gaudete war, war bei mir die Freude erst sehr gering ausgeprägt. Ich mußte nämlich für einen Kollegen einspringen und bis abends den hausärztlichen Notdienst der Hausbesuche für eine Hälfte der Stadt hier übernehmen. Eigentlich war der Tag ganz anders geplant.

In einer der Familien wurde arabisch gesprochen, und an der Wand des Krankenzimmers hing ein Herz-Jesu-Bild à la NichtsomeinGeschmack und jede Menge Rosenkränze. Als ich dann gegen Ende fragte, ob sie vielleicht Maroniten wären, sagten sie, sie wären alle irakische Katholiken, Chaldäer.

Daraufhin sprachen wir über die desaströse Lage ihrer, unserer, Glaubensgeschwister in ihrer Heimat. Es ist Ziel der Islamisten, den Irak zu entchristianisieren. Von den ehemals 4 Millionen Christen sind noch maximal 400.000 da, auch sie selbst hatten allen Angehörigen zur Flucht verhelfen können.

Sie sind fast alle weg.

Ihre Gemeinde ist nicht hier in Düsseldorf, sondern in Essen (unten auf der Linkseite die Adresse auf Deutsch), wo es auch mehr Chaldäer gebe. Neben dem Gebet für sie - von mir versprochen und hiermit auch weitergeleitet an alle Leser - wäre es ein gutes Zeichen der Verbundenheit, einmal ihre Liturgie zu besuchen, die in der Sprache Jesu, dem Aramäischen noch gefeiert wird. Zumal für einen Katholiken damit die Sonntagspflicht erfüllt wird, das nur nebenbei.

Es ist immer etwas anderes, wenn aus Nachrichten Personen werden.


Gleichgetan

Tuesday, 07. December 2010

Da es andere bei Eigenproduktionen auch tun, verweise ich auch mal auf mein Bekennerschreiben bei der Sendezeit. Ist schon ein paar Tage alt.

(Okay, ist ein schlechter Grund. Mir fiel keine bessere Ausrede ein.)


Blogadepolitik

Monday, 06. December 2010

Bei manchen Blogs derer, die sich hauptsächlich kirchenpolitischen Themen widmen, gibt es im Moment ein wenig Aufruhr, zum Teil auch in den Kommentarspalten.

Zur Vorgeschichte: Bischof Franz-Josef (Bode) von Osnabrück hat im Rahmen eines Bußgottesdienstes eine große Prostration hingelegt, um dadurch ein Zeichen für das Versagen von Menschen in Kirchenleitungsfunktionen beim Thema Mißbrauch innerhalb kirchlicher Einrichtungen zu setzen. Dies hat er auch verbal in der Predigt kundgetan.

So weit, so gut.

Nun ist es natürlich in einem unzensiertem Raum wie dem Internet immer so, daß jeder zu allem eine Meinung haben kann. Die Frage ist zwar immer nach der Relevanz der Meinung, aber haben darf jeder eine.

Es kommt also nun dazu, daß sich manch einer bemüßigt fühlt, diese bischöfliche Handlung und Wortwahl theologisch zu bewerten. Ist legitim, allerdings auch vollkommen egal jenseits einer immer zu respektierenden Privatmeinung.

Nun finden sich Äußerungen dazu aber in einem Medium der Printmedien, der Neuen Osnabrücker Zeitung. Daduch, daß diese Äußerungen mit denen anderer Internetplattformen inhaltlich zusammengerückt werden, die sich alle durch Anonymität auszeichnen, werden sie in die gleiche Schublade “erzkonservativ” gesteckt.

Wen wundert’s wirklich?

Natürlich ist es nicht klug, den eigenen Dienstvorgesetzten öffentlich zu kritisieren, das auch noch anonym (so geschehen durch einen Priester im Bistum Osnabrück, weil das gleiche Engagement des Bischofs auch für Ungeborene Kinder vermißt wurde). Das hat mit Kirche nichts zu tun, so etwas “macht man nicht”. Und nur, weil das anscheinend bei Kirchens doch häufig geschieht, von “links” wie “rechts”, wird’s nicht akzeptabler.
In der Wirtschafstwelt wäre das ebensowenig angemessen, generell ist das kein Modell des zwischenmenschlichen Umgangs.

Über Kirchenpolitik bloggen ist für mich schon seit längerem nicht mehr so erquicklich, es macht einfach keinen Spaß und bringt auch nicht wirklich viel. Wer welchen Pileolus trägt, ist zu vernachlässigen, wirklich.

Der Kampf gegen Windmühlen, bspw. gegen das religiöse Analphabetentum der säkularen Journalistenschar, würde mich ebenso ermüden, vielleicht ist aber auch meine eigene Opferhaltung defizitär. Entscheidend ist für mich immer noch das persönliche Gespräch, da habe ich häufiger und hatte erst gestern mal wieder Gelegenheit, ein wenig über Sinnhaftigkeit des Glaubens zu sprechen (aus meiner Sicht, die sich sehr mit der der Kirche deckt).

Kirchenpolitik ist da viel zu langweilig.

Nachtrag: der erwähnte Priester aus dem Bistum Osnabrück ist mittlerweile bis auf weiteres von allen priesterlichen Aufgaben entbunden worden, da kinderpornographisches Material bei ihm auf einem Rechner gefunden worden sei. Heftig.


An alle Blogger

Wednesday, 01. December 2010

Blogger aus Deutschland mit zumeist kirchlichen Themen sind womöglich (und ich denke wahrscheinlich) kaum betroffen, aber es empfiehlt sich allen, sich mal ein wenig mit dem evtl. anstehenden Jugendmedienschutz-Staatsvertrag zu beschäftigen. Hier ein aktueller Kommentar dazu (es gibt natürlich viele im Netz).


Am ersten Advent

Sunday, 28. November 2010

Vier Wochen vor der Niederkunft Mariens.

Sie hat schon eine richtige Kugel, schläft schlecht (das Umdrehen im Bett fällt schwer), muß ständig für kleine Mädchen zur Toilette- wie auch immer damals eine Toilette ausgesehen haben mag - , denn das Kind drückt auf die Blase.

Maria bekommt ein Kind, ihren Erstgeborenen.

Ob sie wußte, was das für die Welt bedeutete?

Wenn Ihnen irgendetwas an der Weihnachtsbotschaft liegt, es steckt hier drin.

Sagte gestern im Radio ein Moderator nicht von Radio Horeb oder vom Domradio, sondern von WDR2, und brachte dann sein Lieblingsadventslied, welches ich vorher gar nicht kannte: