Lücke

Wednesday, 10. February 2010

Es ist schon erstaunlich, aber auch bezeichnend, daß es zwar einiges an Literatur gibt, welche die Bedeutung und die Interpretation der Regel des Ersten Ordens der Franziskaner (Franziskaner, Kapuziner, Minoriten) zum Inhalt hat, aber bislang noch keine (Nachtrag: deutschsprachige) Literatur über die Regel des Dritten Ordens, den es in der jetzigen Form immerhin auch schon über 30 Jahre gibt.

Erstaunlich, weil diese Regel viel mehr Menschen betrifft als die erstgenannte.

Bezeichnend, weil dies auch ein Ausdruck dafür sein kann, welche Bedeutung diese Regel im Leben der Mitglieder spielt - aber ich mag mich auch irren und hoffe dies auch zu tun.


Bislang erfolglos

Thursday, 04. February 2010

Schon im September schrieb ich mal an meinen Bischof und anschließend auch an die DBK, daß ich mich für ein akademisches(!) Fernstudium der Katholischen Theologie einsetze (siehe Link zu Satzbeginn). Sowohl vom zuständigen Referenten der DBK (hier die Kontaktadresse) als auch vom zuständigen Referenten des Erzbistums wurde mir beschieden, daß a) die Anfrage danach nur sehr gering sei und b) es um eine Frage der Priorisierung gehe und da eben so etwas ziemlich weit unten stünde. Warum das in anderen Ländern Europas mit ebenfalls schwindenden Zahlen an Gläubigen anders sei, hat mir aber keiner beantworten können.

Leider weiß ich auch bislang noch nicht, ob irgendein deutschsprachiger Bischof sich dazu jemals Gedanken gemacht hat und ob jemand der beiden von mir Angeschriebenen meinem Wunsch entsprechend dieses Anliegen vorgebracht haben. Falls jemand der LeserInnen einen guten Draht zur Hierarchie hat, kann er ja mal einen fragen, besonders auch, warum etwas in Frankreich und Großbritannien geht, was bei uns nicht geht. Ich werde auch mal versuchen, was geht.

Dazu gehört anscheinend auch noch ein zahlenmäßig größerer Druck - wer macht sich schon die Mühe, deswegen gleich zu schreiben und nachzufragen? “Gibt’s nicht” ist eher der allgemeine Kanon und dabei beläßt man es doch zumeist. Also, wer auch Interesse hat, bitte melden!


Zufall und Notwendigkeit?

Monday, 01. February 2010

Am Wochenende war ich mal wieder in Maria Laach bei der diesjährigen Tagung der Katholischen Ärztearbeit Deutschlands, eines leider kleinen weil sehr feinen Vereins, der sich mit zumeist geistlichen Themen, die auch am Rand mit der Medizin zu tun haben, auseinandersetzt (bei ethischen Fragestellungen auch schon mal deutlich näher an der alltäglichen Medizin dran).

Werbeblock: wer potentiell interessierte Ärzte kennt, Kontakt an mich oder direkt an die Geschäftsstelle (habe in dem Verein keine Funktion inne).

Jedes letzte Januar-Wochenende findet dort diese für alle Menschen offene Tagung statt. Und jedes Jahr geht es um eine Thematik anhand einer herausragendene Persönlichkeit, die für Kirche und/oder Gesellschaft eine Bedeutung erlangte. 2010 ging es um eine Rückschau auf Charles Darwin, sein Leben und Werk, und die Frage: Zufall und Notwendigkeit oder Gottes Schöpfungsplan? (das Programm mit den Referenten ist auf der Seite des Vereins zu finden, steht noch unter der Vorschau)

Die Vorträge warn wie immer anspruchsvoll, mal unterhaltend, mal ein eher anstrengendes Hörvergnügen. Auch unterschiedliche Sichtweisen von Referenten prallten aufeinander, selbst ein eher kreationistischer Ansatz wurde präsentiert und stellte die “Vorzüge” des biblischen Schöpfungsglaubens (tendenziell wurde dieser biblizistisch präsentiert) gegenüber der Evolutionstheorie dar.

Trotz meines Arztberufs hat mich diese Debatte über die Frage nach dem “wie isset denn jetzt?” nie sonderlich interessiert. Wie Heisenberg mal formulierte: “Der erste Trunk aus dem Becher der Naturwissenschaft macht atheistisch; aber auf dem Grund des Bechers wartet Gott”. So in etwa sehe ich das auch. Allein schon aus methodischen Gründen fehlt den Naturwissenschaftlern die fachliche Kompetenz, Aussagen über die Transzendenz zu machen.

Am interessantesten war für mich der Ansatz eines Vortrages (von Prof. Hattrup), daß es bei dem Erklärungsmodell der Evolutionstheorie als Gottersatz einen Haken gibt: bei dem Schema “Zufall und Notwendigkeit” als Erklärung für den Motor der Evolution geht nämlich eines nicht: der Zufall ist keine Erklärung. Der Zufall entzieht sich per deinitionem einer Erklärung, und so kann er auch nicht in einer Erklärung wissenschaftlich dienstbar gemacht werden. Der Clou war dann: nicht die Theorie ist falsch, sondern die Folgerung, deswegen gebe es keinen Gott. Denn, so Hattrup im Gegensatz zu Albert Einstein: doch, Gott würfelt.


Eine kleine sichtbare Minderheit

Friday, 22. January 2010

Der hess. Ministerpräsident Koch hat Recht, wenn auch nur mit einem Satz.

In der heutigen FAZ schriebt er in einem ganzseitigen Gastbeitrag, daß es unbestritten sei, daß eine kleine sichtbare Minderheit das bestehende System ausnutze und den sozialen Zusammenhalt gefährde.

Anders gesagt: er hält diese Menschen für im wahrsten Sinne des Wortes asozial.

Die Hartz-IV-Empfänger kann er aber kaum ernsthaft meinen - denn die sind doch viel zu unsichtbar.

Viel sichtbarer sind dagegen die Boni-Empfänger der Banken, ebenso die Ackermänner, Wiedekings und von Pierers, die Millionen-Gehälter abzocken und ohne ihre Zuarbeiter doch reine Nullnummern wären. Die, die ihr Geld, anstelle es in den hiesigen Konsum zu stecken wie alle Hartz-IV-Empfänger, lieber im Ausland parken. So wie die Schumachers der Sportwelt, die in Steueroasen flüchten und sich hier feiern lassen.

Die sind asozial - und mit deren beseite geschafftem Geld und überzogenen Gehältern (allein von den Genannten) könnte Berlin alle 20% Hartz-IV-Empfänger bezahlen.

Da ist die Debatte um die paar Armen, die mit wenig auskommen können ohne arbeiten zu wollen, eine reine Neiddebatte.


Gebetswoche

Tuesday, 19. January 2010

Aktuell betet die Kirche um die Einheit der Christenheit.

Vor allem müssen wir m. E. nach um eines beten: daß alle die sichtbare Einheit wollen.


Gospel der Gospa?

Monday, 18. January 2010

Man sehe mir nach, daß ich mal wieder auf was Tagesaktuelles im Kirchenklatsch eingehe, aber anhand dieses Beispieles läßt sich einiges über die Kirche besser verstehen.

Kürzlich gab es ja mal wieder Aufregung über die Frage der Echtheit der Erscheinungen der Muttergottes im bosnischen Medjugorje (hier ein einleitender Beitrag dazu). Ob diese echt sind, ist jetzt hier nicht Frage - die kann ich auch gar nicht kompetent beantworten. Dies kann, übrigens erst nach Ende der Erscheinungen, sowieso nur einer - und dies ist eben nicht der Papst.

Die Kirche ist eben nicht so pyramidal aufgebaut, wie allgemein vermutet und noch mehr kolportiert wird. Die Kirche ist der Leib von Kirchen, denen Bischöfe vorstehen, die in Gemeinschaft (Communio) untereinander und mit dem Bischof von Rom (Papst) stehen, welcher dann noch einmal eine spezielle universale Oberhoheit (Jurisdiktion) ausübt.

Das beschneidet den Ortsbischof zwar theoretisch (und in manchen Fällen auch praktisch), aber wenn es nicht um eine Frage des verbindlichen Ritus oder Glaubens oder der Sitte geht, kann der Papst nicht einfach von oben etwas dekretieren. Kein Katholik auf diesem Planeten muß bspw. glauben, daß Maria in Fatima (Portugal) erschienen ist. Das war anfangs nicht des Papstes Baustelle, das ist es bis heute nicht. Mögliche Erscheinungen von Gestorbenen, die wir bei Gott glauben oder wähnen, sind eben Sache des vor Ort zuständigen Bischofs, und zwar nur seine. Eine vatikanische Kommission kann da dem Ortsbischof nicht vorschreiben, das ganze jetzt doch bitte anders zu sehen.

Auch was der Papst da meint, ist nicht ausschlaggebend.

Das ist zwar für manche immer wieder erstaunlich und ggf. verwirrend zu hören, daß es eben nicht so von oben nach unten geht, da würde ja die sichere Autorität fehlen, aber die höchste Auorität ist eben auch laut dem Dogma vom Vat I. eben nicht der Papst, sondern die Kirche als ganze. Diese Autorität wird dem Papst als Person unter bestimmten genauen Umständen auch zuteil - aber die Kirche genießt sie immer. Die Kirche ist Communio, Gemeinschaft untereinander. Und die Bischöfe sind Nachfolger der Apostel, nicht Statthalter des römischen Bischofs.

(Es ist ja sowieso ein interessanter Umstand, daß Papst Pius IX. das Erste Vaticanum als Konzilsgemeinschaft der Bischöfe brauchte, um sich bestätigen zu lassen, daß er als Papst gottgewollt eigentlich auch ohne Konzil handeln könne - aber das ist ein anderes Thema)

Das dazu.


Ärztemangel in der Großstadt

Wednesday, 13. January 2010

Hier ist mal wieder ein aktueller Bericht aus meiner Stadt und der Nachbarschaft.

So sieht die Lage aus.

Wenn man jetzt mal von der Grundannahme ausgeht, daß der normale Arzt kein besserer oder schlechterer Mensch als jeder andere auch ist, sozusagen von seinen menschlichen und altruistischen wie egoistischen Qualitäten her ein Durchschnittstyp, dann wird sich die Lage noch weiter verschlimmern.

Ich habe in den letzten Tagen selbst einige Ärzte kennengelernt, die nach zum Teil über 10 Jahren in eigener hausärztlicher Praxis, in der Stadt und auf dem Land, diese dicht gemacht haben - zuviel Frust über die Unmöglichkeit der guten Medizin- und jetzt gutbezahlte industrielle Jobs in der Arbeitsmedizin haben (auch da gibt’s übrigens Ärztemangel, den gibt es überall!)

Mal sehen wann die Politik aufwacht

- und den Krankenkassen Beine macht für angemessene Verträge mit den Hausärzten (wie bspw. in Bayern und Baden-Württemberg)

oder

-die Kommunen Geld in die Hand nehmen und bspw. die Mieten oder Personalkosten übernehmen (irgendwie ist ja die medizinische Versorgung schon ein öffentliches Anliegen, daß die ärztliche Selbstverwaltung nicht mehr in den Griff bekommt)

oder

- die Kommunen Ärzte anstellen, die dann eine Praxis betreiben, das Minus deckt dann die Stadt (Rest siehe oben)

Möglichkeiten gibt es viele. Nur: so weiter wie bisher wird es nicht gehen.


Geschwätz vs. kurz und knackig

Sunday, 10. January 2010

Dies Domini.

Ich liebe liturgische Gebete, ich liebe die Gebete der Kirche. Einer der Hauptgründe ist einfach der, daß da nicht so viel gelabert wird.

Ich nehme an, das Phänomen kennt jedeR: da wird ein “erdachtes” Gebet präsentiert, sei es von einem selbst oder von einem anderen - kann auch vielleicht manch ein Heiliger sein, auch manche Gebete im Gotteslob sind mir zu voll davon (Heilige haben ja auch schon mal Quatsch fabriziert). Da wird dann nicht mit Gott gesprochen, sondern über ihn, am Schluß dann eine kleine Ansage im Sinne einer Fürbitte. Litaneien von Sachen wie:

“Du bist Derjenige, der…”
“Durch Dich wurde alles …”

(Besonders beliebt ist da auch die Muttergottes als Ansprechpartnerin):

“Du hast den Ewigen Sohn getragen ….”
“Aus Deinem Schoß ….”
“Du hast Sein Wort …”

bevor dann endlich mal eine Bitte oder Danksagung kommt.

DAS ALLES IST KEIN GEBET!

Dagegen ist das Vaterunser herrlich geschwätzfrei (übrigens direkt nach der Warnung vor zuviel Geschwätz), da geht’s kurz und knackig zur Sache. Und jede Bitte ist einfach nur eine Ausdehnung des ersten. Keine Zustandsbeschreibung, keine Attributenbeigabe, kein Geschichtsunterricht oder eschatologische Nachhilfestunde, einfach nur: Gebet.

Herr Jesus Chrisus, erbarme Dich unser und unserer hilflosen Art zu beten.


Eine Sportart bei Ultra-Orthodoxen Juden in Jerusalem

Thursday, 07. January 2010

Mir war dieser Sport unbekannt, der wegen der vielen Franziskaner dort diese besonders trifft:

Ordensleute und Priester bespucken!


Sprechweise

Thursday, 07. January 2010

Du rufst Deinen Vater an.

Noch ehe er etwas sagen kann, redest Du ihn an, sprichst zu ihm. Du legst ihm Deine Sorgen dar und bedankst Dich für dieses und jenes. Vielleicht sagst Du aber auch etwas, was Du abliest oder gut auswendig kannst. Manchmal hast Du das Gefühl, Dein Vater ist Dir dabei ganz nah.

Vielleicht machst du das ganze mehrmals täglich.

Doch eigentlich legst Du sofort auf, nachdem Du fertiggesprochen hast und findest das ganz normal.

War das jetzt ein Gespräch?


Andere werden stärker?

Saturday, 02. January 2010

Es gibt in diesem Land bei vielen Christen Befürchtungen, der Islam könne “stark” werden, könne gar zu stark werden, er sei doch eigentlich stärker als das Christentum, da er mit offensichtlich mehr Identifizierung von den Gläubigen gelebt werde.

Nun, das reine Vorkommen oder die Verbreitung eines Glaubens bzw. einer Religion sagt noch lange nichts über die Stärke aus. Ich bin der Meinung, daß das Christentum zu Zeiten der Inquisition schwach war, ebenso der Islam jetzt. Ebenso wie es damals in manchen Regionen Europas (insbesondere Spanien unter den “Katholichen Königen” und ihren Nachfolgern) ohne Strafandrohung nicht möglich war, eine andere Sicht Gottes und der Welt als die dominant auftretende katholische Sichtweise zu haben, ist es jetzt in islamisch dominierten Ländern ncihtmöglich, seine Religion ohne Strafandrohung zu wechseln. Es gibt Ausnahmen in Schwarzafrika, GottseiDank, aber die arabischen und (in geringerem Umfang) asiatischen Länder sind da sehr rigide. Offensichtlich geht es da entspannter zu, wo sich der Islam nicht mit dem Schwert verbreitet hat - also außerhalb Nordafrikas und der arabischen Halbinsel bis Zentralasien.

Erst wenn man eine andere Meinung gelassen aushalten kann, ist das ein Zeichen für Stärke, erst wenn man sogar Schmähungen, die man natürlich nicht provozieren soll (was sollen die auch bringen?), gelassen erträgt.

Franziskus sagt in seiner Nicht-bullierten Regel (NbR), Kapitel 16 (das Missionskapitel, wenn Brüder zu Sarazenen und anderen Ungläubigen gehen wollen):

5 Die Brüder aber, die hinausziehen, können in zweifacher Weise unter ihnen geistlich wandeln.
6 Eine Art besteht darin, daß sie weder Zank noch Streit beginnen, sondern “um Gottes willen jeder menschlichen Kreatur” (1 Petr 2,13) untertan sind und bekennen, daß sie Christen sind.
7 Die andere Art ist die, daß sie, wenn sie sehen, daß es dem Herrn gefällt, das Wort Gottes verkünden: sie sollen glauben an den allmächtigen Gott, den Vater und den Sohn und den Heiligen Geist, den Schöpfer aller Dinge, an den Sohn, den Erlöser und Retter, und sie sollen sich taufen lassen und Christen werden; denn “wenn jemand nicht wiedergeboren wird aus dem Wasser und dem Heiligen Geiste, kann er nicht in das Reich Gottes eingehen” (vgl. Joh 3,4).
8 Dieses und anderes, was dem Herrn wohlgefällig ist, können sie ihnen und anderen sagen, denn der Herr sagt im Evangelium: “Jeder, der mich vor den Menschen bekennen wird, den werde auch ich vor meinem Vater bekennen, der im Himmel ist” (Mt 19,32).
9 Und: “Wer sich meiner und meiner Worte schämt, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er in seiner und des Vaters und der Engel Herrlichkeit kommen wird” (vgl. (Lk 9,26).

Vor allem spricht daraus eine für die damalige Zeit unglaublich große Gelassenheit, denn der erste Weg ist einfach nur der Weg des Bekenntnisses. Sagen, daß man Christ sei, mehr nicht. Kein Zank oder Streit anfangen, ihnen untertan(!) sein. Letztlich ist der Herr für das Heil der anderen verantwortlich, man selbst ist höchstens Werkzeug und wird eingesetzt von Ihm - oder eben auch nicht, denn es gefällt Gott bestimmt nicht immer.

Diese ruhige Gelassenheit ist dem Islam heute in den Regionen, in denen er vorherrscht, ebenso fremd wie manchen katholischen Regionen Europas zu Zeiten der Inquisition.

Deswegen muß man sich vor eine Erstarken des Islam keine Sorgen machen, denn weltweit gesehen ist er nicht stark, sondern schwach.

Mich würde ein Erstarken freuen. Von muslimischen Freunden kenne ich diese Stärke, diese Gelassenheit der eigenen Glaubensüberzeugung.

Fehlen tut sie mir in vielen Sparten des kirchlichen Raumes (”links” wie “rechts”) und bei dezidiert Gläubigen jeder Couleur ebenso wie bei dezidiert Ungläubigen. Da werden schnell Verbalkeulen gebraucht, politische Einflußnahme wird gesucht.

Gelassen sein. Überzeugt sein. Überzeugungen sein lassen, auch wenn man sie nicht teilt.


Gedenken

Monday, 28. December 2009

Heute, am Fest der Unschuldigen Kinder: Gebete für die Zehntausenden Unschuldigen Kinder, die problemlos getötet werden können jedes Jahr, weil sie noch nicht geboren wurden.

Als Handreichung empfehle ich die Broschüre von Human-Life-International, Schweizer Sektion. Hier als html-Version, dort als pdf-Datei.

Möge der Herr durch unsere Gebete das Herz einer oder vieler Frauen und Männer erweichen, auf daß sie ihre Kinder annehmen können.

Nicht zu vergessen sind all die unschuldigen Kinder, insbesondere auf der Südhalbkugel dieser Erde, die an Unterernährung sterben, die durch Kriege sterben, die durch Traumata jeglicher Art sterben. Sie dürfen wir nie vergessen.


Bauchgefühl

Wednesday, 23. December 2009

Eine Interpretation Mariens des Hl. Franziskus hat mir die Muttergottes näher gebracht als viele andere kirlichen Verlautbarungen:

Aus dem Brief an die Gläubigen:

Mütter sind wir, wenn wir ihn [Jesus Christus] durch die göttliche Liebe und ein reines und lauteres Gewissen in unserem Herzen und Leibe tragen (vgl. 1 Kor 6,20); wir gebären ihn durch ein heiliges Wirken, das anderen als Vorbild leuchten soll (vgl. Mt 5,16).

Jeder, Mann wie Frau, kann wie die Mutter des Herrn werden, dessen Geburt wir ab morgen abend wieder feiern. Maria ist nicht die ferne andere, mit der vielleicht bloß die Mütter heutzutage was anfangen können, sondern sie ist eine Beschenkte, die das par excellence war, was wir sein können: sie brachte in ihrem Leben den Herrn hervor.

Gerade zu Weihnachten lohnt es sich, die schwangeren Frauen Ende 2009 anzusehen. In jeder von ihr steckt eine Maria, jede von ihnen bringt (hoffentlich) das Leben eines Menschen hervor, der nach dem Ebenbild Gottes geschaffen wurde.

Möge jede von ihnen eine Herberge finden, einen Mann haben, der für die Familie sorgt, und Menschen, die sich mit ihr freuen und sie unterstützen.


Schön zu hören

Thursday, 17. December 2009

Gut, daß es ein wahrscheinlich baldiger Kardinal sagt:

In einer zivilisierten Gesellschaft muss soziale Gerechtigkeit mehr bedeuten als nur dafür zu sorgen, dass alle zu essen haben.

Dies und mehr steht in diesem sehr lesenwerten Interview mit Erzbischof Reinhard Marx.


Bezüglich meiner Seele

Sunday, 13. December 2009

Dies Domini.

So Gott will, werde ich nächstes Jahr in den OFS aufgenommen (der Antrag wurde angenommen).
Meine Freude ist groß, groß aber auch das Wissen um den Anspruch, dem man sich damit stellt und groß das Wissen um meine eigene Schwäche und Kleinheit.

Aus den Konstitutionen:

“Der arme und gekreuzigte Christus” - der Sieger über den Tod, der Auferstandene, die deutlichste Offenbarung der Liebe Gottes zur Menschheit - ist das “Buch”, aus dem die Schwestern und Brüder in Nachahmung des hl. Franziskus lernen, warum und wie man lebt, liebt und leidet.

Ich bitte um Euer Gebet.


Wer christliches sät,

Saturday, 05. December 2009

wird Lacher ernten.

So ging es mir zumindest, als ich neulich auf die Frage von Arzthelferinnen, ob ich denn als Notdienst habender Arzt (in einer Zentralen Notfallpraxis) auch die sog. Pille-danach verschreiben würde, da sonst die Gynäkologin extra von zuhause kommen müßte, folgendes antwortete: “Nein, dazu bin ich zu katholisch.” (Ich hatte auch schon mal vor Monaten ein konsterniertes Paar ohne Rezept wieder weggeschickt.)

Als ich dann klar machte, daß das kein Witz war, kam betretenes Schweigen.

Es wurde dann noch eingeworfen, daß das Rezept ja dann eben jemand anderes ausstellen würde. Mit meinem Verweis auf die Gewissensfreiheit des Einzelnen war das Thema dann beendet.


Hilfestellung

Sunday, 29. November 2009

Dies Domini.

(Erst einmal ein Frohes Neues allerseits, auf ins Lesejahr C sozusagen.)

Die Konstitutionen des OFS (Art. 9,2) sagen:

Jedes Mitglied des OFS, das versprochen hat, dem Beispiel und den Weisungen Christi zu folgen, muss persönlich und ständig die Hl. Schrift, besonders das Evangelium, studieren. Die Gemeinschaft und ihre Verantwortlichen fördern die Liebe zur Frohen Botschaft und helfen den Schwestern und Brüdern, die Bibel so kennen- und verstehen zu lernen, wie sie unter dem Beistand des Heiligen Geistes von der Kirche verkündet wird.

Eine mögliche Hilfe bei diesem Studium der Schrift ist die Päpstliche Bibelkommission. Aus einem mir noch unverständlichem Grund werden ihre Dokumente nicht häufig thematisiert im Netz, vielleicht auch einfach zu wenig gelesen.

Letztes Jahr, dieses Jahr auch auf Deutsch, wurde von ihr ein lesenswertes Dokument mit dem Titel “Bibel und Moral - Biblische Wurzeln des christlichen Handelns” veröffentlicht. Es ist anfangs theorielastig, da die generelle Sichtwiese (Hermeneutik) erst einmal klar gemacht wird. Detaillierte Handlungsanweisungen gibt es weiter hinten auch nicht, das kann auch nicht sein, aber es wird doch in manchem konkreter. Ein längeres Beispiel, das hängen blieb, möchte ich hier mal kommentarlos zitieren:

118. Theologische Überlegungen zum Verhältnis Kirche/Staat beriefen sich traditionellerweise fast nur auf Röm 13,1-7 (vgl. 1 Tim 2,1-2; Tit 3,1; 1 Petr 2,13-17), und sogar autokratische Regierungen verlangten Gehorsam mit Berufung auf diesen Text. Paulus macht eine allgemeine Feststellung über die legitime Autorität und stützt sich auf die Überzeugung, daß Gott in einer Gesellschaft Ordnung will und nicht Anarchie und Chaos. Auch die Christen hängen vom Schutz durch den Staat ab und von einer langen Reihe von Dienstleistungen; sie teilen mit ihm viele Werte und können sich ihrer zivilen Verantwortung und der Teilnahme am sozialen Leben nicht entziehen.

Aber nach einem Jahrhundert, in dem totalitäre Regime Kontinente verwüstet und Millionen von Menschen hingemordet haben, muß diese Auffassung des Verhältnisses zum Staat ergänzt werden durch die Sicht der Offenbarung, die den dämonischen Einfluß eines Staates beschreibt, der sich an die Stelle Gottes setzt und alle Macht für sich beansprucht. Ein solcher Staat orientiert sich an Werten und Haltungen, die dem Evangelium widersprechen. Er setzt seine Bürger unter Druck und verlangt völlige Gleichschaltung; er grenzt die aus, die sich weigern, oder tötet sie. Die Christen sind gerufen, “weise” zu sein, um die Zeichen der Zeit lesen zu können und die wahre Wirklichkeit eines Staates kritisieren und demaskieren zu können, der zum Sklaven des Dämonischen wird, auch eines luxuriösen Lebensstiles auf Kosten anderer. Sie sind gerufen, Politik, Wirtschaft, Handel ins Licht des Evangeliums zu stellen und in diesem Licht die konkreten Projekte für das Funktionieren der Gesellschaft zu prüfen. Weil die Christen aus der Zeit, in der sie leben, nicht ausziehen können, müssen sie eine eigene Identität erwerben, die sie fähig macht, ihren Glauben in geduldiger Ausdauer und prophetischem Zeugnis zu leben. Sie sind auch eingeladen, Weisen des Widerstandes zu entwickeln, die sie fähig machen, in Opposition zu gehen und das Evangelium zu verkünden und sich den dämonischen Mächten zu stellen, die durch die zivilen Institutionen handeln (vgl. Eph 6,10–20) und die heutige Welt beeinflussen.


Noch eins

Friday, 27. November 2009

Franziskus.


Es geht, man kann das Evangelium wörtlich nehmen. Wirklich.


Hübsch

Friday, 27. November 2009

Mag sein, daß es nicht jedermanns Geschmack ist, vielleicht auch zu amerikanisch, für manche gar kitschig - aber mir gefällt’s:



Franziskus und der Neid

Thursday, 26. November 2009

Bei niemandem habe ich je eine bessere Erklärung gegen den Neid gefunden als bei Franziskus. Aus den Ermahnungen:

1 Der Apostel sagt: “Niemand kann sagen: Herr Jesus, außer im Heiligen Geiste” (1 Kor 12,3);
2 und: “Keiner ist, der Gutes tut, auch nicht einer” (Röm 3,12).
3 Wer immer also seinen Bruder um des Guten willen beneidet, das der Herr in ihm redet und wirkt, der zielt ab auf die Sünde der Gotteslästerung, weil er den Allerhöchsten selbst beneidet (vgl. Mt 20,15), der jegliches Gute redet und wirkt.

Neid ist eine erst einmal normale menschliche Regung, der eine hat damit mehr zu kämpfen als der andere. Aber wenn man den Blickpunkt weg von dem bewegt, auf den man neidisch ist, hin zu Dem, der dem Beneideten erst die Fähigkeiten geschenkt hat, sieht das ganze doch - hoffentlich - schnell anders aus. Gut, man kann auch auf Gnade neidisch sein, doch das ist - vermute ich mal - eher selten.


Weltkirche zuhause

Thursday, 26. November 2009

Vor einigen Wochen wurden in meiner Pfarrei die Kinder der Gemeinde vorgestellt, die sich jetzt rund ein halbes Jahr auf die Erstkommunion vorbereiten werden. Es waren, wie in Goßstädten nicht verwunderlich, nicht allzu viele, aber eines war doch sehr interessant:

der Anteil der Kinder ohne eindeutigen “Migrationshintergrund” (den meine Kinder auch haben werden) lag gerade mal bei rund 10%.

(Wieso gibt es zu “Migrationshintergrund” kein Adjektiv?)

Meine Pfarrei ist somit nichts anderes als ein Spiegel der Weltkirche (u.a. deswegen mag ich sie so): immer weniger abendländisch-europäischer, dafür mehr südlicher und asiatischer Einfluß. Diese Weltkirche im Kleinen wie im Großen ist ein sehr wichtiger Schatz, den es zu bewahren lohnt.

Doch gerade die Kirchengeldgeberregionen, allen voran die kirchensteuergesättigten deutschsprachigen Länder, müssen sich deswegen auf einen schwindenden Einfluß gefaßt machen - ich finde das gut so.

Ein Leib, viele Glieder, keines wichtiger als das andere.


Fundamente

Tuesday, 17. November 2009

Franziskus hörte als Bekehrungserlebnis die Stimme des Herrn von dem anschließend so bekannt gewordenen Kreuz von San Damiano. Diese Stimme rief ihn auf: “Baue meine Kirche wieder auf!”, denn er würde ja sehen, wie sie zerfällt.

Franziskus nahm - wie so oft - die Aufforderung wörtlich und restaurierte die Kapelle von San Damiano. Daß damit mehr gemeint sein könnte als nur ein Kirchengebäude, war ihm damals nicht klar (vielleicht auch besser so, bei der Aufgabe).

Doch wenn wir jetzt auch mal diesen Auftrag wörtlich nehmen und das Volk Gottes, die Kirche, als Kirchengebäude ansehen, dann fällt doch eines auf:

das, was eine Kirche wirklich schön macht, ist nicht das, was die Kirche erhält. Die Stabilität erhält sie von den versteckten Steinen in den Fundamenten, in den Wänden, in den Säulen. Die Stabilität machen die, die niemand sieht, die nicht schön sind, sondern belastbar. Es sind nicht die Verzierungen, nicht die Ästhetik, nicht der Schmuck, die kirchenerhaltend sind.

Es sind also nicht die Teile der Kirche, die nach außen ausstrahlen, die sie erhalten.

Was das heißt, mag jeder selbst entscheiden …


Bruder Tod

Tuesday, 17. November 2009

Gelobt seist du, mein Herr, durch unsere Schwester, den leiblichen Tod;
ihm kann kein Mensch lebend entrinnen.
Wehe jenen, die in schwerer Sünde sterben.
Selig jene, die sich in deinem heiligsten Willen finden,
denn der zweite Tod wird ihnen kein Leid antun.

So schreibt Franz von Assisi in seinem berühmten Sonnengesang (hier ist der Tod weiblich wegen des italienischen Originals). Der Tod als Grund für Lobgesang!

Angesichts der Trauerfeiern und Betroffenheiten für den Herrn Robert Enke, stellt sich natürlich auch allerorten mal wieder die Frage nach dem Umgang mit dem Tod.

Dem Tod, der unser letzter neuer Bekannter sein wird, der, den wir als Bruder annehmen können.

Auch Gläubige sterben nicht automatisch einen leichten Tod, auch franziskanisch Gesinnte nicht. Franz, den Überlieferungen zufolge, dagegen schon. Er begrüßte den Bruder und freute sich auf ihn.

Das alles sind natürlich keine Aussagen über das Thema Freitod, sondern über das Thema Tod im allgemeinen, denn Franz nahm den Tod als gegeben hin, suchte ihn aber nicht.

Der Tod ist eines der größten Mysterien der Schöpfung. Als Christ glaube ich nicht nur, daß die Begrenztheit jeglichen Lebens nicht nur “besser” für die Schöpfung insgesamt ist, sondern auch für jeden einzelnen (wobei man über die Frage nach dem Sinn bspw. bei sehr frühem Tod nur hoffen kann - nämlich daß es darauf mal eine Antwort geben wird - nicht aber herumschlaumeiern).

Gott zu verstehen kann nicht klappen. Erst durch die Sünde kam der Tod in die Welt, und erst der Tod gibt unserem Leben die Möglichkeit, mit Freiheit wirklich Ernst zu machen und wahre Verantwortung zu übernehmen. Denn irgendwann ist Schluß.

Der leibliche Tod wird jedem begegnen. Vielleicht wird die Angst weniger, wenn wir ihn als unseren Bruder annehmen können.

Franz zeigt mit dem Brudersein des Todes auch an, daß er (also der Tod), als Bruder personalisiert wie wir alle auch, genauso zum Heilsplan Gottes gehört wie Du und ich. Den Plan kennen wir bloß nicht genau. Ärgerlich, aber ist so.

Wenn mal ein wichtiges Treffen haben wird, was Konsequenzen für die Zukunft haben kann (bspw. ein Bewerbungsgespräch), dann lohnt es sich, das schon mal zu üben, auch Antworten auf mögliche Fragen einzuüben.
Die Kirche empfiehlt das gleiche mit dem Tod. Üben, ihm gelassen entgegenzutreten. Wie?

1. sich Verstärkung holen bei der Gottesmutter (”…, bitte für uns Sünder, jetzt und in der Stunde unseres Todes.”)
2. jeden Abend das Schluß-Gebet der Komplet mitvollziehen: “Eine ruhige Nacht und ein gutes Ende gewähre uns der allmächtige Herr”. Schon immer sah die Kirche die einbrechende Nacht und den kommenden Schlaf als beste Einübungsplätze für den Tod.
3. rechtzeitig dafür sorgen, die Sakramente des Heils (Krankensalbung und Kommunion) möglichst zu empfangen (und genauso bei Angehörigen daran denken!).

Vielleicht gelingt es dann, irgendwann im Tod einen Bruder zu sehen.


Zuhause beginnen

Wednesday, 11. November 2009

Nachdem ich schon etwas über die “Erneuerung der Kirche” im Sinne des franziskanischen Lebens geschrieben habe, kommt jetzt das nächste hehre Ziel dran: die “Verantwortung für den Frieden”.

Was sagen Lebensregel und Konstitutionen des OFS dazu? Wo soll der franziskanisch Begeisterte beginnen? Die Konstitution schreibt, bezugnehmend auf die Regel, folgendes (Art. 24):

Die Mitglieder sehen die eigene Familie als den ersten Bereich an, in dem sie ihre christliche Sendung und die franziskanische Berufung leben.

Das bedeutet natürlich nicht, daß dieser Bereich auch der letzte ist, daß man sich bequem häuslich einrichten kann mit seiner franziskanischen christlichen Existenz.
Aber es bedeutet eben auch, daß die franziskanische Berufung verfehlt wird, wenn dieser Friede zuhause nicht immer wieder versucht wird. Andere Menschen lieben und die eigenen Angehörigen ständig nervend finden und möglichs meiden - das geht eben nicht. Konflikte treten natürlich in der Familie auf, und es liegt ja auch nicht immer an einem selbst, aber oft eben auch ein wenig. Das gute Wort zur rechten Zeit, die Wertschätzung einer vielleicht von einem selbst abgelehnten Meinung, auch das Ausweichen eines Streites, wenn es eh nur ums Streiten geht - Frieden in der Familie bedeutet manchmal auch Rückzug, und der Weg zu diesem Frieden ist häufig eine gute Schule der Demut.

Der Frieden in der eigenen Familie wurde auch von vielen Menschen nicht erreicht, die von nahezu allen anderen hoch verehrt werden. Franziskus selbst ist so ein Beispiel, sein Vater hat ihn bis zuletzt nicht verstanden und sein Leben abgelehnt. Mohandas “Mahatma” Gandhi ist ein anderes Beispiel, sein ältester Sohn Harilal vermißte sehr einen fürsorgenden Vater, der Mahatma Gandhi nie war (so zumindest das mittlerweile recht ehrliche Geschichtsbild), wurde von diesem enterbt, wurde obdachloser Alkoholiker und starb an den Folgen dieser Sucht kurz nach seinem Vater (iubita mea sagte nach dem berühmten Film Gandhi, der diese Historie komplett ausblendet, daß sie ihn (Mahatma Gandhi) zwar toll finde, aber keinesfalls mit ihm verheiratet sein wolle).

Frieden in der Familie ist eine lebenslange Aufgabe, denn keiner kennt uns so gut wie unsere Angehörigen, keiner weiß so gut, wo er pieksen muß um uns zur Weißglut zu bringen, keiner kennt unsere Launen und Schwächen so gut wie unsere Familie.

Mutter Teresa hatte es schon vor Jahren auf den Punkt gebracht (aus der engl. wikipedia):

When Mother Teresa received the [Nobelpeace-]prize, she was asked, “What can we do to promote world peace?” She answered “Go home and love your family.”


Wir müssen katholisch sein

Wednesday, 04. November 2009

Franziskus fühlte sich sehr denen verbunden, die, wie er selbst anfangs, Teil der Laien-Büßerbewegung waren und seinem Vorbild folgen wollten - also die Männer und Frauen, die den späteren Dritten Orden bilden.

Um ihnen mitteilen zu können, wie er dachte, besuchte er sie wenn möglich. Da das - rückwirkend gesehen glücklicherweise - nicht immer ging, schrieb er auch Briefe “an die Gläubigen”.

Während er die Ordensregel des Ersten Ordens (klassischer Orden mit Ehelosigkeit, Armut und Gehorsam) als etwas schrieb, das an andere gerichtet war - er schreibt hier von “den Brüdern” - so findet sich insbesondere im 2. Brief an die Gläubigen eine viel engere Beziehung zu den Adressaten.

Da Franziskus sich wie alle Christen zu “den Gläubigen” zählte, ist dieser Brief voll von “wir müssen”. Beide Worte sind wichtig: das “wir” drückt aus, daß er einer von den Gläubigen war, daß er an sich den gleichen Anspruch wie an alle Christen stellte (an Ordensleuten setzt er aber explizit ein höheres Maß an, weil sie der Welt entsagt hätten - also mehr Zeit und Kraft für die Hingabe an Gott hätten). Das “müssen” deutet an, daß diese Aufforderungen für ihn keine mögliche Option darstellen, sondern aus der Entscheidung für Christus geradezu logisch erscheinen.

Ein Beispiel aus dem 6. Kapitel des 2. Briefes an die Gläubigen:

32 Wir müssen auch fasten und uns enthalten von Lastern und Sünden (vgl. Sir 3,32) sowie vom Überfluß an Speisen und Trank, und wir müssen katholisch sein.
33 Wir müssen auch häufig die Kirchen aufsuchen und den KIerikern Hochachtung und Ehrfurcht erweisen, nicht allein um ihrer selbst willen - wenn sie Sünder wären - sondern wegen des Amtes und der Verwaltung des heiligsten Leibes und Blutes Christi, den sie auf dem Altare opfern und den sie empfangen und austeilen.
34 Und wir alle sollen fest wissen, daß niemand gerettet werden kann als nur durch die heiligen Worte und das Blut unseres Herrn Jesus Christus, welche die Kleriker sprechen, verkünden und darreichen.
35 Und nur sie allein dürfen diesen Dienst ausüben und niemand sonst.
36 Besonders aber sind die Ordensleute, die der Welt entsagt haben, verpflichtet, noch mehr und Größeres zu tun, aber jenes nicht zu unterlassen (vgl. Lk 11,42).

Es gibt noch deutlich mehr “wir müssen” Sätze, doch ein jeder, der sich mit Franziskus beschäftigt und von seiner Art der Christus-Nachfolge angezogen ist, weiß, daß diese Maßgaben schwierig sind, daß wir oft scheitern, daß auch er selbst, wie er zugibt, nicht immer seinem Ideal treu blieb.

Was bedeutet hier in diesem Zusammenhang das lapidare “und wir müssen katholisch sein”?

Natürlich bedeutet das zuerst einmal, historisch aufgrund der verschiedenen außerkirchlichen Armutsbewegungen zu der damaligen Zeit, daß der Gläubige an sich in der Kirche zu verweilen habe, da nur sie die sicheren Quellen des Heiles, die Sakramente, verwalten könne.

Es bedeutet aber noch weitaus mehr. Es heißt, daß auch der noch so Franziskus-Begeisterte nicht auf die Idee kommen darf, daß sein Verständnis von Christ-Sein mit allem Franziskanischen dazu das Nonplusultra wäre, daß dieser Weg der einzig wahre christliche wäre. Das ist nicht leicht, doch letztlich ist es eine Frage der persönlichen Berufung.

Wozu “die Kirche” berufen ist, vermag der Einzelne nicht so einfach zu beantworten, da sie dem menschlichen Zugriff eigentlich entzogen ist.

Wie “die Kirche” zu sein habe, kann kein Nachfolger Christi in den Fußspuren von Franziskus wirklich sagen. Er kann nur sagen, wie er selbst zu sein hat.

(Auch ich gebe zu, Wünsche habe ich natürlich an die Kirche, diese hier auch mehrfach geäußert).

Doch kein Franziskaner wird ernsthaft behaupten können, daß es für das Ausleben der franziskanischen Berufung in der Kirche nicht ausreichend Raum gäbe. Die Leitplanken der jeweiligen Ordensregel (Erster bis Dritter Orden) sind so weit, daß man es wirklich absichtlich darauf ankommen lassen muß, will man da ständig anstoßen.