Er ist dann mal weg
Oder hat zumindest seinen Rücktritt eingereicht, der Augsburger Bischof Walter Mixa.
Und jetzt?
Was hatte das mit den Verbrechen der pädophilen Kindesmißhandlung zu tun? Wurde da jetzt jemand zur Rechenschaft gezogen, der einfach einen pädophilen Priester bloß versetzt hat (der jetzige Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, war ja mal Personalchef des gleichen Erzbistums, da kann man doch vielleicht was finden …)?
Ich glaube nicht, daß es den Entscheidern in den Medien um die Sache geht, es geht nicht um die Opfer, es geht auch gar nicht einmal um Kindesmißhandlung.
Ich vermute, daß es darum geht, die Stimmen klein zu machen, die sich gegen den Mainstream wenden. Hätte mein Ortsbischof Joachim von Köln etwas auf dem Kerbholz so wie Mixa - die Presse wäre freudig drauf angesprungen, Erzbischof Robert in Freiburg dagegen ist zu nett, um in dessen Vergangenheit zu wühlen …
Nun ist es ja so, wie ein anderer rheinischer Katholik schrieb, daß bis hoch zum Papst entweder eine Gleichgültigkeit oder eine ausgeprochene Naivität in Kirchenkreisen darüber herrscht, wie die Medienwelt funktioniert und wie die säkulare Welt den Koloß Kirche sieht. Es scheint so zu sein, daß die Einladungen, Ehrendoktortitel, Laudationes, Respektbezeugungen etc. bei den Bischöfen tatsächlich den Eindruck hinterlassen, die säkulare Welt würde die Kirche wenn nicht verstehen, so doch zumindest mögen.
Beides ist nicht wirklich der Fall (und wird durch die Kirchensteuer übrigens nicht wahrscheinlicher).
Meistens ist man skurril bis sehr schräg, wird als Dienstanbieter gerne genutzt, geht mit dem Anspruch an den Menschen an sich den meisten am Allerwertesten vorbei (inklusive den - subjektive Empirie - meisten hauptamtlichen Mitabeitern). Man nutzt die Kirche gerne als Lebenswendengestalter, als Folkloreanbieter, als Gefühlsbeduseler.
Sorry, lieber Klerus: mehr ist da nicht. Es sei denn, Eure Lebenswelt ist nicht wie meine zu >90% von Säkularem geprägt, dann kann man schon mal was anderes meinen.
Was soll man also daraus lernen, aus dieser Geschichte, die sich jetzt sicher verlaufen wird, weil ja der Dramaturgie Rechnung getragen wurde?
Es wäre schon mal ein Erfolg, wenn nicht jeder Kirchenvertreter (auch ein Bischof ist nicht mehr Kirche als ich) in jedes subnasale Mikrofon seine unreflektierte Äußerung kundtun würde. Es wäre ein Erfolg, wenn gleiches von undemokratisch gewählten Laienvertretern ebenfalls nicht getan werden würde. Es wäre ein Erfolg, wenn die Kirchenleitung sehen würde, die Kirche hierzulande keinerlei Bonus warum auch immer hat - den auch nicht haben sollte übrigens.
Und, da es ja eigentlich um was ganz anderes geht: es wäre ein Erfolg, wenn es der Kirchenleitung mehr um die Wahrheit als um Ansehen und Ehre ginge.