Perspektive

Thursday, 09. February 2006

Hört man sich im eigenen und weiteren Umfeld um, liest man einiges, so schwingt eine unausgesprochene Stimmung in vielen, nicht allen, Meinungen mit:

Gäbe es keine Muslime auf diesem Planeten, wäre die Welt weitaus friedlicher.

Ich kann - auch wenn meine Meinung niemanden wirklich interessiert - der muslimischen Welt nur raten, den Ball enorm flach zu halten. Diejenigen, die in der kulturell westl. Hemisphäre leben, wissen, der Westen kann auch anders. Der französ. Präsident Jacques Chirac hat ja kürzlich noch einmal daran erinnert, daß die hiesigen Regierungen ihre Atomwaffen nicht als Arbeitsbeschaffungsmaßnahme jederzeit fit halten. Der Westen ist der islam. Welt technologisch um Lichtjahre überlegen, und es täte allen gut, diesen schlafenden Löwen nicht zu wecken. Natürlich ist das der an die Wand gemalte Teufel, doch möglich ist das durchaus.


Frage

Thursday, 09. February 2006

Was mag den Pentagon veranlaßt haben, sich diesen Blog anzusehen (.arpa deutet darauf hin)?


“… welche aus der großen Drangsal gekommen sind”

Wednesday, 08. February 2006

(Ich erlaube mir eine Tradition von Erich, der seinen Blog nicht mehr aktualisiert, weiterzuführen)

Fr. Andrea Santoro, ein “Fidei Donum”-Priester der Diözese Rom, wurde durch zwei Schüsse ermordet. Er war seit rund zehn Jahren in der Türkei tätig. Seine Ermordung durch einen 16jährigen Jugendlichen steht wahrscheinlich mit der Aufregung in der musl. Welt über Karikaturen des Propheten Mohammed im Zusammenhang.

Da fragte mich einer der Ältesten: “Wer sind diese, die weiße Gewänder tragen, und woher sind sie gekommen?” Ich erwiderte ihm: “Mein Herr, das musst du wissen.” Und er sagte zu mir: “Es sind die, die aus der großen Bedrängnis kommen; sie haben ihre Gewänder gewaschen und im Blut des Lammes weiß gemacht. Deshalb stehen sie vor dem Thron Gottes und dienen ihm bei Tag und Nacht in seinem Tempel; und der, der auf dem Thron sitzt, wird sein Zelt über ihnen aufschlagen. Sie werden keinen Hunger und keinen Durst mehr leiden und weder Sonnenglut noch irgendeine sengende Hitze wird auf ihnen lasten. Denn das Lamm in der Mitte vor dem Thron wird sie weiden und zu den Quellen führen, aus denen das Wasser des Lebens strömt, und Gott wird alle Tränen von ihren Augen abwischen.” (Offb 7, 13-17).


Nachwirkung

Wednesday, 08. February 2006

Die derzeitigen islam. Gewaltexzesse haben hoffentlich die Nachwirkung auf abendländischer Seite, daß man sich nicht mehr religiös selber kastriert aus feiger Political Correctness. Ich bin recht zuversichtlich, daß man demnächst in den USA wieder vermehrt “Merry Christmas” anstelle des neumodischen “Happy Holidays” sagt, daß hier in Europa mehr darauf geachtet wird, was Muslime predigen, die unsere Gesellschaftsform zwar verachten, aber so weit wie möglich ausnutzen (siehe u.a. der selbsternannte Kalif von Köln). Die derzeitige Fratze der islam. Welt (so wird sie hier wahrgenommen) wird den Trend unterstützen, daß sich hier Menschen mehr mit dem christlichen Erbe befassen und ggf. indentifizieren, zumal der Säkularismus außer Gewalt keine Antworten kennt.

Ich bemühe mich ja redlich, zumal nach der Lektüre des Korans, den Islam als prinzipiell mit dem Frieden vereinbar zu betrachten (friedensstiftend war er noch nie irgendwo - es sei denn, man betrachtet Assimilation und Unterdrückung als Friedensschaffung).

Doch wenn der Islam prinzipiell für den Frieden sei, dann verstehen mit zunehmender Tendenz irgendwie alle(!) islamisch geprägten Gesellschaften mit großer Mehrheit irgend etwas falsch an ihrer eigenen Religion. Wenn der Islam das Christentum achtet, warum verwirft er dann nicht den Status des “Dhimmi“? Warum gibt es dann kein einziges islam. geprägtes Land mit Religionsfreiheit im Sinne der Ausübung und Propagierung des eigenen Glaubens und respektiertem Religionswechsel? Ach ja, und wenn im Islam die bildliche Darstellung der Propheten so streng verboten war, warum wurde dann der Film “Die Passion Christi” in den arab. Ländern so ein Erfolg, da Muslime ja Jesus als Propheten ansehen?

Als Christ bin ich Optimist, weil ich weiß, daß die Menschheitsgeschichte auf Jesus Christus hinausläuft, aber - und wann kommt Er endlich? Maranatha! - bis dahin bin ich mehr als skeptisch…


Streitkultur

Wednesday, 08. February 2006

Die Reaktionen auf den Beitrag Ökumenische Frage III, die sich allerdings auch sehr um ökumenisches Verständnis bzw. das Fehlen dessen drehen, zeigen, daß es nicht nur bei der islamischen Welt, sondern auch innerchristlich noch viel Gesprächsbedarf gibt. Wichtig erscheinen mir da die komplett anderen Zugangsweisen, die jemanden zu einer Entscheidung für oder gegen eine Kirche führen (für mich gibt es keine Kirchen im Plural, sondern nur die Eine Kirche Jesu Christi, von der ich glaube, daß sie in der Kath. Kirche gegenwärtig ist - doch grundsätzlich gibt es ja erst einmal so etwas wie einen “Markt an Kirchen”, zumindest stellt sich das für den Neu-Christen so dar. War bei mir auch so).

Es gibt Menschen, die lassen sich viel eher von ihrer theolog. Gefühlswelt leiten als vom Intellekt. Manchen mag es “einfach falsch” erscheinen, daß es da einen Menschen gibt, der in Ausnahmesituationen Unfehlbarkeit beansprucht. Da sind Erklärungen, Hinweise etc. fruchtlos. Es fühlt sich einfach falsch an, ein Mensch könne so etwas einfach nicht behaupten.

Andere wiederum gehen eher von ästhetischen Aspekt an die Sache ran. Für sie ist die richtige Kirche die, die in Liturgie und Sakramentalität generell “das Heilige” am ehesten verkörpert.

Dritte werden vor allem durch theologische Argumente, die ihren Intellekt ansprechen und mit denen sich sie denkend auseinandersetzen können, am ehesten in eine Richtung gelenkt. Diese lesen zumeist einiges an Büchern über das, was “Kirche” bedeuten mag.

Nicht zuletzt gibt es auch sehr viele derer, denen das alles zu abstrakt ist, die einfach auf die konkrete Gemeinschaft mit menschen aus Fleisch und Blut vor Ort gucken, denn schließlich verbrächten sie ja ihr Leben an einem ganz konkreten Ort und wollen da auch Kirche sein.

Wie es auch immer sei, mit den ganzen Mischformen und den vernachlässigten Typformen dazu (man denke nur an die, die vor allem “sich finden” wollen in Gottesdienst und Gemeindeleben), es stellt sich doch die Frage, ob da das Ziel letzendlich egal ist. Die Wege sind alle legitim, so lange sie Christus im Zentrum des Interesses haben, keine Frage. Aber automatisch gottgeleitet sind sie nicht, bloß weil ich das fühle. Auch ist der Weg in die Kath. Kirche nicht immer gottgeleitet, bloß weil ich davon überzeugt bin, dort die Kirche Jesu Christi zu finden (nur um Schubladen vorzubeugen).

Ich glaube nicht, daß das Ziel egal ist - aber ebenswenig, daß es nur ein richtiges geben kann.


Spät!

Monday, 06. February 2006

Aber besser als gar nicht!

Bereits kath.net und fono haben auf diesen sehr guten Artikel des Philosophen Rüdiger Safranski aus dem Magazin CICERO hingewiesen. Seine Außensicht (oder ist er doch Christ? Genaueres finde ich nicht) sagt manches mehr über die Christenheit aus als alle theologisch gebildete Ursachen- und Problemforschung.


Zufall?

Monday, 06. February 2006

Ich glaube ebensowenig wie der Bischof, daß die Ermordung von Fr. Andrea Santoro in der Türkeit am Sonntag ein Zufall war (Nachtrag: Artikel bei spiegel-online).

Aber ich bin überzeugt, daß das Tertullian zugeschriebene Wort (eine sehr gute Seite mit einigen seiner Schriften auf Deutsch findet man hier) nachwievor gültig ist:

Sanguis Martyrum Semen Christianorum

Das Blut der Märtyrer ist der Samen der Christen.


Erwartet

Monday, 06. February 2006

Es melden sich jetzt auch US-amerik. kath. Blogs zu dem Thema der Karikaturen. Exemplarisch (weil größtenteils sehr treffend) sei der Eintrag von Mark Shea genannt.


“Das ist deren Problem”

Sunday, 05. February 2006

Dies Domini.

Mit dem Verweis auf “deren Problem” wurde mein letztes ökumenisches Kommunionsgespräch beendet. Der Lutheraner sagte mir, er habe kein Problem damit, bei uns zum “Abendmahl”, also Eucharistie, zu gehen, es sei seine Entscheidung (und zwar ausschließlich anscheinend). Dann wagte ich zu fragen, was sei, wenn die kath. Kirche damit ein Problem habe, und die Titel-Antwort kam zurück.

Wenn es statt “Vater unser” in der Ökumene “Vater meiner” heißt, dann würde ich das ja noch verstehen. Aber so ist es hoffentlich nicht. Der aktuelle Podcast von BR2 thematisiert “konfessionsverbindene” Ehen. Auch hier ist es wieder: die Katholiken sind schuld, nein, nicht die Katholiken, sondern der Vatikan (da wird sogar differenziert, der Vatikan ist der gemeinsame Feind, der bearbeitet werden muß). Daß wenig Verständnis für die katholische Position vorherrscht, zeigt sich u.a. darin, daß der Kommuniongang selbst für alle Katholiken selbstverständlich geworden ist. Von Beichte, Sünde etc. keine Spur, das “ich bin nicht würdig…” wird nur so dahingesagt, gemeint sein muß jemand ganz anders…

Mit der Eucharistie steht und fällt die gesamte Kirche. Wer sie magisch vereinnahmen will (à la “gemeinsame Eucharistie schafft Einheit”) oder wer sie nivellieren will (à la “ach Amtsverständnis interessiert doch eh keinen”), der sägt nicht am Ast, sondern am Baumstamm.

Sie gehört nicht dem Priester, nicht dem Bischof, nicht dem Papst, nicht der Kirche. Sie konstitutiert aber die Kirche.


Zweite Reihe

Saturday, 04. February 2006

Es gibt eine wachsende katholische und christliche Bloggerszene, und das ist natürlich mehr als gut. Es mag sogar den einen oder anderen geben, der durch irgendeine dieser unwichtigen Veröffentlichungen näher zum Glauben kommt, im Glauben gestärkt oder vertieft wird, was auch immer - hoffentlich auch ab und zu mal angefragt…

Doch immer sollten wir uns vor Augen halten, all die, die dies lesen können: nicht wir sind die ersten Adressaten des Evangeliums. Nicht wir stehen in der ersten Reihe.

Es sind die Armen, vor allem auch die materiell Armen, die Einsamen, Kranken und Vergessenen, an die sich Jesus zuerst und vor allem anderen wendet. Die Reichen (also u.a. die Internetbenutzer dieser Welt) werden von Jesus zurechtgestutzt, die Armen werden zurecht gestützt.

Es wird also Zeit für uns, das ansatzweise wahr zu machen, was Papst Benedikt XVI. in seiner Enzyklika fordert: die Liebe Gottes, die auch für uns abgefallen ist durch das Opfer Seines Sohnes, auch anderen, besonders den Armen, erfahrbar zu machen.

Ich werde diesen Blog jetzt nicht schließen, aber mich dünkt, daß Weblog-Schreiben nicht die privilegierte Form dafür ist…


Enthüllt

Saturday, 04. February 2006

Falls jemand gedacht hat, daß die Frauen, die vor einigen Jahren auf der Donau von einem nicht-katholischen “Bischof” geweiht wurden (manche von ihnen nennen sich mittlerweile selbst “Bischöfinnen!”), so was wie Vorreiter in der Kirche seien, die bis jetzt halt nur wegen der alten Sturköpfe in Rom mißachtet werden und deren Zeit noch kommen wird, der lese diesen Artikel (auf Englisch). Auszug:

The Danube 7 have been excommunicated. No matter. These women have expressed that they don’t care much about the day-to-day priestly duties anyway, such as the regular offering of the Mass and the obligatory praying of the Divine Office. When asked if the women intend to offer the daily Mass, ordination press-wrangler Andrea Johnson scoffed: “Nobody does that anymore.” Mayr-Lumetzberger responded in an e-mail when asked about her plans regarding the celebration of the Mass: “Not every Sunday, because we have so much to do.”

When the ordination ceremony aboard the Thousand Islander III ends, a couple of “priests” lift the altar and move it out of the way to make room for the celebratory eating, drinking, and chatting. On top of the table remain the glass chalices used to distribute the “consecrated” wine; beside them sit the baskets used to carry the “hosts.”

As I step closer, I see dried rings of blood-red “sacred wine” circling the bottom of the glasses. I step even closer and look in one of the baskets. I find on the bottom: chunks, pieces, bits, and crumbs of the “consecrated” cookie-shaped “hosts.”

According to Catholic dogma, each particle and every drop contains the Body and Blood of Christ. Of course this was not a real Eucharist — but these priestesses thought so.

Diese Vorreiterinnen sollen ruhig alleine weiterreiten.

(Übrigens mal wieder typisch, daß dieser Unsinn aus dtsprachigen Landen kommt.)


Immer noch gültig

Friday, 03. February 2006

Es gab schon eine lange Geschichte von Kämpfen gegen die “Sarazenen”, die wieder einmal die Heiligen Stätten der Christenheit im Heiligen Land erobert hatten. Bereits der fünfte Kreuzzug stand vor der Tür. Franziskus von Assisi konnte niemanden der Herrscher von diesem Krieg abbringen, aber er ging im Jahr 1219, wie immer ärmlich gekleidet und ohne jegliches Eigentum oder Waffen, ohne Anspruchsdenken oder Meinung der Überlegenheit, zum damaligen Sultan von Ägypten. Er landete einfach vor Ort, ließ sich gefangennehmen und bat vorgeführt zu werden. Leider war auch diese Friedensintervention nicht erfolgreich.

Sein Beispiel wäre aber gerade heute wieder nachahmenswert.

Besonders Katholiken sollten sich jedes Mal, wenn sie über Muslime reden, an die Worte des Zweiten Vatikanischen Konzils erinnern (Nostra aetate, Art. 3) - nicht an Muslime gerichtet übrigens…:

Mit Hochachtung betrachtet die Kirche auch die Muslime, die den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen, den Schöpfer Himmels und der Erde, der zu den Menschen gesprochen hat. Sie mühen sich, auch seinen verborgenen Ratschlüssen sich mit ganzer Seele zu unterwerfen, so wie Abraham sich Gott unterworfen hat, auf den der islamische Glaube sich gerne beruft. Jesus, den sie allerdings nicht als Gott anerkennen, verehren sie doch als Propheten, und sie ehren seine jungfräuliche Mutter Maria, die sie bisweilen auch in Frömmigkeit anrufen. Überdies erwarten sie den Tag des Gerichtes, an dem Gott alle Menschen auferweckt und ihnen vergilt. Deshalb legen sie Wert auf sittliche Lebenshaltung und verehren Gott besonders durch Gebet, Almosen und Fasten. Da es jedoch im Lauf der Jahrhunderte zu manchen Zwistigkeiten und Feindschaften zwischen Christen und Muslim kam, ermahnt die Heilige Synode alle, das Vergangene beiseite zu lassen, sich aufrichtig um gegenseitiges Verstehen zu bemühen und gemeinsam einzutreten für Schutz und Förderung der sozialen Gerechtigkeit, der sittlichen Güter und nicht zuletzt des Friedens und der Freiheit für alle Menschen.

Es gibt kein Lehramt im sunnitischen Islam, aber es gibt keine anderen Muslime als die, die da sind. Natürlich haben die Medien das Recht, ihrer sehr wichtigen und unumstößlichen Pressefreiheit zufolge die Karikaturen von Mohammed zu veröffentlichen und aus beruflicher Solidarität nachzudrucken. Es geht nicht darum, ob man dies darf, sondern darum, ob man es soll (treffend kommentiert in der Berliner Zeitung).

Wenn es darum gehen sollte zu gewinnen (der Chefredakteur der dänischen Zeitung sagte ja, die Gegner der Pressefreiheit hätten gewonnen), dann gibt es automatisch natürlich einen Kampf, ein “Match”, eine Partie. Doch warum in solchen Kategorien denken? Wenn es darum geht, daß das Wichtigste das Rechthaben ist und sein Recht auch durchzusetzen schon das Endziel ist, dann wird dies immer mehr werden, dann werden wir unabänderlich auf den durchaus abwendbaren “Clash of Civilisations” - Kampf (sic!) der Kulturen - zusteuern.

Das Beispiel des Franziskus könnte den Christen eine Seinen Geboten gemäßere Weise des Umgangs damit vor Augen halten.


Zwei Größen

Friday, 03. February 2006

Rechts José Rodríguez Carballo OFM, der Generalminister (oberster Diener, also Oberer) des Franziskanerordens.


Ökumenische Frage III

Thursday, 02. February 2006

So, aufgrund einiger Gedanken und der Feststellung, daß ich da einiges wieder nicht verstanden habe, kommt nach langer Zeit nach Frage I und Frage II das dritte Mal eine Sache, die sich mir nicht erschließt.

Es betrifft diesmal nicht die prot. Landeskirchen und größeren “Konfessionen” (mir gefällt der Begriff Denominationen besser), sondern die freikirchlichen Gemeinden. Eine Vielzahl wurde und wird ja von einer einzelnen Person gegründet, und eine mehr oder weniger größer werdende Schar von Menschen sammelt sich dann um diesen Gründer, der zumeist auch über lange Zeit der Vorsitzende/Vorsteher und Hauptprediger ist.

Meine Frage ist: mit welchem Recht gründet der einfach so eine Gemeinde, die im angelsächsischen Bereich dann ja auch gleich “Church”, also Kirche, heißt? Ich meine natürlich nicht juristisches Recht, sondern das theologische. Mit welcher Autorität macht dieser Mensch das? Kein Katholik oder Orthodoxer kann auch nur im entferntesten so etwas wie eine Kirche gründen. Wer das tut, wie anno dazumal Heinrich VIII., der ist draußen. Denn er macht sich ja selbst zum Papst, wenn ich das mal so verkürzt sagen darf. Mehr noch, er macht sich zu mehr als nur Papst, da er selbst bestimmt, was übernehmenswert ist und was nicht. Der Papst kann weitaus weniger ändern, als allgemein angenommen wird - vom überlieferten Glauben nichts.

Also ich verstehe das nicht.


Die Liebe Gottes tanzen

Thursday, 02. February 2006

Hier vergleicht Thomas die Erfahrung der Liebe Gottes, die Anforderungen an den Christen, diese Liebe aufscheinen zu lassen im eigenen Leben, mit einem großen Tanz.

Sehr schön.

Wer tanzt schon gerne ganz alleine auf der Bühne?

Darf ich (alle) bitten?


Internationales Echo

Thursday, 02. February 2006

Die Eskalation um die Mohammed-Karikaturen findet ein großes internationales Echo, welches, wie man beim Perlentaucher lesen kann, durchaus unterschiedlich ist. Jetzt berichtet auch die New York Times darüber.

(Wann melden sich amerik. katholische Blogs?)


Abgrundtiefer Unterschied

Wednesday, 01. February 2006

Die sich zuspitzende Affäre um die anfänglich in einer dänischen Zeitung erschienenen Karikaturen des Propheten des Islam, Mohammed, zeigt insbesondere das absolute Unverständnis, daß säkulare Menschen religiösem Empfinden generell und muslim. im besonderem entgegenbringen.

Ich unterstelle den Verantwortlichen Intelligenz und Wissen, daher nehme ich an, daß sie die verursachten Verletzungen bewußt in Kauf genommen haben. Allerdings: wer keine religiöse Empfindungen hat, kann sich die Beleidigungen in diesem Intimbereich auch überhaupt nicht vorstellen. Doch dann ist es eben Aufgabe sich darüber vorher schlau zu machen.

Natürlich sind jegliche Gewaltandrohungen von muslimischer Seite vollkommen und ausnahmslos zu verurteilen. Aber eben aus westlicher Sicht, nicht aus der der betroffenen Gedankenwelt, die nicht die unsere ist. Den Wirtschaftsboykott halte ich dagegen für ein legitimes Mittel, schließlich hat der einfache Normalo keine andere Möglichkeit, seinem Protest eine Stimme zu verleihen. Ob dies gerechtfertigt ist, hat jeder selbst zu entscheiden, denn kein Mensch, egal wo er lebt, ist Rechenschaft über sein Konsumverhalten schuldig. Eingeknickt ist Dänemark nicht wegen der Gewaltandrohung, sondern weil sie bspw. ihren Schafskäse (nicht selten aus Kuhmilch…) nicht mehr loswerden (sie produzieren davon sehr viel für den islam. Markt). Wer nicht bei der Handelskette XY einkaufen will, weil sie Pelze produziert, hat dazu genau das gleiche Recht wie jemand, der seine rel. Gefühle verletzt sieht.

Wer Angst vor einem Brand hat, sollte nicht mit dem Feuer spielen.


Nicht hören!

Wednesday, 01. February 2006

Wer der Meinung ist, man dürfe seine katholische Identität nicht stolz präsentieren, wer glaubt, die Vielzahl an protestantischen Glaubensrichtungen seien ebensowahr wie der katholische Glaube, wer denkt, die sichtbare Freude über die Kirche Jesu Christi dürfe man aus ökumenischer Sicht einfach nicht zeigen, der sollte

den aktuellen Podcast von “Journey Home” (engl.) nicht hören. Ganz sicher nicht. Besser bleiben lassen dann.

(Als mp3 direkt oder als xml über eine Podcast-Software zu laden)


Also Eros?

Tuesday, 31. January 2006

Bei der weiter unten erwähnten Tagung über Descartes lasen auch viele die neue Enzyklika “Deus caritas est”. Ich hatte sie ja schon einmal kurz gelesen (sie erfordert sicher mehr als eine Lesung) und gab besserwisserische Kommentare ab. Eine Dame fragte mich, worum es denn da ginge. Als ich sagte, daß B16 zu Anfang den Leser erst einmal auf eine philosophische Reise zu den verschiedenen Bedeutungen des Begriffes “Liebe” nähme, war ihre Rückfrage: “Also Eros?”

Sie war übrigens Philosophin, allerdings keine Christin. Denn genau um “nur Eros” geht es ja gerade nicht bei Liebe im christlichen Sinn.

Und so aggressiv diese “Rezension” von Wiglaf Droste auf den ersten Blick zu sein scheint, auch er verkürzt Liebe zu Eros und meint daher (in der Logik klar), daß ein Papst natürlich keine Ahnung davon haben könne. Droste klammert Nächstenliebe aus bzw. betrachtet diese als der erotischen Liebe unterlegen, denn sonst könnte er eine solche Äußerung kaum treffen.
Aber letztendlich geht es bei Droste doch zentral um einen anderen Satz:

Leider aber ist der Papst, und das macht ihn als Denker sehr dürftig, kein Suchender.

Das ist sein Hauptproblem. Eine Enzyklika ist eben ein Lehrschreiben, das ist sein Problem, da ist der Inhalt nebensächlich.

Das ist auch das Hauptproblem heutzutage, Lehren werden nicht mehr angenommen, sondern will jeder selbst er-leben und selbst festlegen, womit natürlich den Begriff “Lehre” ad absurdum geführt wird.

Auch der Papst in ein Sucher, kein Zweifel. Wiglaf Droste nimmt es ihm aber schon übel, daß B16 weiß (bzw. nach Droste zu wissen meint), wo er suchen muß: bei Jesus Christus.


Nachhilfe

Tuesday, 31. January 2006

Ich habe mir gerade die von Georg angesprochene Sendung (gibt es als .wmv zum Runterladen) der Diskussion mit Cardinal Schönborn, einem Evolutionsbiologen und zwei Philosophen (jeweils paritätisch auf die Parteien verteilt sozusagen) über das Thema der planlosen oder irgendwie von irgendwen (sprich: Gott) gesteuerten Evolution angesehen.

Die Sendung (Dauer ca. 1 h) findet sich hier, die ebenfalls interessante Diskussion danach (hinter der Bühne) dort. Es gäbe darüber sehr viel zu sagen, das sprengt sicher das Formates eines Blogs, will man dem Thema auch nur annähernd gerecht werden. Daher möchte ich nur fragmentarisch einiges anführen.

1. Zuerst auffallend: dem Evolutionsbiologen scheinen viele philosophische Gedankengänge sehr fremd zu sein, ein tieferes Wissen darum wäre für den Austausch sehr nützlich. Gleiches gilt umgekehrt: daß so etwas wie die Entwicklung einer Ethik einen Selektionvorteil bieten könnte, schien dem Cardinal neu zu sein, ist aber nicht überraschend. Die Evolutionsbiologie darf in ihrer Stringenz auch nicht unterschätzt werden.
2. Es wurde die Wahrheitsfrage ausgeklammert, letztendlich geht es (mal wieder) aber genau darum. (Werden in der Wissenschaft absolute “Wahrheiten” herausgefunden?)
3. Ebensowenig wurde auf die kleine Anmerkung des Biologen eingegangen, die er am Anfang fallen ließ: wenn sich ein irgendwie gearterer Schöpfer nicht eindeutig in der Schöpfung zu erkennen gibt, sei er für uns als Menschen ohne Bedeutung. Eine nicht beachtete Kernaussage!
4. Ich hätte mir gewünscht, daß der Cardinal den wahrscheinlich schon unterdrückten, aber dennoch noch vorhandenen pastoralen Tonfall komplett aufgegeben hätte. Der Biologe hörte sich das (zu recht) stets mit einem leichten Lächeln an.

Kleines Resumée: es treffen hier Denkwelten aufeinander, die noch viel voneinander zu lernen haben. Besonders in der Grundfrage nach der Wahrheit und ihrer Erkenntnis ist eine gute Diskussion dringend nötig.


Ausgedehnt

Sunday, 29. January 2006

Dies Domini.

Dieser Mann, René Descartes, und dessen Auswirkungen auf Gottesbild einerseits und Leib-Seele-Dualismus mit den Konsequenzen für die Medizingeschichte bis heute andererseits waren das diesjährige Thema der alljährlichen Tagung der Katholischen Ärztearbeit in Maria Laach, wie stets am letzten Januar-Wochenende.

Wie schon so oft, auch diesmal wieder ein intellektueller Genuß! Ich fühle mich fast jedes Mal so, als ob die Verständnisgrenzbereiche meines Gehirnes weiter ausgedehnt worden wären!

Descartes, über dessen Philosophie und Gotteserkenntnis sehr Erhellendes auch auf der immer wieder besuchenswerten Philos-Website (unter “Gott”) zu findet ist, ist weitaus weniger verantwortlich für den beklagten Dualismus Leib-Seele und für die Vorherrschaft des Rationalismus als allgemeinhin angenommen. Aber es ist nicht falsch zu behaupten, daß er die Grundlagen dafür gelegt hat und so interpretiert werden kann (in verkürzter Weise), daß man schnell im Dualismus und Deismus landet. Er selbst konnte es natürlich nicht vorausahnen und ist deswegen nicht posthum zu belangen, aber sein Schneeball wurde nur allzu gerne von schlechten Schülern zur Lawine ausgebreitet.

(Es seien hiermit alle Interessierten, Mediziner wie solche aus anderen Berufsfeldern, Mitglieder der Ärztearbeit oder nicht, eingeladen, bei zukünftigen Veranstaltungen dabeizusein! Es lohnt sich wirklich! Mehr Infos bei mir per Email)

Ein Nachtrag dazu: diese Tagung hat mir einmal mehr klargemacht, daß nahezu alles, was in unserer Gesellschaft bzw. der gesamten westl. Welt mehr als nur schief liegt, die Ursache in der vorherrschenden Philosophie hat, die jeden von uns unfließt und beeinflußt, geradezu durchtränkt, ob wir das wollen oder nicht. Beispiele später.


Schön

Sunday, 29. January 2006

Dies Domini.

Das Leben ist ja bekanntlich zu kurz für alle guten Bücher, und dieses gilt insbesondere, wenn man noch mehrere Sprachen dazu zählt. Ich bin, wie vielleicht manchem bekannt, ein großer Verehrer der spanischen Sprache und würde daher (¡Ay, pero cuándo!) natürlich noch gerne neben den anderen Sachen jede Menge spanische Literatur lesen.

Es mag ja sein, daß manch ein Leser hier ebenfalls des Spanischen einigermaßen mächtig ist und daher möchte ich zwei Blogs empfehlen, die verbunden mit ihren gehaltvollen religiösen Beiträgen zumindest ein wenig Abhilfe schaffen: esperando nacer und ens. Ersterer beschrieb seinen alten Blog “fotos del apocalipsis” so:

Blog católico argentino;
en el peor sentido de cada palabra

Man ersetze das Wort “argentino” durch “alemán” und schon ist die hiesige Beschreibung perfekt.


Sprachlosigkeit

Thursday, 26. January 2006

Schon seit einiger Zeit mache ich mir Gedanken darüber, wie man als Christ und Katholik den Glauben so verständlich machen kann, daß dies weder abstrus noch anklagend rüberkommt. Es ist schwierig, aber fundamentaltheolgische Wälzer von mehreren hundert Seiten (in Deutschland ist man immer der Meinung, noch ein Buch schreiben zu müssen) scheinen mir nicht der Weisheit letzter Schluß zu sein.

Vor geraumer Zeit hatte ich mal angemerkt, daß der Abstand zwischen “Welt” und dem christlichen Glauben nicht durch theologische Differenzen bestimmt ist, sondern durch grundsätzlich andere philosophische Vorstellungen. Dazu kommen auch noch die Erfahrungen des 20. Jh.s, die ein tiefes Mißtrauen gegenüber jeglichen verbindlich anmaßenden Äußerungen eines Menschen sehr gut begründen. Der Mensch kann so ein Monster seiner selbst sein, daß etwas wie eine proklamierte Unfehlbarkeit einzelner oder mehrer (Konzile!) mehr als nur anmaßend erscheint. Die Anthropologie der Postmoderne hat mit der des Christentums wenig zu tun. Wie kann man sie versöhnen? Utopien gibt es kaum noch, Idole wurden entlarvt oder werden für unlebbar erklärt (Mutter Teresa, Gandhi etc.).

Ein Merkmal der Postmoderne ist es ja auch, die anzustrebende “Norm” an der Realität auszurichten. Ansprüche jeder Art, sozialer Natur genauso wie erkenntnistheoretischer (Wahrheit?) werden eher verneint und nur solange zugelassen, solange sie der persönlichen Entfaltung nicht im Wege stehen.

Wie kann man da zeigen, daß die Alternative des christlichen Glaubens nicht bedeutet, ständig einer Spaßbremse den Vorzug zu geben, ständig das “mea culpa” zu murmeln und mißmutig rumzulaufen? Wie kann man, wie können wir Katholiken, ganz vernünftig und ohne Angst vor modernen Erkenntnissen jeder Art, die Freude am Glauben zeigen?

Papst Benedikt macht es uns auf zwei Arten vor: einerseits verfaßt er ein kurzes Dokument, was für wirklich alle Menschen, zumindest aber denen des Abendlandes (aufgrund der zahlreichen Zitate der hiesigen antiken Kultur) sehr verständlich ist und ein allgemeines Kopfnicken verlangt. Andererseits aber, und da ist jeder gefragt, fordert er uns indirekt auf, die Liebe des Dreifaltigen Gottes in die Welt umzusetzen, als einzelner Christ, an den die Aufforderung zur Nächstenliebe immer gerichtet ist, unabhängig von den Organisationen der kirchlichen Liebe, der Caritas (wenn Jesus zur Liebe auffordert, muß doch klar sein, daß Liebe eine Frage des Willens ist, nicht des Gefühls!). Wenn wir gefragt werden, warum wir helfen, dann soll unsere Antwort nicht sein “weil ich was fürs Gemeinwohl tun will”, “weil es soviel Armut gibt”, “weil es soviel Einsamkeit gibt”. Nein, sondern “weil Gott mich zuerst geliebt hat”, “weil es meine Geschwister sind”. Der Urgrund ist entscheidend.

Wir sind letztendlich das einzige Evangelium, das die Menschen noch lesen. Wir können den Menschen nur wieder Vertrauen in ihre eigene Spezies als Abbild Gottes geben, wenn wir es vorleben. Und vorsagen, wenn nachgefragt wird. Alles zu seiner Zeit.


Der Prophet im eigenen Land

Thursday, 26. January 2006

Es ist schon seltsam: die quellenmäßig umfangreichste Seite über den ehemaligen Kardinal Ratzinger ist natürlich nicht auf Deutsch, nein, sondern auf Englisch (als B16 jetzt hier). Gleiches gilt für Hans Urs von Balthasar.

Und jetzt finde ich noch eine Seite über den Wiener Erzbischof und Kardinal, selbstverständlich ebenfalls auf Englisch. Daraus, extra für Georg, ein Bild:

Der Erzbischof und eine Schwester der Gemeinschaft vom Lamm


Doch recht passend

Wednesday, 25. January 2006

Es gibt einen Witz über Hans Küng, den Theologen, der nicht gerade für Bescheidenheit bekannt ist:

Ein Journalist an Küng: Wußten Sie es schon, Sie wurden zum Papst gewählt!
Küng: Was? Dann bin ich ja nicht mehr unfehlbar!

Er hat mal wieder bewiesen, daß der Witz leider wahr ist.